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Kapitel 4







Der Raum, in den Ava mich führte, war eine Art Badezimmer. Auch hier waren die Wände aus Stein, aber auf die Steine waren Figuren gemalt.
Zwischen grünen Bäumen und Wildblumen waren Rehe, Hasen und winzigen Wesen angeordnet, die Ähnlichkeit mit Tinkerbell hatten.
Alles war hell und freundlich. Friedlich.
Nur eine Wand war dunkler.
Silbrig spiegelte sich Mondlicht in einem See, umringt von hohen Bäumen. Und in dem glitzernden Wasser stand ...
Ich zuckte zurück und prallte gegen Ava, die hinter mir stehen geblieben war.

An der Wand war das exakte Abbild eines schwarzen Pferdes, so echt, dass ich es fast schnauben hören konnte.
Und es sah genauso aus, wie dieses Kelpie-Vieh, dass mich gestern fast zum Abendessen verspeist hätte.
Wenn das denn stimmte.

"Ist alles in Ordnung?", fragte Ava.
Sie war inzwischen um mich herum getreten und schaute besorgt zu mir herunter.
Obwohl sie einen Kopf kleiner war als der Mann, der mich her gebracht hatte, war sie immer noch ein wenig größer als ich.
Und ich war definitiv nicht klein.
Eigentlich gehörte ich sogar zu den größeren in meinem Bekanntenkreis.
Aber in dieser Welt war sowieso alles anders.
Mir fiel auf, dass Ava immer noch auf eine Antwort zu warten schien.
"Ja, ja. Ich habe mir nur die Bilder angesehen. Sie sehen so... echt aus."
Ich konnte einen Schauder nicht unterdrücken, als ich noch einmal das Bild des Kelpies betrachtete.
Die Heilerin folgte meinem Blick und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Langsam ging sie zur nächsten Wand und strich beinahe zärtlich über ein gemaltes Reh.

Als sie sich wieder umdrehte, waren Wehmut und Trauer auf ihrem schönen Gesicht zu sehen.
"Die Bilder sind von der ehemaligen Lady der Herbstländer."
Das forderte meine Neugier.
"Die ehemalige Frau des Lords? Wo ist sie? Was ist mit ihr passiert?"
Kurz zogen Fetzen von dem Märchen "Ritter Blaubart" vor meinen Augen vorbei, zusammen mit Bildern von blutigen Schlüsseln und Gräbern.
Nein, so durfte ich gar nicht erst anfangen.

Ava schüttelte den Kopf.
"Nein, nicht Lord Lorcans Gefährtin. Die seines Vaters.
Lady Maeve starb. .."
Ihre Stimme brach.
"Vor gut 300 Jahren.
Wir waren gute Freundinnen", fügte sie hinzu.
"Und Lord Lorcans Gefährtin?", fragte ich. Teilweise wollte ich das traurige Thema wechseln, teils versuchte ich immer noch mit aller Macht gegen die grausigen Bilder in meinem Kopf anzukämpfen.
Bitte lass sie nicht tot sein, bitte lass sie nicht tot sein, bitte...

Die Rothaarige zog eine Augenbraue hoch.
"Lord Lorcan hat keine Gefährtin. Nur eine Lady. Und das seid dieses Jahr Ihr."
Mein verwirrter Blick musste Bände gesprochen haben, denn Ava lachte.
"Wascht Euch. Wenn Ihr fertig seid, bereite ich Euch auf heute Abend vor und beantworte Eure Fragen, in Ordnung?"
Erleichtert nickte ich. Vielleicht würde sie etwas Ordnung in dieses Chaos bringen, das mein Leben geworden war.
Die Heilerin bückte sich und griff in eins der Regale, die an der Wand entlang standen.
Dann hielt sie mir ein Bündel Stoff entgegen. Der Stoff war dünner als normale Handtücher, aber dafür unheimlich weich. Er erinnerte mich an die Bettdecken.
Als ich wieder aufschaute, hatte Ava den Raum schon verlassen.

