Chapter 48 James Sicht
Chapter 48 James Sicht
,,Jetzt warte doch Lily!", schrie eine hohe Stimme. Mein Atem stockte als ich das rothaarige Mädchen in der Menge sah. Ihr Haar fiel locker über ihre Schultern während sie mit eiligen Schritten durch die Menschenmasse lief.
,,Es tut mir leid, okay?", entschuldige sich der elfjährig Severus und blieb vor Lily stehen. Sie hatte ihre Stirn in Falten gezogen und drückte ihre Bücher gegen ihre Brust. Genauso wie sie es heute noch machte. Sie benutzte die Bücher als Schutzschild. Als würden sie verhindern, dass sie verletzt wird, dass sie eine Mauer um sich herum bauen konnte.
,,Warum musst du dich immer auf ihre Sprüche einlassen? Du weißt doch wie sie sind." Sie schüttelte unglaubwürdig ihren Kopf.
,,Wer wie ist?", mischte sich eine strahlende lockige Hexe in ihem Gespräch ein. Ich spürte wie Sirius sich neben mir anspannte.
,,Na Potter und Black. Sie haben wieder Severus geärgert.", erklärte diese und automatisch breitete sich ein schlechtes Gefühl in mir aus. Ich wusste schon gar nicht mehr wie oft wir ihn geärgert hatten. Wie viele Flüche wir uns aufeinander gejagt hatten aber es waren einige. Es hatte sich in den Jahren nichts geändert. Wir konnten uns von Anfang an nicht leiden. Der einzige Unterschied war, dass Lily nicht mehr mit Schniefelus befreundet war. Und dass war allein seine Schuld gewesen.
,,Ich hoffe sie kriegen es irgendwann zurück. Wir sind kein halbes Jahr in Hogwarts und ihre Streiche sind berühmt." Jacky verkreuzte ihre Arme vor der Brust um ihre Aussage zu unterstreichen. In ihren Augen blitzte etwas auf. Etwas was ich nicht deuten konnte.
,,Ich kann nicht glauben, was du da gerade gesagt hast." Lily schüttelte belustigt ihren Kopf: ,,Du gehörst doch zu den Mädchen, die Black anhimmeln."
,,Das tu ich gar nicht!", schrie diese in eine viel zu hohen Tonlage. Ich spürte das Sirius hinter mir lachte. Natürlich war es amüsierend. Drei elfjährige Kinder unterhielten sich über ihres Altergenossen. Wie süß. Aber in Gegensatz zu heute hatte es damals eine ganz andere Bedeutung. Sie waren noch nicht bewusst. Die Gefühle waren noch nicht so ausgeprägt wie heute. Sie waren noch nicht so intensiv. Sie wussten nicht einmal die Bedeutung von Schmerz und Liebe. Sie waren so unerfahren.
,,Wie kommst du zurecht?", wechselte Schniefelus abrupt das Thema. Es war kaum sichtbar aber ich konnte, dass sie sich verspannte.
,,Es geht.", gab sie kaum hörbar zu: ,,Es ist alles so neu für mich und der Stoff hängt mir über den Kopf heraus."
,,Das wird schon, Lily. Ich kann immerhin helfen.", grinste Jacky und nahm ihre Freundin bei der Hand. Ein dankbares Lächeln erschien auf ihre Lippen.
,,Hat Petunia auf deine Briefe geantwortet?", erkundigte er sich wieder bei ihr. Wie konnte er so unachtsam sein? Das Thema ist für sie kein einfaches.
,,Wer ist Petunia?"
,,Meine Schwester, die mich hasst, weil ich anders bin."
,,Du bist was besonderes Lily. Sie ist nur eifersüchtig, weil du was hast was sie nicht haben kann.", versuchte Schniefelus sie aufzubauen ohne erfolg.
,,Ich wusste gar nicht, dass Jacky mich schon in unserem ersten Jahr bewundert hatte.", flüsterte Sirius, woraufhin Remus ihm einen Stoß in die Rippen gab als im selben Moment die drei uns vorbei liefen. Kein einziges Mal ließ ich Lily aus den Augen. Schon damals sah sie wunderschön aus. Zu dumm, dass ich es nicht früher gemerkt hatte. In unserem ersten Jahr in Hogwarts war alles so neu. Wir wollten das ganze Schloss erkundigen. Wir wollten seine Geheimnisse wissen, was uns sechs Jahre gekostet hatte. Und ich bin mir sicher, dass wir noch längst nicht alles wussten.
,,Schaut mal da kommen wir.", flüsterte Remus und deute auf vier kleine Jungen, die sich aufgeregt miteinander unterhielten. Ich erkannte Peter sofort. Schon in unserem ersten Jahr war er etwas pumliger und immer an unserer Seite gewesen seit wir ihm einmal geholfen hatten. Er hatte nicht immer alles sofort verstanden aber er war immer ein guter Freund gewesen. Remus lief rechts neben ihm. Sein Haar war noch nicht so lang wie heute. Heute hatte er seine Haare zu einem kleinen Pferdeschwanz gebunden während seine Haare in seiner Kindheit noch kurz waren. Er beobachtete uns mit adler Augen und verfolgte das Gespräch ganz genau. Nur ab und zu gab er einen Kommentar von sich aber sonst schwieg er.
