Chapter 4
Chapter 4 Megan Sicht
Die Zeit ging einfach nicht um. Es hatte sich in die Länge gezogen und als das Training endlich vorbei war, war ich die erste gewesen, die von der Tribüne aufgestanden war und mit eiligen Schritten das Quidditchstadion verlassen hatte. Ich wartete nicht auf meine Freundinnen. Ich schaute nicht zurück und drehte mich auch nicht um. Mein einziges Ziel war es soweit weg wie möglich von Remus zu kommen. Wieso hatte er sich entschuldigt? Wieso musste er mich mit so einem intensiven Blick anschauen, dass ich fast meinen Verstand verlor? Wieso wollte er mit mir reden? Ich wollte doch nur Antworten auf meine ganzen Fragen haben. Ich wollte ihn doch nur verstehen. Ich wollte für ihn da sein sowie seine Freunde für ihn da sind. Aber er hatte mich weg gestoßen. Er wollte mich nicht in sein Leben haben und das musste ich akzeptieren. Sein Verhalten ist mir ein Rätsel, was ich verstehen wollte. Aber ich hatte Angst. Angst vor der Wahrheit. Angst, dass er nicht dasselbe empfand wie ich. Mein Herzschlag beruhigte sich keines Wegs, auch nicht als ich das Schloss betrat und eine angenehme Wärme mir entgegen kam.
,,Megan!", hörte ich seine Stimme meinen Namen rufen. Ich drehte mich nicht um. Ich blieb nicht stehen. Ich beschleunigte meine Schritte in der Hoffnung er würde mir nicht folgen. Dass er mich in Ruhe ließ sowie er es in den letzten Wochen getan hatte. Wieso musste er mir ausgerechnet jetzt wieder näher kommen, wenn mein Herz sich ein wenig beruhigt hatte, wenn es gerade anfing zu heilen. Ich hatte endlich die große Treppe erreicht als mich plötzlich eine warme Hand an meinem Handgelenk fest hielt. Seine Wärme durch strömte meinen ganzen Körper. Es kribbelte über all und wäre ich nicht so verdammt verletzt, würde ich mich zu ihm umdrehen. Remus sollte nicht sehen wie traurig ich ohne ihn bin. Dass alles für mich keinen Sinn ergab, wenn er nicht in meiner Nähe war. Ich möchte ihn wieder Lächeln sehen. Ich möchte, dass das Strahlen in seinen Augen wieder zurückkommt.
,,Schau mich an.", verlangte er von mir. Ich schluckte die aufkommenden Tränen runter und tat was er von mir wollte. Es war das erste Mal, dass ich Remus mit einem angespannten Gesichtsausdruck sah. Seine Augen wirkten dunkler, gleichzeitig war seine Stirn in Falten gelegt. Sein Griff war fest und bestimmt, aber es tat nicht weh. Ich hätte niemals daran gedacht, dass hinter einem dünnen jungen Mann so viel Kraft stecken würde.
,,Warum rennst du vor mir weg?", fragte er in einem harten Ton. Ich presste fest meine Lippen aufeinander. Wie konnte er mir so eine Frage stellen? Dachte er überhaupt nach? Es war doch sein Wunsch gewesen das ich aus seinem Leben verschwand. Ich tat nur das worum er mich gebeten hatte.
,,Als ob du es nicht wüsstest.", hauchte ich kraftlos. Alles in mir schien zu bröckeln. Es fühlte sich an als würde ich in der nächsten Sekunde wie Glas auseinander brechen.
,,Lass es mich dir erklären."
Ein hämisches und spöttisches Lachen über kam meine Lippen. Ich konnte es nicht glauben. Ich wollte es nicht glauben. Nach Wochen kam Remus zu mir und wollte, dass ich mir seine Erklärung an hörte? Als ich sie hören wollte hatte er sie mir nicht gegeben. Also warum jetzt?
,,Ich will deine Erklärungen nicht mehr hören. Ich bin mir sicher, dass du deine Gründe hast aber lass mich bitte da raus."
,,Was meinst du damit?" Seine Augen huschten zwischen meinen hin und her als würde er hoffen eine Antwort zu finden.
