4)Blumen
Angie POV:
In meinem Zimmer angekommen warf ich mich erstmal auf mein Bett. Ich konnte es einfach nicht glauben, jemand hatte uns beobachtet! Dass noch jemand anderes im Park war ist ja nicht unmöglich, aber wenn jemand nur da war, dann schreibt er doch keinen Brief? Vielleicht hatte ich mir ja den Beobachter auch nicht eingebildet? Es klopfte. "Herein", seufzte ich. German trat mit schuldbewusstem Gesicht ein. "Ich weiß du wolltest alleine sein, aber ich kann dich doch nicht einfach im Stich lassen", erklärte er mir. "Schon okay, ich glaube, ich will auch gar nicht wirklich alleine sein. Tut mir Leid, dass ich dich angeschrien habe", entschuldigte ich mich. German setzte sich neben mich und nahm mich vorsichtig in den Arm. "Hey, alles ist in Ordnung. Das war bestimmt nur ein Scherz von jemandem, der sich besonders lustig fand. Kein Grund zur Sorge", beruhigte er mich. Tatsächlich entspannte ich mich in seinen Armen. Vielleicht hatte er ja Recht?
"Gibt es schon Essen?", erkundigte ich mich. "Hunger?", fragte German grinsend. "Und wie", antwortete ich ihm zwinkernd. "Na dann, nicht, dass du hier verhungerst, das würde aber ein schlechtes Licht auf uns werfen", lachte er. "Dann wollen wir das doch mal verhindern", meinte ich und stand auf. Tatsächlich hatte Olga gerade das Essen fertig gekocht. Violetta saß ebenfalls schon am Tisch. "Danke wegen vorhin", flüsterte sie mir zu. "Gerne, mich freut es, dich und Leon glücklich zu sehen", antwortete ich. Violetta lächelte mich an. Das Essen schmeckte wirklich ausgezeichnet. "Ach Senior German, der Gärtner hat vorhin das Blumenbeet erneuert. Sie sollen sich es einmal anschauen und ihm morgen Bescheid geben, ob er noch etwas ändern soll", sagte Olga. German nickte. "Ich kümmere mich gleich darum." Ich half Olga noch beim Abräumen, ehe ich mich auf mein Zimmer begab.
German POV:
Ich klärte noch mit Ramallo meine Termine für den nächsten Tag, als er mich an den Garten erinnerte. Vor ein paar Wochen hatten wir beschlossen, dass das alte Blumenbeet erneuert werden muss. Und hier im Haus gab es genau eine Person, die sich für Blumen bestens interessierte. Also klopfte ich an die Tür zu Angies Zimmer. Sie saß an ihrem Schreibtisch, über einige Partituren gebeugt, das weiche Haar über ihre Schulter fallend. Das Klopfen schreckte sich hoch, doch sie drehte sich lächelnd um. "Was gibt es?", fragte sie sanft. "Möchtest du dir mit mir die Blumen anschauen? Du kennst dich mit Blumen besser aus, ich vertraue da ganz auf deine Meinung", erklärte ich ihr. "Natürlich, gerne", stimmte sie mir zu. Gemeinsam liefen wir in den Garten. Der Gärtner hatte tatsächlich ein Wunder vollbracht. Das alte, vertrocknete Blumenbeet, in dem nur einzelne Gänseblümchen gewachsen sind, strahlte nun vor leuchtender Farben. Auch Angies Augen strahlten. "Es ist wunderschön", seufzte sie und kniete sich vor das Beet. "Wie bunt das alles ist", meinte sie, als sie sich wieder aufrichtete. "Du hast Recht, es ist wunderschön hier", stimmte ich ihr zu. Hand in Hand gehen wir wieder hinein.
Am nächsten Morgen wurde ich schon früh wach. Violetta schlief noch, nur Olga werkelte schon fleißig in der Küche. "Kann ich helfen", erkundigte ich mich. "Ha, Senior German, jetzt haben Sie mich aber erschreckt!", rief sie. "Sie könnten den Tisch decken!" Ich holte also Teller, Tassen und Besteck und deckte den Tisch. "Wie haben Ihnen die Blumen gefallen?", erkundigte sich Olga im Plauderton. "Sie sind wunderbar! Angie war ebenfalls ganz aus dem Häuschen!", beantwortete ich ihre Frage. "Na dann", sagte Olga zwinkernd.
Wenige Minuten später kam eine verschlafene Angie die Treppe hinunter. "Violetta ist gleich hier", verkündete sie. "Nicht gut geschlafen?", erkundigte ich mich bei ihr. Sie gähnte:"Wie ein Stein, aber viel zu kurz. Ich musste die Partituren fertig überarbeiten. Frei haben heißt nicht, dass ich nichts tun muss. Und jetzt bin ich hundemüde." "Morgen", begrüßte uns Violetta, die gerade die Treppe hinunter kam. Wir setzten uns an den Tisch. Violetta unterhielt sich angeregt mit Olga und Angie gähnte fast ununterbrochen. Da stand Violetta auf. "Angie, wir sind spät dran, na los!", forderte sie ihre Tante auf. Diese erhob sich gähnend und folgte Violetta.
Angie POV:
Vollkommen müde schleppte ich mich kurze Zeit später in das Lehrerzimmer. "Das Freihaben scheint dir nicht gut getan zu haben", begrüßte mich Pablo lachend. "Ich musste die Partituren fertig machen, ich hatte keine Lust auf Ärger mit dir", erklärte ich kurz. "Hier, trink den Kaffee", sagte Pablo und drückte mir eine Tasse in die Hand. Ich bedankte mich lächelnd. Der Unterricht ging schnell vorbei, ich war so müde, dass ich im Nachhinein mich kaum erinnerte, was wir gemacht hatten. Ich wollte nur noch nach Hause, etwas essen und mich dann schlafen legen. Violetta hatte noch eine Stunde Unterricht, also ging ich alleine nach Hause.
Ein Brief, ordentlich an mich adressiert lag vor der Tür. Kein Absender, keine Briefmarke. Vorsichtig öffnete ich den Brief. Heraus fiel ein Foto. Auf der Rückseite stand: Liebe ist wie eine Blume, zuerst strahlend und frisch, später welk und braun. Gebt Acht. Mit zitternden Händen drehte ich das Foto um. German und ich waren darauf zu sehen,das Foto muss gestern Abend entstanden sein. Man sah, wie German und ich Hand in Hand vor den Blumen standen und lächelte. Mir drehte sich der Magen um und ich setzte mich vorsichtig. War das immer noch ein Scherz?
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