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Sommerküsse | Teil 1

Der Kies knirschte laut unter ihren Füßen und heiße Sonnenstrahlen schienen auf Noras zierlichen Körper; sie trug nichts weiter als ein luftiges, weißes Sommerkleid und Sandalen, während sie den großen Reisekoffer mühsam hinter sich her schleppte, geradewegs auf das Herrenhaus zu. Eigentlich hatte ihre Großmutter sie ja auch am Bahnhof abholen und in ihrem rostigen Lada, der ihr immer ein gewisses Road Movie-Feeling gab, herfahren wollen, aber auch nach dem Nora fast eine Stunde lang gewartet hatte, war niemans gekommen. Ob Großmutter sie vergessen hatte? Diese Vermutung war ziemlich naheliegend, immerhin war Lydia Steinberg aktiver, aufgeweckter und quirliger als andere Frauen in ihrem Alter - hier in Mahnburg übernahm sie die Plahnung jeglicher Wohltätigkeitsveranstaltungen, managte den Buch- und Reitclub, außerdem war sie leidenschaftliche Schwimmerin und ging jeden Dienstag in das kleine Freibad am Rande des Dorfes. Trotz all dieser Dinge war Oma Lydia aber auch meistens eine gute Großmutter; Kuchen backen war vielleicht nicht so ihr Ding, aber als Nora klein gewesen war, hatte ihre Oma viel mit ihr unternommen, ging mit ihr ins Kino oder machte mit ihr lange Spaziergänge auf der Moorlandschaft hinter dem Herrenhaus. Aber mit der Zeit hatte sich eben alles verändert und inzwischen sträubte sich alles in Nora dagegen, ihr heiß geliebten Sommerferien gerade im langweiligen Mahnburg verbringen zu müssen - auch wenn ihre Cousine Viktoria ihr dieses Jahr seit längerem mal wieder Gesellschaft leisten würde.
Endlich erreichte Nora die große Eingangstür des Anwesens ihrer Großmutter und öffnete, ohne zu Klingeln, die Tür - ein angenehmer Hauch kühler Luft schwang ihr augenblicklich entgegen und sie gab sich einen Moment erleichtert der Brise hin, ehe sie ihren Koffer über die Türschwelle wuchtete und alles wieder verschloss. Die hohen Decken und die Weitläufigkeit hatten in diesem Haus durchaus ihren Vorteil, wie es schien; zumindest würde sie hier drin an keinem Hitzschlag sterben.
»Hallo?«, rief sie munter durch die Eingangshalle und tappste ein Stück weiter hinein, auf den schwarz-weißen Fliesen. Keine Antwort, sie seufzte etwas enttäuscht. Man hatte sie also wirklich vergessen.
»Nora?«, tönte in diesem Moment eine Stimme ungläubig von der langen, schmiedeeisernen Wendeltreppe aus und sie sah erschrocken auf - nur um sich einen Moment später in den knochigen Armen ihrer Cousine wiederzufinden.
»Hallo, Vicky! Ich hab dich auch vermisst, schon gut ...«
Sie drückte die Brünette ein Weilchen und atmete ihren zarten Vanillegeruch ein, ehe sie sich wieder löste - aus dem kleinen Mädchen mit Zahnlücke und Wuschelfrisur war ja eine richtige Dame geworden! Ihr Körper war dünn, aber ihre Proportionen gerade zu perfekt, während ihre schokoladenfarbigen Haare ihr in weichen Wellen um die Hüftknochen fielen. Dazu stachen ihre marineblauen Augen perfekt heraus und ihr kirschfarbener Schmollmund war der Inbegriff von Weiblichkeit - ein Anblick, den Nora erstmal verdauen musste, denn sie selbst war in all der Zeit nicht plötzlich so schön geworden. Immernoch war sie spotthaft dünn und unetwickelt, hatte kurze schwarze Haare und ein absolut durchschnittlich wirkendes Gesicht. Gehörten sie und Vicky wirklich noch in die selbe Familie? Wenn ja, hatte ihr liebes Cousinchen anscheinend nur die guten Gene abgeräumt, während Nora nur der klägliche Rest vergönnt worden war.
»Wo ist Großmutter? Ich dachte eigentlich, sie holt mich beim Bahnhof ab«, fragte sie schließlich und zupfte nervös an ihrem Kleidchen herum, in dem sie sich plötzlich fühlte, wie das letzte Kleinkind - Viktoria stattdessen trug hüftbetonte Jeans und ein echt tolles Vintage-Shirt in dem sie einfach nur fantastisch aussah.
