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6. Kapitel

Abwartend saß ich auf dem Ledersessel und fuhr mir immer wieder durch meine langen schwarzen Haare, während ich Chad beobachtete. Seine Augen huschten unruhig zwischen mir und dem, auf seinem Computer geöffneten, Newsartikel hin und her. Ich hatte ihm die ganze Geschichte erzählt, die mit dem desinteressierten Detective und seinen Vorwürfen geendet hatte. Im Anschluss hatte ich Chad einen möglichen Weg aufgezeigt, wie er, wie ich, zur Lösung des Mordfalls beitragen konnte. Seitdem herrschte eine ohrenbetäubende Stille zwischen uns, die ich mit Sicherheit nicht mehr allzu lang aushalten würde.

Um mich ein wenig abzulenken, sah ich an meinem Chef vorbei und aus den deckenhohen Fenstern. Die Skyline von Detroit wurde von der langsam aufgehenden Sonne erhellt, die Gebäude funkelten um die Wette. Von hier oben war die Stadt wunderschön, nahezu perfekt. Doch umso näher man sich an den belebten Straßen befand, umgeben von verlassenen Häusern und Menschen ohne jeglicher Perspektive, desto mehr erkannte man das wahre, hässliche Wesen dieser Stadt. Dennoch lebte ich gern hier.

„Nein." Endlich brach Chad die Stille, jedoch anders, als ich es erwartet hatte.

„Nein?", echote ich, während seine dunklen Augen meinen Blick kreuzten. Nachdenklich kratzte er sich an seinem Dreitagebart, dann stand er schließlich auf und begann, hinter dem Tisch umherzulaufen.

„Nein. Ich werde dir keinen Presseausweis geben, mit dem du an weitere Informationen gelangen könntest. Sophia, da draußen läuft ein Psychopath frei herum. Wenn der Mörder mitbekommt, dass du ihm hinterher schnüffelst", er beendete seinen Satz nicht. Allerdings musste er dies auch gar nicht, denn ich wusste genau, was er mir sagen wollte. Ich wollte es nur nicht hören – und ich war auch nicht bereit, jetzt schon aufzugeben.

„Der Detective hatte bestimmt nur einen schlechten Tag. Ich weiß, dass das System nicht perfekt ist. Aber sie werden sich um diese Frau kümmern. Lass die Polizei ihren Job machen und misch dich bitte nicht ein", fuhr er fort, bevor ich überhaupt die Chance hatte, zu protestieren. Dann atmete er jedoch tief genug durch, um mir die Möglichkeit einzuräumen, seinen anstehenden Monolog zu unterbrechen.

„Das würdest du nicht sagen, wenn du den Detective gesehen hättest. Wenn du gehört hättest, wie er das Wort Nutte betont hat. Da war so viel Abfälligkeit in seiner Stimme. Ihr Leben ist für ihn nichts wert." – „Das ist eine ziemlich schwere Anschuldigung. Glaubst du das wirklich?"

Hastig nickte ich und veranlasste ihn offenbar dazu, endlich stehenzubleiben. Er wirkte nicht mehr ganz so unruhig, als er sich wieder in seinem Sessel niederließ.

Diplomatisch verschränkte er seine Hände, die er auf seinem weißen Schreibtisch abgelegt hatte, und lehnte sich ein wenig vor. Kurz schlich sich ein leichtes Grinsen auf mein Gesicht, denn ich wusste, dass es nun keine vollständige Niederlage mehr war. Normalerweise war dies nämlich auch seine Körperhaltung, wenn ich mit ihm über mein Gehalt oder ähnliche Dinge verhandelte. Und im Verhandeln war ich wirklich gut.

„Hayden arbeitet also bei der Gerichtsmedizin, ja?" Erneut nickte ich, ohne Chad aus den Augen zu lassen. Vielleicht konnte ich der Frau nach alldem doch noch helfen. Ich war es ihr schließlich schuldig, oder?

„Ich möchte, dass du durch sie herausfindest, warum der Fall tatsächlich weniger wichtig sein sollte als jeder andere. Eventuell bestätigt Hayden dir, dass Detective Collins nur einen schlechten Tag hatte und du einen falschen Eindruck von der Situation hast. Dann will ich nie wieder etwas von diesem Presseausweis hören, verstanden?"

Ich setzte mich ebenfalls ein wenig aufrecht hin und bedachte meinen Gegenüber mit einem kurzen Lächeln. Zeitgleich stieg ein nahezu euphorisches Gefühl in mir auf. „Und was ist, wenn sie mir Gründe nennt, die für meine Theorie sprechen?", hakte ich nach und sah, wie sich seine dunkle Stirn kräuselte. Üblicherweise war das ein Zeichen dafür, dass er nicht damit einverstanden war, was er als Nächstes sagen würde. Manchmal konnte man ihn lesen, wie ein offenes Buch. Zumindest wenn man eine gute Beobachterin war.

