*~15~*
Ich hustete und hustete, schnappte nach Luft, hustete und hustete, schnappte nach Luft. Dann zog ich gierig die Luft ein, als hätte ich Jahre lang keinen Sauerstoff mehr geatmet.
Vorsichtig öffnete ich die Augen und schloss sie sofort wieder, es war einfach zu hell. Meine Finger erfühlten kalten, groben Sand unter mir. Mein Körper schmerzte unbeschreiblich, besonders mein Bein, aber wenigstens zeigte dass es noch da war, ich noch lebte. Ich lebte noch, aber wie?...
"Harmonia, geht es dir gut? Tut dir was weh? Was frag ich da, natürlich tut dir was weh. Oh Gott, was machst du nur."
Wer war das? Auf jeden Fall ein Junge. Vielleicht Mark oder Joshua, die Stimme war verzehrt. Ein weiteres mal zwang ich mich zu blinzeln. Ich behielt meine Augen offen, obwohl es ziemlich brannte. Die Umrisse, die ich sah waren alle unscharf, doch ich sah helle Locken, also war es wohl Joshua.
"W..a..s...", ich brach ab, meine Stimme war kratzig und es tat weh zu sprechen. Behutsam legte der Junge seine Hand auf meine Stirn und strich eine Strähne zur Seite.
"Hey, ganz ruhig. Ich trag dich jetzt erstmal ins Trockene, okay?", fragte er sanft. So kannte ich den Jungen garnicht, er war wirklich einfühlsam und vorsichtig.
Ich nickte, ein riesiger Fehler, wie ich merkte. Alles drehte sich und ich schloss wieder die Augen, erst jetzt bemerkte ich die Kopfschmerzen. Langsam sackte ich wieder in die Bewusstlosigkeit.
Ein zweites Mal schlug ich die Augen auf, diesmal war ich wohl bereit, denn sie stellten schnell scharf. Es war dunkler. Mein Atem ging ruhiger und war kein Keuchen mehr. Mein Körper schmerzte immer noch, aber es war erträglicher, nur im Bein nicht.
"Endlich wach Prinzessin?", sagte Joshua in seinem üblichen sarkastischen Tonfall. Sein Schongang war wohl vorbei oder hatte ich es nur geträumt? Unmöglich. Der Schmerz war zu reell gewesen.Vorsichtig versuchte ich mich aufzurichten, sackte aber sofort wieder zurück. Plötzlich war er neben meinem Bett und wieder zärtlicher.
Ich konnte mir ein Kommentar nicht verkneifen:" Jetzt wieder sanft? Stimmungsschwankungen oder so?" Die Worte Taten weh, in meinem Hals, aber mit jedem Wort wurde es besser. Als müssten sich die Schleimhäute erst wieder bilden.
Über mir schüttelte Joshua den Kopf. "Ein bisschen mehr Dankbarkeit, immerhin habe ich dich gerettet. Das nächste mal lass ich dich einfach links liegen", sein Tonfall war so wie immer, aber es schwang ein wenig Verletztheit mit.
"Kannst du mir kurz aufhelfen?", fragte ich zögerlich. Er half mir.
Ich faste mir reflexartig an die Stirn, um die Kopfschmerzen zu lindern. In sein Gesicht trat Sorge. Von draußen waren Schritte zu hören, dann fiel etwas zu Boden und jemand kam schnellen Schrittes auf mich zu. Langsam wendete ich mich auf die andere Seite, zu der ich mit dem Rücken saß.
"Mark...", flüsterte ich.
Er nahm mich in den Arm und flüsterte:" Es tut mir so leid, wären Joshua und Megan nicht gewesen, wärst du jetzt wahrscheinlich tot und ich konnte dir einfach nicht helfen." Es mischten sich Schluchzer darunter.
"Ist gut, soll ich dir sagen was ich als letztes gedacht habe? Ich dachte, dass du nur von dort verschwinden sollst und hoffentlich so schlau wärst, mich nicht versuchst zu retten."
Er schob mich von sich weg:" Ich weiß es wäre dumm gewesen, aber wir wissen beide dass ich versucht hätte dich zu retten." Seine Worte trafen genau in mein Herz. Er hatte Recht.
Hinter mir räusperte sich Joshua:" Seid ihr jetzt fertig?" Er klang gereizt und ich fühlte mich sofort schuldig, zwar hatte ich nichts verbrochen aber es tat mir leid ihn zu verletzten, dabei dachte ich, er wollte nichts von mir.
"Megan ist auch hier? Wo ist sie?", fragte ich neugierig zur Ablenkung, sie war so etwas wie eine Freundin für mich, auch wenn sie manchmal etwas eigenartig war. Nein sie war meine Freundin, obwohl sie mich bedroht hatte. Doch wegen diesem Ereignis war eh alles anders, hier dürfte man nicht nachtragend sein.