»Den Kuchenbasar vorbereiten, in der Grundschule. Morgen ist da nämlich wieder irgend so eine Spendengala. Wahrscheinlich hat sie da mal wieder vergessen, dass du kommst.«
Vicky zuckte mit den Schultern, setzte dann aber ein schelmisches Grinsen auf.
»Aber lass uns erstmal ein bisschen feiern - schließlich sind jetzt Sommerferien! Ich glaube, wir haben im Kühlschrank noch dieses leckere Schokoeis, mit dem Oma uns immer vollgestopft hat als wir klein waren.«
»Super«, meinte Nora nur lächelnd und langsam fühlte es sich für sie wirklich so an, als könnten diese Ferien vielleicht doch ganz okay werden.

»Und in dem Kuchen, sind da Nüsse drin?«
Die alte Frau beugte sich vor und schwenkte ihren fleischigen Zeigefinger direkt über ein Stück fluffige Sahnetorte - backen konnten die Mütter und Hausfrauen in diesem Kaff geradezu göttlich, das musste man ihnen lassen.
»Mh, nein, dass ist die Torte, die Frau Kresinger gebacken hat, nur die üblichen Zutaten und Sahne. Möchten sie ein Stück?«, fragte Nora mit einem süßlichen aufgesetzten Lächeln, während sie versuchte, nicht durchzudrehen. Seit fast einer halben Stunde nervte diese alte Frau sie mit all ihren Allergien und Unverträglichkeiten, obwohl das hier doch nur ein verdammter Kuchenbasar war. Und wenn man an so vielen Dingen sterben konnte, wie diese Frau, sollte man sich eben von so etwas fernhalten und nicht den Verkauf unnötig in die Länge ziehen. Zudem brannte die Sonne auch heute wieder wie verrückt und es war warm, wie in einem Backofen - Nora sehnte sich geradezu nach den kühlen Mauern des Herrenhauses und einer großen Portion Schokoladeneis. Niemals wieder würde sie sich von Oma Lydia dazu breitschlagen lassen, auf einem Kuchenbasar auszuhelfen, besonders wenn jene sie zuvor am Bahnhof vergessen und in der Hitze hatte schmoren lassen. Ganz bestimmt nicht.
»Ach, nein danke, Liebes. Ich glaube, ich lasse es für heute lieber, auch meiner Figur wegen.«
Die alte Frau seufzte theatralisch und ihr lilaner Sonnenhut wehte ich fast vom Kopf, weshalb sie ihn schnell festhielt, mit ihren kurzen Stummelarmen, die in großem Kontrast zu ihrer Körpermasse standen. Nora nickte nur stumm und hörte schon gar nicht mehr hin als die Frau sich hastig verabschiedete - lieber starrte sie hinüber zu Viktoria, die am anderen Ende des Standes gerade einen kleinen Jungen bediente. Ihr schien diese Aufgabe wesentlich mehr Spaß zu machen, außerdem war sie im Dorf ziemlich beliebt, da sie schon seit ein paar Monaten wieder mit Großmutter zusammen lebte, sogar das Schuljahr hier beendet hatte, da ihre Eltern ihre lang verspätete Hochzeitsreise in die Karibik angetreten hatten. All das hatte Vicky ihr gestern ausführlich und ziemlich sauer beim Eisessen erzählt, aber auch die guten Dinge hatte sie dabei zumindest nicht ganz weg gelassen; inzwischen hatte sie hier nämlich einige Freunde gefunden und sich ihr Zimmer im Herrenhaus ganz gemütlich her gerichtet. Im Gegensatz dazu hatte Nora fast gar nichts zu erzählen gehabt, außer dass sie ihr neuntes Schuljahr erfolgreich abgeschlossen hatte.
»Entschuldigung? Ich hätte gern ein Stück Erdbeerkuchen.«
Ein blondes Mädchen, etwa in ihrem Alter, grinste Nora fröhlich an, die Hände hinter dem Rücken verschränkt - sie hatte die Fremde gar nicht kommen gehört, so sehr war Nora in ihren Gedanken versunken gewesen.
Schnell nahm sie den kleinen Tortenheber vom Tisch und packte das fruchtige Stück Kuchen auf einen Pappteller, der sofort halb durchweicht war.
»Das macht dann einen Euro.«
Sie reichte es dem Mädchen und jenes gab ihr das Geld, bevor es sich strahlend bedankte.
»Wohnst du hier?«, fragte sie dann neugierig.