„Dann erläuterst du mir diese Gründe ebenfalls. Wenn ich es für glaubwürdig halte, erhältst du diesen blöden Presseausweis ohne Einschränkungen." Ja! Da es noch immer um eine ermordete Frau ging, blieb mir der Jubel im Hals stecken. Allerdings konnte ich nicht verleugnen, dass ich mich nun besser fühlte.

„Aber, und das ist mir wirklich sehr wichtig, du würdest mich über sämtliche Entwicklungen auf dem Laufenden halten. Du teilst mir jede einzelne Entscheidung mit, jede einzelne Methode. Und wenn mir die Sache zu gefährlich wird, zieh ich dich davon ab. Zur Not sperre ich dich solange mit Galadriel ein, bis der Mörder gefasst wurde." Bei dem Gedanken mit seinem Golden Retriever eingesperrt zu sein, überkam mich ein leichter Schauer. Es war nicht so, dass ich Hunde nicht mochte. Ich war bedauerlicherweise einfach hochgradig allergisch gegen das Fell und gerade Galadriel verlor ziemlich viel davon.

„Haben wir einen Deal, Sophia?" Er hielt mir seine Hand hin, während ich das Gespräch noch einmal im Schnelldurchlauf durchging. Seine ganzen Bedingungen würden mich einschränken, allerdings war es besser als nichts. Ich musste es einfach versuchen. Für diese Frau, deren Namen ich noch nicht einmal kannte, aber auch für mich.

Ich betrachtete seine Hand mit einem kurzen Lächeln, ehe ich einschlug. „Wir haben einen Deal."

Erschöpft vom Arbeitstag und alldem, was in den letzten 48 Stunden passiert war, ließ ich meine Tasche direkt im Flur fallen und kickte mir meine schwarzen, hochhackigen Stiefel von den Füßen. Im nächsten Moment flog auch meine Jacke unachtsam auf den Boden. Ohne das dadurch entstandene Chaos nahe der Eingangstür zu beachten, ging ich langsam in mein Wohnzimmer. Fast schwankend lief ich auf das grüne Sofa zu, auf welches ich mich sodann sofort fallen ließ.

Die Gedanken in meinem Kopf wirbelten umher. Hayden würde in wenigen Minuten hier aufschlagen und ich würde sie über die Frau ausfragen, obwohl sie mir selbstverständlich nichts sagen durfte. Natürlich wusste ich, dass sie es mit ein wenig Überzeugung dennoch tun würde. Sie würde mir alles erzählen, wenn es mir half, mich besser zu fühlen. Und auch ihr endloser Durst nach einer gerechten, perfekten Welt wie in ihren Superman-Comics würde mir in die Karten spielen. Ich würde ihre besten Eigenschaften ausnutzen.

Schlagartig wurde mir übel, doch ich wusste, dass dort kein Weg dran vorbeiführte. Nicht, wenn ich dieser Frau nur dadurch Gerechtigkeit bringen konnte. Daher griff ich einfach nach der Kaugummipackung, die auf dem dunklen Wohnzimmertisch lag, und fischte das letzte Kaugummi heraus, um es mir in den Mund zu schieben. Mit jedem Kauen verschwand die Übelkeit ein wenig mehr. Ich würde das schaffen.

Für eine einzelne Sekunde erlaubte ich es mir, die Augen zu schließen. Sofort sah ich wieder das Blut, das einfach überall war, die leblosen Augen der Frau, die ich aufgrund der Dunkelheit gar nicht hätte erkennen können und somit nur meiner Fantasie entstammten. Schlagartig riss ich meine Augen also wieder auf und setzte mich hin, um zu verhindern, aus Versehen einzuschlafen. Ich war einfach so müde – aber ich konnte nicht schlafen. Als es im nächsten Moment an der Tür klingelte, war der Gedanke an Schlaf ohnehin vergessen.

Ächzend stand ich auf, während ich ein nervöses Pochen in meinen Schläfen spürte. Schneller als ich gehofft hatte, war ich bei meiner Wohnungstür angekommen und öffnete diese. Hayden, deren Lippen ihr typisches Lächeln zierten, trat mit einer Tüte in der Hand ein. „Heute gibt's Spaghetti Bolognese", verkündete sie überschwänglich, ehe ihr Blick auf den unordentlichen Stapel in der Ecke fiel. Sofort verblasste ihr Lächeln.

„Ist alles in Ordnung bei dir?", fragte sie. Mit einer Handbewegung tat ich ihre Sorge ab.

„Nur müde."

