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Nocturne Op. 9 No. 2

Die Straßen Londons waren nass und die Leute eilten hektisch umher auf der Suche nach Unterschlupf vor dem plötzlich einsetzenden Regenguss. Nur wenige von ihnen hatten vorher den Wetterbericht gelesen und einen Regenschirm dabei. Sie wirkten völlig ruhig, in der Mitte von rennenden Geschäftsmännern und Frauen, die ihre Aktentaschen schützend über ihre Köpfe hielten, um ihre Frisur zu schützen. London war auch nicht mehr als ein riesiger Ameisenhaufen.

Milo warf erneut einen Blick auf die Visitenkarte, die mittlerweile schon völlig durchnässt war. Hampstead war nicht unbedingt einer seiner Lieblingsbezirke. Egal wo hin er sah, an fast jeder Ecke gab es einen Bücherladen, ein Vintage-Café oder einen Antiquitäten Handel. Die Wohnhäuser ragten allesamt in sandigen Tönen nach oben und hatten kunstvolle Verzierungen, wie ausladende Balkons oder Säulen an denen sich Efeu rankte. Keine Frage Hampstead gehörte zweifelsohne zu den schönsten Bezirken Londons, wenn man den Reiseführern trauen konnte. Doch Milo war es hier einfach viel zu überladen. Er schätzte den Minimalismus. Auch wenn es ihn ärgerte, es sich einzugestehen, doch so viele verschiedene Reize verwirrten ihn. Sein Gehirn analysierte fast jede Geräuschquelle, jede Person, jedes Unkraut, das er passierte und das ganz automatisch. Er konnte nichts dagegen tun, seine Gedanken zogen davon, bevor er auch nur einen von ihnen fassen konnte. Sie machten solche Sprünge, dass sie sich ineinander verhedderten und ein einziger Gedankenwirrwarr entstand. Milo rieb sich die Schläfen als er endlich vor einem, frisch angestrichenen, weißen Wohnhaus zum stehen kam. Die Fenster waren riesig und ummantelt mit kunstvollen Verzierungen. Es war eine schicke Gegend für reiche Leute, die gern zeigten, was sie hatten. Milos Kopfschmerzen nahmen mit jeder Sekunde zu. Er drückte die Klingel, die als einzige von den drei anderen, handschriftlich beschrieben war. Die Schrift war, wie alles andere in diesem Bezirk, unnatürlich ausschweifend und geschwungen. Ein mechanisches Klicken ließ vermuten, dass der Besitzer des Appartements, die Kamera und die Sprechanlage angeschaltet hatte. Milo blickte unverblümt und kalt in die Linse.

„Sie müssen Mister Chester sein.", erklang eine raue Stimme aus der Sprechanlage.

„Nett geraten.", erwiderte Milo und fuhr sich durch die mittlerweile komplett nassen Haare.

„Ich rate nie."

Ein Surren ertönte und Milo konnte die Eingangstür aufdrücken. Vor ihm erstreckte sich ein Foyer-artiger Durchgang mit einer einzelnen Mamor-Treppe. Weiter hinten in dem Raum, erkannte er eine gläserne Tür, die wohl in den Garten führte. Er begann die Treppe hinaufzusteigen, schließlich musste er in den obersten Stock. Vor einer mit Birkenholz ausgekleideten Tür, stand ein hochgewachsener Mann mit kantigem Gesicht, dunklen, gekämmten Haaren und Augen, die so dunkel wie Onyx waren. Er trug ein weißes Anzughemd und ein offenes schwarzes Jackett, über einer schwarzen Anzughose mit teuer aussehenden Lackschuhen. Der Mann schnalzte mit der Zunge und warf einen Blick auf eine schimmernde Uhr. Milo konnte die Marke nicht sofort erkennen, doch das blau-silberne Metall ließ auf eine Rolex schließen.
„Pünktlichkeit ist nicht gerade Ihre Stärke. Eigentlich hat meine Praxis jetzt geschlossen."

Milo zuckte mit den Schultern. „Ich wurde abgelenkt.", was nicht einmal gelogen war.

Die Beiden Männer sahen einige Sekunden einander an. Sie musterten sich gegenseitig mit derselben distanzierten, aber wissenschaftlichen Neugier. Als betrachteten sie ein neues Rätsel, dass sich vor ihnen auftat.

Schließlich räusperte sich Raymond. „Kommen sie herein.", er trat einen Schritt zur Seite und öffnete die Tür für seinen neuen Patienten. Milo betrat einen mit herben Parkett ausgelegten Raum. Die Wände waren mit grauen Steinen besetzt und behangen mit abstrakter Kunst. In der Mitte des Raumes standen zwei dunkle Ledersessel. Etwas weiter war ein großer, hölzerner Schreibtisch zu erkennen. Der ganze Raum war ausgekleidet mit Bücherregalen. Es wirkte, als würde man direkt in eine Bibliothek schauen. Eine moderne Wendeltreppe führte am anderen Ende des Raumes nach oben, vermutlich in den Wohnbereich, von dem Milo jedoch nicht viel erkannte.