,,Du ignorierst mich seit Wochen. Du hast so getan als würde ich nicht existieren, als wäre ich Luft und jetzt möchtest du mir eine Erklärung geben? Tut mir wirklich leid Remus aber dafür ist es zu spät." Ich hatte so lange auf diesen Moment gewartet. Ich hatte versucht in sein Herz zu kommen. Ich hatte gekämpft und doch verloren. Ich wurde verletzt und dass würde nichts ändern mit irgendeiner Erklärung. Er blickte zu mir runter als hätte ich ihm eine Ohrfeige verpasst. Genau so hatte mich an jeden einzelnen Tag gefühlt. So fühlte ich mich noch immer.
,,Gib mir bitte noch eine Chance. Ich möchte einen wichtigen Freund nicht verlieren.", sagte er verzweifelt, gleichzeitig wurde sein Griff fester. Er möchte mich als ein Freund in seinem Leben haben. Als Freund? Hatte er nicht mehr in mir gesehen als ein Freund? Ich hatte mich komplett blamiert. Ich hatte mir wie ein Idiot Hoffnung gemacht. Ich dachte Remus hätte vielleicht Gefühle für mich sowie ich für ihn. Ich hatte die Zeichen komplett falsch interpretiert.
,,Ich kann nicht dein Freund sein.", hauchte ich kraftlos. Ich befreite seine Hand von meinem Arm und rannte die Treppen rauf. Ich ließ Remus stehen genau so wie er mich stehen gelassen hatte. Erste Tränen entwichen aus meinen Augen und flossen langsam über meine Wangen. Remus sollte meine Tränen nicht sehen. Er sollte nicht sehen wie sehr er mich verletzt hatte. Mein kleines Herz, welches angefangen hatte zu heilen, blutete wieder und alle Narben, die verschlossen waren sind wieder offen. Wieso? Wieso musste er Freunde sagen? Wieso konnte er nicht sehen, dass ich mehr als Freunde sein möchte? Bin ich nicht hübsch genug? Lag es daran, dass ich nicht so klug bin wie Lily oder wunderschöne Kurven, wie Jacky, habe. Warum musste er mein Herz aus meiner Brust reißen und es achtlos auf dem Boden werfen? Warum verletzte er mich immer wieder aufs Neue? Es war nur ein Wort. Ein kleines Wort, was dafür gesorgt hatte das meine Welt zusammen brach. Er hatte mir den Boden unter meinen Füßen gerissen und statt mich aufzufangen ließ er mich weiter fallen. Ich hatte keinen Anker. Keine Rettung. Ich hatte niemanden, der mich von meinem Sturz aufging und mich fest hielt.
Ich wischte meine Tränen aus meinem Gesicht als ich vor dem Gemeinschaftsraum stand. Ich strich meine Haare glatt in der Hoffnung es würde vielleicht mein Aussehen retten. Doch auch wenn ich keinen Spiegel hatte, wusste ich das ich furchtbar aus sah. Meine Augen waren rot und geschwollen. Meine Haare zersaust. Ich atmete noch einmal tief ein und aus bevor ich das Passwort sagte und in dem Gemeinschaftsraum der Gryffindor eintrat. Wie ich es vermutet hatte war der Raum gut gefüllt. An den einzelnen Tischen saßen Schüler und Schülerinnen, die ihre Hausaufgaben machten, andere lasen wiederum ein Buch und andere hatten es sich vor dem Kamin bequem gemacht und ließen den Tag entspannt ausschalten. Meine Augen fanden die Tür zum Schulsprecherraum, welche ich ohne zu zögern ansteuerte. Ich starrte förmlich die Tür an, damit ich nicht in die mitleidenden Gesichter der anderen schauen musste. Ich brauchte kein Mitleid. Ich wollte nicht in den Arm genommen werden, weil ich den anderen leid tat. Ich wollte ein Rat hören. Ich wollte wissen was verdammt noch mal ich falsch gemacht hatte. Ich nuschelte das Passwort in meinem nicht vorhandenen Bart und die Tür öffnete sich. Hier war es eindeutig ruhiger. Hier konnte man nachdenken und noch einmal alles Revuen lassen.