Begierig darauf, warmes Wasser auf meiner Haut zu spüren, zog ich mir eilig meine dünnen, vor Dreck beinahe steifen Sachen aus und kletterte in das große Becken, das aussah wie eine Badewanne.
Doch egal wie lange ich suchte, ich konnte keine Knöpfe oder Hebel ausmachen. Wie sollte ich hier an Wasser kommen?
Wollte die Heilerin mich ärgern?
Ich sah mich im Raum um.

Außer den bemalten Wänden, den Regalen, die aus dem selben hellen Holz gefertigt waren wie alle anderen Sachen hier, einschließlich der Wanne, die durchaus groß genug für mehrere Personen war, und einigen Fläschchen, die neben mir auf einem Brett aufgereiht waren, sah ich eine Art Toilette und ein Waschbecken, beides aus Stein und beides ohne erkennbare Knöpfe oder Schalter.
Was war das hier für ein seltsames Badezimmer?

Eine Weile überlegte ich hin und her, kam dann aber zu der Erkenntnis, dass Ava sicher andere Möglichkeiten hatte, mich zu erniedrigen. Außerdem schien sie wirklich zu wollen, dass ich heute Abend auf dieser Versammlung auftrat.
Also wickelte ich mich in das erstaunlich große, beige Handtuch und rief zaghaft nach der Heilerin im Nebenraum.
Kurze Zeit später wurde der grüne Vorhang vorsichtig zur Seite geschoben und ein roter Lockenkopf wurde sichtbar.
"Ist etwas nicht in Ordnung?"
Die Sorge in ihrer Stimme klang echt.
Meine Wangen brannten und ich biss mir auf die Unterlippe. Etwas, dass ich schon so oft gemacht hatte, seit ich hier war, dass die empfindliche Haut sofort weh tat.
Schließlich murmelte ich:
"Ich weiß nicht, wie ich mich hier waschen soll. Hier ist kein Wasser."

Zuerst dachte ich, sie hätte mich nicht verstanden, doch dann eilte sie zu mir.
"Ihr müsst Eure Hand an die Wand legen, genau so."
Sie hob meine Hand etwa auf Schulterhöhe und drückte sie sanft gegen die Wand. Sofort begann ein Strom warmen Wassers über mich zu rinnen.
Während ich den Kopf in den Nacken legte und die wohltuende Wärme genoss, zog die Heilerin mir geistesgegenwärtig das Handtuch weg.

Eigentlich sollte es mich verunsichern, dass ich nackt und schutzlos vor einem mächtigen, uraltem Wesen stand, aber das Wasser ließ mich alles um mich herum vergessen.
Ava lachte leise.
"Die Toilette funktioniert genauso. Ihr müsst einfach Eure Hand hier auf diese Fläche legen, damit das Wasser fließt."
Dann drehte sie mir den Rücken zu und verließ den Raum.

Nachdem ich mich ausgiebig gewaschen hatte, fühlte ich mich deutlich besser.
Auf jeden Fall roch ich jetzt besser!
Wahllos hatte ich die verschiedenen Flaschen und Döschen auf dem Regalbrett geöffnet und an dem Inhalt gerochen. Schließlich hatte ich mich für etwas entschieden, dass ganz leicht süßlich roch.
Glücklicherweise funktionierten sowohl die Toilette als auch das Waschbecken so, wie die Heilerin es erklärt hatte.
Als ich in das Handtuch gewickelt und mit tropfnassen Haaren durch den Vorhang wieder zurück ins Schlafzimmer trat, kam Ava auf mich zu und nahm mir wortlos das Handtuch ab, in das ich mich gewickelt hatte. Noch bevor ich mich beschweren konnte, legte sie mir eine dünne, helle Robe über die Schultern.

Dankbar zog ich den Stoff um meinen Körper und knotete die Schnüre vorne zusammen.
Tja, wer hätte so etwas ahnen können? Elfen hatten sowohl funktionierende Sanitäreinrichtungen, als auch Bademäntel.