„Ihr Regenschirm ist wohl verendet?", ertönte die kühle Stimme erneut hinter ihm. Raymond wies mit den Augen auf den noch nicht geöffneten Regenschirm in den Händen  seines komplett durchnässten Patienten.

Milo schüttelte mit dem Kopf. Seine nassen Locken, klebten an seiner Stirn.
„Nein, ich hab es nur nicht für nötig gehalten ihn zu öffnen.", erläuterte er.

Raymond zog eine Augenbraue nach oben. Neugier spiegelte sich auf seinem Gesicht wieder. Er nickte jedoch verständlich und machte keinerlei abwertende Bemerkung dazu. Nicht einmal seine Wimpern hatten gezuckt. Milo erkannte sofort, dass der Mann vor ihm gefährlich war.  Raymond war eine undurchdringliche Festung. Kalt, distanziert und so...kontrolliert. Ganz anders als Milo selbst.

„Lassen Sie mich Ihnen das abnehmen.", Raymond schritt auf den Kleineren zu und streifte dessen nassen Mantel ab. Seine Hände verharrten einige Wimpernschläge länger auf den Schultern seines Patienten, als nötig. Aufmerksam musterte Raymond den Anderen. Milo spürte wie kalkuliert sein Gegenüber ihn analysierte. Zusammen mit seinem Regenschirm und Mantel schritt Raymond auf die Wendeltreppe zu.
„Ich bringe Ihnen ein Handtuch. Setzen Sie sich so lange."

Milo betrachtete kurz überlegend einen der Ledersessel, dann wendete er sich einem der vielen Bücherregalen zu. Auf den ersten Blick erkannte er Kafka, Dickens, Orwell und King. Allesamt Klassiker. Die Bücherrücken waren abgegriffen. Raymond musste wirklich jedes einzelne von ihnen gelesen haben. Milo wendete sich von den Büchern ab und betrachtete stattdessen eine kleine Statue von einer zusammensackenden Frau. Ein dunkles und mystisches Abbild.

„Möchten Sie sich nicht setzen?", ertönte auf einmal wieder die raue Stimme, ganz nah hinter ihm. Diesmal zuckte Milo sichtlich zusammen. Er hatte den Anderen gar nicht die Treppe hinunter kommen hören.

„Nein..ich meine...ich wollte nur...", suchte Milo die richtigen Worte. Das erste Mal zeichnete sich ein Lächeln auf dem Gesicht seines Gegenübers ab. Doch es war wie alles an Raymond kalt und distanziert. Der Größere reichte Milo ein schneeweißes Handtuch.

„Kommen Sie."

Nun saßen sie gegenüber und musterten einander. Milo frottierte noch seine nassen Haare, während Raymond einen Schluck von einer kleinen Espresso-Tasse nahm.

„Mein Name lautet, wie sie ja sicher schon wissen, Doktor Raymond C. Sutcliffe und Sie, Chester, sind hier, weil mein geschätzter Kollege Weddington Sorge bezüglich Ihres Zustandes geäußert hat."

Alles an Raymond war unverpackt, zwar kalt, aber ehrlich und ohne Ausschweifungen. Ganz anders als das Viertel in dem er wohnte oder die Handschrift, die er führte. Es war eine erfrischende Abwechslung für Milo mit Jemand zu sprechen, der nicht von Floskeln lebte.

Raymond hob eine Akte von einem ganzen Stapel, der auf dem Beistelltisch stand.

„Ich habe es mir erlaubt Ihre früheren Psychologen zu Rate zu ziehen und alles über Sie in Erfahrung zu bringen, was man auf Papier über Sie niedergeschrieben hat. Jedoch...", er legte die Akte zurück und blickte seinen Gegenüber mit glänzenden Augen an. „...möchte ich nun Ihre Version der Realität kennenlernen. Sie haben eine schizotypische Persönlichkeitsstörung mit ausgeprägter Hypersensibilität und einer einhergehenden Empathie Störung."

Milo schluckte schwer, da hatte jemand wirklich seine Hausaufgaben gemacht.

„Ich möchte die heutige Sitzung nutzen um mich Ihnen anzunähern und um erst einmal Ihre schizotypischen Eigenschaften herauszukristallisieren. Wenn ich in irgendeiner Weise zu weit gehen sollte, dann sagen Sie mir dies bitte sofort."

Raymond war ganz anders, als die Psychologen, die Milo zuvor besucht hatte. Er ging sofort zur Sache und heuchelte gar keine Gefühle, geschweige denn Mitgefühl. Milo nickte.

„Ich möchte mit einer Psychotherapie anfangen, die Sie dabei unterstützen soll, wieder zwischenmenschliche Kontakte aufzubauen, zwischen Ihren eigenen Gedanken und der realen Umwelt zu unterscheiden und bizarre Ideen zu unterscheiden."

Jetzt ging es also offenbar ans Eingemachte.

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Erstmal möchte ich mich bedanken, dass ihr das Buch schon so gut aufgenommen habt und für euer positives Feedback. Das freut mich wirklich sehr!

Ich hoffe dieses Kapitel hat euch auch gefallen. (:

Vielen Dank fürs Lesen!

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