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Der einsame Graf

Ordo Rosarius Equilibrio - I M B E C I L E My idiot lover
(schaut besser nicht das Video, das ist hochgradig verstörend und schon gar nicht jugendfrei, lauscht einfach ganz kurz der Musik)

***

Er trug heute einen langen, schwarzen Samtumhang, der bei jedem seiner Schritte über den Boden schliff. Eine eisige Kälte ging von den Steinen der Burg aus, in der er wohnte. Stickige Kälte, atemraubend. Er zog den schweren Stoff fester um seine Schultern, atmete tiefer ein. Weit hallten die Klänge seiner dunklen Stiefel auf dem Marmorboden. Das einzige Geräusch in einer totengleichen Stille. Verlassen, zurückhaltend. Er öffnete die überdimensionalen Flügeltüren zu dem großen Saal. Er war leer. Wie all die anderen Räume des Gebäudes. Der Mann lebte allein hier. Ein einsamer Graf, gefangen in den Klauen des Familienerbes. Klauen, die nicht mehr losließen. Für immer.

Er setzte sich an einen der langen Steintische, legte die Hand auf die graue Platte und wartete. Und wartete. Und wartete.

Die Stille war nicht erdrückend. Die Ungewissheit war erdrückend. Seine Gedanken rasten durch seinen Kopf, laut und schreiend. Er fing an, mit den Fingernägeln auf die Tischplatte zu trommeln, damit das Geräusch seine Gedanken übertönte. Er wartete auf den Boten, der nicht kam. Wie jeden Tag. Auch heute würde er nicht kommen.

Es war viel Zeit vergangen, als der einsame Graf aufstand und langsam den viel zu großen Saal verließ. Kein einziges Bild hing an den grauen Wänden der Burg. Nichts, was seine Welt erhellte oder bunt machte. Dunkelheit, die ihn beruhigte und zugleich beunruhigte. Sein Weg führte ihn hoch hinauf in den Turm. Dort, wo seine Brieftauben waren. Es waren immer weniger geworden. Sie waren nie aus der Welt der Menschen zurückgekehrt, wenn er sie losgesandt hatte. Der Wind so hoch oben riss an seiner Kleidung, rauschte laut in seinen Ohren und blies alle schlechten Gedanken für einen Moment weg. Er suchte sich sein hellstes Täubchen aus. Das Schönste von Allen. Das Prächtigste. Er gab die Hoffnung nicht auf, die Menschen doch zu erreichen. Für einen Moment kehrte die Hoffnung zurück. Für eine kleine Sekunde an diesem langen Tag. Neuen Mutes nahm er den Vogel zwischen die Hände. Umschloss es mit seinen warmen Fingern.

„Bring mir die Erlösung, kleines Täubchen", flüsterte er in das weiße Gefieder und band einen Zettel an das Bein des Tieres. Es war nur ein kleiner Brief, doch hatte für ihn eine große Bedeutung. Es fühlte sich an, als würde sein Leben davon abhängen. Wenn sie ihn doch endlich lesen würde. Er schrieb immer die gleichen Zeilen, doch sie erhörten ihn nicht. Keine Antwort auf die einzige Frage.

„Und jetzt flieg", hauchte er und öffnete die Hand. Der Vogel schlug ein paar Mal kräftig mit den Flügeln und stieg in den Himmel auf. Einmal flog er um den noch hoffnungsvollen Grafen herum, dann entschwand er in die Richtung, in die er musste. Zu den Menschen, die ihn vielleicht anhören wollten. Eine Weile sah der Graf ihm nach, dann verließ er den Turm und begab sich in sein Lieblingszimmer der Burg. Noch während er die Treppen hinunterstieg, verflog seine Hoffnung. Sie würden wieder nicht antworten. Wie jeden Tag. Seit Jahren.

Sein Zimmer. Das einzige Zimmer, welches nicht trist und grau war. Es war bunt, farbenfroh, voller Lebensfreude. Sobald er die unscheinbare Holztür dazu öffnete, empfing ihm die wohlbekannte Wärme. Er streifte den Umhang von den Schultern, hängte ihn ordentlich an einen Haken und sah sich kurz um. Alles stand noch so da wie er es verlassen hatte. Die bunten Wandteppiche, der warme Holzfußboden und sein Heiligtum: Der Gitarrenständer mit seinen verschiedenen Gitarren, E-Gitarren und Bässen. Das Klavier am anderen Ende des Raumes, die Sammlung der Trommeln. Und inmitten der vielen Instrumente ein einziger Stuhl. Das schwarze Leder des Hockers war abgewetzt von der vielen Benutzung und er quietschte, doch das war nicht schlimm. Er liebte alle Dinge hier so, wie sie waren und wie er sie kannte.

Der Graf nahm seine Gitarre in die Hand, ließ seine kalten Finger über die Saiten streichen. Der Frost in ihm schmolz mit jedem Ton, den er erzeugte. Er schloss die Augen und füllte die graue Burg mit den Farben, die er nur in seinem Kopf sah. Mit den Farben seiner Instrumente.

Die Klänge erfüllten seinen Kopf, vertrieben die Kälte und die Einsamkeit. Vertrieben alle schweren Gedanken, machten ihn vollständig. Das waren sein Leben und die Erfüllung, die er brauchte. Vielleicht würden ihn auch irgendwann die Menschen hören. Vielleicht würden sie irgendwann den Grafen in dem großen, kalten und beängstigendem Schloss sehen. Keine Gruselgeschichten erzählen über die alte Burg und seinen einsamen Bewohner. Wenn sie ihn hören könnten, dann würden sie vielleicht anders denken. Aber sie wollten ihn nicht hören. Wer machte sich auch die Mühe, den langen Berg hinaufzusteigen, um die großen Türen zu seiner Festung zu öffnen?

Die Musik brachte ihm sein Lächeln für diesen Tag zurück. Das Lächeln, welches er längst verloren geglaubt hatte.

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