,,Moony hat sich in den Jahren kein bisschen verändert.", scherzte Sirius leise, dabei konnte ich sein Grinsen hören. Mein Blick fiel auf Sirius, welcher schwarze lockige Haare, die ihm bis zur Schulter reichten. Neben ihm lief mein jüngeres Ich. Ich hatte ihme einen Arm um die Schulter gelegt während ich ihm wahrscheinlich von einem guten Streich erzählte.
Nach und nach leerten sich die Gänge von Hogwarts und es wurde still. Es war kein Ton zu hören. Rein gar nichts. Wir warteten noch paar Minuten bevor wir den Umhang ablegten und wieder für alle sichtbar waren. Es war zwar riskant aber so konnten wir uns für eine kurze Zeit freibewegen.
,,Es hat sich nichts verändert.", stellte ich fest als ich durch den leeren Gang lief. Es sah noch alles genau so aus wie heute.
,,Es war komisch Schniefelus und Evans zusammen zu sehen.", sagte Sirius, der sich auf eine Holzbank im Flur hinsetzte und sich gegen die Wand lehnte.
,,Es ist auch vieles passiert in den letzten Jahren. Aber wir sollten weiter. Umso länger wir uns zeigen umso größer besteht die Gefahr, dass uns jemand sehen könnte." Ich seufzte leise. Ich hatte mich gerade an die gewonnene Freiheit gewöhnt. Trotzdem hörte ich auf Moony. Wenn es um den Zeitumkehrer und um die Vergangenheit ging sollte man auf passen. Es war gefährlich. Nicht für uns sondern auch für die andere. Wir durften die Vergangenheit nicht ändern sonst würden wir die Zukunft ändern. Ich möchte nicht wissen was passieren wird wenn es taten. Ich legte den Umhang wieder um uns und zusammen liefen wir durch die leeren Gänge in Hogwarts.
,,Es fühlte sich an als würden wir irgendetwas aushecken.", flüsterte Sirius.
,,Natürlich tun wir das. Wir sind in der Vergangenheit gereist. Wenn McGonagall oder Dumbledore davon erfährt sind wir erledigt."
,,Bei Merlins Bart. Jetzt seit mal still.", fauchte Moony leise, was mich zum Kichern brachte. Es war in manchen Situationen niedlich wie er sich auf regte und in anderen Situationen sollte man besser rennen. Ich sprach aus persönliche Erfahrungen.
Mein Herz setzte aus. Es zog sich aus einander und wieder schmerzhaft zusammen. Mein Blick war auf das kleine rote Mädchen gerichtet, welche bis vor einigen Sekunden noch gestrahlt hatte. Sie hatte ihren Kopf gesenkt und versteckte ihr Gesicht hinter ihren Haaren. Ihr Körper bebte aber kein einziger Ton kam von ihren Lippen. Lily weinte. Ich hatte sie noch nie oft weinen gesehen. Sie ist eine starke Frau geworden aber sie als kleines Mädchen zu sehen zerbrach mir das Herz.
,,Lily?", fragte plötzlich eine Jungenstimme, die etwas zu hoch war. Ich starrte mich selbst an. Ich konnte mich nicht erinnern mit ihr jemals gesprochen zu haben. Oder sie bei ihrem Vornamen genannt zu haben bevor wir in die siebte Klasse kamen. Die Angesprochene hob ihren Kopf und starrte mich an. Natürlich mein elfjähriges ich. Ich schaute zu wie ich mich neben ihr hinsetzte.
,,Du darfst dir das nicht zu Herzen nehmen.", sagte ich zu ihr: ,,Sie sind doch nur neidisch." Ein schwaches Lächeln legte sich auf meine Lippen. Ich hatte versucht sie auf zumuntern. Ihr ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Vielleicht war die Bedeutung anders gewesen als ich sie heute meinte aber es war mir egal. Es fühlte sich unglaublich an sich noch einmal mit anzuschauen. Noch einmal alles erleben zu dürfen.
,,Warum sollten sie neidisch sein?", fragte Lily schniefend, gleichzeitig wischte sie ihre Tränen aus ihrem Gesicht.
,,Weil du in einer Welt aufgewachsen bist, die nicht alle kennen."
,,Bist du dir sicher?"
,,Ja. Und du kannst mir glauben, dass du eine viel bessere Hexe wirst als die da drinnen."
,,Glaubst du das wirklich, James?"
,,Natürlich. Ich erkenne Talent. Willst du wieder mit mir rein gehen und es allen zeigen?" Es war dasselbe schiefen Lächeln, was ich heute auf den Lippen hatte.
,,Du hast mir nie was von eurer ersten Begegnung erzählt.", flüsterte Remus als wir beobachteten wie sie zurück ins Klassenzimmer gingen.
,,Ich hatte es vergessen.", antwortete ich ehrlich: ,,Wie konnte ich sowas nur vergessen?" Ich vergrub meine Hände in meiner Hosentasche während ich irgendeinen Punkt an die Wand anstarrte.
,,Wir waren noch Kinder und unerfahren." Sirius legte eine Hand auf meiner Schulter als Zeichen, dass ich nicht alleine bin. Es war verdammt schwer. Es war schwierig zurück zu denken. All den Schmerz, den ich durchlebt hatte würde ich mir noch einmal anschauen. All die Erinnerungen, die ich gesammelt hatte werden wir noch einmal ins Gedächtnis gerufen.
,,Wir müssen noch weiter in die Vergangenheit.", sagte ich als ich mich zusammen gerissen hatte.
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