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6. Alles so amerikanisiert hier

Zurück im Warteraum entlässt mich Linda glücklicherweise aus ihrem enthusiastischen – und damit meine ich krallenden - Griff. Ihren Redeschwall blende ich gekonnt aus, während ich den Knopf meines Koffers betätige, die Eisenstange herausspringt und ich den Henkel zu fassen kriege.

„... Ich hab' die zig mal gefragt, ob ich die Stelle bekomme und jetzt haben sie endlich eingewilligt und sie sagen, ich mach' die Arbeit gut bisher, also werde ich mir auch mit dir Mühe geben. Hach, diese blaue Farbe steht dir übrigens voll gut."

Ohne nur ansatzweise den Kontext zu verstehen, werfe ich zwischen ihrer Sprechpause ein: „Danke. Dann bin ich gespannt wie du deine Sache machst. Was zeigst du mir als erstes?"

Überrascht blinzelt sie. Ob es daran liegt, dass mein Einschub in ihren Monolog passt oder sie grundsätzlich keine Worte von mir erwartet hat, kann ich nicht sagen. Ich schmunzle, denn müde Zufriedenheit stellt sich trotz der langen Reise ein. Endlich angekommen. Endlich bereit für einen verkürzten Rundgang.

Linda betritt den Gang und klopft gegen die nächstbeste Schranktür. „Das ist deins", verkündet sie begeistert. „Neben dem Schmuckdrama dürfen wir außerdem nur ein Haargummi pro Person, keine Nagelschere oder andere scharfe Gegenstände, keine elektronischen Geräte und keine Drogen bei uns haben." Linda hebt bei jedem Objekt ihrer Aufzählung einen neuen Finger an. „Alles, was in diese Kategorie gehört, wird raussortiert und in dieses Schließfach gesteckt. Der, der das normalerweise tut, kommt erst morgen wieder. Deshalb müssen wir dein Reisegepäck erst mal hier drin verstauen."

Ich versuche gar nicht erst, die Geschichten hinter den Regeln zu suchen. Auch wenn manche davon bestimmt ziemlich bizarr sind.

„Darf ich wenigstens meinen Pyjama und das Necessaire mitnehmen?", stelle ich die einzige Frage, die momentan Relevanz zeigt. In diesen feuchten Klamotten gehe ich definitiv nicht schlafen.

In Lindas Mimik flammt kurz Unbehagen auf, dann nickt sie. „Es existiert zwar keinen regulierten Ablauf für Neuankömmlinge nach fünf Uhr, aber meiner Meinung nach spricht nichts dagegen."

Somit rolle ich den Schalenkoffer neben das Fach und hole die besprochenen Dinge heraus. Linda hievt das Gewicht in den engen, zirka zwei Meter hohen Schrank. Ich bedanke mich und wir setzen unseren Weg fort.

„Wenn man den Frischlingsstress erst mal überstanden hat, entspricht dieses Institut einem wahren Ort der Zuflucht." Wir biegen nach rechts ab, wo das gelbliche Licht bereits mit dem Geruch von warmem Essen lockt. Ein Betreuer steht vor dem Eingang, lässt uns kommentarlos vorbei. „Und manche Leute sind ein wenig schräg, doch die meisten machen das mit ihrem Aussehen ziemlich gut wett."

Bei ihrer oberflächlichen Aussage fällt mir der Schönling aus der Kälte wieder ein. Wie es der Zufall will, sitzt er in der hintersten Reihe des Speisesaals bei einigen Freunden und lacht.

„Was würde ich nur dafür geben, mit einem von ihnen auszugehen", schwärmt Linda. Ich verdrehe die Augen. Fort sind die Belustigung und das Vergnügen, stärker denn je die Erschöpfung, die meinen Lidern zusätzliches Gewicht anhängt.

Gähnend trete ich zu Linda an die vordersten Plätze. Eine Gleichgesinnte hat sich bereits dort niedergelassen, den Kopf kraftlos auf der Handfläche abgestützt.

„Ivana, das ist Gianna. Gianna, Ivana", macht Linda uns einander ungefragt bekannt. Obwohl ich mir ein warmes Bett mehr als alles andere wünsche, geselle ich mich mit ihr an den Tisch und lege mein Zeug auf den nächstbesten Stuhl. Mein Bauch knurrt demonstrativ. Bis auf einen Haferriegel verdaut er gerade ein großes Loch an Nichts.

„Toll", kommentiert die Angesprochene und stochert weiter lustlos in ihrer Nachspeise aus schokoladenüberzogenem Tirolercake. „Willkommen am äußersten Arsch der Welt. Ich hoffe dir gefällt die Abgeschiedenheit. Mit Linda erhältst du die Basics, dann nach ein paar Tagen vergisst sie ihre Verantwortung plötzlich und du wirst du auf eigenen Beinen stehen. Cool, nicht?"

Röte steigt in Lindas Wangen, verteilt sich weiter bis ihre Haut überall der Farbe einer Tomate gleicht. Meine Instruktorin legt schützend die Hände vors Gesicht. „Ivana ist letzte Woche von Alabama zu uns gestoßen", erklärt sie und presst die Lippen aufeinander. „Gestern habe ich sie nicht vom Bahnhof abgeholt und darum schiebt sie schlechte Laune, aber sonst kann sie sich zu einem echten Witzbold steigern." Ein mattes Lächeln, ehe Linda Ivana sanft am Ellenbogen berührt. „Es tut mir leid, wirklich."

Ivanas Reaktion wegen ist die Suppe jedoch nicht ausgelöffelt. Suppe. Versteht ihr? Weil wir uns doch in einer Mensa befinden. Hach, warum versuche ich das überhaupt. Meine Gedanken entwickeln bestimmt kein Eigenleben, um über meine Witze zu lachen. Und Ivana – wenn sie den Satz gehört hätte – würde das vermutlich auch nicht komisch finden.

„Die schiere Kälte, der ich für Stunden ausgesetzt war, wird mit einem Sorrynicht wärmer", zischt sie bitter. Ihre Freude befindet sich definitiv nicht auf dem Höhepunkt, doch in dem Punkt muss ich ihr zustimmen: Das hiesige Wetter macht einen echt fertig.

Seufzend fährt sich Linda durch das schwarze, glatte Haar. „Gianna, möchtest du Abendessen oder hast du bereits 'was gehabt?", wechselt sie den Fokus auf mich.

Mein Blick wandert über die Cafeteria-artige Ausstattung mit dem leeren Anstehbereich. Irgendwie erinnert mich das Design an ein amerikanisches Diner. Zufall? Ich denke nicht.

„Gibt es ein veganes Menu?" Hunger steigt bei dem Gedanken einer Mahlzeit in mir hoch. Er frisst mich von Innen auf, drängt nach Ressourcen wie ein wildgewordenes, kleines Monster.

Linda überlegt für einen Moment. „Ich glaub nicht, nein. Höchstens einen Orangensaft", antwortet sie und meine fundamentalen Hoffnungen und Träume zerbersten in tausend Stücke. Mein Magen rebelliert, ehe ich den nächsten, endgültigen Satz ausspreche: „Dann habe ich bereits gegessen." 

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