Die Ältere führte mich an der Schulter durch einen weiteren Vorhang in einen etwas kleineren Raum.
Die Wände waren, ähnlich wie im Schlafzimmer, mit Teppichen geschmückt. Durch den grünen Stoff zogen sich dünne, goldene Fäden zu einem komplizierten Muster.
Außerdem standen einige weich aussehende Sessel verteilt im Raum und an einer Wand stand ein kleines Tischchen. Daneben hing ein goldener Spiegel. Der Raum wurde dominiert von einem riesigen Kamin, der eine ganze Wand einnahm.
Im Moment brannte kein Feuer, aber nachdem Ava mich auf einen Hocker vor dem kleinen Tisch platziert hatte, ging sie zum Kamin und legte eine Hand flach auf das halb abgebrannte Feuerholz.
Sofort loderte ein fröhliches Feuer und die Luft im Raum erwärmte sich fast schlagartig.
Dann trat sie wieder zu mir.
Praktischer Trick!
Während sie in eine Schublade griff und einige Objekte hervorzog, richtete sie endlich das Wort an mich.
"Ich habe versprochen, Eure Fragen zu beantworten. Was wollt Ihr wissen?"
Ihr war eine gewisse Anspannung anzumerken als sie begann, einen hellen Kamm durch meine Haare zu ziehen. So als gäbe es Dinge, die sie lieber nicht gefragt werden wollte.
Der Kamm verfing sich in den total verknoteten, kurzen Strähnen und ich zuckte zusammen.

Ava murmelte eine Entschuldigung.
Ich entschied mich, einfach mit dem Fragen anzufangen.
"Also..."
Auch wenn die Dusche meinen Kopf wieder etwas freier gemacht hatte, waren meine Gedanken immer noch wirr.
"Wie", setzte ich erneut an, "ist das denn jetzt eigentlich mit der Gefährten-und-Lady-Sache?"
Ich war mir nicht sicher, aber Ava schien aufzuatmen.
"Ihr seid die Banríon na Bealtaine, und damit amtierende Lady der Herbstländer."
"Weil ich gestern mehr oder weniger freiwillig getanzt und dann eine Krone aufgesetzt bekommen habe?", fiel ich ihr ins Wort.
Sie nickte.
"So in etwa."
"Und was ist mit der Lady vor mir?"
Bei der Frage war mir plötzlich wieder etwas mulmig.
"Was soll schon mit ihr sein? Sie lebt hier auf der Burg. Eigentlich kommt sie aus einem der Dörfer, aber ich schätze nach hundertdreißig Jahren kann sich keiner die Burg mehr ohne Saoirse vorstellen."
"Aber wenn sie doch hier ist, warum ist sie dann nicht weiter Lady?"
Über das mit den hundertdreißig Jahren dachte ich lieber gar nicht näher nach.
Ava hinter mir zuckte mit den Schultern und begann, meine jetzt halbwegs trockenen Haare zu flechten, soweit dies bei meiner kinnlangen, immer strubbeligen Mähne möglich war.
"Ich vergesse schon wieder, dass Ihr ja gar nichts über unsere Traditionen wisstt."
Sie stockte und schien zu überlegen, fuhr dann aber fort:
"Wer Banríon na Bealtaine wird entscheiden nicht wir, sondern das Land. Es geht nicht um Romantik, sondern um eine Chance auf mögliche Nachkommen."
Ich verschluckte mich und musste husten. Ava klopfte mir aufmunternd auf den Rücken.
"Wisst Ihr, es ist eine Ehre, erwählt zu werden. Das Land wählt immer die stärkste Frau zu seiner Königin, genauso wie nur der stärkste Mann Lord sein kann."
Es hörte sich an, als suche sie Hände ringend nach etwas, das meine Situation angenehmer machen würde. Aber leider waren ihre Versuche im Moment ziemlich vergeblich.
Außerdem machte das doch auch gar keinen Sinn!

