"That's the way it is"
Ich sehe dich immer auf diesem Felsen sitzen. Unter dir die spiegelglatte See. Die Sonne, wie sie auf dein Haupt scheint und deine blonden Haare in einen goldenen Wasserfall verwandeln.
Ich stehe etwas weiter hinten am Strand, beobachte dich, doch du hast den Blick fest in die Ferne gerichtet. Hin und wieder realisierst du meinen Blick, dann drehst du dich um und siehst zu mir. Doch schnell hast du dich wieder abgewandt und blickst wieder in den Ferne. Siehst deinen Träumen hinterher.
Das Bedürfnis, einfach zu dir hinzugehen und dich in meine Arme zu schließen, es beherrscht meine Gedanken. Wann habe ich das letzte Mal so intensiv an jemanden gedacht? Ich weiß es nicht. Habe ich das überhaupt jemals getan? Ich kann mich kaum erinnern. Da war mal eine Person, vor langer Zeit, doch sie erscheint im Gegensatz zu dir grau und unbedeutend. Du bist es, die meine Gedanken erfüllt. Der mein erster Gedanke nach dem Aufwachen gilt und der Letzte am Abend.
Doch ich weiß, du hast Angst davor.
Du bist kaum greifbar, warst all die Zeit, die ich dich kenne, schon glitschig wie ein Aal. Hast dich aus meinen Fingern gewunden, bist mir entschwunden und dann wiedergekommen. Vielleicht hast du Angst vor mir. Angst vor meiner Berührung, Angst vor dem, was ich in dir sehe. Doch deine Faszination hat mich lange gepackt.
Ob ich jemals daran gedacht habe, als ich dich hier in Island das erste Mal gesehen habe? Ich weiß nicht genau, was du gemacht hast, als du mir stundenlang deine Gedanken erzähltest und ich dir lauschte. Aber es hat irgendetwas in mir berührt, es hat etwas geweckt, von dem ich nicht weiß es einzuordnen.
Und jetzt stehe ich hier am Strand, könnte zu dir auf den Felsen klettern, doch ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich könnte umdrehen und gehen, dich einfach hinter mir lassen. Auf das schwarze Islandpferd steigen, welches hinter den Dünen grasend auf mich wartet. Und dann könnte ich davongaloppieren. Den Wind im Gesicht spüren, die Freiheit genießen.
Aber ich könnte auch zu dir auf den Felsen klettern, mich zu dir setzen. Du musst nicht alleine träumen, weißt du? Ich würde gerne mit dir träumen und in die Ferne sehen. Den Kopf in die Wolken stecken, Musik hören, gemeinsam diese Insel entdecken, die wir nur für uns haben.
Natürlich haben wir sie nicht für uns, aber es fühlte sich manchmal so an.
Aber ich weiß nicht, ob ich mich zu dir setzen darf. Ich weiß nicht, ob du das willst. Ich glaube, du genießt den Sicherheitsabstand, den wir haben, sehr. Aber manchmal schickst du mir kleine, unauffällige Einladungen, die mich dazu bringen, immer länger hier zu stehen. Im Regen, im Wind, wie auch in der prallen Sonne. Selbst wenn die Wellen des Strandes so hoch spritzen, dass ich das Salz auf der Zunge schmecken kann und durch die Nässe anfange zu frieren.
Ich möchte dich nicht überfordern, ich möchte einfach nur noch eine Weile deinen wunderschönen Anblick genießen. Du siehst aus wie eine Sirene, wie du so dasitzt. Du strahlst wie ein Diamant.
„Mögst du auf ewig Rückenwind haben,
Möge das Glück deine Hand berühren,
Mögen dir die Karten eine gute Zukunft lesen,
Soll alles so sein, wie du es dir wünschst"
Die Liedzeilen kommen mir in den Sinn und ich wundere mich, dass es ausgerechnet dieses Lied ist, welches mir hier in den Sinn kommt. Eigentlich denke ich an andere Lieder, wenn ich dich sehe. Ach, Collie. Was machst du bloß mit mir? Kannst du nicht einfach meine Hand nehmen und mir auf den Felsen helfen? Muss ich den Weg alleine erklimmen? Oder schickst du mich doch irgendwann weg?
Ich weiß es nicht, Collie, hilf mir.
Und vielleicht bleibe ich einfach stehen und beobachte dich stumm. Vielleicht würdest du auch einfach fliehen, wenn ich zu nahe komme. Obwohl ich dir immer wieder beteuert habe, dass ich dir niemals etwas tun würde. Dass ich niemand bin, der es nicht vollkommen ernst meint.
Weißt du eigentlich, was du entzündet hast? Diese kleine Funke, der mir das Herz erwärmt? Er ist da und erfüllt mich mit Glück.
Lass mich einfach deine Schönheit noch eine Weile bewundern. Vielleicht verglüht dieser Funke auch irgendwann wieder. Ich muss die Dinge nehmen wie sie sind. Und wenn du es nicht willst, was kann ich dann noch tun?
„That's the way it is".
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