17) Ein informativer Anruf und eine Versöhnung
Angie POV:
"Wo ist es nur?", murmelte ich vor mich hin, als ich in meiner Tasche wühlte. Nach gefühlten Minuten hielt ich es in der Hand, mein Handy. Einen Versuch war es wert, ob jemand hingehen würde, war eine andere Frage. Sorgsam gab ich die Nummer ein und drückte auf wählen. Einen kurzen Augenblick hörte ich eine männliche Stimme am anderen Ende der Leitung:" DiPietro" Es war Esmeraldas Ex-Mann, Joaquin. "Hallo, hier spricht Angeles Carrara, ist Esmeralda da?", meldete ich mich vorsichtig. "Nein, meine Frau ist nicht da. Sie ist momentan auf Geschäftsreise", antwortete er mich höflich. Frau? Ich dachte die beiden wären schon lange geschiedene Leute? "Entschuldigen Sie die Frage, aber Esmeralda erzählte mir, dass sie sich von Ihnen hätte scheiden lassen und das schon vor längerer Zeit?", hakte ich nach. Joaquin lachte. "Guter Witz! Nein, im Gegenteil, wir sind schon lange glücklich verheiratet und haben eine Tochter. Wir führen eine wunderschöne Beziehung", meinte er, das Lachen war deutlich aus seiner Stimme herauszuhören. "Okay, dann muss ich wohl etwas falsch verstanden haben. Wo ist Esmeralda denn gerade?", versuchte ich die Sache zu klären. "Hm, sie stellt ihre Projekte unterschiedlichen Leuten aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen vor. Südamerika hat sie schon hinter sich, dann muss sie wahrscheinlich in Asien sein", antwortete er mir. Südamerika? Dann war sie also hier gewesen? "Danke, kann es sein, dass ich sie in Buenos Aires gesehen habe?", fragte ich. Ich musste einfach wissen, ob sie hier gewesen war oder nicht. "Nein, das können Sie vergessen. Esmeralda hatte in Buenos Aires ziemliche Probleme mit ihren Projekten, ihr Chef hat sie schließlich gefeuert. Sie erzählte, er sei ihr auch körperlich zu nah gekommen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Zu Ihrer Frage, Esmeralda war in Brasilien und Venezuela. Glauben Sie mir, Esmeralda setzt keinen Schritt mehr über die Grenze zu Argentinien", erzählte er mir. "Okay, das klingt alles ziemlich heftig, aber danke, dass Sie sich mir anvertraut haben. Sagen Sie ihr doch liebe Grüße, wenn Sie das nächste Mal mit ihr sprechen", verabschiedete ich mich. "Gerne, für die Freunde meiner Frau tue ich alles. Wie war nochmal ihr Name?", fragte er, doch ich legte schnell auf. Das Gespräch mit German musste ich erst einmal verschieben, ich hatte jetzt eindeutig ziemlich viele Neuigkeiten, die ich erst einmal verarbeiten musste.
Seit bald zwei Stunden wälzte ich mich in meinem Bett hin und her. Beim Hereinschleichen hatte mich keiner gehört oder gar gesehen, alle schliefen schon oder waren wenigstens auf ihren Zimmern. Esmeralda war also immer noch verheiratet und German, der vermutlich die Rolle als ihren 'Chef' übernommen hatte, war ihr also 'zu nah gekommen'. Okay, komisch, wie sie ihren Mann angelogen hatte, aber sie konnte ihm ja wohl schlecht erzählen, dass sie eine Affäre gehabt hatte und fast geheiratet hätte. Jedoch entlastete sie die ganze Geschichte auch noch. Und dass sie momentan für mich unerreichbar war, machte die Sache auch nicht unbedingt besser. Mein Kopf schwirrte schon vor lauter Überlegungen und Spekulationen, als ich schließlich erschöpft einschlief.
Mein erster Gedanke nach dem Aufwachen war, dass ich den Streit mit Violetta aus dem Weg schaffen musste. "Violetta, können wir kurz reden?", fragte ich und trat kurz danach in ihr Zimmer ein. Meine Nichte lag immer noch an ihrem Bett und hatte ihr Tagebuch auf dem Schoß. Sie blickte mich mürrisch an, doch in ihrem Blick lag eine Spur von Traurigkeit. "Violetta, es tut mir Leid. Mich macht die ganze Sache einfach fertig, der Brief auch noch und ich weiß echt nicht, was ich gerade denken soll. Mir ist klar, dass weder du noch German etwas mit der Sache zu tun haben und ich wollte dich mit meinen Worten auch nicht verletzen. Es tut mir Leid. Glaubst du, du kannst deiner dusseligen Tante noch einmal verzeihen?", entschuldigte ich mich. Jetzt lag es alleine an Violetta, was jetzt geschah. Sie überraschte mich, als sie einen Schrei aus stoß und mir um den Hals fiel. "Das deute ich als, du verzeihst mir?", fragte ich sie vorsichtig lächelnd. "Klar, aber du musst das jetzt auch noch Papa erklären. Er war gestern ganz schön enttäuscht. Er mag dich gerne und du hast ihn sozusagen vor den Kopf gestoßen. Geh schon, schaffe das aus dem Weg", forderte sie mich auf und schob mich aus ihrem Zimmer.
German POV:
Ich brütete gerade über einer Einverständniserklärung von den Franzosen, als es an meiner Büro-Tür klopfte. Es war bestimmt Violetta, die mich zum Frühstück holte. "Herein", rief ich deshalb. Doch es war nicht meine Tochter. Es war Angie. "German, hast du eine Minute?", fragte sie mich leise. "Einen Moment habe ich Zeit", antwortete ich ihr ebenso leise. "German, gestern, das war nicht richtig von mir. Weder, mich mit Violetta zu streiten, noch mich so ungerecht dir gegenüber zu verhalten. Ich bin verwirrt, ich... Es tut mir Leid German", brachte sie mühsam hervor. Ich sah, wie sie mit den Tränen kämpfte und lief zu ihr."Angie, ich verstehe deine Lage. Mach dir keine Gedanken darüber, was Violetta und ich von dir denken, wir werden immer voll und ganz hinter dir stehen", sagte ich sanft und schaute ihr in die Augen. Etwas tauchte dort auf, Hoffnung und Zuneigung. Wir waren uns so nah, ich roch ihre Duft nach Blumen und ich musste plötzlich lächeln. Ich bekam kaum noch mit, wie wir uns schließlich küssten, so viele Gefühle wirbelten in mir umher. Atemlos lösten wir uns wieder von einander. Angie lächelte verlegen. "Danke", hauchte sie.
Dann verhärtete sich ihr Gesicht und sie schaute mir fest in die Augen. "Ich muss dir etwas sagen. Und bitte, ich weiß nicht, wie du reagieren wirst, versprich mir, dass wir uns trotzdem immer noch gut verstehen. Um Violettas Willen", sagte sie kühl. Das klang nicht unbedingt ausgezeichnet......
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