»Hab dich noch nie gesehen.«
»Nein, ich bin nur zu Besuch bei meiner Großmutter, über die Sommerferien.«
Nora strich sich leicht verlegen eine ihrer schwarzen, verschwitzten Haarsträhnen hinters Ohr und musterte das Mädchen genauer - sie war richtig süß, wenn man so wollte. Nicht ganz so schlank, wie die anderen Mädchen, die sie hier bisher gesehen hatte, aber mit tollen grünen Augen und ihr Lächeln war wirklich ziemlich hübsch.
»Ach, dann wohnst du sicher im alten Herrenhaus, oder? Das ist ja cool! Darf ich dich da vielleicht mal besuchen? Ich heiße übrigens Florentine, kannst mich Flori nennen.«
»Äh ja, warum nicht ...«, stammelte Nora daraufhin nur total überrumpelt. Die war ja vielleicht lebhaft! Aber sie konnte nicht sagen, dass sie diese Art Mensch nicht mochte; mit Leuten, wie ihr konnte man viel Spaß haben, wenn man sich auf sie einließ.
»Ich ... bin Nora.«
»Cool. Also darf ich dich heute Abend besuchen kommen, Nora? Wenn du willst, können wir dann auch rüber zum Moor, am Scherbenberg feiern ein paar Freunde von mir.«
Bei Scherbenberg klingelte etwas in Nora; es war ein kleiner Hügel im Moor, aufgeschüttet mit Sand, der im Licht glitzerte, wie ein Haufen Scherben - deshalb auch der Name. Früher war sie mit Oma Lydia öfters dort entlang spaziert, aber in den letzten Jahren war sie nur noch selten dort vorbei gekommen. Sie zuckte locker die Schultern.
»Klar. Wenn meine Cousine mitkommen kann? Sie ist dort drüben und auch erst vor kurzem her gekommen.«
Nora deutete auf Vicky, die sich ihre sündhaft langen Haare gerade zu einem Dutt hoch band, während sie lächelnd mit einer schwangeren Frau redete, die wahrscheinlich auch Kuchen kaufen wollte. Auf Floris Gesicht breitete sich ebenfalls ein Lächeln auf, ehe sie sich wieder Nora zu wandte.
»Die kenne ich schon!«

Kritisch musterte Nora ihr Spiegelbild; sie hatte sich umgezogen und trug jetzt enge, schwarze Jeans, dazu ein T-Shirt vom Hard Rock Café und die Schnürstiefel, die ihre Mutter ihr für das gute Zeugnis gekauft hatte. Sie hatte getan was sie konnte - schließlich verspürte sie seit Ende des Kuchenbasars für die örtliche Grundschule und dem Treffen eines gewissen Mädchens den Drang, sich für heute Abend hübsch zu machen. Auch wenn man ihr schickes Outfit im Anbruch der Dunkelheit vielleicht nicht mal richtig erkennen konnte und durchaus die Gefahr bestand, dass Flori sich nichts aus sowas machte, auch wenn sie anscheinend mit Vicky befreundet war; das hatte sich nämlich vorhin heraus gestellt, denn ihre Cousine schien dieses seltsame Mädchen in der Schule getroffen und sich wirklich mit ihr angefreundet zu haben - weshalb sie auch beschlossen hatten, alle zusammen zum Scherbenberg zu gehen und sich mit den anderen einen gemütlichen Abend zu machen. Natürlich zweifelte Nora schon jetzt nicht daran, dass auch ein bisschen Alkohol und vielleicht ein, zwei Joints rumgehen würden - immerhin war sie ja schon fast sechzehn - dennoch musste sie gestehen, leichte Panik bezüglich dieses harmlosen Treffens zu haben. Schließlich kannte sie hier im Gegensatz zu Flori und Viktoria hier buchstäblich niemanden und wäre fast die ganze Zeit nur alleine, wenn die beiden mit ihren anderen Bekannten rumhing. Oder noch schlimmer; sie wurde plötzlich betrunken und stolperte vielleicht auf dem Nachhauseweg ins Moor, wo sie grausam versinken und ersticken würde, während nicht weitab die Party noch in vollem Gange wäre - so bauten sich ihre Fantasien immer weiter aus, ohne dass sie es verhindern konnte. Sie ließ sich auf ihr Bett fallen; jedes Jahr, wenn sie Mahnberg besuchte, schlief sie hier und es war fast wie ein zweites Zuhause geworden. Früher war es sogar mal das Zimmer ihrer Mutter gewesen, die mit siebzehn schwanger ausgezogen und in die nächst beste Stadt abgehauen war, um aus diesem Kaff zu entfliehen. Es wurde nie über diese Zeit geredet und Nora wusste auch nicht genau, wer eigentlich ihr Vater war, aber sie konnte sich denken, dass Oma Lydia damals nicht erfreut gewesen war - eine Weile sollte ja sogar Funkstille geherrscht haben, wie ihre Tante Clarissa - Viktorias Mutter - mal angeschwippst bei einer Weihnachtsfeier erklärt hatte. Damals war es bestimmt nicht einfach gewesen für ihre Mutter.
