Kapitel 10
Es ist nicht zu leugnen, diese Anziehung ist stärker, als alles, was ich je empfunden habe. Mein Herz pocht unruhig gegen meine Brust und das wahrscheinlich so laut, dass den beiden es garnicht möglich ist, das zu überhören.
Mühsam versuche ich die Kontrolle zu behalten, doch sie entgleitet mir mit jeder Sekunde, in der ich meinen Blick nicht von Drake nehmen kann. Er ist in höchster Alarmbereitschaft, von der Fußspitze, bis zur Haarwurzel angespannt, und dann tut er etwas, was mein Herz vollends zum Schmelzen bringt.
Er streckt seine Hand nach mir aus, eine stumme Bitte, eine leise Frage und in seinen Augen sehe ich ein winziges Fünkchen Hoffnung tanzen.
"Das ist mir zu blöd." Flucht Eric, dessen Anwesenheit ich überhaupt nicht mehr wahr genommen habe, und stapft wütend zurück zum Lagerfeuer. Ich verweile noch immer neben Drake, meine Füße sind mit dem Boden verwachsen. Zwischen mir und ihm liegt nur knapp ein Meter, der uns voneinander trennen.
Es ist meine Entscheidung, riskiere ich es? Handle ich einfach mal ohne an die Konsequenzen zu denken? Lebe ich einmal nur für den Augenblick? Der fast Kuss, die Musik und alles Andere ist vergessen. Da ist nur dieser unglaubliche Kerl, der vor mir steht und mich flehend ansieht.
Ich versuche in seinen flackernden Augen die Antwort auszumachen. Meine Hand zittert und ich starre immer noch unschlüssig auf seine, die er mit entgegen streckt.
Ich höre, was Amber sagen würde. 'Wenn du es nicht riskiert, bleibt dir so vieles vorenthalten. Nur wer wagt, kann auch gewinnen und deshalb: tu es.'
Und mit diesem Gedanken im Hinterkopf gehe ich einen Schritt auf ihn zu und lege zögerlich meine Hand in seine. Er schaut überrascht und mustert mich aufmerksam, versucht heraus zu finden, warum ich es getan habe. Dabei weiß ich es selber nicht.
Es war einfach da, dieser Wille. Dieser Mut. Und selbst wenn ich die Entscheidung irgendwann bereuen würde, werde ich niemals vergessen, wie unglaublich gut ich mich gerade fühle.
Er umschließt meine Hand mit seiner und blickt mir gerade heraus ins Gesicht. Sein Mundwinkel zuckt und auf seinen Lippen formen sich zu einem leichten Lächeln. Mein Herz macht einen riesigen Sprung und ohne das ich weiß, wie mir geschieht, liegen seine Lippen auf meinen.
Sie sind weich und voll, er küsst vorsichtig und sanft. Dann legt er seine Hände um meine Taille nicht fordernd, sondern bittend. Er lässt mir die Möglichkeit zu gehen, doch das ist das letzte, was mir in den Sinn kommen würde.
Wahrscheinlich spürt er, dass mein ganzer Körper zittert, aber das ist mir egal. Ganz sacht erhöht er den Druck seiner Hände auf meinen Körper und zieht mich an sich ran.
Ein wohliges Seufzen entflieht meiner Kehle, als er mich an seine muskulöse Brust drückt und meinen Kopf nach hinten schiebt, um den Kuss zu vertiefen. Zögerlich lege ich meine Hände um seinen Hals und spiele mit einigen Haarsträhnen, während ich beginne den Kuss richtig zu erwidern.
Und es ist gut, richtig gut. Viel besser als in meiner Vorstellung, viel besser als alles, was ich bis jetzt gefühlt habe.
"Sowas habe ich noch nie erlebt." Haucht er an meinen Lippen und mir läuft eine heiße Gänsehaut über den Körper. Ich öffne langsam wieder meine Augen und sehe in seine, die mich nachdenklich und eindringlich betrachten.
"Du bist wunderschön." Murmelt er und streicht mir eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr.
"Und du..." Wispere ich und mustere ehrfürchtig seinen Körper. Ich lasse eine Hand nach vorne gleiten und lege sie auf seine Brust. Dann erhebe ich meinen Blick und schaue in seine Augen, versuche ihm alles mitzuteilen, was ich nicht aussprechen vermag.
"Wieso zitterst du so?" Fragt er und runzelt besorgt seine Stirn. Ich schüttle nur stumm den Kopf. Es ist anstrengend dagegen anzukämpfen.
"Denk es nicht nur, sag es mir auch. Vielleicht kann ich helfen." Die undurchdringliche Miene und das charmante Lächeln sind verschwunden und haben Platz für einen viel sympathischeren, menschlichen Gesichtsausdruck gemacht.
Ich sehe, wie sein Blick über mein Gesicht wandert, meine roten Wangen zur Kenntnis nimmt, meine blauen Augen und meine leicht geschwollenen Lippen. Sein Blick ist Bitte, Forderung und Versprechen zugleich.
"Es ist anstrengend dagegen anzukämpfen." Flüstere ich und senke meinen Blick. Was definitiv keine gute Idee ist, denn jetzt denke ich nur noch daran, wie gefährlich niedrig seine Jeans auf der schmalen Hüfte sitzt.
"Dann tu es nicht." Flüstert er und seine Augen blitzen auffordernd. Kann ich das? Mich einfach fallen lassen? Sein Blick ist Antwort genug.
Ganz behutsam streiche ich über seinen Bauch und spüre, wie sich jeder einzelne Muskel unter meiner Berührung zusammen zieht. Ich registriere, wie er zischend ein und aus atmet und er seine Hände konzentriert an meine Wange legt.
