Kapitel 27
Wieder sind mehrere Tage vergangen seit ich Drake das letzte Mal gesehen haben. Er schreibt mir SMS, immer wieder, eine süßer als die andere.
You've got the power over me
War die letzte und egal aus welchem Lied die Zeile stammt, irgendwann finde ich es, und höre es so lange, bis ich es auswendig kann.
Ein wohliger Schauer läuft über meinen Nacken als ich mein Zimmer betrete. Drakes Lederjacke liegt immer noch auf dem Sessel vor dem Fenster und sie riecht nach ihm. Zärtlich streiche ich über die verschiedenen Embleme, von denen mir keins bekannt vorkommt.
Amber holt mich gleich ab und wir fahren zu Chloe in die Villa. Ich trage ein weißes, trägerloses Kleid und habe meine silberne Clutch in der Hand. Ich bin froh, dass mein Vater und Evelyn, Erics Mutter, vor ein paar Tagen weg gefahren sind und bis jetzt noch nicht wieder da sind. Jetzt muss ich wenigstens nicht mehr wie ein Einbrecher durch mein eigenes Haus schleichen. Das macht die Situation Zuhause um einiges angenehmer.
Draußen hupt es und ich trenne mich nach einem letzen, sehnsüchtigem Blick von Drakes Jacke. Es ist schön etwas von ihm zu haben. Dadurch wird das Ganze realer. Und es ist eine Bestätigung dafür, dass wir uns wiedersehen und das erleichtert mich unglaublich.
Amber schlängelt ihren Mini gekonnt durch den Verkehr und bei Chloe angekommen, winkt uns der Pförtner durch das Tor. Chloes Villa ist riesig, drei Stockwerke mit insgesamt 24 Schlafzimmern. Ihre Eltern wohnen hier zwar auch, aber bei der Größe laufen sie sich tatsächlich relativ selten über den Weg. Ihr Vater ist außerdem ein erfolgreicher Geschäftsmann und sehr selten Zuhause. Chloes Mutter verbringt ihre Zeit hauptsächlich mit Shoppen und Brunchen.
Chloe öffnet die Tür und strahlt uns an, ihre langen blonden Haare hat sie in einen hohen Zopf gebunden und sie trägt ein rotes, enges Kleid.
"Wie schön, dass ihr da seit." Sie führt uns zu einem großen, hellen Raum. Schicke Zweiersofas, stehen sich gegenüber und auf einem runden Glastisch stehen Cocktails und ein paar Snacks. Es erstaunt mich überhäuft nicht, dass ich diesen Raum noch nie betreten habe. Die meiste Zeit verbringen wir am Strand oder in der Stadt und wenn wir hier sind, dann meistens in dem Raum neben ihrem Schlafzimmer.
Ich schnappe mir eine Pizzaschnecke, die sind nämlich einfach göttlich und Chloe grinst erfreut. Sie weiß, dass ich die liebe. Wir schreiben uns einen Plan mit Clubs auf Ibiza und planen unseren nächsten Urlaub, die Wahl liegt bei Venedig oder Marokko. Dann diskutieren wir über einen Dozenten, dabei nimmt Amber ihn durchgehend in Schutz und verteidigt ihn vehement. Chloe und ich tauschen schon erfreute zweideutige Blicke aus.
Dabei trinken wir einen Cocktail nach dem anderen und unsere Stimmung wird immer ausgelassener. Chloe schaut nebenbei immer wieder auf ihr Handy. Leo scheint ihr nicht zu antworten und das kann Chloe überhaupt nicht ab. Sie ist sehr schnell reizbar.
Amber kichert und grinst mich ungeniert an. "Woran denkst du?" Frage ich und schaue sie böse an.
"Du hast mir den Kerl weg geschnappt." Ich keuche erschrocken auf und meine Augen weiten sich. Sie sieht mich tadelnd an und ihre Mundwinkel zucken. Sie hat Recht. So eine Scheiße. Wieso habe nie daran gedacht? Ich habe die beiden beim rummachen erwischt, ich habe ihn da das erste Mal gesehen.
"Am..." Mir fehlen die Worte, ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll. Chloes Blick huscht zwischen uns beiden hin und her und Ambers Lippen formen sich zu einem Lächeln. Einen Moment später prustet sie los und Chloe steigt sofort mit ein. Ich glotze die beiden verständnislos an und schüttle verwirrt den Kopf.
"Was ist falsch mit euch?" Frage ich sie lauter als beabsichtigt und sie halten beide für einen Moment inne.
"Ach Abi." Amber betrachtet mich amüsiert und mir wird mit jeder Sekunde unwohler. "Du sahst einfach so lustig aus. Ich wollte dir keine Angst machen."
"Ich habe den Schreck meines Lebens gekriegt," erwidere ich kleinlaut.
"Sie ist dir nicht böse, das ist Schnee von gestern." Wirft Chloe ein und nippt an ihrem Drink, Amber nickt bestätigend und tätschelt beruhigend meine Hand. "Ich habe doch Jake." Aha, wieder ein Geheimnis gelüftet. So heißt der Typ also!
"Ihr beide passt gut zusammen." Chloe grinst ungeniert und ich lächle vorsichtig und erlaube mir wieder normal zu atmen. "Apropos Kerle, wollen wir noch ins Nobu? Leo ist dort und wir könnten noch einen Happen essen?"
