
Erziehung und packen
Asanos PoV:
Als ich in das Gesicht meines Vaters sah, war es so als wäre ein Wassereimer über mich ausgekippt worden.
Was war da gerade in Karmas Zimmer passiert? Wie konnte ich nur gerade IHM gegenüber Schwäche zeigen? Hinter meinem strengen Gesichtsausdruck, war mein ganzer Organismus komplett aufgewühlt. Ich hatte Schwäche gezeigt. Nicht nur das, nein, ich hatte mich von ihm trösten lassen, hatte ihm erlaubt meinen Rücken zu streicheln. Hätte mein Vater mich so gesehen... Ich hätte ebenso gut vor Akabane kriechen können! Desgleichen war mein Geist immer noch von meinem Albtraum aufgewühlt und Bilder der vergangenen Stunde stahlen sich in meinen Kopf.
Ach verdammt! Ermahnte ich mich selbst. Dafür war jetzt kein Platz! Also schob ich sowohl die verwirrende Nähe zu Karma, als auch die grauenvollen Traumgestalten in meinem Kopf beiseite, und richtete meine Konzentration auf die Stimme meines Vaters. „Schön, dass ihr wieder hier seit. Ich hatte schon die Befürchtung ihr hättet eine Prügelei angefangen. Gakushou, komm. Wir wollen fahren und die Akabanes in Ruhe reden lassen." Nun richtete er das Wort an die Eltern meines Erzfeindes. „Vielen Dank für ihre Gastfreundschaft. Ich hoffe unser Gespräch hat ihnen einen guten Einblick verschafft. Herr Akabane, wir sehen uns in Nagoya in zwei Wochen." Ohne auf eine Antwort zu warten schritt Vater an die Tür und zog sich Mantel und Hut an. Ich senkte zur Verabschiedung höflich meinen Kopf und eilte zur Tür um meinen Vater nicht warten zu lassen. Bevor ich durch die Tür in den Garten ging schaute ich nochmal zu Karma herüber. Wir beide schauten uns an und verstanden. Das, was hier heute geschehen war, würde unser beider Ruf ruinieren. Es würde nie wieder dazu kommen und wir würden diese 5 Minuten, die wir so vertraut gewesen waren, stillschweigend mit ins Grab nehmen. Ich wendete meinen Blick von den orangenen Augen ab und ließ sie hinter mir.
Karmas PoV:
Dieser Blick. Dieser durchdringende Blick. Ich hatte ihn verstanden. Er hatte meinen verstanden. Ich meine sogar gefühlt zu haben, wie ein gewisser Maß an Respekt zwischen uns gelegen hatte. Kaum zu glauben, wenn man daran dachte wie der Abend begonnen hatte. Diese kindlichen Neckereien am Anfang und diese übertriebenen Machtspielchen, kamen mir nun irgendwie albern vor.. Es war unglaublich, aber Asanos Bild bei mir war heute Abend tatsächlich ins Schwanken gekommen. Aber was war auch los mit ihm gewesen? Diese sexuellen Anspielungen in der Küche, die Hilfe beim Abendessen und dann auch noch ein mentaler Zusammenbruch in meinem Bett? Wirklich sehr viel für einen Abend. Ich schaute noch immer auf die Stelle, wo die Tür hinter ihm zugefallen war. Und ein ganz winzig kleiner Teil, ganz versteckt in meinem Kopf, bedauerte den Fakt, dass er weg war ein wenig. „Bist du dann auch mal fertig mit starren Karma und schenkst deinen Eltern auch ein wenig Aufmerksamkeit?" Meine Mutter war es, die mich aus meinen Gedanken warf. „J-Ja, Verzeihung.." für einen kurzen Augenblick hatte ich es geschafft zu vergessen, dass meine Eltern ja ein Gespräch mit dem Direktor über mein Arbeits- und Sozialverhalten geführt hatten und mir jetzt wahrscheinlich der Anschiss meines Lebens bevorsteht. Ich schluckte trocken und setzte mich wiederwillig an den Wohnzimmertisch. „Also Karma. Kannst du dir vorstellen worüber dein Schulleiter uns in Kenntnis gesetzt hat?" Noch immer wirkte meine Mutter mehr als gefasst. Ich legte mein selbstsicheres Grinsen auf und lächelte