"Hier bin ich!", rief sie von hinten und umarmte mich vorsichtig.
Neugierig blickte ich in die Runde:"Jetzt müsst ihr mir alles erzählen, wo sind wir überhaupt?"
Ich sah, dass wir in einer Höhle waren und ich auf einer Liege saß, wo auch immer die her war, aber sonst wusste ich nichts. Ich konnte mich nur noch an den Schmerz erinnern, den ich Unterwasser gespürt hatte und an meinen letzten Gedanken. Vor allem den Schmerz, er durchzog jede Faser meines Gedächtnis.
Sie tauschten komische Blicke aus. "Was ist? Wollt ihr nicht anfangen?", fragte ich sie unsicher.
"Harmonia sei jetzt bitte nicht geschockt, aber schau selbst", Megan ging in den hinteren Teil der Höhle und kramte in einer Kiste. Dann kam sie wieder und legte eine Maschine auf meine Beine. Sie war schwarz und hatte ein Maul mit scharfen Zähnen und und Propeller, die Wirbel im Wasser hervorrufen konnten. Mein Gehirn ratterte bis es zu einem Schluss kam.
"Nein, dass kann nicht sein...", sagte ich atemlos, der Raum begann sich wieder zu drehen und ich legte mich lieber wieder hin. Jemand nahm die Maschine von meinen Beinen.
"Schnell hol etwas Wasser, Megan", rief Joshua,"geht's?", fragte er mich.
Ich nickte nicht, aus dem letzten Mal hatte ich gelernt, sondern sagte:" Mir ist schwindelig. Stimmt es? Dieser Roboter hat mich angegriffen? Sie wollten mich ernsthaft umbringen? Mein eigener Vater? Was will er damit bezwecken?"
"Hey, ganz ruhig erstmal", sagte Mark sanft. Konnten sie nicht einfach damit aufhören? Für so was war mein Kopf jetzt eigentlich nicht geschaffen, aber was beschwer ich mich, wäre es etwa besser sie würden an mir rummeckern? Nein ich glaube nicht.
Megan kam mit dem Wasser und hielt mir die Flasche hin. "Danke", murmelte ich.
Der Schwindel würde besser, als ich getrunken hatte und ich ließ mir beim Aufrichten helfen.
"Also, was ist jetzt?", fragte ich leicht gereizt. Ich hatte keine Ahnung wieso ich jetzt ein wenig gestresst war. Mein Vater hatte versucht mich umzubringen und zwar richtig, nicht nur dass er mich in diese Aufgaben schickt, nein er lässt auch noch mörderische Maschinen auf mich los. Ich war enttäuscht, aber richtig.
"Ja, diese Maschine hat dich angegriffen und wir wissen alle wer es war. Nun, ich glaube wir erzählen dir mal was passiert ist. Nachdem du Unterwasser gezogen wurdest, bin ich erstmal weitergeschwommen, es tut mir so leid, ich habe nicht gemerkt, dass du weg warst, dann bemerkte ich es doch und suchte panisch nach dir. Ich entdeckte einen Blutfleck im Wasser, der immer größer wurde und schwamm zielstrebig auf ihn zu, doch ich konnte dich nicht finden. Ich verfiel in eine Schockstarre und dann tauchten sie auf. Joshua suchte vergebens nach dir. Wir gaben auf und schwammen zur Insel und dort triebst du, der Roboter war immer noch in deinem Bein verbissen und du warst so unfassbar blass. Ich glaube du wärst auch beinahe gestorben. Wir zogen dich an Land, beziehungsweise sie zogen dich an Land. Joshua hat dich dann wiederbelebt und dann haben wir gewartet. Als du aufwachtest waren Megan und ich gerade Proviant suchen. Du glaubst gar nicht wie unfassbar froh ich bin, dass du noch lebst", in Marks Augen hatten sich Tränen gebildet.
"Es ist nicht deine Schuld, Schuld ist jemand anderes", wollte ich ihn beruhigen, konnte es jedoch nicht.
"Ich hätte dich beschützen sollen, dir helfen sollen, irgendwas, aber ich habe nichts getan! Nichts!", rief er schluchzend.
"Komm Joshua, wir gehen draußen das Proviant durch", raunte Megan Joshua zu, der seinen starren Blick, den er auf uns gerichtet hatte, unterbrach, und begab sich nach draußen.
"Da war doch mehr, zwischen dir und diesem Typen oder? Du hättest ihn sehen sollen, als er gemerkt hatte, dass du fast tot warst. Er ist total ausgetickt und hat dich regelrecht angeschrien, dass du wieder aufwachen sollst", traurig blickte er mich an.
