Kapitel 58
Drake
Ist mir scheiß egal, ob sie mich für einen Psychopathen oder sonst was hält. Ich muss sie jetzt einfach sehen und wenn ich dafür in ihr Haus einbrechen muss, dann ist das halt so.
Mein Bekannter, Earl, der Wachmann wartet vor der Tür, die zu Abis Wohnung führt.
"Guten Abend, schon recht spät für einen Besuch oder?"
"Kann sein." Brumme ich und gebe ihr Geburtstag, den 06.04.97 als Zahlenkombi ein. Zugriff verweigert.
"Sie hat ihn geändert." Stellt Earl überflüssigerweise fest und grinst mich überheblich an.
"Ach, ist das so?" Ich ziehe mein Handy hervor und wähle ihre Nummer. Ich höre, wie es klingelt und wie dann das Klingeln abrupt verstummt, als sie meinen Anruf ablehnt.
"Abigail." Ich hämmere mit der flachen Hand gegen die Tür, werde allerdings nur eine Sekunde später weg gezogen. Ich schaue über die Schulter, der Typ hinter mir sieht aus wie eine jüngere, kräftigere Version von Earl. Sein Sohn. Scheiße.
"Abi, mach die verfickte Tür auf." Brülle ich und trete gegen sie, wobei ein unangenehmes Knarzen entsteht. Ich werde ruckartig nach hinten gezogen und muss aufpassen, dass ich nicht aus dem Gleichgewicht gerate. Trotzdem taumle ich einen Moment und der Wixer nutzt das aus, um mir in die Kniekehlen zu treten und mich somit zu Fall zu bringen.
"Fick dich." Fluche ich und will aufspringen, in dem Moment öffnet sich allerdings die Tür und ich erstarre vor Schreck und Erleichterung.
Unter Abis Augen liegen dunkle Ringe, ihre Haare sind zerzaust und ihre Lippen, blass und aufeinander gepresst. Sie trägt ein schwarzes Tshirtkleid zum Schlafen und sieht mich einfach nur mit aufgerissenen Augen an. Ihre Schenkel wirken dünner, aber immerhin noch absolut hinreißend.
"Drake," sagt sie nur und mein Herzschlag beschleunigt sich. Wieso reicht mein Name aus ihrem Mund, um mich aus den Konzept zu bringen?
"Abi, bitte, nur eine Minute. Ich erkläre es dir. Ich sage dir alles, was du wissen willst, aber bitte." Ich strecke die Hände nach ihr aus und ärgere mich darüber, wie verdammt lächerlich ich gerade aussehen muss.
"Von mir aus." Ich traue meinen Ohren kaum, als ihre Worte zu mir durchdringen. Erst als Earl und die behinderte, jüngere Version von ihm mich loslassen und verschwinden, rapple ich mich auf und folge ihr.
Sie setzt sich auf den Sessel vor ihrem Schlafzimmerfenster und zieht die Beine an die Brust ran. Und dann deckt sie sich noch zu, als müsste sie sich vor meinem Blicken schützen. So eine Scheiße. Ich habe es echt versaut.
Ich ziehe mir den anderen Sessel ran und überlege, was ich sagen kann, damit sie mir verzeiht. Ich will doch einfach nur, dass alles wieder so wird, wie es war. Was wir hatten war so so gut. Keine meine anderen Beziehungen kommt annähernd an das ran, was wir hatten.
Das mit ihr ist etwas Besonderes, es ging nicht nur um Sex, obwohl der wirklich fantastisch war. Sie hat mir vertraut und ich wusste ja nicht, wie berauschend dieses Gefühl sein kann , wenn dir jemand voll und ganz vertraut. Was das mit deinem Körper anstellt. Es macht süchtig und genauso fühle ich mich jetzt auch.
Ich war auf Entzug, ohne ihre Nähe, ihre Stimme und ihren Körper, habe ich mich leer gefühlt. Unvollständig und einsam, egal wie viele Leute um mich herum waren.