meine Mutter charmant an: „Nur das Beste nehm ich an." Mein Vater legte die Stirn in Falten. „Du bist ABGESACKT. Und zwar nicht irgendwie. Von der Eliteklasse in die Endklasse. Weißt du eigentlich wie peinlich es war, dem Vater eines Eliteklassenschülers entgegenzutreten?" Wie ich erwartet hatte. Meine Eltern waren so lange weg, dass sie weder von meiner Suspendierung, noch von meiner Abstufung in die E etwas mitbekommen hatten. Tja, aber der einser Matheschüler, der brav seine guten Noten seinen stolzen Eltern nach Hause getragen hatte, war ich schon lange nicht mehr. „Ich habe mich verändert. Ich bin eben ein anderer Junge, als den, den ihr vor Jahren in einem Haus alleine zurückgelassen habt!" Mein Gesicht hatte sich in ein zorniges verwandelt. Wie konnten sie mir nur solche Vorwürfe machen, nach allem, was sie mir angetan hatten? Meine Eltern hatten den Großteil meiner Kindheit verpasst und nun wunderten sie sich, dass ich abgegangen bin?? „Wie auch immer.. Sohn, deine Mutter und ich sind zu dem Schluss gekommen, dass du anscheinend nicht in der Lage bist, alleine zu leben. Du brauchst wieder eine Autoritätsperson, die darauf aufpasst, dass du nicht noch verkommener wirst." DAS war ein Schock. Ich hatte mit einer Art Bestrafung gerechnet, aber das hätte ich nie gedacht. Vor allem war das, das Letzte, was ich jetzt wollte, denn mittlerweile genoss ich das eigene Heim ohne Eltern sehr. „Was? Was meint ihr damit? Ihr werdet ja wohl kaum auf einmal hier zu Hause leben!" „Sei nicht albern! Natürlich nicht!" Natürlich.. das wäre wahrscheinlich zu viel elterliche Fürsorge gewesen. „Was schwebt euch dann vor? Eine Nanny, die mich 24/7 überwacht und mich wie ein fünf jähriges Kind behandelt?" Diese Möglichkeit, war zwar schrecklich, dennoch machte mir eine andere noch viel mehr zu schaffen. „Nein, sie hätte wohl kaum die Möglichkeit dein Temperament unter Kontrolle zu kriegen..." Er hatte offensichtlich Mühe die nächsten Worte herauszubekommen, was äußerst...ungewöhnlich war. „Was? Was dann?" Mir wurde noch unwohler zu Mute.. Die dritte Möglichkeit schwebte nun in der Luft und ich spürte, wie kleine Schweißperlen meinen Kopf herunterliefen. „Wir..ich.. dein Schuldirektor hat uns davon erzählt, dass Schüler die Möglichkeit haben in einem extra Gebäude der Schule zu leben. Sein eigener Sohn ist ebenfalls dort. Wir halten diesen Vorschlag für äußerst angemessen." Da war sie. Die eine Möglichkeit, die ich nie war haben wollte. „Was? Das kann nicht euer Ernst sein! Ein Internat? Obwohl wir dieses Haus hier haben? Wisst ihr wie schäbig die Zimmer dort sind, und wie mies das Essen?" Die Tatsache, dass ich dort Gakushou täglich über den Weg laufen würde, machte es auch nicht gerade besser... „Karma wir haben uns entschieden. Wenn du alt genug bist, wirst du wieder hier wohnen dürfen, aber fürs erste sehen wir keine andere Möglichkeit. Am Montag wirst du dort eingewiesen werden. Pack bis dahin deine Sachen zusammen." Mein Mund stand nun sperrangelweit offen. So schnell schon? Wie sollte ich denn so schnell mein Zimmer lehr räumen? Und.. shit. Was sollte ich mit den Waffen im Gartenhaus machen? Das alles bis übermorgen zu regeln war unmöglich. Meine Mutter, die offenbar meine Gedanken erraten konnte, begann darauf zu sprechen. „Du wirst bei deinem Umzug Hilfe bekommen. Allerdings musst du dringend aus dem Umgang mit den E-Klassen Schülern heraus. Gakushou hat sich bereit erklärt, morgen vorbeizukommen, um dir zu helfen, ist das nicht nett?" Ich verschluckte