Kapitel 64
"Abi," brüllt Amber und winkt mich in ihre Ecke der Bar, Chloe ist nirgends zu sehen. Ich zupfe meinen Bikinioberteil zurecht und lasse mich dann auf die Bank fallen.
"Jetzt guck nicht so. Das hier ist Ibiza. Hier wird alles negative vergessen und nur noch gefeiert." Amber reicht mir einen Caipirinha, aber das Lächeln erreicht ihre Augen nicht. Wir stoßen an und schauen uns einen Moment an. Immer wenn so ein bedrücktes Schweigen zwischen uns steht, blitzt ein Bild von ihr, zusammen gekauert an der Wand der Tankstelle, auf.
Chloe kommt und hat die nächste Runde Cocktails mit im Schlepptau. Ich stütze meinen Kopf auf den Händen ab und schaue von einer zur Anderen. Ich hab die beide. Echt lieb, aber ich will gerade irgendwie nicht hier sein.
"Wäre es oke, wenn ich zurück ins Hotel gehe und ein bisschen schlafe?" Frage ich vorsichtig und nippe an meinem Cocktail. Ich will die beiden nicht weiter runter ziehen und gestern war die Stimmung bei uns richtig gut. So gut, dass ich immer noch Kopfschmerzen habe, obwohl ich schon zwei Tabletten genommen habe.
"Wir könnten heute auch alle früher gehen, was meint ihr?" Wirft Amber ein und Chloe nickt zustimmend. "Ja, von mir aus. Aber die Runde trinken wir noch."
Als unsere Gläser geleert sind, gehen Amber und Chloe noch schnell auf die Toilette. Diesen unbeobachteten Moment nutze ich, um einen Blick auf mein Handy zu werfen. Mein Vater hat versucht mich anzurufen und Finn hat mir geschrieben, und gefragt, ob ich wieder im Club bin.
Ich antworte ihm schnell, dass wir noch vier Tage auf Ibiza bleiben und lege mein Handy wieder beiseite. Es dauert nicht lange, bis es wieder vibriert.
Schade, meld dich, wenn du reden möchtest oder so.
Mache ich, danke
Dann schalte ich mein Handy auf Flugmodus, um nicht wieder in Versuchung zu geraten, einen Blick drauf au werfen.
Als wir zehn Minuten später durch die Lobby gehen und uns unsere Schlüsselkarte holen, bin ich total fertig. Ich will einfach nur noch schlafen. Vernünftig schlafen, ohne zwischendurch andauernd aufzuwachen.
💠💠💠
Wir verbringen den nächsten Tag entspannt am Pool, spielen zwischendurch Karten und gammeln einfach vor uns hin. Als wir zum Abendessen zu einem Italiener gehen, bin ich überrascht und erleichtert darüber, dass der Tag so schnell vorbei gegangen ist.
Abends liege ich in meinem Bett und kann mich nicht mehr davon abhalten auf mein Handy zu schauen. Ich lege es enttäuscht wieder zurück, doch da ploppt doch eine Nachricht auf.
Drake
Ist alles was ich sehe, weil meine Sicht plötzlich so verschwommen ist. Ich sitze aufrecht im Bett und halte mein Handy mit zitternden Händen. Ich brauche drei Versuche, um das Telefon zu entsperren und ganze Minuten um mich dahin gehend zu beruhigen, dass ich seine Nachricht jetzt lesen kann.
Ich weiß, ich habe es nicht verdient. Aber würdest du mit
mir reden? Nur ein paar Minuten?
Ich weiß sofort, dass ich 'ja' sagen werde, eine andere Option gibt es überhaupt nicht. Trotzdem wäge ich einen Moment ab. Was ist das Schlimmste, das passieren kann? Was das Beste?
Während ich noch überlege, erreicht mich die nächste Nachricht.
Ich stehe vor deiner Tür.
Kommst du runter?
Ich bin nicht Zuhause.
Seine Antwort kommt sofort.
Wo dann?
Ibiza
Hattest du erzählt.
Wusste nicht, dass du
jetzt schon da bist.
Achso
Antworte ich nur und reibe mir die Augen, die anfangen zu brennen, weil ich in der Dunkelheit so fanatisch auf mein Handy giere.
Kann ich dich kurz anrufen?
Warum?
Ich weiß selbst, wie abweisend ich klinge, aber ich sehe da keinen Sinn bei, jetzt zu telefonieren. Das einzige, was dadurch wieder neu entfacht wird, ist der Schmerz.
Ich möchte deine Stimme hören.
Ich vermisse dich.
Ich brauche dich.
Mein Herz poltert so laut in meiner Brust, dass ich mir ernsthaft Sorgen mache, dass es Amber und Chloe aufwecken könnte. Ich presse meine Hand an meine Brust und zwinge mich ruhiger zu atmen, um nicht gleich mit einem Herzinfarkt zu enden.
Abi?
Ich starre weiter mit großen Augen auf den Bildschirm, bin aber nicht fähig, etwas zu antworten. Wir hatten seit vier Wochen keinen Kontakt. Was hat sich plötzlich verändert?
Und halte ich es aus, dass zu erfahren?
Über zwei Stunden liege ich auf meiner Matratze und wälze mich von einer Seite auf die Andere. Schlussendlich komme ich zu dem einzigen Entschluss, den ich gerade fassen kann. Ich schleiche mich raus, lasse mich an der Wand im Flur auf den Boden gleiten und drücke den Anruf Button.
Er nimmt nach einem einzigen Klingeln ab. "Abi?"
"Drake, hi." Meine Stimme klingt rau und ich räuspere mich, um meine Stimme nicht mehr so belegt klingen zu lassen.
"Du hast dich also doch dazu entschieden, mich nicht weiter zu ignorieren?" Ich beiße mir auf die Lippe und streiche über meinen Arm, auf dem sich eine breite Gänsehaut ausbreitet.
"Sorry, das war unangebracht." Entschuldigt er sich im nächsten Moment und seufzt frustriert auf. Er klingt verwirrt, aber diese Situation ist auch sehr verfahren.
"Wie geht es dir?" Frage ich und hoffe auf eine aufrichtige Antwort.
"Du weißt es noch nicht oder?" Eine merkwürdige Kälte liegt in seiner Stimme und ich horche sofort auf.
"Was meinst du?" Ich nehme mein Handy vom Ohr und google die News.
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