»Hey Nora, Flori ist endlich da!«, weckte sie je eine Stimme, die durch den gesamten Hausflur zu hallen schien, sie aus diesen trüben Gedanken und sie sprang auf, warf einen letzten Blick in den Spiegel und gesellte sich etwas nervös zu den anderen beiden Mädchen in die Eingangshalle.

Aus einer kleinen Anlage tönte leise die typische Chartsmusik und das Lagerfeuer knisterte im Takt, während ein paar Meter weiter langsam der Grill angeworfen wurde. Die letzten Sonnenstrahlen verglommen ungepriesen am Himmel und Nora hatte es sich auf einer der Holzbänke, die sich um die Feuerstelle wanden, gemütlich gemacht. Neben ihr saß auf einer Seite Viktoria und auf der anderen Flori, beide mit einem eisgekühlten Bier in der Hand, und führten ein ziemlich euphorisches, witziges Gespräch, an dem Nora sich nur zu gern selbst beteiligt hätte - aber sie war viel zu nervös und außerdem beschäftigt damit, all diese neuen Umwelteinflüsse in sich aufzunehmen. Die anderen Menschen, die ebenfalls ums Feuer saßen, die Wärme, der Duft nach Wald, Feuer und gegrilltem Fleisch und vor allem dieser schöne Sonnenuntergang - für die anderen hingegen schien der Scherbenberg nichts besonderes mehr zu sein. Alle waren viel zu sehr in ihre Gespräche vertieft, um diesen Moment wirklich zu genießen und Nora fühlte sich deshalb etwas außen vor gelassen; schließlich war das ihr erstes Mal auf so einer Party und dem entsprechend sogar noch etwas ganz, ganz besonderes. Sie wusste nicht, wie sie sich hier verhalten und was sie tun sollte - einfach ein paar Fremde ansprechen und ein paar Bier trinken? Eigentlich war sie darauf nicht sehr scharf, wie sie sich innerlich eingestehen musste - aber was wollte sie stattdessen machen? Rumsitzen wie der letzte Vollidiot, ohne etwas zu trinken und ohne einen Gesprächspartner kam sicher nicht gut an, egal wo. Sie schreckte merklich auf als jemand die Musik lauter drehte und Don't lie to me von Lena laut über den Scherbenberg bis zum Moor schallte, wo die Musik zwischen Gräsern und fruchtlosen Faulbäumen verklang. Viktoria hatte sich inzwischen auf die benachbarte Bank Bank verzogen, wo sie einem blonden Jungen sichtlich schöne Augen machte und ihm dabei ziemlich auf die Pelle rückte - was jenen aber nicht zu stören schien, bei so einem schönen Mädchen.
»Wollen wir nicht tanzen?«
Flori, die zum Glück immer noch neben ihr saß und sich nicht zu irgendeinem Typen verzogen hatte, grinste sie unternehmungslustig an, weshalb Nora nur nickte und sich von ihr zu einem freien Platz neben der Musikanlage ziehen ließ, etwas entfernt den Feuerstelle. Von hier aus hatte man einen guten Blick auf die verschiedenen Köstlichkeiten des Grills, die von einem schmächtigen Jungen mit Piercings lustlos hin unf her geschoben wurden, während er summend zur Musik wippte - Nora glaubte, dass ein Mädchen ihn vorhin mit »Marcell« begrüßt hatte als es samt zwei randvollen Flaschen Wodka hier aufschlug. Vorsichtig bewegte auch sie sich jetzt im Takt der Musik uns beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Flori lachend die Hüften kreisen ließ - sie strahlte regelrecht, auch wenn ihre Bewegungen nicht gerade elegant oder geschmeidig waren. Sie hatte einfach Spaß an dem, was sie machte und genau das musste Nora auch schon heute Vormittag so fasziniert haben; sie machte ihr Ding, ohne darauf zu achten, ob die anderen das vielleicht seltsam fanden. Sie hatte Nora einfach angesprochen und sie kurzerhand sogar eingeladen, auch wenn sie sich kaum vierundzwanzig Stunden am Stück kannten.
