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,,Ich bin hier, um Distrikt vier in den 43 Hungerspielen zu vertreten!", ich fing leise an, doch das Publikum wurde immer lauter, sodass ich am Ende mehr oder weniger ins Mikrofon schreien musste. Doch die Leute kamen schnell wieder zur Ruhe.
,,Selbstbewusst, schön, was will man mehr?", rief Mevery in die Menschenmenge. Wieder wurde wie wild gejubelt und geklatscht. Ich genoss den Moment und stellte mir vor, wie die Leute jubeln werden, wenn ich auf der Tour der Sieger wieder hier vorbeikam.
,,Überleben wäre auch nicht schlecht", witzelte ich. Es kostete mich mühe keine arroganten Sprüche zu reißen. Letztendlich hatte ich dafür noch in der Arena Zeit und jetzt ging es darum, mit im Kapitol zu beweisen.
,,Da hast du wohl recht. Wir sind alle schon ganz gespannt welche Waffen ihr benutzten werdet!", erzählte mir Mevery.
,,Und ich bin gespannt wie die Arena aussieht und welche Überraschungen sie für uns bereit hält." Wieder kostete es mich mühe, witzig und nicht herabschauend zu sein.
,,Oh ja, da sprichst du wahre Worte! Verika Vinesko aus Distrikt vier!" Die Leute standen sogar auf. Nicht, dass sie es bei Distrikt 1 und 2 nicht gemacht hatten, aber dennoch lächelte ich stolz und hoffentlich auch so süß wie unangenehm sich das anhörte ins Publikum. Wieso musste ich mich noch Mal so verstellen? Ach ja, dass die Spielleiter mich nicht umbrachten.
Ich setzte mich wieder auf meinen Platzt und hörte zu, wie der Junge aus Distrikt fünf aufgerufen wurde. Er hatte sich anscheinend dafür entschieden dem Kapitol seine charmante Seite zu zeigen, was er auch leider ziemlich gut schaffte und so wie ich das bemerkte, nicht nur meinen Hass auf ihn steigerte.
,,Bist du gut auf die Arena vorbereitet?", fragte die Frau vorne auf der Bühne gerade den Jungen. Das Gespräch zwischen den beiden war sehr locker.
,,Na das hoffe ich doch mal. Sonst sehen wir uns heute zum letzten Mal hier." Oh, ganz gewiss seht ihr euch das letzte Mal! Ergänzte ich in Gedanken seinen Satz.
Das Interview war allerdings schnell beendet. Die anderen Interviews verliefen eigentlich ganz normal. Nicht spannend oder besonders aufschlussreich, eben durchschnittlich.
Bei dem Jungen aus sieben, Keeton, passte ich allerdings wieder auf. ,,Eine Punktzahl von sieben, bist du zufrieden? Ich meine, dass ist nur ein Punkt weniger als Kiolee hatte."
Eine Punktzahl von sieben? Was konnte dieser kleine Junge? Mit diesem Satz war sein Todesurteil gefällt. Die anderen würden nicht zögern ihn umzubringen.
,,Ssschon. Ich denke, vor allem Ssstrategie issst der Ssschlüsssel", antwortete Keeton. Ich muss sagen, ich bin beeindruckt von dem kleinen.
,,Strategie?! Na dann werden wir deine eben durchkreuzen", zischte Maverick neben mir. Wie gesagt, seine Punktzahl war sein Todesurteil.
Mevery sagte noch einen abschließenden Satz, bevor der Junge sich wieder neben mir nieder lies. Er saß auf der anderen Seite seines Stuhles, sodass wir uns unter keinen Umständen berühren könnten. Was auch gut so war. Nur schreckte ich nicht vor ihm zurück, sondern machte mich extra etwas breiter auf meinem Stuhl.
Desto höher die Zahl der Distrikte wurde, desto weniger Applaus erklang und desto eingeschüchterter und schüchterner wurden die Tribute. Das war mir und wahrscheinlich auch den anderen ganz recht so.
Distrikt 12 und auch 11 war sehr mager. Die Kleider, die nicht so schön waren wie das von mir, klebten schlaff an den knochigen Körpern. Wenn sie nicht wegen uns starben, dann eben in der Arena an Hunger.
Es dauerte ewig bis letztendlich alle Tribute ihre Interviews hinter sich hatte. Aber mal ernsthaft, manche haben gestottert, gezittert, nur genickt, am Kleid oder Anzug herumgefummelt, kaum ins Publikum geschaut und so weiter. Richtig in Erinnerung blieb mir nur der Junge aus 7. Die anderen eher negativ, was ja auch nicht wirklich Sinn der Sache ist. Aber gut. Wie gesagt, jeder weiß wie brutal die Hungerspiele sind und was noch auf sie zu kommt. Denn morgen ist es so weit.
Als schließlich das Schlusswort gesprochen wurde, wir alle noch einmal unter Jubeln aufstanden und uns verbeugten und schließlich in derselben Reihenfolge wie vorhin die Bühne verbliesen.
Hinter der Bühne erwarteten uns schon Mags, Unsere Stylisten und Cases. Cases jubelte und sprang sogar wie ein kleines Kind in die Luft was Mags wieder mal nur mit einem warnenden Blick quittierte. Allerdings hörte Cases, trotz das er es bemerkt hatte, nicht auf.
,,Super!", lobte Adley mich und grinste mich an, was auf ihrem zarten Gesicht besonders zur Geltung kam. Sie selbst trug eine menge Make-up was man im Licht sah, jedoch sonst überhaupt nicht bemerkte. Auch ihre zarten Hände waren bestimmt hinopperiert oder sehr gemacht.
,,Ja, ihr habt es beide gut gemacht", gab auch unsere Mentorin von sich. Sie versteinerte ihr Gesicht immer so, als würde sie Abschirmen das ja niemand sieht was sie denkt und wie es ihr geht.
Während wir nach Hause gingen, war ich mit den Gedanken bereits in der Arena. Schon als Kind, mit zehn oder jünger, habe ich mir die unterschiedlichen Szenarien vor Augen gerufen. Szenen aus den vergangen Spielen, aus Erzählungen von meinen Trainern und anderen älteren Personen. Und jetzt? Jetzt war ich hier: im Kapitol. Im Kapitol, das ich nur aus dem Fernsehen kenne, mit Leuten, die mich immer nur vom Fernseher anschauen. Und mich sehen jetzt Kinder, deren Schicksal ähnlich aussieht wie das meine. Und meine Familie? Wie ging es ihr? Was machte sie? Was hielten sie von mir? Mache ich sie stolz? Doofe Frage, meine Eltern sind immer stolz und haben bestimmt auch schon mein Geschenk oder Überraschung vorbereitet. Höchstwahrscheinlich auch schon alles in Kartons und für den Umzug bereitgestellt. Bei dem Gedanken an meine jüngeren Geschwister und wie sie vor dem Fernseher gekreischt haben mussten musste ich lächeln.
Wir aßen zu Abend und ich wusste, es war mein letzter Abend hier, denn ich sicher hier verbrachte und an dem ich noch niemanden umbrachte, heute war der letzte Tag, an dem ich mit einem ruhigen Gewissen ins Bett ging und eines feststand: weder mein Blut würde diese Nacht fließen noch das von andren und das konnte nächste Nacht schon ganz anders aussehen.
Welche Folgen mein Gewinn wohl mitbringen wird? Wie teurer wird die Arena werden? Das beste was passieren kann ist, dass ich morgen mindestens zwei Tribute sauber töten kann und selbst unverletzt bleibe.
Und mit dem Wissen, morgen zur Mörderin zu mutieren, schlief ich ein.
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