"Aber das Land muss sich geirrt haben!"
Ich klang wie ein trotziges Kind.
"Ich bin nicht die Stärkste von euch. Ich bin ja nicht mal eine von euch. Kann das Land sich das nicht nochmal überlegen?"
Die Heilerin stieß einen Laut irgendwo zwischen Lachen und Seufzen aus.
"Ihr seid hier gegen euren Willen, das ist offensichtlich. Und ich würde Euch gerne helfen, wirklich. Es wird nicht einfach für Euch werden, soviel ist sicher. Aber wenn das Land einmal gewählt hat, ist es endgültig. Ihr seid an das Land gebunden und andersrum genauso. Wenn Ihr euch zu lange entfernt, wäre das katastrophal für Euch, für das Land und für die, die hier leben."
Ich schauderte. Das hörte sich nicht gut an.
"Und wie lange muss ich jetzt hier bleiben?"
Meine Stimme klang brüchig und ich wäre am liebsten aufgesprungen und wieder ins Bett gelaufen. Und hätte der Hoffnung, bald wieder nach Hause zu kommen, hinterher geweint, die immer mehr in unerreichbare Ferne rückte.
Wie ein Kind wollte ich mich zusammenrollen, die Decke über meinen Kopf ziehen und...
Aber nein, ich war kein Kind.
Wenn ich schon eine gefangen Königin spielen sollte, dann nach meinen Regeln.

Ich hatte über meinen inneren Ausbruch schon fast vergessen, dass ich eine Frage gestellt hatte, bis die Heilerin antwortete:
"Ein Jahr und einen Tag seid ihr gebunden. Danach seid ihr frei."
Ihre Stimme klang irgendwie traurig, aber Hoffnung regte sich in mir.
Ein Jahr. Nicht einhundert, nur eins. Und mit etwas Glück würde ich meinen Weg zurück finden. Was einmal funktioniert hatte, konnte schließlich auch zwei mal klappen.
Das war der Moment, in dem ich beschloss, nicht aufzugeben.
Ich würde Zuhause wiedersehen!

"Was soll ich denn so machen als, äh, Lady?"
Avas Ton wurde augenblicklich leichter.
"Von Euch wird erwartet, bei den großen Festen anwesend und repräsentativ zu sein. Außerdem", sie kicherte, "hoffen natürlich alle auf ein gesundes, starkes Kind."
"Was?"
Der Hocker auf dem ich gesessen hatte polterte zu Boden, als ich aufsprang.
"Oh, nein, nein, nein!
Ich werde garantiert keine Kinder gebären! Ich habe ja noch nicht mal vor, mit diesem... diesem Lorcan zu schlafen!"
Meine Stimme klang hysterisch.
Ava lachte.
"Wie es Euch beliebt. Keiner kann Euch zwingen, nicht einmal der Lord. Ob er das allerdings weiß, ist eine andere Frage."
Wie konnte sie in so einer Situation lachen? Ich musste hier raus.
Die Heilerin schien meine steigende Verzweiflung bemerkt zu haben, denn sie stellte den Hocker wieder auf, drückte mich sanft aber bestimmt nach unten und drehte sich so, dass sie mir ins Gesicht sehen konnte.

"Es tut mir leid, mir war nicht bewusst dass es Euch so viel ausmachen würde. Bei uns sind Kinder selten und sehr begehrt. Deswegen ist es auch eine so große Ehre, an Bealtaine ausgewählt zu werden. Das heißt, man ist fruchtbar und stark genug, das Kind auch auszutragen. Aber trotzdem sind Kinder auch in einer solchen Verbindung selten."
Ich schwankte zwischen dem Drang, mir die Decke über den Kopf zu ziehen und meiner Neugier. Letztere gewann.
"Also hat die vorherige Lady keine Kinder? Obwohl sie eine der fruchtbarsten ist?"
Ava zuckte mit den Schultern.
"Keiner weiß, wohin das Land unser Schicksal lenkt. Ich glaube, nicht einmal unsere Ahnen wissen das.
Aber ich glaube auch, dass das Land Leute aus unterschiedlichen Gründen wählt. Hier scheint es eher um Stärke und Macht zu gehen, während ich mich erinnere, dass in den Frühlingsländern besonders Fruchtbarkeit gefragt war."
Sie war wieder hinter mich getreten und machte sich daran, meine strubbelige Mähne in eine Frisur zu zwingen.

