Leben Teil 1
Hier hab ich mich mal einem traurigen Thema gewidmet.
Ich wollte mich mal darin ausprobieren Emotionen hervor zu rufen und auch aus der Sicht eines Mannes schreiben.
Ich bin gespannt ob es mir gelingt, euch zu berühren und Emotionen hervorzurufen. Ihr dürft mich danach auch gerne schütteln.
"Herr Müller, hier ist Praxis Dr. Hartmann. Es wäre gut, wenn wir für morgen einem Termin vereinbaren könnten, um ihre Blutwerte zu besprechen", sagte die Stimme am Telefon damals.
Dass dieser Anruf der Anfang vom Ende war, hätte ich zu dem Zeitpunkt niemals gedacht.
Mein Leben verlief absolut perfekt. Ich hatte eine wunderschöne Frau an meiner Seite, die meinen Antrag vor zwei Jahren angenommen hatte. Vor einem Jahr feierten wir eine wunderschöne Hochzeit mit allen Freunden und Verwandten. Ich vergesse nie, wie ich am Altar stand, und die schwere Holztür der Kirche sich öffnete und Susanne am Arm ihres Vaters herein trat. In dem Moment blieb mir fast die Luft weg, so wunderschön war sie. Wie ein Engel schritt sie voran und verzauberte alle mit ihrem Lächeln. Ich war ihrer fröhlichen, liebevollen Art von Anfang an verfallen.
Nie vergesse ich den Tag im Cafe, als sie in mich hinein gerannt war und auf ihren Hintern landete.
Und das nicht nur wegen dem gigantischen Kaffeefleck dem sie meinem weißen Hemd verpasste, kurz vor einem Meeting.
Es war sie!
Wie sie knallrot aufschaute und versuchte eine Entschuldigung raus zu bringen. Ich hatte noch nie so ein bezauberndes Wesen gesehen, und konnte sie nur sprachlos ansehen.
Das war vor vier Jahren, und der Beginn der glücklichsten Zeit meines Lebens. Es lief perfekt zwischen uns. Wir harmonierten auf ganzer Linie, ergänzten uns gegenseitig. Als sie mir den positiven Schwangerschaftstest vor sechs Wochen zeigte, war unser Glück kaum mehr in Worte zu fassen. Jetzt ist Susanne in der
16. Schwangerschaftswoche und ich versprach ihr, endlich den Checkup zu machen.
In letzter Zeit hatte ich immer wieder mit Schwindelanfällen zu kämpfen, die ich dem Stress der Arbeit zuschrieb. Aber Susanne lies nicht locker. Sie drohte mir, mich nicht mit zum Frauenarzt zu nehmen, wenn ich nicht zum Arzt ginge. So war Susanne eben. Wenn sie was im Kopf hatte, fand sie Wege, es durch zusetzen.
Also vereinbarte ich einen Termin bei Dr. Hartmann. Am Tag zuvor, war der Termin bei der Frauenärztin. Als wir dieses kleine Pünktchen im Ultraschall sahen und den Herzschlag hörten, waren wir unbeschreiblich glücklich.
Es war unser Baby. Ein Teil von Susanne und mir, in einem neuen Wesen vereint.
Ich wünschte, dass es komplett nach Susanne kommen würde. Ich liebte diese Frau einfach und alles an ihr war einfach toll. Selbst ihren Sturkopf musste man einfach lieben.
..."Ich liebe dich und diesen kleinen Wurm über alles Susanne. Ich würde mein Leben für euch geben, ohne zu zögern".... dies sagte ich ihr an jenem Tag bevor wir abends zusammen einschliefen.
Am nächsten Tag, stand der Check an. Ich erzählte Dr. Hartmann von den Schwindelanfällen und dem Stress auf der Arbeit. Ich arbeitete als Versicherungsmakler. Und die Konkurrenz war hart. Deswegen gab es nur noch Druck vom Chef. Egal wie, man musste Verträge bringen. Ich war aber nicht der Typ Mensch, der anderen etwas völlig sinnloses aufschwätzte, um sein Limit zu erreichen. Dies führte immer mehr zu Streit zwischen mir und meinem Chef. Und dieser Streit führte zu Stress und letztendlich zu den Schwindelanfällen. So glaubte ich es zumindest.
