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Ich verblieb regungslos. Auf der Lichtung war eine kleine Gestalt, die einen Holzscheitel hinter sich hertrug. Unentschlossen blieb ich stehen.
Ich könnte ihm unauffällig folgen oder hier warten. Das Folgen schien mir dann allerdings der bessere Weg zu sein. Auch weil ich hungrig war und in der Gestalt eine Möglichkeit sah, essen zu können. Nein, ich meine nicht ihn essen zu können.
Seine Spuren waren genauso deutlich im Schnee abgebildet wie meine. Würde es so leicht weiterschneien hatte ich eine gute Chance ihm zu folgen. Er war langsam unterwegs was ebenfalls dafür sprach ihn nicht so leicht aus den Augen zu verlieren.
Sein Weg führte in den Wald immer und immer weiter lief er. Es war schon Nachmittag als er endlich anhielt. Heute war erst eine Kanone abgefeuert worden.
Er stand bei dem Baum, auf den ich das letzte Mal geklettert war. Er war also derjenige, der ihn nicht nur gefällt hatte, sondern auch der, der uns so knapp durch den Lappen ging. An den Baumstamm hatte er weitere dünne Äste gelegt und diese mit Laub bedeckt, dass drinnen, jedenfalls die ersten fünf Meter, eine Höhle entstanden war. Das Holz legte er daneben in den Schnee, dann verschwand er im Inneren seiner selbstgebauten Höhle.
Immer stärker fing es an zu schneien. Vorsichtig wagte ich mich aus dem schützenden Schatten der Bäume ins Sichtbare. Gerade als ich vorsichtig auf ihn zugehen wollte, schob sich sein Gesicht aus der Höhle und ich erstarrte. Es war Keeton der Junge aus Distrikt 7. Eigentlich nicht verwunderlich: er ging besser als alle anderen mit der Axt um.
Kaum das er mich gesehen hatte drehte er sich um und begann zu rennen. So schnell hatte ich noch nie jemanden rennen sehen. Schnee wirbelte auf, aber er kam mit seinen kurzen Beinen nicht gut voran.
Ich rannte ihm hinterher. Nicht um ihn zu töten, nein. Mein Plan war mich mit ihm zu verbünden. Es lebten nur noch meine ehemaligen Verbündeten und gegen die kam Werder ich noch er allein an. Zudem konnte ich ihm helfen zu überleben.
,,Warte!", schrie ich ihm keuchend hinterher. Nicht verwunderlich das er sich nicht umdrehte und stehen blieb noch irgendwas zurückrief. Hatte er Waffen dabeigehabt? Bei seiner Flucht hat er alles einfach so stehen lassen.
Ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben ihn noch zu finden, die dicken Flocken verhinderten jegliche Sicht und auch der Boden war nicht mehr aufschlussreich, da sprang er hinter einem Baum hervor. Die Axt keuchend erhoben.
Reflexartig sprang ich zurück und zog zwei meiner Messer. Noch bevor wir anfingen zu kämpfen fing ich an zu reden. ,,Ich will nicht kämpfen!", rief ich laut aus.
,,Welchen Grund hätte ein Karriere nicht zu kämpfen? Mich am Leben zu lassssen?", widersprach er. Karriero. Das waren wir also für die anderen Distrikte Panems. ,,Wo sssind überhaupt die anderen? Letztes Mal wart ihr zu zweit", setzte er hinterher.
,,Hast du es nicht gesehen? Sie ist Tod. Und zu dem Grund, allein Überstehen wir die Arena nicht. Das Wetter ist wechselhaft und bei der Kälte helfen nicht einmal unsere Anzüge", erklärte ich in ruhigen, aber bestimmten Ton.
,,Du wirst mich doch früher oder später eh töten wenn ich nicht mehr hilfreich bin, oder?" Er hatte Recht. Sofern er und ich beide noch lebten, wenn wir allein gegen jemanden kämpfen müssten, würde jeder gegen jeden gelten. Aber so weit war es noch lange nicht.
,,Das könnte ich tun, aber auch du könntest Töten. Gegen Maverick oder Rilay hättest du keine Chance! Ich kann dir helfen zu überleben. Du kannst jetzt oder später sterben, durch mich oder andere, ich werde dich so lange beschützten wie ich kann", antwortete ich.
Auf seine überlegende Mine hin meinte ich: ,,Es kommt auf das selbe raus. Durch mich oder andere, jetzt oder später. Wenn du nicht willst, lasse ich dich laufen und es ist, als wäre das hier nie passiert."
,,Bündnis?", fragte er schließlich.
,,Bündnis", bestätigte ich. Es war gnädig von mir. Ich hätte ihn töten können und einen Rivalen weniger gehabt. Aber so hatten wir beide etwas davon und ich hoffte, ich würde ihn am Ende doch nicht selbst töten müssen, denn ich mochte ihn wirklich und er war klug.
,,Du bist schlau, sonnst hättest du es nicht so weit geschafft", stellte ich auf unserem gemeinsamen Rückweg fest.
,,Und du hassst einen Hassen von gesstern", erwiderte er trocken. Auf meinen verwirrenden Blick hin meinte er:,, Er stinkt drei Kilometer weit!"
,,Wohl war. Aber du hast Feuerholz wir und ich schätze auch du hat Hunger?"
,,Ja. Heute hatte ich noch nichtss."
,,Bei der Gelegenheit kannst du mir gleich die Thermoskanne aus meinem Rucksack holen und wir erwärmen uns gleich eine Flasche Wasser." Ich wusste es war riskant ihn hinter mich zu lassen. Aber ich wollte sehen, ob er mich nicht umbrachte. Brachte er mich jetzt nicht um, so waren unsere beiden Chancen gut nicht voneinander umgebracht zu werden und genau das wollte ich testen. Jedoch nicht ohne die Hand um den Griff eines Messers zu legen.
Er holte, ohne auch nur den Versuch mich umzubringen die Thermoskanne aus meinem Rucksack und füllte diese mit Schnee.
Ich beugte mich runter um ihn an meinen Rucksack zu lassen. Er war einen Kopf kleiner als ich was in der Arena nicht unbedingt für ihn sprach. Allerdings passte er so in Spalten in die Maverick noch nicht einmal seinen Kopf bekam.
Der Rückweg war beschwerlicher als vorhin. Es dämmerte bereits als wir wieder zu dem gefällten Baum kamen. Der Scheitel Holz von vorhin war vollkommen eingeschneit und der Schnee lag bereits wadenhoch.
Unter dem hinteren Stück des um gefällten Baum, wo die Spitze noch in anderen Bäumen hing, er aber dennoch den Schnee abhielt, begannen wir schließlich die Vorbereitungen für ein Feuer. Meine Hoffnung war, dass der Baum auch einen großen Teil Rauch abfangen würde.
Keeton machte sich daran das Fell des Hasen abzuziehen und die Eingeweide herauszuholen, während ich ein Feuer anmachte, war bezüglich des Schnees alles andere als leicht war. Als mir eine kleine Flamme gelang hielt ich schützend meine Hände darüber. Ein kurzes ,,Ah!" entfuhr mir. Sofort, so schnell hatte ich niemals damit gerechnet, wirbelte Keeton mit erhobener Axt herum, bereit zu töten.
,,Alles gut, ich habe mich nur verbrannt", quittierte ich und hielt meine Hand in den kalten Schnee. Es tat unendlich gut und Keeton drehte sich erleichtert wieder um.
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