Angst -Prolog
Meine beste Freundin und ich stehen vor einer Vitrine im Örtlichen Museum von Japan/Tokio. Heute ist unser letzter Tag und morgen fliegen wir zurück nach Deutschland. Deswegen wollen wir diesen Tag nutzen um uns ein wenig in die Vergangenheit entführen zu lassen und heute Abend würden wir uns dann Sushi bestellen. Nicht das ich ein Fan davon bin, aber meine Freundin möchte es unbedingt mal probieren. Also Opfer ich mich gerne.
,,Wie viele Kämpfe das wohl erlebt hat?" fragt sie mit Blick auf den Inhalt des Glaßkastens. ,,Und jetzt wird es auch noch angestarrt..."
Zweifelnd schaue ich das Schwert an. Es ist wohl ein Katana des Sakai Klans. Auch wenn es alt aussieht...die Klinge selber wirkt so als könnte sie einen Felsen wie Butter teilen. Ein paar Zacken zeugen von harten Schlägen die pariert worden sind. Der Handgriff ist abgenutzt und ich bilde mir sogar ein, altes getrocknetes Blut darauf zu sehen. Viel Ahnung von Schwertern habe ich nicht...aber ich muss ihr zustimmen. Dieses Schwert hat viel erlebt. ,,Hier steht das es dem 'Geist Tsushimas' gehört hat. Zur Zeit als die Mongolen die Japanische Insel Tsushima einnahmen gab es einen Samurai der sich vom Kodex abwandte und ,für sie, unrechte Wege nutzte um den Feind zu vertreiben." Lese ich leise vor. Unter dem Griff ist noch ein weiteres Artefakt. Eine Maske. Mattschwarz.
,,Die ist gruselig."
Ich neige den Kopf. Gruselig trifft es nicht. ,,Auf mich wirkt sie einsam." Wenn ich es mir recht überlege, hat das Schwert genau das gleiche Gefühl bei mir ausgelöst. ,,Wollen wir uns noch die Stücke in der Oberen Etage ansehen?"
Wir schlendern noch zwei Stunden durch das Museum. Es ist friedlich und Still. Bei einem Bild bleibe ich länger stehen und lege den Kopf etwas schräg. Es hat einen komplett schwarzen Hintergrund mit einer einzig Lilafarbenden Blüte in der Mitte. Es ist oft restauriert worden und die Ränder fangen an den Geist aufzugeben und dennoch...bekomme ich eine Gänsehaut. Wegschauen kann ich nicht, bin wie erstarrt und bemerke erst jetzt das es um mich herum genauso schwarz ist, wie auf dem Bild. Verwirrt sehe ich mich um.
,,Was-?" Ein Lichtschein erregt meine Aufmerksamkeit. Die Lilafarbende Blüte segelt langsam zu mir herab und ich fange sie auf. Ein paar Momente glimmt sie hell in meinen Händen und dann verschwindet sie einfach. ,,Okeh. Das ist ja mal so gar nicht gruselig." Ich Blicke auf und mache mit einem Keuchen einen Schritt zurück. Genau vor mir steht jemand. Beziehungsweise schwebt.
,,Hallo?" Frage ich vorsichtig und hätte mir direkt selbst eine scheuern können. Das passiert ständig in Horrorfilmen. Niemals rufen!
Langsam gleitet die Person auf mich zu und wurde dabei immer größer. Es ist ein beengendes Gefühl und ich spüre wie mein Adrenalin hochschießt als ich eine Maske erkenne. Es war ein gräßliches Grinsen. Genauso wie das raue Lachen das ich jetzt höre.
Das Ding rauscht volle Kanne auf mich zu und dann, ist es einfach weg. Absolute Stille gepaart mit einer unangenehmen Dunkelheit. Ich lache nervös. Nicht umdrehen. Ein Geräusch hinter mir und ein Luftzug in meinem Nacken. Ohhhhh....gottohgottohgott. Als ich eine Berührung an der Schulter spüre explodiert mein aufgestautes Adrenalin und ich schlage nach hinten.
Nur um zu sehen das da nichts ist. Ich stehe immer noch im Museum, meine Freundin blickt mich verwirrt an. ,,Alles okeh? Du wirkst als wärst du ...naja.."
,,Ja. Alles okeh!" Versichere ich ihr - und mir - schnell, schaue zu dem Bild das in stiller Harmlosigkeit an der Wand hängt. Ich schaudere. ,,Wollen wir uns langsam was zu essen holen? Mein Magen ruft."
Den ganzen restlichen Tag bleibe ich nervös und blicke immer wieder über meine Schulter, meiner Freundin scheint das gar nicht aufzufallen oder sie ignoriert es. Das war tatsächlich nicht mein erster seltsamer Moment. In den letzten Monaten hatte ich immer wieder solche Dinge erlebt. Nie regelmäßig. Nie weiß ich durch was genau es ausgelöst wird. Seufzend lege ich mich auf den Futon und spüre sogleich meinen Rücken protestieren.
,,Diesmal war es richtig schlimm. Du bist komplett weg gewesen." Sie setzt sich neben mich und schaut mich besorgt an. ,,Ich habe dich gerufen und versucht durch Berührung zurückzuholen, aber es wirkte als wärst du, naja...weg gewesen."
Ich nicke erschöpft. ,,So hat es sich auch angefühlt."
Meine bisherigen 'Anfälle' haben sich darauf beschränkt das ich zwar Dinge gesehen habe, aber auch immer noch die Realität um mich herum. Somit habe ich es meistens ignorieren können. Das hier ist anders gewesen. ,,Es hat sich..." Ich suche nach Worten;, ...Mächtig angefühlt und Alt. Richtig Alt."