"Drake," ein warnenden Unterton liegt in ihrer Stimme und ich weiß, dass ich ihre Geduld mit jeder Sekunde, in der ich nichts sage, weiter strapaziere. "Gib mir noch eine Sekunde." Bitte ich sie und frage mich gleichzeitig wieso, ich Volldepp, mir eigentlich nicht überlegt habe, was ich ihr sage, wenn sie mich rein lässt.
"Ich rede wirklich mit niemanden darüber. Es hat mich nur überrascht, dass ich für einen Moment wirklich das Bedürfnis dazu hatte." Murmle ich kleinlaut.
"Wieso hat dich das überrascht?" Fragt sie und ich reibe mir frustriert über das Gesicht. "Ich hatte es vorher nie. Ich hatte noch nie das Bedürfnis mit jemanden darüber zu reden okay?"
Sie schließt für einen Moment die Augen und öffnet sie dann wieder, den Blick geradezu auf mich gerichtet. "Und das ist immer noch so?"
"Ja," erwidere ich. "Nein," korrigiere ich mich im nächsten Moment. Scheiße, warum ist das so schwierig?
"Ich werde es dir erzählen, ja?"
"Du sollst es mir nur erzählen, wenn du das auch willst und nicht, wenn du dich dazu gezwungen fühlst." Sagt sie und ich schaue sie nur an. Was verdammt soll das denn jetzt heißen?
Da ich mir Leinen Raum auf ihre Worte machen kann, beginne ich einfach zu erzählen. Sie muss mir glauben, sie muss zur mir zurück kommen. "Meine Mutter hat uns vor meinem ersten Geburtstag verlassen. Mein Vater hat sich anfangs damit abgefunden, dass sie einfach gegangen ist. Doch Jahre später plötzlich nicht mehr, er hat sie immer und immer wieder aufgespürt. Irgendwann lief das alles aus dem Ruder und der neue Freund meiner Mutter kam zu uns nach Hause."
Ich schluckt und knete nervös meine Hände. "Er hat Mia mitgenommen und ich konnte nichts dagegen tun. Callie und ich haben zu spät bemerkt, dass wir nicht alleine zuhause waren. Ich bin hoch gerannt und ins Kinderzimmer gestürmt, aber da war sie schon weg, als ich wieder unten ankam, lag Callie blutüberströmt am Boden."
Sie blinzelt um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken und hat ihre Finger in die Decke gekrallt. "Wir waren so fertig und traumatisiert und als mein Vater nach Hause kam, war die Polizei gerade eingetroffen. Er war vollkommen außer sich und ist auf jeden los, der ein falsches Wort gesagt hat."
"Er hat jemanden los geschickt um sie zu finden. Als der nicht zurück kam, wussten wir, wo sie sein würden. Leyla, meine Mutter, und Mia waren im Hauptquartier der Barbados." Ich kann nicht verhindern, dass meine Stimme unruhig klingt und ich nervös auf meinem Sessel hin und her rutsche. Es ist viel schwerer darüber zu sprechen, als ich angenommen habe.
"Mary war zu dem Zeitpunkt noch nicht mit meinem Vater verheiratet, sie hätten nur eine Affäre aus der ein Kind hervor gegangen ist und meine Mutter war stinkwütend darüber, sie wollte selbst immer noch ein Kind, aber mein Vater nicht. Sie hat es an Mia ausgelassen, obwohl sie die einzige ist, die für diese ganze Scheiße nun wirklich nichts kann." Man, ich weiß genau, warum ich nie darüber reden wollte. Es tut weh.
"Ich bin eingetreten, um die beiden zu retten und bis heute nicht wieder raus gekommen." Und das ist sie, die beschissene, reine Wahrheit, die sie angeblich hören wollte.
Findet ihr es gut, mal aus seiner Sicht zu lesen?
Und was sagt ihr zu dem Kapitel allgemein?😱
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