,,Da bist du ja.", empfing mich eine strahlende Jacky: ,,Wir wollten schon einen Suchtrupp nach dir suchen lassen. Wir brauchen dringend deine Hilfe." Entweder sah Jacky nicht, dass ich geweint hatte oder sie sprach mich aus Höflichkeit darauf nicht an, weil sie in männlicher Gesellschaft waren. Ich lächelte dankbar. Ich hatte nämlich keine Ahnung wie ich meinen Freundinnen irgendetwas erklären sollte, wenn Remus Freunde anwesend waren. Ich lief mit langsamen Schritten auf die Gruppe zu und blieb neben Jacky stehen.
,,Was sieht besser aus?", fragte sie mich: ,,Soll der Weihnachtsschmuck in Gold und Silber sein oder lieber in den Farben der Häuser?" Ich schaute auf das Stück Pergament, wo bereits schon einige Dinge für die Weihnachtsfeier aufgelistet waren. Essen. Trinken. Dekoration. Gebäck. Süßigkeiten und noch weitere Kleinigkeit, die für einen perfekten Abend benötigt werden.
,,Ich würde sagen, dass wir die Farben der Häuser nehmen. Es wäre mal was anderes als die Jahre zuvor.", antwortete ich. Ich beobachtete wie Lily ihre Unterlippe vorschob und angestrengt nach dachte.
,,So machen wir es. Das wird bestimmt wunderschön aussehen. Dann können James und ich endlich die Aufgaben verteilen. Es dauert nicht mehr lange, dann ist Weihnachten.
,,Fährst du nicht nach Hause?", fragte ich und ließ mich auf dem leeren Sessel nieder. Ich zog meine Knie an meiner Brust und schaute zu wie Lily sich Notizen auf dem Pergament machte. Sie beantwortete meine Frage nicht. Verständlich. Wenn ich auch so eine Schwester hätte wie Petunia würde ich auch nicht nach Hause fahren. Ich schlang meine Arme um meine Beine als würden sie mir einen Schutz vor der Außenwelt geben. Als würden sie verhindern, dass ich verletzt werde.
,,Fertig.", seufzte Lily erleichtert aus und lies sich zurück fallen: ,,Jetzt müssen wir nur noch die Aufgaben unter den Vertrauensschülern aufteilen und sobald die Planung für die Weihnachtsfeier fertig ist müssen wir die Neujahrparty planen."
,,Können wir das nicht so machen, dass uns die Vertrauensschüler uns Vorschläge einreichen und wir dann entscheiden welcher der Beste ist? Es wird einfach alles zu viel. Der Schulsprecherkram, das Training, die ganzen Hausaufgaben und die Rundgänge.", beschwerte sich James.
,,Denkst du, du bist der einzige der viel zu tun hat? Wir müssen beide dadurch.", wies Lily ihn zurecht. James fuhr sich genervt durch sein Haar aber schwieg. Ich konnte nicht anders als zu lächeln. Es war kein großes aber selbst diese kleine Geste sorgte dafür, dass es mir etwas besser ging. Die Tür wurde wieder geöffnet und alle Augenpaare richteten sich auf den Punkt hinter mir. Ich drehte mich nicht um. Ich wusste, dass es Remus ist, der den Raum betrat. Seine Freunde musterten ihn besorgt aber sagten kein Wort. Zum Glück. Ich wollte ihnen nichts erklären. Ich wollte nicht erzählen, was passiert ist. Ich möchte die Wörter nicht aussprechen, die Remus gesagt hatten. Es hatte mir schon viel zu sehr weh getan sie zu hören. Der blondhaarige Junge ließ sich schweigend neben Sirius fallen. Er hatte seine Lippen aufeinander gepresst, gleichzeitig war seine Körperhaltung angespannt. Ich hatte ihn zuvor noch nie so gesehen. Auch wenn ich mir Sorgen um ihn machte fragte ich nicht nach. Ich erkundigte mich nicht was ihm durch den Kopf ging. Dass hatte ich viel zu oft gemacht und jetzt da wo ich wusste wie Remus mich sah, schaffte ich es nicht so eine einfache Frage über meine Lippen zu bringen.
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