Kapitel 12
Noch immer berauscht von den unglaublichen Orgasmen taumle ich am Strand entlang. Ich will Collin nicht wecken, damit er mich abholt, deswegen werde ich das Stück zu Fuß gehen. Das wird zwar ein bisschen dauern, aber die frische, kühle Nachtluft tut mir gut.
Wir sind Arm in Arm eingeschlafen, aber ich bin zum Glück kurze Zeit später wieder aufgewacht. Ich habe die Rechnung bezahlt und gehe jetzt nach Hause. Wider aller Erwartungen bin ich kein bisschen müde, sondern hellwach und irgendwie glücklich.
💠💠💠
Ich trage meine Lieblings Louboutins und ein neues dunkelblaues Kleid. Während des Studiums möchte ich parallel ein Praktikum machen und habe vor ein paar Tagen die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch bei einem der größten Modedesigner in L.A. bekommen.
Aufgeregt tipple ich in den Eingansgbereich und werde gleich von einer Frau, mittleren Alters und strengen Gesichtszügen empfangen.
"Haben Sie einen Termin?" Fragte sie barsch und versucht garnicht erst ihre Abneigung mir gegenüber zu verstecken.
Ihre Unfreundlichkeit legt bei mir irgendwie einen Schalter um.
"Ich habe einen Termin für ein Vorstellungsgespräch mit Mister Wilson." Ich strecke den Rücken durch und mustere sie abfällig. Ich muss mir hier keine Freunde machen und das kann sie ruhig wissen.
"Folgen Sie mir." Sie dackelte voraus und mir bleibt nichts anderes übrig, als ihr hinter her zu laufen. Sie steuert auf den Fahrstuhl zu, hält ihre Chipkarte vor den Laser und drückt auf einen der Knöpfe. Dabei versperrt ihr breites Kreuz mir jedoch die Sicht auf das gewählte Stockwerk.
Als sie mich wortlos stehen lässt, schließen sich die Türen nur Augenblicke später und ich drehe mich, um mein Spiegelbild zu prüfen. Mein Lippenstift sitzt genau richtig und meine Haare liegen noch genau wie vor einer halben Stunde.
Mit einem Pling öffnen sich die Fahrstuhltüren und das erste was ich sehe, ist die faszinierende Aussicht. Ich verharre auf meiner Position vor der riesigen Glasfront. Man hat eine wunderbare Aussicht über L.A und außerdem kann man das Meer sehen, obwohl es über 20 Minuten Fahrt von hier entfernt ist.
"Miss Dixon?" Eine tiefe Stimme ertönt und ich drehe mich mit einem entschuldigenden Lächeln auf den Lippen um.
"Man kann nicht wegschauen oder?" Ein staatlicher Herr, mittleren Alters begutachtet mich mit einem amüsierten Blick und deutet dann auf sein Büro.
Ich schüttle seine ausgestreckte Hand und wir setzen uns. Ich wundere mich immer noch darüber, dass er selbst die Vorstellungsgespräche führt. Er hat doch bestimmt eine ganze Abteilung für so etwas.
Verblüfft betrachte ich das weiße Eckbüro, es ist riesig, und an beiden Seiten mit einer kompletten Glaswand ausgestattet. Er nimmt hinter seinem gewaltigen Schreibtisch Platz und mustert mich ausgiebig.
"Ich komme gleich zur Sache. Ich suche nicht noch eine Designerin, mit außergewöhnlichen Ideen, die ihr eigenes Modeimperium aufbauen möchte." Die Art, wie er das ganze sagt, lässt es lächerlich klingen und innerlich fahre ich mein Schutzschild hoch. Ich weiß genau, dass was er mir sagen wird, ist nicht das, was ich hören will.
"Ich suche eine Assistentin mit Biss und Mut. Sie darf keine Angst vor der Presse haben oder vor aufmüpfigen Fragen. Sie muss so abgehärtet sein, wie sie." Ich beiße mir auf die Lippen, als ich die Andeutung auf meinen Vater verstehe und nicke zögerlich.
"Sie werden bei den Fashion Shows dabei sein und vielen Designern bei der Arbeit zu sehen, aber sie werden nichts selbst entwerfen. Jedenfalls nicht in ihrer Arbeitszeit. Das ist nämlich nicht ihr Job. Sie kümmern sich um meinen Terminkalender und darum das absolut nichts schief geht." Sein Ton ist entschieden und man sieht ihm an, das er selten in seinem Leben ein Nein zu hören bekommt.
Sein Telefon klingelt und er bedeutet mir mit einer Geste, dass ich gehen soll. Wie unverschämt! Ohne ihm die Hand zu schütteln oder ein Wort des Abschieds auszusprechen, verlasse ich das Büro und steige in den Fahrstuhl. Für diesen Mann werde ich niemals arbeiten.
Und das wars mit meiner Chance auf das Praktikum, aber die Sekretärin für diesen Typen zu spielen, kommt garnicht infrage.
