fifteen
"LUUUUUCYYYY" meine Hände liegen auf meinem Gesicht und ich bin voll neben der Spur.
Es poltert auf der Treppe und Lucy kommt aufgeregt ins Zimmer gesprungen.
"Elli was ist los? Gehts dir schlecht?"
"Lucy....wir haben uns glaub fast geküsst" ich reibe mir mit meinen Händen durchs Gesicht und starre sie ungläubig an.
Zuerst quitscht sie vor Freude und dann schaut sie mich fragend an:
"Warum glaubst du nur und warum nur fast?"
"Na ich glaube, weil wir es ja nicht wirklich getan haben und fast, weil Paul dann gerufen hat".
"Dieser Idiot.... Warum bist du denn so aufgeregt? Ich denke du willst gar nicht...." amüsiert verzieht sie eine fragende Schnute.
Ja, ich weiß...
Eigentlich hab ich das gesagt.... auch zu Phil vorhin....aber wenn er in meiner Nähe ist, dann...
Ich säufze tief vor mich hin, dreh mich auf die Seite und vergrabe mich in mein Kissen.
"Elliiiiii, ich find das so toll und ihr seid so süß zusammen und Tom ist so lieb und...." sie muss nach Luft ringen und quischt unaufhörlich vor sich hin.
"Lucy, bitte!" während ich für sie einen ernsten Ton aufsetze, schmelze ich in meinem Kissen mit einem grinsen vor mich hin.
"Komm doch jetzt mal aus dem Bett raus! Es ist schon fast 19 Uhr!"
"Jaaaa, wegen mir!" vorsichtig schwinge ich mich aus meinem Bett und gefühlt bleibt mein Kopf im Kissen liegen.
"Jetzt gehst du erst mal duschen und dann isst du was ok?" sie reicht mir ihre Hand und wir schwanken zusammen in mein Zimmer um mir frische Klamotten zu holen.
Mit Kopfschmerzen des Todes, schiebt sie mich letztendlich ins Badezimmer und ich überlege ob ich mich gleich über die Kloschüssel schmeiße oder mich einfach zusammenreiße.
So schlecht ging es mir schon lange nicht mehr, vielleicht war das gestern doch zu viel.
Letztendlich reiße ich mich zusammen und fühle mich nach der Dusche und dem Zähne putzen schon etwas besser.
Mit einer Hand an meinem Kopf, betrete ich den Wohnbereich und lass mich neben Franco aufs Sofa fallen.
Meinen Kopf lass ich auf die Sofalehne kippen und schließe kurz die Augen.
"Wie geht's dir Elli?" frägt Franco.
"Ehrlich gesagt, Scheiße!"
"Das wundert mich nicht.... Ich hol dir mal was zu trinken" Franco läuft in die Küche und kommt kurze Zeit später wieder zurück.
Gottseidank hat er stilles Wasser mitgebracht, es ist schon schlimm genug irgendetwas in den Mund zu nehmen und bei Kohlensäure wäre ich wohl gestorben.
Zusätzlich bekomme ich eine Schmerztablette, damit mein Kopf sich wieder beruhigt.
Er drückt mir das Wasserglas in die Hand und ich nippe ganz kurz daran.
"Ne, du trinkst das jetzt leer!" er schiebt meine Hand mit dem Glas wieder Richtung meinen Mund.
Stephan kommt amüsiert aus der Küche und legt eine Packung Salzstangen auf meinem Schoß ab.
"Iss davon was! Die braucht Tom immer, wenn er zu tief ins Glas geschaut hat. Er bekommt dann nichts anderes runter"
Grinsend sage ich, das ich nicht mal weiß ob ich es schaffe mir ein paar Salzstangen in den Mund zu schieben.
"Ich kann dir auch eine richtig gute Lasagne vor die Nase stellen!"
Schon alleine bei dem Gedanken würgt es mich und ich muss mich schütteln.
So sitze ich fünf Minuten später Salzstangen essend auf dem Sofa.
Lucy und Phil kommen auch dazu und beobachten mich lachend.
"Was ist?"
"Naja, irgendwie kommt mir das bekannt vor" mustert mich Phil belustigt.
"Ja, da müssen wir in Zukunft wohl zwei Packungen Salzstangen einkaufen!" lacht er und setzt sich neben mich.
"Ich hab nicht vor, mich in den nächsten zwei Wochen nochmal so zulaufen zu lassen, ok!?" ich schüttel mit verzogener Grimasse den Kopf.
"Süße, sollen wir einen kleinen abendlichen Spaziergang machen? Frische Luft würde dir bestimmt nicht schaden!" Lucy sieht mich auffordernd an.
"Da muss man sich so viel bewegen..." verdrehe ich die Augen.