Wir hatten uns lange genug ein Zimmer im Wohnheim geteilt, nämlich direkt ab dem 2. Semester, damit sie wusste, wie sehr ich es hasste, wenn man seine Sachen an Ort und Stelle abstellte. Hayden hatte mal behauptet, dass das schon eine Zwangsstörung sein musste. Dennoch ließ sie es auf sich beruhen, zog ihre Schuhe und Jacke ebenfalls aus und packte diese ordentlich weg. Danach lief sie in die Küche und ich folgte ihr.

Beobachtend setzte ich mich an meinen Küchentisch und sah Hayden dabei zu, wie sie einen Topf und eine Pfanne aus den Schränken zog, als würde sie hier wohnen. Wahrscheinlich wusste sie allerdings tatsächlich besser, wo meine Kochutensilien waren. Wenn ich keinen Besuch hatte, bestellte ich nämlich meistens, da meine Kochkünste doch sehr zu wünschen übrig ließen. Nachdem sie das Wasser für die Nudeln aufgesetzt hatte, drehte sie sich zu mir um.

„Du hast was auf dem Herzen", stellte sie fest. Du schaffst das, redete ich mir selbst ein. Einige weitere Sekunden, in denen ich mir selbst den Mut zu sprach, meine beste Freundin in diese Zwickmühle zu bringen, verstrichen, ehe endlich Worte aus meinem Mund kamen.

„Wer ist die Tote? Warum ist ihr Fall so unwichtig?" Hayden strich sich ihre braunen Locken aus dem Gesicht, während sich dieses zu einem ungläubigen Ausdruck verzog.

„Ich darf dir dazu nichts sagen. Ich habe eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet. Das weißt du, Sophia." Ihr eindringlicher Blick flehte mich förmlich an, nicht weiter nachzufragen. Doch wie die gute Freundin, die ich war, tat ich es trotzdem.

„Bitte Hayden. Diese Frau, sie lässt mich nicht mehr los. Der Detective wirkte total desinteressiert, er hat mir sogar gesagt, dass es wichtigere Fälle gibt als den. Willst du nicht auch, dass ihr Tod aufgeklärt wird? Würde Clark Kent das nicht auch wollen? Chad hat mir versprochen, mir einen uneingeschränkten Presseausweis auszustellen, wenn ich ihm darlegen kann, warum der Fall nicht als wichtig erachtet wird. Ich muss für Gerechtigkeit sorgen. Bitte."

Ich war so ein manipulatives Arschloch. Noch nie hatte ich mich mehr gehasst als wie in diesem Moment. Besonders als ich sah, wie Hayden sich wegdrehte und mit zitternden Hände das Wasser salzte.

Gerade als ich erneut nachfragen wollte, erhob Hayden zu meiner Überraschung ihre ebenso zitternde Stimme.

„Ihr Name war Alejandra Gonzalez. Sie war nur 23 Jahre alt. Mutter von einem kleinen, vierjährigen Mädchen, das nun erst einmal im Heim untergebracht ist." Sie ratterte die Fakten herunter, während mein Herz sich schmerzerfüllt zusammenzog. Sie war noch jünger gewesen als ich. Sie hatte eine Tochter gehabt.

„Und warum ist ihr Fall weniger wichtig als andere?", fragte ich, nachdem Hayden nicht weitergesprochen hatte. Diese drehte sich daraufhin wie in Zeitlupe zu mir, um mir direkt in meine Augen zu schauen.

„Warum willst du das alles wissen? Wird das einfach nur deine Bewerbungsstory für die Criminal?"

Erneut zog mein Herz sich zusammen. Glaubte Hayden wirklich, ich würde all dies für eine Story machen? Bisher war mir der Gedanke nicht einmal gekommen, den Tod dieser Frau für meine Zwecke zu nutzen... Aber auf der anderen Seite wäre das mal eine Story, die mich definitiv von den anderen Einreichungen unterscheiden würde. Einen Mordfall, den ich selbst aufklärte. In mir tobte ein Kampf, den ich jedoch auf später verschieben musste.

„Das ist nicht nur eine Story. Ich habe diese Frau gefunden und du weißt, dass ich Ungerechtigkeit hasse", antwortete ich schließlich ausweichend, während die Braunhaarige sich dem Hackfleisch zuwandte und somit wieder mit dem Rücken zu mir stand. Ich hörte, wie sie aufseufzte und als sie meine ursprüngliche Frage beantwortete, versetzte mir eine brüchige Stimme einen Stich.

„Es gibt natürlich keine offizielle Begründung, warum der Fall unwichtig sein sollte. Allerdings war Alejandra eine Prostituierte. Außerdem stammt sie aus Venezuela und war illegal hier."

Das waren sie. Die Antworten, warum der Fall so behandelt wurde.

Wie verflucht ungerecht diese Welt doch manchmal war. 

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