Ich nehme einen Rahmen
Ich nehme einen Rahmen
Und häng ihn um die Welt,
Verkünde durch Reklamen,
Dass er nicht runterfällt.
Mein Rahmen, der hält sicher
Und hält die Welt in sich.
Und ist dabei verkäuflicher
Als er, sie, du und ich.
Mein Rahmen ist ein Wunderstück
Und zeigt gar viele Ecken:
Frieden, Zwiste, Pech und Glück,
Die kannst du dort entdecken.
Schau gut hin, es lohnt sich sehr!
Siehst du den Herrn dort drüben?
Er trägt zum Hut sein Schießgewehr,
Versucht wohl grad zu üben.
Schau gut hin, jetzt legt er an!
Er zielt und will wohl schießen.
Im Fadenkreuze steht ein Mann
Und will die Blumen gießen.
Doch wie solls kommen, wie solls gehn?
Was willst du dich beklagen?
Was willst du jetzt zum Himmel flehn
Für Antworten auf Fragen?
Du kannst nichts machen, musst auch nicht,
Du brauchst hier nur zu schauen.
Mein Rahmen zeigt dir Schicht für Schicht
Das Elend und das Grauen.
In meinem Rahmen siehst du bloß
Die Wahrheit in der Welt.
Verkaufst du ihn, bist du ihn los,
Den Anblick, der dir nicht gefällt.
Du kannst ihn kaufen und studieren,
Du kannst den Kaufwert annullieren,
Du kannst ihn gründlich inspizieren,
Exponieren, diffamieren,
Vielleicht gehst du auch vor Gericht,
Doch vergessen kannst du nicht.
Mein Rahmen fällt nicht runter,
Dafür verbürg ich mich,
Und wie auf einer Leinwand
Mit Pinselklecks und Strich
Siehst du in ihm mitunter
Auch ihn, sie, dich und mich.
Ich nehme einen Rahmen
Und häng ihn um die Welt,
Dass alle Herrn und Damen
Erkennen, was er hält.
Lurchi, den 15.03.2020
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