07.04.2019 - Tim
Heute morgen meinte eine gute Freundin von mir, dass Unge von Ungespielt auf unser Video Tourette im Zoo reagiert hat. Das ist schon echt krass. Eines unser ersten Videos wird selbst von einer solchen YouTube-Berühmtheiten im Livestream geschaut. Ich kann es einfach nicht fassen. Trotz dieser eigentlich erfreulichen Nachricht bin ich heute irgendwie nicht so gut drauf. Ich muss mir die ganze Zeit einreden, dass ich glücklich sein sollte. Gleichzeitig würde ich das mit YouTube gerne weniger rasant entwickeln lassen. Mit vielen Abonnenten ist man gewissermaßen gezwungen ständig etwas hochzuladen und das schneiden von Videos benötigt nun mal extrem viel Zeit, die ich nicht habe. Außerdem bekommt man immer Anfragen von irgendwelchen Agenturen, die einen unter Vertrag nehmen wollen. Ich weiß nicht wie ich darauf reagieren soll. Ich muss mich umbedingt mit Jan mal besprechen. Und dann ist da noch die Sache mit dem Geld. Wir haben mittlerweile so viele Aufrufe, dass wir damit Geld verdienen, nicht viel aber immerhin etwas. Daraufhin habe ich erstmal von mehreren Seiten gehört, dass man das auch versteuern muss. Das ist alles so neu und so kompliziert.
Es klingelt. Jan ist da. Ich umarme ihn, etwas längeres sonst, aber ich brauche da jetzt mal kurz. Wir haben beschlossen, dass wir in unserem nächsten Video auf Unges Video reagieren. Wir haben es beide noch nicht gesehen. Ich habe in meinem Zimmer bereits alles vorbereitet, sodass wir gleich anfangen. Ich merke, dass ich nicht komplett anwesend bin, aber versuche mich zusammenzureißen, schließlich soll es ein witziges Video werden.
Nach einer halben Stunde sind wir fertig. Jan dreht sich zu mir rum: „Sag mal was ist eigentlich mit dir los heute?" Merkt man mir meine Sorgen so an? Was ist, wenn man das im Video auch sieht? „Tim? Tim! Hey!", reißt mich Jan aus meinen Gedanken und schlägt mir auf den Arm. „Keine Ahnung. Das alles , YouTube, ist aufregend und neu, aber es bringt auch so viele Sorgen mit sich." „Tim ist ne Heulsuse!" „Ich bin einfach ziemlich aufgewühlt heute." „Das ist doch verständlich. Kann ich dir irgendwie helfen?", fragt Jan und streicht mir beruhigend über die Schulter. „Wir müssten noch einige Dinge wegen unserem Kanal klären.", erwidere ich nur, da ich Jan nicht auch noch mit meinem Pessimismus runterziehen möchte. Er schaut mir kurz kritisch in die Augen, fragt aber nicht weiter nach. „Da wären die Anfragen von Management-Agenturen. Was sollen wir darauf antworten. Brauchen wir schon jemanden der uns auf professioneller Ebene unterstützt und uns somit weiter auf YouTube fokussieren?" „Ich kümmere mich darum!" „Klar, Gisela.", erwidere ich lachend. Es tut gut zu lachen und nach einem kurzen Augenblick steigt auch Jan ein. „Ja, Gisela als Managerin wäre durchaus interessant.", ergänzt Jan grinsend. „Das ist aber nicht das einzige, sondern wir haben auf unseren Videos mittlerweile genügend Aufrufe, dass wir damit Geld verdienen. Wir müssen abklären, wie es mit Steuern darauf aussieht." „Da muss man Steuern drauf zahlen, so viel kann es doch nicht sein? Ich bin reich!" „Soweit ich weiß schon, aber so genau kenne ich mich auch nicht aus. Und da wäre noch der Fakt was wir mit dem Geld machen, also wer von uns beiden das nimmt." „Ehrlich gesagt ist es mir völlig egal. Ich bin nicht auf das Geld angewiesen oder so. Ich nehme an du auch nicht. Boris Becker schon. Von mir aus können wir auch ein extra Bankkonto eröffnen, wo wir beide Zugriff darauf haben." „Ja, das ist eine gute Idee." Wir reden weiter und noch klären einige Dinge.
„Sollen wir noch ein bisschen mit Henry am Rhein spazieren gehen. Hundefleisch!", schlägt Jan nach einer Weile vor und wir machen uns auf den Weg. Stillschweigend, bis auf Gisela und gelegentlichen Lachflashs, laufen wir nebeneinander her. Immer wieder merke ich, dass Jan mich von der Seite betrachtet. Ich versuche es zu ignorieren, aber es ist schön zu wissen, dass er sich Sorgen um mich macht. Er kennt mich einfach zu gut. Und ich ihn wahrscheinlich auch, da ich weiß, dass er nicht Ruhe geben wird, bis ich ihm die ganze Wahrheit erzähle. Ich steuere eine Bank etwas weiter unten am Ufer an, die durch Büsche vom Weg getrennt ist. Wir setzen uns. Jan dreht sich zu mir. „Ich merk doch das dich irgendwas bedrückt." Ich erzähle ihm von dem Druck den ich durch unsere Bekanntheit verspüre und der Arbeit, die damit verbunden ist. „Wenn du mir zeigst, wie das Video schneiden funktioniert, kann ich das auch mal übernehmen.", bietet mir Jan an. „Danke für das Angebot, aber du kennst dich doch so gar nicht damit aus und mit dem Tourette weiß ich nicht, ob das dann nicht noch viel anstrengender wird.", erwidere ich, schließlich macht mir das schneiden ja Spaß. Jan dreht sich zum Wasser. „Schöner Platz hier. Dein Gesicht kackt rein!" Ich lege lachend meine Arme um seinen Hals und lege meinen Kopf auf seine Schulter. „Ich glaube, Gisela, da muss du mit leben können."
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Ich hoffe euch allen geht es gut und ihr habt einen guten Start in die Woche!
Liebe Grüße
PS: Ich schreibe immer etwas im voraus und ich kann euch sagen, da wird bald etwas passieren. Also bis dann!!
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