"Die Frühlingsländer? Kommen Sie daher?"
"Sagt doch bitte Ava zu mir. Ich habe Euch meinen Namen gegeben, also könnt Ihr ihn auch benutzen. Außerdem irritieren mich Eure fremden Höflichkeitsfloskeln."
Sie war irritiert?
Ich musste kichern.
"In Ordnung, aber nur, wenn du mich Rose nennst. Kein "Ihr" oder so. Ich würde dir ja meinen kompletten Namen nennen, aber der Mann von heute morgen war davon gar nicht begeistert. Er hat mich sogar eine Lügnerin genannt."
Avas Hände stockten.
"Wirklich?"
Ich nickte.
"Und... wie ist dein Name?"
Sie klang beinahe zaghaft.
"Roisin Connelly. Aber ich werde lieber Rose genannt, dass klingt nicht so alt."
Dann fiel mir ein, das gälischen Namen hier völlig normal waren und nicht nur eine Laune meiner Eltern. Aber Ava beachtete mich gar nicht mehr richtig.
"Seltsam...", murmelte sie.
Dann blieb sie eine Weile still, bis sie meine Haare fertig geflochten hatte.
Prüfend betrachtete sie mich. Dann verschwand sie durch den Vorhang und kam kurz darauf mit dem gleichen Haufen hellem Stoffes zurück, den sie schon vorhin getragen hatte. Als sie den Haufen ablegte und zu entwirren begann, kamen Kleidungsstücke zum Vorschein.
Zwei Sachen, die aussahen wie Kleider und eine erfreulich modern aussehende Unterhose. Kein BH. Und meine alten Sachen waren wahrscheinlich immer noch auf dem Boden im Badezimmer, dreckig und verschwitzt.
Auf keinen Fall würde ich davon jetzt etwas anziehen, nicht wenn ich mich endlich sauber fühlte.
Also inspizierte ich die Kleider und sah dann zu Ava.
Die machte überhaupt keine Anstalten, den Raum zu verlassen oder sich wenigstens umzudrehen.
Also griff ich mit zusammengebissenen Zähnen nach der Unterwäsche.
Dann musste ich den Bademantel wohl oder übel ablegen.
Um die Stille zu überbrücken, wiederholte ich meine Frage von vorhin.
"Ava, aus welchem der... Länder kommst du eigentlich?"

Sie reichte mir das erste Kleid. Es war weiß und knielang. Außerdem auch relativ eng. Und, soweit ich das fühlen konnte, hatte es einen ziemlich tiefen Rückenausschnitt. Nicht gerade das, was ich erwartet hätte.
Die Heilerin antwortete mir, während sie die Perlenknöpfe an meinen Ärmeln schloss.
"Ich wurde geboren, als die Länder noch nicht entstanden, als die Fae noch nicht geteilt waren. Aber nach dem Krieg mit den Menschen und der Trennung habe ich geholfen, die Frühlingsländer aufzubauen. Das ist jetzt etwa 1500 Jahre her.
Doch der Krieg zwischen unseren eigenen Ländern ging weiter. Damals habe ich als Heilerin gedient.
Und so habe ich meinen Gefährten kennengelernt. Er war ein Krieger aus den Herbstländern. Keinen Mond später waren wir als Gefährten verbunden."