,,Vielleicht..." Sie zögert es auszusprechen und ich lächel wissend.
,,...werde ich verrückt. Glaub mir. Das denke ich auch." Ich habe lange darüber nachgedacht ob ich Anfälle haben könnte. Epilepsie oder ähnliches. Ich habe Ärzte aufgesucht und Psychologen gefragt, jedoch ohne genaueres bei Ihnen zu erwähnen.
Nur einer eine relativ schlüssige Erklärung gehabt.
Aufgrund von Erlebnissen aus der Vergangenheit könnte ich über 'Trigger' Halluzinieren. Wenn ich diese finde und sie verhindere, könnte es eventuell auch die Halluzinationen stoppen. Oder aber ich befasse mich direkt mit meiner Vergangenheit.
Alleine der Gedanke daran lässt mich schaudern. Nie wieder, kehre ich dahin zurück. ,,Ich glaube ich muss langsam darüber nachdenken mich einweisen zu lassen, damit man mich mit Drogen vollpumpt..."
Das sollte ein dummer Witz sein, aber ich bekomme trotzdem einen finsteren Blick zugeworfen. Dann hellt sich ihr Gesicht auf und ich schüttel schon den Kopf bevor sie auch nur anfängt;, Was auch immer du gerade für eine Idee hast...nein. Auf gar keinen Fall."
Sie wackelt mit den Augenbrauen und ich drehe mich stöhnend von ihr weg.
,,Das ist eine ganz miese Idee." Warum lasse ich mich eigentlich immer wieder überreden?
Meine beste Freundin hat mich zur Mitternachtvorstellung zurück ins Museum geschleppt. Ich muss aber auch zugeben das die Stimmung wirklich etwas in mir auslöst.
Alle Gegenstände wirken noch älter und Geheimnisvoller. Was ich auch faszinierend finde.
Zumindest solange wir hier unten bleiben. Wenn ich auch nur an die Obere Etage denke wird mir fast übel vor Angst.
Das Schwert und die Maske strahlten immer noch ihre Einsamkeit aus, aber jetzt im Dunkeln...auch noch etwas anderes. In mir steigt der drang auf beides einmal zu berühren und ich stecke die Hände in meine Hosentaschen. ,,Komm, lass uns wieder gehen. Ja?"
Futsch. Sie ist einfach weg.
Ich drehe mich einmal langsam um die eigene Achse und seufze. Jup.
Dann höre ich ein leises Geräusch und mir stellen sich alle Nackenhaare auf.
Sie ist doch nicht etwa nach oben?!
Auf keinen Fall werde ich ihr dahin folgen.
,,Komm wieder runter! Lass uns abhauen, ich will nicht mehr."
Keine Antwort. Wieder dieses Geräusch. Kurz sehe ich zu Maske und Schwert;, Schenkt mir Mut." murmel ich leise und gehe auf die Treppe zu die wie ein weg in meine Persönliche Hölle wirkt. Was sie ja auch ist.
Ich habe die halbe Treppe hinter mir als ein Schatten auf mich fällt.
,,...ya..."
Voller Unverständnis starre ich meine Freundin an. Sie gab ein Gurgeln von sich. Ihre Hände an ihrem Hals. Sie schielt und schwankt stark. ,,La-..."
,,Wie....was ist pas-"
,,Lauf!"
Mein Herz fängt an zu rasen und mir bricht der Schweiß aus jeder Pore. Ein dunkler Schatten erregt meine Aufmerksamkeit. Die knochige Hand legt sich trügerisch sanft auf die Schulter meiner Freundin die einfach nur noch da steht.
,,Hey."
Ein letzter röchelnder Laut, dann Stille.
,,Mach keinen scheiß. Das ist nicht lustig." Wenn ich mir einbilde, das dies alles nur ein Prank von ihr ist...
Langsam kippt sie nach vorne, genau auf mich zu. Die dunkel vermumte hinter ihr. Diese grausame Maske. Das Lachen. Das lässt mich beinahe den Schmerz vergessen als ich mit meiner Freundin die Treppe runterfalle und mit dem Rücken gegen eine der Vitrinen knalle. Dabei wurde der Alarm ausgelöst.
Dies ist kein Prank.
Ich konnte sie nicht ansehen. Aber genauso wenig wollte ich wissen ob das Ding uns folgt. Ich muss hier weg.
Langsam drehe ich mich um und krabbel ungeschickt über das kaputte Glaß. Mir war völlig gleich das ich mir dabei die Hände und Knie an den Scherben kaputt steche.
Da ist die Tür.
Ich spüre wie meine Sicht verschwimmt. Tränen. Bitte. Lass es mich schaffen. Bitte. Ich habe Angst. Ich will nicht sterben! Bitte!
Das ich es nicht schaffen würde ist mir klar und dennoch baut sich starke Hoffnung in mir auf.
Die mit einem einzigen Gefühl verschwindet. Es tat lächerlich weh. Keuchend lege ich meinen Kopf auf den kalten Boden. Oh. Das Schwert des Geistes lag genau neben mir. Das Mondlicht schimmert sanft in dessen Klinge.
So einsam.
Ich spüre wie es mir immer schwerer fällt zu Atmen und bemerke kaum das mich das Maskending auf den Rücken dreht. Das letzte was ich sehe ist wie es seine geschlossene Faust über mich hält und als es sie öffnet...rieseln Lila Blüten auf mich herab.
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Uploads: Werden eher unregelmäßig sein, aufgrund von meinem aktionreichen Leben und meinem Termin Kalender. *hüstel*
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