mich an meiner eigenen Spucke... bitte was, soll er getan haben? Ganz sicher hat er sich „freiwillig" gemeldet. Ist nicht so, dass sein Vater ihn dazu gebracht hat. Neeeeeeiiiiin. Konnte es überhaupt noch schlimmer werden? Jetzt verabredeten seine und meine Eltern auch noch Spieltreffen für uns, als wären wir im Kindergarten. Da bin ich ja mal gespannt, was als nächstes kommt, regelmäßiger Klavierunterricht? Meine Laune, die eh schon hinsichtlich dieses Tages mies war, war nun komplett im Keller. Ich schenkte meinen Eltern einen finsteren Blick und gab trotzig ein sarkastisches „wie schön" von mir, was mir sofort einen tadelnden Blick einbrachte. „Karma wir erwarten von dir, dass du dich anstrengst. Wenn du dich als kooperativ erweist, tust du nicht nur uns, sondern auch dir selber einen Gefallen." Meine Miene verzog sich kein Stück, auch wenn ich bei diesem Satz am liebsten laut losgelacht hätte. Mein Vater war allerdings auch nicht gewillt dieses Starr-Duel zu verlieren, weshalb ich schließlich nachgab und seufzte. „Na schön... wann kommt Asa- Gakushou denn?" Ein selbstgefälliges Lächeln stahl sich auf das Gesicht meines Alten und er sagte in seinem typischen arroganten Tonfall: „Der kommt morgen um 1 Uhr mittags. Deine Mutter und ich werden allerdings morgen früh schon wieder abreisen müssen. Bitte Empfang ihn angemessen. Ich will nicht schon wieder mit anhören müssen, was für einen peinlichen, schlecht erzogenen Jungen wir haben." Ha, das Gespräch mit dem Direktor schien ihm wirklich unter die Haut gefahren zu sein. Geschieht ihm aber auch Recht. „Selbstverständlich" gab ich künstlich von mir und hoffte inbrünstig, dass dieses langweilige Gespräch nun endlich enden würde. „Na gut. Wir werden nun unser unser Hotel zurückfahren. Deine Mutter kommt in zwei Monaten noch einmal, um zu sehen, wie du dich entwickelst. Bis dahin gibst du dir die größte Mühe dein Image aufzubessern. Verstanden? In einem halben Jahr werden wir dich dann wieder besuchen kommen.Planungsweise eine Woche." Er blickte während er dies sagte auf seine Uhr und warf meiner Mutter einen auffordernden Blick zu. Meine Mutter nickte und wendete sich auch nochmal an mich. Mein Vater verschwendete währenddessen schonmal an die Garderobe. Kaum hatte mein Vater sich weit genug entfernt, wurde ihr Blick ein wenig sanfter. Das war schon immer so gewesen. Sie war in vielen Dingen genauso arrogant und falsch, wie mein Vater es war, aber dennoch sah man es ihr ab und zu an, dass es sie ein wenig schmerzte ihren Sohn andauernd alleine zu lassen. „Erledige deine Aufgaben gewissenhaft und streng dich an. Wenn ich wiederkomme, will ich... meinen Jungen mit stolz präsentieren können." Sie wendete sich zum gehen ab, ehe sie sich noch kurz umdrehte und nochmal zum Reden ansetzte. „Und.. pass auf dich auf." Ich sah ihr in die Augen und mein einer Mundwinkel zog sich ein klein wenig nach oben. Zaghaft nickte ich ihr zu. Für ein paar Sekunden war es fast so zwischen uns, wie bevor sie weggegangen waren. Dann rief mein Vater im Hintergrund nach ihr und sie schritt zügig nach draußen in den Hof. Durch das milchige Fenster schaute ich den beiden Gestalten nach, bis diese sich in ein Taxi setzten, und verschwanden.
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Wie versprochen, kam jetzt sehr schnell wieder etwas <3 Ob der gute Karma das Internat auch überstehen wird, was meint ihr XD. Na dann, bis demnächst >.<
Eure MissGuren kleinerdrei
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