Selbst Dr. Hartmann ging davon aus, dass es vermutlich so war. Da er eh Blut abnahm, machte er vorsichtshalber noch ein paar weitere Werte mit.
Ich fragte nicht nach, welche es waren. Ich hätte auch nie, auch nur einen Gedanken daran verschwendet, dass etwas anderes, als der Stress in Frage käme.
Drei Tage später kam der Anruf. Auch da, dachte ich mir nichts Schlimmes dabei.
Bis zu dem Moment, als Dr. Hartmann vor mir saß und nicht wusste, wie er anfangen sollte. Er war nervös, und das machte mich nervös.
"Nun ja, Herr Müller, wie sie ja wissen, hab ich noch einige Blutwerte mehr bestimmen lassen. Darunter auch einen Krebsmarker. Also.....es ist so.... ich muss Ihnen leider sagen, dass das Ergebnis...nun ja... es tut mir so leid......dass es nicht gut ausfiel. Auch ihr Blutbild sieht nicht so aus, wie es bei einem Gesundem 38 jährigem auszusehen hat."
"Wie meinen Sie das Herr Dr. Hartmann? Krebsmarker? Nicht gut ausfiel? Ich versteh gerade nicht ganz"... in meinem Kopf drehten sich diese beiden Sätze im Kreis.
Was wollte er mir damit sagen?
Krebsmarker. Nicht gut ausfiel ...
"Nun ja Herr Müller, um genaueres zu sagen, müssen natürlich noch weitere Untersuchungen gemacht werden. Im Moment wissen wir nur, dass der Krebsmarker positiv war. Das heißt, er schlägt an, wenn sich im Körper Krebszellen befinden. Ich würde sie gerne in ein MRT stecken. Dann wissen wir mehr. Alles andere, wären jetzt nur Spekulationen. Ich würde einen Termin im MRT Zentrum vereinbaren oder möchten Sie das selbst machen? Herr Müller?..."
Krebs, dieses Wort kreiste unaufhörlich in meinen Gedanken.
Krebs und Baby!
Diese zwei Worte die nicht mal annähernd zusammen passten. ..."Herr Müller" drang in meine Gedanken und ich sah zu
Dr. Hartmann.
"Was meinten Sie?", fragte ich völlig neben der Spur.
"Ob ich einen Termin im MRT Zentrum vereinbaren soll oder ob sie das selbst machen möchten?", fragte Dr.Hartmann noch einmal.
"Ähm, machen Sie das. Es kann sich nur um ein Missverständnis handeln..ja das muss so sein..vielleicht wurden die Blutproben vertauscht. Das kommt doch ab und zu vor oder? Das kann doch bei mir passiert sein?" Ich weigerte mich, auch nur annähernd zu glauben, das ich Krebs haben sollte. Nein, das durfte einfach nicht so sein, nicht jetzt wo das Baby unterwegs war.
"Herr Müller, ich weiß, dass das jetzt erst mal ein erschreckendes Ergebnis ist, aber dass die Blutproben vertauscht wurden, denke ich nicht. Aber ich werde jetzt gleich die Kollegen anrufen, damit sie schnellstens einen Termin bekommen. Dann wissen wir mehr."
Damit griff er zum Telefon und vereinbarte mir einen Termin. In fünf Tagen, würde ich kommen können. Fünf Tage...dann würde ich mehr erfahren.
Als ich zuhause ankam, erwartete mich Susanne schon.
"Was hat der Arzt gesagt? War alles in Ordnung?", fragte sie mich.
Und ich brachte es nicht übers Herz, ihr die Wahrheit zu sagen. Sie war schwanger, mit unserem Baby. Sie sollte nur glücklich sein, und keine Sorgen haben. Deswegen verschwieg ich ihr an diesem Abend die Wahrheit. Und an den anderen Tagen auch.