Sie seufzte.
Ich auch. Ich hatte etwas übrig für romantische Geschichten. Nicht so sehr wie Sarah, aber...
Ich verbot mir den Gedanken und fragte stattdessen:
"Du hast jetzt schon zum zweiten Mal etwas von Gefährten gesagt. Ist das so etwas wie ein Ehepartner? Bin ich jetzt Lord Lorcans Gefährtin?"
Sie war gerade dabei, mir das zweite Kleid über den Kopf zu ziehen, das meiner Meinung nach ziemlich durchsichtig schien.
Mitten in der Bewegung hielt sie inne und prustete los.

Ich wusste nicht, was so lustig an meinen Worten gewesen sein sollte.
Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, keuchte sie:
"Der Tag, an dem der Lord eine Gefährtin nimmt, ist der Tag, wo ich in der großen Halle auf dem Tisch tanze!"
Sie schnaubte und fügte dann ruhiger hinzu:
"Du magst vieles sein, aber nicht seine Gefährtin. Das Band zwischen zwei Gefährten ist ewig. Es endet nicht einfach so wie die Zeit als Lady. Und der Lord würde niemals leichtfertig eine Gefährtin nehmen. Glaub mir, Saoirse hat es versucht. Und viele andere auch. Aber ohne Erfolg. Der Mann fürchtet um seine Freiheit."
Sie schnaubte.

"Aber du kannst dich glücklich schätzen. Ein Band ist nicht immer positiv. Es hat mich beinahe umgebracht, als mein Arthur ... als er zu den Ahnen ging."
Die tiefe Trauer in ihrer Stimme löste in mir den unbändigen Drang aus, sie in den Arm zu nehmen. Aber noch bevor ich ganz aufgestanden war, hatte sie sich schon einmal energisch über die Augen gewischt und zog mich auf die Füße.

"Na dann wollen wir doch mal schauen, ob du wie eine würdige Lady aussiehst."
Sie zog mich vor den Spiegel und mir stockte der Atem.
Das Überkleid war tatsächlich ziemlich durchsichtig und fiel in weichen Wellen bis auf den Boden. Aber mit dem weißen Stoff sah es nicht freizügig aus, sondern hatte einen Anschein von Wasser. Immer in Bewegung, niemals still.
Als ich mich ein wenig drehte, konnte ich den Rücken des Kleides sehen. Über den tiefen Ausschnitt spannten sich dünne Perlenschnüre.
Auch in meine Haare hatte sie Perlen gewoben. Die hellen Punkte glänzten zwischen meinen pechschwarzen Strähnen. Ich sah aus wie aus einem Märchen, die zarten, silbernen Schuhe inklusive. Ich sah aus, als würde ich in eine Geschichte gehören. Als würde ich hierher gehören.
Ava trat hinter mich. Sie hielt etwas in den Händen.

"So, jetzt bist du bereit!", beschied sie mir, als sich das Gewicht der goldenen Krone auf meinen Kopf legte. Wo Ava die wohl gefunden hatte?
Neugierig versuchte ich noch einen Blick auf die ineinander verwobenen Blätter zu werfen, während die Heilerin mich zur Tür zog. Doch bevor wir den Raum verließen, hielt sie mich am Arm zurück.
"Roisin Connelly", sagte sie mit ernster Stimme, "Ich schwöre dir, dass ich dafür sorge, dass dich niemand zu etwas zwingt, wozu du nicht bereit bist."
Sie holte tief Luft.
"Aber dafür musst du mir auch etwas schwören."
Ich nickte vorsichtig.
Aber mit ihren nächsten Worten hatte ich nicht gerechnet:
"Schwöre, dass du niemanden sagst, dass du menschlich bist. Alle außer mir glauben, dass du aus den Winterländern kommst. Dadurch haben sie wenigstens Angst vor dir. Es ist sicherer, glaube mir."
Noch bevor ich wirklich überlegen konnte, was sie da eigentlich verlangte, hörte ich mich selber sagen:
"Ich schwöre."

Ich verfluchte meinen vorlauten Mund, während sie mich hinter sich her durch das Gewirr aus Gängen zog.

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