"Nein, da war wirklich nichts, also nun ja ich fand ihn schon attraktiv und so", ich wurde knallrot, als ich daran dachte wie ich ihn vor meinem Vater beschrieben hatte, "aber das war vor dir, wirklich. Ich hab mich in dich verliebt." Hatte ich das wirklich? Oder log ich ihn gerade an. Ich blickte in seine Augen und ich war mir ganz sicher, dass es so war. Es war eigenartig, wenn sie beide da waren. Ich wollte niemanden verletzen und doch musste ich es tun und es würde Joshua treffen, irgendwann. Wahrscheinlich schon bald.
"Was kann ich dir schon bieten? Ich glaube mit ihm würdest du eine bessere Partie machen", meinte Mark man hörte deutlich die Selbstzweifel.
Er drehte seinen Kopf von mir weg. Ich zog ihn wieder zu mir zurück. "Mark Werring, ich habe mich in dich verliebt und in Niemand anderen. Finde dich damit ab!", sagte ich streng. Er blickte mich nun direkt an und kam mir immer näher. Instinktiv reagierte ich und zog ihn zu mir hinunter.
Ein Knall, Mark und ich zuckten auseinander und meine Kopfschmerzen und der Schwindel begannen von neuem stärker zu werden und ich wurde in die harte Realität zurück geholt.
Wir blickten zum Eingang, Megan und Joshua standen dort. Hatten sie uns gesehen? Ich hoffte nicht. Ich hatte keinen Nerv für einen Gruppen Zoff. Schlimm genug, dass ich gerade jetzt mich verlieben musste.
"Was ist passiert?", fragte ich die beiden, ihnen Stand der Schock ins Gesicht geschrieben. Ich hoffte nicht wegen uns.
"Wir müssen verschwinden, schnell!", rief Megan und schnappte sich schon die Taschen.
Tatenlos sah ich zu wie die anderen ihre Sachen zusammen suchten. Bis jetzt hatte ich den Blick auf mein Bein vermiede. Ich wollte gar nicht wissen wie schlimm es aussah. Ich spürte ja schon den Schmerz, der mich fast zerriss. Nun blickte ich nach unten. Es war eingewickelt in Verband, doch dieser war blutgetränkt, kein weiß war zusehen, und das Blut war getrocknet und fast schwarz. Wenigstens hatte es dann wohl aufgehört zu bluten. Ich musste würgen. zusammen mit dem Schmerz war es fast unerträglich.
Vorsichtig schob ich es über die Kante der Liege. Schmerz, es tat verdammt weh.
Wie sollte ich bloß hier wegkommen? Selbst mit Stütze oder wenn ich getragen werden würde, wäre ich viel zu langsam. Schlimmstenfalls würden wir alle draufgehen, wenn ich mitkam. Ich wusste zwar nicht was draußen los war, aber ich wusste, es musste schrecklich sein.
Joshua rannte zu mir. "Komm, ich trag dich."
"Nein! Nein, mit mir wären wir alle verloren. Ich bin nur eine Last für euch. Geht ohne mich. Lasst mich zurück", ich musste mich anstrengen nicht zu weinen. Ich musste stark sein. Eine Erschütterung erzitterte die Höhle.
"Jetzt mach schon Harmonia! Denkst du wirklich, ich hätte dich gerettet um dich wieder zu verlieren? Niemals!", schrie er hysterisch.
"Du kannst mich nicht zwinge! Ich bleibe hier! Verstehst du nicht?! Wenn ich mitkomme, kommen wir keine drei Meter weit!" Ich hatte nicht vor, ihr Leben zu riskieren.
"Es tut mir leid Harmonia, dann eben auf die harte Tour", er drehte sich weg und lief zu Mark. Dieser stieß ein ersticktes Keuchen aus, als Joshua ihm etwas zu raunte, nickte dann aber zustimmend. Dann sahen sie zu mir und fassten einen Entschluss. Was hatten die beiden nur vor? Jedenfalls, würde es mir nicht passen, doch dann kam Mark auf mich zu und versperrte mir die Sicht und dann...umarmte er mich?
Ich wollte ihn wegstoßen, doch er sagte:"Ich werde dich vermissen Harmonia, aber du hast recht wir müssen dich hier lassen." Was, meinte er das ernst? Es hörte sich so an. Gerade als ich ihm ein letztes mal in die Augen blicken wollte, was ich so gerne tat, drückte mir jemand ein Tuch vor die Nase und ich verlor das Bewusstsein.
Wieder dachte ich als letztes an Mark, doch diesmal dachte ich, dieser Arsch!
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