Ich meldete mich krank, für den Tag, wo das MRT war, verließ das Haus aber wie immer wenn ich zur Arbeit ging, so, dass Susanne nichts mit bekam.
Als ich in dieser engen Röhre lag, konnte ich nur an Susanne denken, und unser Baby. Ich durfte einfach keinen Krebs haben. Nicht jetzt. Ich musste jetzt für sie da sein, ein guter Ehemann kann doch nicht Krebs bekommen. Das ging einfach nicht. Nicht jetzt, wo das Baby in etwa sechs Monaten zur Welt kommen sollte. Nicht jetzt.
Irgendwann war die Untersuchung zu Ende, und ich konnte mich wieder anziehen. Die Ergebnisse würde Dr. Hartmann mitgeteilt bekommen und alles weitere mit mir besprechen. "Alles weitere? Was meinten die damit?", kam mir in den Kopf.
Drei Tage später, saß ich wieder vor Dr. Hartmann und alleine sein Gesichtsausdruck sagte mir, dass meine Hoffnung, meine Werte wären vertauscht worden, gleich Null waren.
"Herr Müller, ich will ehrlich sein. Es sieht nicht gut aus. In ihrem Kopf befinden sich bereits drei Metastasen. Auch die Lunge und die Leber sind bereits befallen!"
Ich sah Dr. Hartmann nur an und war nicht fähig ihm weiter zuzuhören. Metastasen, Kopf, Lunge, Leber ...Das war alles was ich aufnahm.
"Herr Müller, hören Sie? Sollen wir ihre Frau anrufen?"....
Da erwachte ich aus dem Gedankenkarrusel, denn das wollte ich unter keinen Umständen.
"Nein, meine Frau wird hiervon nichts erfahre! Hören sie?", fuhr ich Dr. Hartmann an.
"Wie Sie wissen, bin ich an die Schweigepflicht gebunden, aber ich rate Ihnen wirklich dazu, so etwas schwerwiegendes mit Ihrer Frau zu besprechen!", gab er mir mit ernsten Gesichtsausdruck zu verstehen.
"Nein. Jetzt noch nicht. Erst muss ich wissen, wie es nun weiter geht. Es gibt doch eine Behandlung dafür oder? Krebs kann man doch bekämpfen?", fragte ich Dr. Hartmann.
"Nun ja Herr Müller. Man könnte eine aggressive Chemotherapie probieren. Aber ich muss Ihnen sagen, dass der Krebs bei Ihnen schon sehr weit fortgeschritten ist. Es tut mir sehr leid Herr Müller. Aber ich weiß nicht, ob die Chemo es schafft, ihn zu besiegen."
Das war der Tag, an dem man mir sagte, dass nur eine geringe Chance bestand, dass ich den Kampf gegen den Krebs besiegen könnte. Es fanden noch einige Untersuchungen statt, um am Ende sagte man mir, dass ich nicht mehr lange zu leben hätte.
Ich hatte mich bewusst gegen die aggressive Chemotherapie entschieden. Nicht weil ich zu feige war, die Schmerzen und den Kampf aufzunehmen. Nein. Ich wollte die letzten Monate mit Susanne bewusst erleben, und mir nicht die Seele aus dem Leib kotzen und nichts mehr mit bekommen. Außerdem konnte ich es so weiterhin vor Susanne verschweigen.
Man sagte mir zwar, dass die Schwindelanfälle zunehmen könnten, auch Sprach oder Sehausfälle könnten dazu kommen, aber ich hoffte einfach, wenigstens da Glück zu haben, dass dies nicht eintreten würde.
Mein Ziel war, wenigstens die Geburt meiner kleinen Tochter zu erleben.
Sie einmal zu sehen, zu fühlen und ihr sagen zu können, dass ich immer auf sie aufpassen würde, auch wenn ich nicht mehr da sein würde. Das war mein Ziel. Und für diesen einen Moment würde ich kämpfen und durchhalten!....
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