"Los, Lucy hat recht!" Stephan stupst mich an, um mich zu animieren.
Wiederwillig steh ich auf und laufe in mein Zimmer um mir eine Jeans und einen Hoodie anzuziehen.
Danach geht's nochmal ins Bad um meine Haare zusammenzubinden und etwas Makeup und Mascara aufzutragen.
Lucy kommt dazu:
"Warum schminkst du dich?Wir gehen nur spazieren!"
"Ich will nicht das sich die Leute da draußen erschrecken!" ich lache und lauf zur Garderobe um meine Schuhe anzuziehen.
Tief durchatmend sitze ich auf der Treppe und versuche meinen Drang zu kotzen zu unterdrücken.
Nachdem Lucy auch soweit ist, laufen wir in der Abenddämmerung durch die Straßen.
"Weist du was wirklich toll wäre?" fängt Lucy jetzt an.
"Nein, was wäre denn jetzt wirklich toll?"
"Wenn du auch in der WG wohnen würdest! Wir hätten wieder viel mehr Zeit miteinander und du wärst nicht so alleine und für dich und Tom wäre es auch nur von Vorteil..." sie spickelt in mein Gesicht.
"Lucy, das geht nicht so einfach! Ich hab einen Job und.." ich stocke.
Ja, einen Job. Sonst nichts...
Eine Wohnung die mich Wahnsinnig macht und gefangen nimmt, sobald ich mich darin aufhalte.
"...und?" sie weiß ganz genau, das es sonst nichts gibt.
"Naja, ich kann nicht ohne Job hier her und du weist wie der Arbeitsmarkt aussieht und ausserdem hab ich dort eine Wohnung. Und sowiso kann ich nicht einfach in die WG einziehen, nur weil...." ich werde unterbrochen.
"... Die Männer würden es auch toll finden..." flüstert sie eher vor sich hin.
"Wie bitte?" verwirrt schaue ich sie an.
"Naja, wir haben heute mittag ein bisschen gesprochen, als du geschlafen hast... wir finden du passt genau hier rein und es mögen dich wirklich alle. Ausserdem bist du dann nicht mehr so alleine..."
"Ich bin nicht alleine!" nörgel ich vor mich hin, weiß aber nur zu gut das ich mich selbst belüge.
"Komm, wir gehen Tom und Moritz besuchen!" sie zieht mich energisch die Straße entlang.
"Hä, die sind doch arbeiten!"
"Ja genau und die Polizeiwache ist gar nicht mehr so weit weg!" sie grinst in vollen Zügen.
"Hallo, ich seh aus als wäre ich todkrank und mir ist echt nicht gut..." protestiere ich.
"Das interessiert niemand!" lacht sie verschwörerisch.
"Doch, MICH vielleicht?!" mein Protest wird überhört.
Nach 10 Minuten kommen wir an der Polizeiwache an und Lucy schiebt mich ins Innere des Gebäude.
Am Empfang bleibt Lucy stehen und trällert dem Polizisten, der uns den Rücken zugewandt hat, entgegen:
"Hiiiiii Marc!"
Dieser dreht sich schwungvoll um und lächelt sofort los:
"Hey, das ist ja schön dich zu sehen! Was treibst du hier?"
"Wollte Moritz kurz hallo sagen!"
Dieser Marc mustert mich und legt seinen Kopf etwas schief:
"Und wen hast du uns da mitgebracht?"
"Das ist meine beste Freundin Elli. Sie ist gerade zu Besuch hier.."
"Hi" grinse ich ihn leicht an.
"Marc, wo bleibst du denn?" Robin kommt um die Ecke geschossen:
"Oh, hi Lucy. Und..Elli stimmts?"
"Uuuuh haben deine grauen Gehirnzellen doch noch etwas Erinnerungsvermögen?" neckt sie ihn und er streckt nur seine Zunge raus.
Marc mustert mich die ganze Zeit und als das Robin bemerkt, sagt er nur "vergiss es!"
Was soll er vergessen?
Moritz und ein telefonierender Tom kommen um die Ecke.
Moritz läuft gleich freudestrahlend zu uns und Tom scheint uns zuerst nicht zu bemerken, da er in das Gespräch vertieft ist.
Scheiße, warum muss der in Uniform jetzt auch noch so umwerfend aussehen?
Das gehört Verboten!
Als er mich mit Stephan angehalten hatte, habe ich gar nicht bemerkt wie unverschämt gut er aussieht.
Als er sich umdreht, stockt er in seinem Gespräch und starrt mich mit offenem Mund an.
Unsere Blicke treffen sich und alles um uns herum scheint sich in Luft aufzulösen.
Seine Augen weiten sich wie so oft, wenn er mich ansieht und ein leichtes Grinsen schleicht in sein Gesicht.