»Komm schon, beweg dich mal!«
Flori griff nach ihren Händen und sie tanzten lachend im Kreis herum, während der Typ mit den Piercings sie eine Weile sichtlich amüsiert musterte.
»Wie wär's mal mit einer kleinen Trinkpause, die Damen?«, fragte er schließlich nach einer Weile und kramte zwei weitere Dosen Bier aus der Kühlbox neben dem Grill. Die beiden Mädchen - rote Wangen und lachende Gesichter - hielten augenblich an und taumelten grinsend und nach Luft schnappend zu ihm herüber, bevor sie sich dad Bier schnappten.
»Danke, ich bin am Verdursten!«
Nora öffnete die Dose und trank hastig ein paar Schlucke, wobei der bittere Geschmack an ihrer Zunge hängen blieb und sie fast erschaudern ließ - das war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie so richtig Alkohol trank. Und sie genoss es, einfach weil sie plötzlich so viel Spaß hatte, mit Flori. Auch jene nippte gierig an ihrer Dose und seufzte wohlig, als sie sie halbleer wieder absetzte und sich eine ihrer verschwitzten, blonden Haarsträhnen hinters Ohr steckte.
»Pause?«, fragte Nora grinsend, immer noch mit schwerem Atem, aber sichtlich glücklich. Eigentlich war sie eben doch froh, heute hierher gekommen zu sein.
»Jep.«
Flori nickte und zusammen trabten sie wieder hinüber zur Feuerstelle, wo sie mit Gejohle und überschwänglichem Beifall begrüßt wurden - gut, die meisten waren sicherlich inzwischen alles andere als nüchtern. Sie ließen sich auf eine frei gewordene Holzbank nieder und Nora suchte die Menge kurz nach Viktoria ab, die allerdings fehlte - genau, wie ein gewisser, blonder Junge. Wahrscheinlich hatten sie sich tiefer ins Moorgebiet verzogen, um ungestöhrt rummachen zu können. Leicht missmutig trank Nora ihre Bierdose in einem Zug aus und zerdrückte sie in ihrer Hand, während sie aufs Feuer starrte.
»Ich ... danke, dass du mich heute eingeladen hast«, meinte sie schließlich etwas verlegen und vermied es, ihre Gegenüber anzusehen.
»Hättest du das nicht gemacht, wäre ich vorhin bestimmt nicht mit Vicky mitgegangen und würde jetzt bei meiner Oma im Herrenhaus versauern.«
»Schon gut, ich hab es ja nicht gemacht, weil ich dir einen Gefallen tun wollte.«
Flori schüttelte leicht ihre Bierdose, aus der noch ein leises Plättschern zu hören war und stellte sie dann vor sich auf den Boden, bevor sie sich müde streckte.
»Ich hab dich natürlich eingeladen, weil ich dich interessant fand.«
»Und, jetzt enttäuscht?«, hakte Nora halb im Scherz nach - der Alkohol und die ganze Euphorie schienen sie mutiger gemacht zu haben.
»Hm ... Nein, ich denke nicht.«
Flori schaute sie an und lachte dann auf, was im flackernden Feuerschein wirklich hübsch aussah.
»Na dann ist ja gut. Heißt das, es gibt eine winzige Chance auf Freundschaft?«
»Möglich. Aber nur, wenn du mich im Haus deiner Großmutter übernachten lässt!«
Flori stupste ihr verschwöhrerisch mit dem Ellenbogen in die Rippen.
»Hab nämlich gehört, dort soll es spuken.«
»Ach, das einzig gruselige bei uns ist meine Großmutter, wenn sie morgens mit Lockenwicklern und Schlammgesichtsmaske in die Küche schlurft, glaub mir!«
Die beiden Mädchen brachen in Gelächter aus und lehnten sich dabei fast unbewusst an einander - Nora konnte ungehindert Floris Körperwärme spüren und fühlte sich gleich noch ein bisschen wohler und geborgener - am liebsten hätte sie es gehabt, wenn dieser Moment, sie und Flori gemeinsam lachend am Lagerfeuer, niemals geendet hätte. Denn nicht nur, dass ihr auffiel, wie schön und unverfälscht das Lachen der Blonden sein konnte, es fiel ihr ebenso auf, wie viel Potential es gab, sich ungewollt plötzlich darin zu verknallen.

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