Wie in Zeitlupe legt er seine Lippen auf meine und küsst mich mit noch mehr Intensität als davor. Seine Zähne streifen meine Oberlippe und ich kralle meine Nägel in seinen Arm. Der Kuss wird fordernder und schneller und als seine Zunge um Einlass bittet, sind all meine Hemmungen verschwunden.
Ich lasse ihn gewähren und spüre, wie mir das letzte bisschen Kontrolle entgleitet. Doch für den Moment ist es okay. Unsere Zungen umspielen einander, kämpfen und wir gewinnen beide. Immer und immer wieder. Seine Küsse sind so leidenschaftlich, das ich mich ihnen nicht widersetzen könnte, selbst wenn ich wollte.
Meine Mitte fängt an zu pochen und mein Unterleib zieht sich schmerzlich zusammen. Nach wenigen Minuten ist der Druck ist unglaublich hoch und kaum noch auszuhalten. Ich will ihn jetzt spüren. Sofort.
Mit rasenden Herzen und flatternden Lidern nehme ich seine Hand und ziehe ihn in Richtung der Promenade.
"Wo willst du hin?" Fragt er atemlos und legt eine Hand auf meine Taille.
Sofort sehne ich mich nach mehr und drehe mich zu ihm um. Ohne über mein Verhalten nachzudenken, presse ich meine Lippen stürmisch auf seine.
Er drängt sich mir entgegen und wandert mit seinen Händen über meinen Rücken. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und er verringert den Abstand zwischen uns auf ein Minimum. Ich fahre über seine stahlharte Brust und seine unglaublichen Bauchmuskeln.
Er schiebt seine Hand auf meinen Po und mein gesamter Körper erzittert. Er verlangt nach mehr und ich will ihm alles von mir geben.
Ungeduldig ziehe ich ihn weiter, sofort spüre ich die Leere auf meinem Mund und schüttle den Kopf, um wieder klar denken zu können.
Das Plaza erstreckt sich vor unseren Augen und ich erhöhe mein Tempo.
"Was wird das?" Er bleibt irritiert stehen und betrachtet das Gebäude misstrauisch.
"Vertrau mir." Wispere ich und nähere mich seinem Gesicht. Ich streiche mit meinen Lippen über seine und fahre ihm zärtlich über seinen Rücken.
Er scheint noch immer unschlüssig und so langsam setzt Panik in mir ein. Was sollte das? Wie konntest du so dumm sein? Doch gerade als ich mich niedergeschlagen abwenden will, greift er meine Hand und zieht mich, hinter sich her, auf den Eingang des imposanten Hotels zu.
Er reicht mir seine Sonnenbrille und ich setze sie dankbar auf, dann betreten wir die Lobby und steuern direkt auf den Concierge zu. Obwohl es mitten in der Nacht ist, strahlt das Hotel durch die zahlreichen verstecken Lampen als wäre es Tag.
Ich lasse meinen Blick über die imposanten Kronleuchter und eindrucksvolle Gemälde wandern. Ich war schon mehrere Male hier, allerdings ist das Jahre her.
"Herzlich Willkommen." Der Mann mustert uns mit einem abschätzen Blick. Er hat leicht ergrautes Haar und sein Anzug sitzt perfekt.
"Ein Zimmer bitte." Den Ton, den ich im Umgang mit Fremden pflege, ist alles andere als freundlich. Aber ich habe ihn mir im Laufe der Jahre angeeignet. Mit einem netten Lächeln kommt man oft nicht so weit, wie man denkt.
"Haben Sie reserviert?" Fragt er und seine neutrale Miene weicht einem herablassenden Ausdruck.
"Haben Sie etwa kein Zimmer mehr frei?" Frage ich patzig und schiebe meine Sonnenbrille hoch. Ich bin zwar nicht sehr häufig in den Klatschblättern, aber trotzdem ist mein Gesicht fast jedem bekannt, auch wenn mir das alles andere als lieb ist.
Schlagartig ändert sich seine Miene und er tippt wild auf der Computertastatur herum.
"Miss Dixon, wenn sie so freundlich wären mir zu folgen." Er verlässt den Empfangsbereich und steuert auf einen der privaten Fahrstühle zu.
Im Fahrstuhl kaue ich unruhig auf meiner Unterlippe herum und Drakes Miene verfinstert sich von Stockwerk zu Stockwerk.
"Das ist die exklusivste Suite, die ich Ihnen zum derzeitigen Zeitpunkt anbieten kann."
Mein Blick schweift über den Marmorboden, der in mehrere hohe Säulen übergeht. Durch die Bodenfliesen Fenster haben wir einen perfekten Ausblick auf die Dachterrasse und den kleinen privaten Pool. Alles ist hell und minimalistisch eingerichtet. Über die Rechnung wird Papa sich freuen.
"Wenn Sie noch etwas benötigen, stehe ich rund um die Uhr zu ihrer Verfügung." Ich nicke ihm zu und er verlässt die Suite. Inzwischen bin ich mir zu hundert Prozent sicher, dass das eine falsche Entscheidung war.
Ich stelle mich vor die Fensterfront und schaue raus auf das dunkle Meer. Nur die weißen Schaumkronen sind im Schatten des Mondes zu erkennen.
Sie tanzen umher und der Mond taucht alles in ein warmen Licht.
"Es ist wunderschön." Drake, der unbemerkt neben mich getreten ist, schaut fasziniert auf die schwarze, unendlich große Fläche, die sich vor uns ausbreitet. Seine Miene ist ausdruckslos und mit den Gedanken ist er überall, nur nicht hier bei mir.
Ich drehe mich abrupt um und greife nach der Schlüsselkarte, die der Concierge auf die weiße Echtholz Kommode gelegt hat. "Ich sollte jetzt gehen."
Ich hoffe, ihr mögt das Kapitel ❤
Sophie 💞
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