"Meinetwegen." Amber zuckt die Schultern und ich ebenfalls. Begeistert bin ich von der Idee nicht, aber Chloe möchte es gerne, dass merken wir sofort.
"Es ist richtig ernst zwischen euch oder?" Frage ich vorsichtig und sie wendet sich sogleich ab. Bei ihr muss man ganz genau aufpassen, wann man über Gefühle oder wichtige Themen sprechen kann. Sie ist viel verletztlicher, als man denkt.
"Ist es." Bestätigt sie kurz angebunden, lächelt aber dabei.
💠💠💠
Wir waren im Nobu und jetzt fahren in einen angesagten Club außerhalb von L.A. Leo kennt da wohl jemanden, der gesagt hat, dass heute ein berühmter Dj auflegt. Und das können wir uns ja nicht entgehen lassen, denke ich mir, obwohl ich eigentlich ziemlich müde bin.
Wir fahren circa eine Stunde in dem schwarzen Suv und parken auf dem großen Parkplatz hinter dem Club. Von außen sieht er ziemlich unscheinbar aus, wie ein altes Fabrikgebäude, und liegt ziemlich abgelegen. Leo hatte Recht, der Dj ist der Hammer, wir tanzen sehr lange und ausgiebig und ich schaffe es tatsächlich für eine längere Zeit nicht aufs Handy zu gucken und nicht pausenlos über Drake nachzudenken.
Zweimal muss Chloe mir helfen und aufdringliche Kerle los zu werden. Ich bin irgendwie zu nett um sie richtig weg zu schicken.
Ich tanze die ganze Zeit mit Amber und Chloe huscht von Leo zu uns und wieder zurück.
"Der Typ da schaut dich voll gruselig an." Ich grinse Amber an und deute unauffällig auf den Typen, der neben uns tanzt. Sie wirft einen kurzen Blick auf ihn, dreht sich dann sofort weg. "Nicht mein Geschmack." Schreit sie in mein Ohr und ich nicke nur. Das habe ich mir schon gedacht. Er ist schließlich kein gewisser Professor. Und Adam heißt er auch nicht.
Zwei Lieder später wird er mutiger und nähert sich uns. Er legt eine Hand auf Ambers Hüfte und ich schreite sofort ein. Wenn es nicht um mich geht, kann ich mutig sein und anderen die Meinung geigen. Er legt seinen Arm um mich und ignoriert mein Geschimpfe. Ich schubse ihn grob weg, sein schmieriger Geruch entfacht einen Würgereiz in meiner Kehle. Dabei landet sein Drink auf meinem weißen Kleid. Und was macht der Idiot? Er lacht laut los und was macht Amber? Sie knallt ihm eine, aber so richtig. Sein Lachen verstummt abrupt und dafür fangen wir an.
"Ist alles okay?" Leo steht mit Chloe hinter uns und betrachtet den Kerl misstrauisch.
"Ja, alles gut," winke ich ab. "Ich gehe kurz auf die Toilette."
"Soll ich mitkommen?" Fragt Amber, aber ich schüttle den Kopf. Das schaffe ich alleine. Ich kämpfe mir einen Weg und betrete den hinteren Teil des Gebäudes. Ich betrachte den Schaden und versuche halbherzig das Kleid zu säubern, es ist zwecklos. In dem Drink war irgendeine Flüssigkeit, die jetzt schon einen großen, dunklen Fleck gebildet hat.
Ich lehne mich für einen Moment ans Waschbecken und genieße die Stille. Man hört hier überhaupt keine Musik, nur der Bass dröhnt leise durch die Wände. Ich trockne meine Hände ab und kann dabei durch ein schmales Fenster auf den Parkplatz gucken. Draußen ist es stockdunkel, trotzdem kann ich die Silhouetten einiger Personen ausmachen. Sie stehen in einem Kreis um etwas herum.
Als ich erkenne, was genau da vor sich geht, packt mich blankes Entsetzen. Ich stürme zurück in den Flur und öffne die Tür mit der Überschrift Notausgang. So schnell es in den Schuhen geht, renne ich auf den Parkplatz.
"Heeey." Brülle ich so laut, wie ich kann. Einige der Personen drehen sich zu mir um und für einen Moment verlässt mich der Mut und ich bleibe wie angewurzelt stehen. Aber dann wechselt meine Angst wieder in Wut um und ich stampfe mit großen Schritten auf die Leute zu.
Zu spät bemerke ich die Lederkutten und die Motorräder, die ordentlich in eine Reihe aufgestellt sind. Sie drehen sich zu mir um und der Mann, der auf dem Boden liegt, stöhnt gequält auf. Überall ist Blut, seine Lederjacke ist zerrissen und das Stück, was man von seiner Haut sieht ist blau lila gefärbt. Mehrere große Schnitte sind über seinem Gesicht verteilt und er blickt mich aus blutunterlaufenen Augen an.
"Hi Süße, hast du dich verlaufen?" Ein riesiger Kerl mit Glatze, einem Tshirt und einer Lederweste mit komischen Abzeichen drauf lässt seinen Blick abschätzig über mich wandern. In seinem Gesicht ist so gut wie jeder Zentimeter gepierct und an seinen Armen gibt es keinen Fleck, der nicht mit Tattoos versehrt ist. Langsam wird mir bewusst, dass ich gerade echt dabei bin, mich richtig in Schwierigkeiten zu bringen.
Ich schreibe schon am nächsten Kapitel. Hoffe ich konnte die Spannung gut rüber bringen ❤
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