Nightwish - End Of All Hope

„Uns fehlt die halbe Mannschaft, verdammt noch mal!" Nervös trommelte Ludo mit den Fingern auf der Tischplatte. Er saß nach vorne gebeugt da, rutschte unruhig hin und her. Er war im Stress. Und ich verstand ihn. Bei uns ging eine Grippe um, mehrere Stunleute waren krank geworden oder kamen nicht mit dem Pferd klar, sodass sie die Nachtarena spielen konnten. Denn das war das Problem. Unsere wichtigsten Pferde, Aguilito und Sorgho waren ausgefallen, die Vierbeiner, auf die wir uns immer hatten verlassen können. Agui ging es nicht gut, er war etwas angeschlagen, die Nachtarena war zuviel für seine Nerven, das hatte ich Ludo klipp und klar gemacht, als wir in der Planung die Pferde durchgingen. Er vertraute meinem Wort, was ich sehr schätzte, obwohl es ihm nicht wirklich passte, dass ich ihm Agui für die Nachtarena strich. Wir hatten kaum Pferde, die ruhig genug waren, um ordentlich gehen zu können. Denn diese Show war etwas Besonderes. Alle hohen Tiere wollten kommen. Mario, die Familie Mack und noch so ein paar Geschäftsmänner, die ich nicht kannte.

Sie erwarteten höchste Qualität. Die wir ihnen heute Nacht nicht bieten konnten. Zu allem Überfluss war auch noch Vollmond, ich konnte mit Vito nicht mitreiten. Denn sonst hätten wir die Rolle der Lady übernommen, denn Vito ging unter mir zuverlässig. Hilflos wanderte Ludos Blick schließlich zu mir. „Was schlägst du vor? Du bist doch der Hauptgrund für diese Situation!" Ja, das war ich wohl. Wir verschenkten in Vito ein brauchbares Pferd, da er kaum reitbar war für die Anderen. Und Nevado war zu noch zu jung, ich traute ihm die Show absolut nicht zu, auch wenn er mal ein gutes Pferd abgeben würde. Und ich hatte Agui gesperrt.

Mein Gehirn begann zu rattern, ich konnte es regelrecht hören. Ich begann, laut zu überlegen. „Ich kann ja nicht mitreiten, sonst wäre das Problem geklärt. Aber wir haben noch zwei Ladys heute Nacht. An der Hand ist Vito kein Problem, er kann am Anfang gehen und später unter Eva, wenn sie nur eine Rolle als nichtssagender Ritter übernimmt. Also der dritte Ritter, der später auch nicht mehr hineinkommt. Wenn es laut wird im Applaus, wird sie nicht mehr mit ihm klarkommen. Und wenn Marion als Lady nicht Encarado nimmt, wie vorhergesehen. Dann würde es passen....", nachdenklich schlug ich die Augen nieder.

„Ja, und wen sonst?", fiel Ludo dazwischen und beugte sich gespannt nach vorne. Ich warf Marion einen vielsagenden Blick zu, die sofort verstand. „Oh, nein, Hanna! Um Gottes Willen, das können wir nicht machen! Spinnst du eigentlich? Du hast noch nie...", sie unterbrach sich, ehe sie sich verplapperte.

... noch nie einen Sattel getragen. Ich verstand, was sie meinte. „Es würde das Problem lösen. Ich kriege das auf die Reihe. Vertrau mir."

(...)

Meine Verwandlung war nicht länger her als wenige Minuten. Es war knapp geworden, aber endlich war ich in der erlösenden Gestalt angekommen. Die anderen hatte nicht wirklich viel Zeit, um sich um das mysteriöse Ereignis der weißen Stute zu kümmern, die plötzlich aufgetaucht war.

(...)

„Ich vertrau dir.", murmelte ich leise an Marions Ohr, die kurz vor ihrem Auftritt neben mir im Sand stand. „Was anderes bleibt dir gar nicht übrig...", gab sie trocken zurück. Sie war deutlich nervös. Die Arena war gerammelt voll, das hatte ich vorhin noch kurz sehen können. „Bevor ich dir wehtue, sag Bescheid.", meinte sie noch, dann stieß sie sich vom Boden ab und sprang auf meinem Rücken. Es war ein ungewohntes Gefühl mit dem Lederzeug, welches um meine Beine schlapperte. Doch es war in Ordnung. Ihre Nervosität übertrug sich trotzdem auf mich und ich begann unruhig von einem Bein auf das Andere zu trippeln.

„Und jetzt eine Überraschung.", kündigte Denis uns an. Der Vorhang wurde aufgerissen und kaum dass Marion andeute, ich sollte los, galoppierte ich nach draußen.

Und rannte gegen eine Wand.

 (Fortsetzung in Kapitel 20 bei Moondancer - Pferdeträumer)