"Ääääh, ja, ich bin noch dran. Was haben sie gesagt?" er fährt mit seinem Gespräch fort.
Robin grinst jetzt in Marcs Richtung und dieser sagt lachend: "Okaaaay, verstehe".
Ich muster die beiden mit zusammengezogen Augenbrauen und frag mich, was das jetzt sollte.
Plötzlich umarmt mich Jemand und ein lächelnder Moritz fragt mich nach meinem Befinden.
"Nicht so... Vielleicht...ganz gut.. Keine Ahnung" mein Gehirn ist wieder ausgeknockt.
Lucy und Moritz werfen sich vielversprechende Blicke zu.
"Ja, ich suche es raus und schicke es dann per Mail. Alles klar. Tschüss" Tom hat sein Gespräch beendet und scheint nach irgendetwas zu suchen.
"Hier Tom, du hast es vorhin hierhin gelegt" Marc fuchtelt, mit einem Blatt in der Hand, vor seinem Gesicht rum.
"Ja, okay, stimmt. Mach ich gleich" irgendwie könnte man meinen das er ziemlich verwirrt ist.
Er fixiert mich wieder mit seinen Blicken und kommt dann auf mich zu.
Mein Puls rast und ich werde ganz nervös.
Ich bekomme meine eigene Spucke nicht mehr geschluckt und starre ihn ebenso an.
Bei mir angekommen, zieht er mich in eine feste Umarmung: "Gehts dir wieder besser?"
Jetzt ja!
"Ja"
"War wohl nichts mit "sonst" und "Niemand" heute?"
Ich muss lachen und drück mein Gesicht noch ein Stück stärker an seine Brust.
"Ich hab deine Salzstangen vernichtet!"
Er schiebt mich ein Stück von sich weg und sieht mich gespielt grimmig an:
"Wie kannst du es wagen meine Salzstangen zu essen?"
"Stephan hat sie mir gegeben.....Ich kauf dir morgen neue, okay!"
Seine Augen ziehen mich wieder in ihren Bann und als er irgendetwas sagt, fällt mein Blick auf seine Lippen.
Diese Lippen hätten mich heute fast geküsst.
"Hallo? Träumst du?" Er stupft mich in die Seite und ich erwache aus meinem Bann.
"Was? Hast du was gesagt?" erschrocken warte ich auf eine Antwort aber er grinst nur vor sich hin.
Langsam wird mir wieder bewusst, das sich hier auch noch andere Menschen im Raum befinden und ich spickel an Tom vorbei und frag mich ob Lucy gleich explodiert vor lauter Freude oder ob sie sich zusammenreißen kann.
"TOM, Einsatz!" Paul kommt im schnellen Schritt angelaufen und setzt ein breites Grinsen auf die Lippen, als er uns so dastehen sieht.
"Hi, Lucy und Elli.... Sorry, aber ich muss dir Tom jetzt entreißen. Wir müssen los" er schmeißt Tom seine Jacke über den Kopf, die dieser seufzend anzieht.
"Sorry, muss los!" er drückt mir ein Kuss auf die Stirn und verschwindet mit schnellen Schritten zusammen mit Paul aus der Türe.
Okay, reiß dich zusammen Elli.
Es glotzen sowiso schon alle so doof....
Die aufsteigende Wärme in meinen Wangen kann ich nicht unterdrücken und ich möchte gar nicht wissen wie rot ich im Gesicht werde.
Robins Stimme erregt meine Aufmerksamkeit:
"Wir schmeißen übermorgen, also am Freitag, eine Gartenparty. Würde mich freuen wenn du auch kommst!"
Party... viele Menschen... aber ich kann ja jetzt schlecht ablehnen...
"Ja gerne, danke"
"Freut mich, also bis dann!" zufrieden zieht er ab und Moritz verabschiedet sich ebenfalls von uns, da er jetzt, wie er sagt, ein bisschen in der Gegend rumfahren muss.
Arm in Arm laufen Lucy und ich zurück in die WG.
"Kommen da viele Leute am Freitag?" ich versuche meine Stimme nicht allzu ängstlich klingen zu lassen.
"Ein paar. Wir sind aber auch alle dabei, brauchst dir also keinen Kopf zu machen!"
Jetzt sollte man die Dimensionen von "ein paar" näher ausführen können, aber ich belasse es einfach dabei!
"Achso Elli... überleg es dir doch bitte nochmal, also das mit dem hierher ziehen...."
"Ich weis nicht was es da zu überlegen gibt. Lucy, ich kann nicht so hopplahopp hierher ziehen und... ne, das geht nicht!" winke ich ab und damit ist es für mich eigentlich abgeschlossen.
Sie brummt nur vor sich hin und wir schweigen den restlichen Weg.
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