Bei mir in einer Stunde. Zieht euch für den Infinity Club an!
Die SMS schicke ich an Amber und Chloe und verlasse dann enttäuscht das protzige Gebäude. Collin wartet auf mich und ich lasse mich niedergeschlagen auf den Sitz fallen.
"Ich möchte nach Hause." Noch während ich das sage, öffne ich die erste Flasche und trinke direkt daraus. Man war das ein Scheißtag, der kann ja nur besser werden.
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Der Alkohol entfaltet langsam seine ganze Wirkung und wir tanzen, bis wir kaum noch stehen können. Amber bringt die nächste Runde Shots und ich schmecke den Vodka kaum noch, als er mir die Kehle runter läuft.
Ich bewege mich zur Musik und lasse mich vollkommen fallen, löse mich von all meinen Problemen und Ängsten und konzentriere mich nur noch auf den Beat.
Ein leichtes Prickeln in meinen Nacken irritiert mich, doch ich ignoriere es und schiebe dieses merkwürdig Gefühl auf den Alkohol.
Irgendwie überkommt mich ein schlechtes Gewissen, wenn ich daran denke, dass ich Drake einfach in dem Hotelzimmer sitzen gelassen habe. Aber andrerseits hätte er bestimmt nicht gewollt, dass wir am nächsten Morgen gemeinsam aufwachen und die Demütigung wollte ich mir einfach ersparen.
Erschöpft deute ich auf die Sitzecke und Amber folgt mir, während Chloe wieder irgendwohin abgetaucht ist. Sie hat diese merkwürdige Angewohnheit andauernd zu verschwinden.
"Jetzt erzähl mal genau, was passiert ist." Fordert sie mich auf, während wir es uns auf dem Sofa im VIP Bereich gemütlich machen.
"Da gibt's nichts zu erzählen." Grummle ich und bedeutet dem Kellner, dass wir neue Drinks brauchen.
"Ihr habt miteinander geschlafen und du bist abgehauen." Stellt sie fest und verzieht dabei ihre rosa Lippen zu einem Schmollmund. Ich nicke nur zustimmend und halte meinen Blick gesenkt.
"Erzähl mir mehr. Das war das erste Mal seit dem Sommer oder?" Sie tastet sich vorsichtig an den wahren Grund ihrer Frage heran. Schlaues Mädchen.
"Ja." Antworte ich knapp und sie seufzt erleichtert.
Auf meinen fragenden Blick hin antwortet sie:" Es war Zeit für dich darüber hinweg zu kommen. Wir haben uns schon Sorgen gemacht."
Ich trinke den neuen Drink in einem Zug aus und stelle das Glas zurück auf den Tisch.
"Können wir jetzt bitte aufhören darüber zu reden?" Frage ich sie flehend. Ich fühle mich viel zu schwach und machtlos, wenn wir über meine Vergangenheit reden. Zum Glück nickt sie, doch das nehme ich kaum noch wahr.
In meinem Nacken stellt sich wieder dieses seltsame Prickeln ein und dieses Mal drehe ich mich sofort um. Es muss doch einen Grund geben.. Und keinen Augenblick später, erkenne ich den Grund auch schon. Er sitzt am anderen Ende des Clubs in dem kleineren Teil der VIP Lounge und grinst mich an.
Als würde ich von einem merkwürdigen, unsichtbaren Band gezogen werden, stehe ich auf und gehe zur Bar. Amber beobachtet neugierig meine Reaktion, verkneift sich aber schlauerweise jeglichen Kommentar. Es ist seine Entscheidung, entweder er kommt her oder er lässt es bleiben.
Der Schalk glitzert in seinen Augen, als er sich wenige Momente später neben mich stellt. "Und ich hatte schon Sorge, dich nie wieder zu sehen meine Schöne." Seine raue Stimme jagt mir sofort eine Gänsehaut über meinen Körper und auch mein Unterleib gibt mir deutlich zu verstehen, dass er sich sehr gut an die Aktivität der letzten Nacht erinnert.
Ich versuche unauffällig meine Schenkel zusammen zu pressen, aber sein wissendes Grinsen macht deutlich, dass ich aufgeflogen bin.
"Wieso bist du gegangen?" Fragt er und blickt mich gerade heraus an.
Alarmiert schaue ich hoch in seine funkelnden grünen Augen und was ich dann spüre, lässt mein Herz für einen Moment aussetzen.
Ich fühle Schmerz, von mir selbst verursacht. Ich fühle mich schlecht, weil ich ihn alleine gelassen habe. Und noch schlimmer, ich wünschte, ich wäre da geblieben. Instinktiv sage ich das Einzige, dass mich davor bewahren kann, jetzt vollends die Kontrolle zu verlieren.
"Ich habe einen Freund." Mit diesen Worten drehe ich mich um und gehe. Ich höre noch, wie er zischend ausatmet und ich versuche die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Wenn ich bei Amber angekommen bin, darf man mir nichts ansehen. Er darf mir nicht ansehen, dass ich gelogen habe.
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