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Carol of the Bells

Der Raum in welchem sie sich befanden, war eiskalt. Milo Chester hatte das Gefühl zu spüren, wie der Frost der Kältekammer langsam seine Klauen nach ihm ausstreckte, mit messerscharfen Spitzen seine Haut durchbohrte und in seine Venen und Arterien kroch, wo ihm das Blut zu Eis gefror. In der sechs mal sechs Meter großen Kammer herrschte lediglich eine Temperatur von minus sieben Grad, doch Milo hatte das Gefühl innerlich zu erstarren. Die Wände, einschließlich des Bodens und der Decke, waren komplett weiß. Ohne eine Abgrenzung gingen sie beinahe nahtlos ineinander über. Sie schimmerten und reflektierten das Licht der nackten Röhrenleuchten und warfen es in alle möglichen Richtungen. Bestrichen mit einem speziellen Gel, dass Flüssigkeitsabweisend war, waren sie gänzlich steril und schnell zu reinigen - so hatte es sich Milo jedenfalls erklären lassen. An den Wänden befanden sich kleine silberne Arbeitsschränkchen, auf denen sich chirurgische Werkzeuge in penibler, fast symmetrischer Anordnung tummelten. Es war ein beeindruckender Raum, welcher Milo fast den Atem raubte. Der junge Privatdetektiv beobachtete seinen eigenen Atem beim Aufsteigen in Form eines kleinen Wölkchens und richtete anschließend seine Aufmerksamkeit auf die silberne Liege in mitten der Kühlkammer.
Auf der Liege befand sich niemand Geringeres als der CEO der Metallverarbeitungsfirma „Stark's Steel". Der fünfundfünfzig Jährige starrte mit reglosen Augen an die Decke, sie schienen förmlich die Kälte anzuziehen. Je näher Milo der Liege kam, umso stärker fröstelte er. Trotz des entschlafenden Zustands, schienen die Lippen des CEOs ein leichtes Grinsen zu zieren. Auch nach seinem Tod wirkte er genau, wie das korrupte und ausbeutende Wesen, das er einst gewesen war.
Raymond stand hinter der Liege, behandschuht und mit einem Mundschutz ausgestattet, hielt er das Skalpell in völlig, ruhigen Händen.
Milo war überwältigt vom Tod. Es war das Schönste, was er je gesehen hatte, dachte er. Im kalten Schein der Neonröhren ragte Raymond hinter seinem selbst-geschworenen Erzfeind wie ein Racheengel im weißen Kittel auf. Und das flammende Schwert was er führte, war scharf und bereit zum Einsatz.

„Wie hast du ihn hier her gebracht?", fragte Milo atemlos. Phillip Emanuel Stark war in solch einem beeindruckend erhaltenen Zustand, dass Milo kaum glauben konnte, dass er tatsächlich tot war. Er rechnete damit, dass der Millionär jede Sekunde von der Liege aufsprang und seine eiskalten Finger um Milos Kehle schloss. Wenn er darüber nachdachte, fühlte er sich jetzt bereits schon, als würde man ihn würgen. Es schnürte ihm den Brustkorb zu und betroffen legte er seine Hand an die Brust, als könnte er sich so vor einem möglichen Angriff schützen. Raymond dagegen wirkte als befänden sie sich gerade in einem schicken Restaurant und keiner Kühlkammer für Leichen. Symbolisch holte er weit mit seinen Händen und dem darin liegenden Skalpell aus, um seine Ausführungen zu unterstreichen.
„Er besitzt unendlich viele Securitymänner. Es war wahrlich schwierig an ihn heran zu kommen. Doch ich studierte ihn mehrere Monate und fertigte Bewegungsprofile von ihm an.", erläuterte der Psychiater locker, „ich bekam heraus, dass er jeden Donnerstag in ein kleines Barbecue Haus ging - allein und ungesehen, um sich da mit einer seiner vielen Affären zu treffen. Eines Donnerstages hatte ich Glück, sie tranken zu viel und er fuhr ausnahmsweise nicht mit seinem Wagen nach Hause, sondern bestellte sich ein Taxi. Ich gab mich als Fahrer aus und überredete ihn, mir zu folgen, da mein Wagen in einer Nebenstraße parkte, denn vor dem Restaurant herrschte ein striktes Parkverbot - so erklärte ich ihm. Er war angetrunken, leichtgläubig und folgte mir. Seine Security Männer waren nicht zugegen, er schätzte Privatsphäre bei den intimen Treffen mit seinen Affären.  Eine Scharr von Männern in Anzügen hätte nur das Interesse der Presse auf ihn gezogen. Das wollte er natürlich um jeden Preis verhindern. Ich hatte leichtes Spiel. Ich habe ihn mit den Dämpfen eines Chloroform getränkten Taschentuchs für einige Stunden außer Gefecht gesetzt und hatte genug Zeit ihn hier her zu bringen."
Es war vermutlich ein enormer Vorteil, wenn man neben der Beschäftigung als Serienmörder, auch Arzt war, der sich alle möglichen Medikamente verschreiben lassen konnte, ohne großes Aufsehen zu erregen, dachte Milo.
„Der Trick bei meinen Kunstwerken...", Raymond beugte sich über den entschlafenen Millionär und strich mit einer federleichten Berührung über dessen Handgelenk, sodass Milo den dünnen, leicht rosa Schnitt, direkt über der Hauptader des CEOs erkennen konnte, „...liegt darin, sie perfekt zu konservieren. Ich ermorde meine Werke nicht auf bestialische und makabere Weise. Sie gehen nicht mit einem Knall von dieser Welt."
Raymond zog seine Hände zurück, formte sie zu Fäusten und öffnete diese dann abrupt, um den Effekt einer Explosion zu imitieren. „Nein, sie wandern ganz langsam ins Jenseits über. Ich schneide dünne Striche in die Haut über den Adern an beiden Handgelenken, am Hals und über den Fußgelenken. Ein letzter vertikaler Schnitt verläuft über die Wirbelsäule."
Wie gebannt starrte Milo den komplett in weiß gekleideten Psychiater vor sich an. Die dunklen Augen Raymonds schienen beinahe jegliches Licht in der kleinen Kühlkammer aufzufangen. Sie strahlten heller und ausdrucksstarker, als Milo jemals Augen hatte leuchten sehen. Ein jeder beschrieb stetig blaue, graue oder grüne Augen als wunderschön, verglich sie mit dem unbändigen Ozean, dem harten Winter oder dem weiten Regenwald. Doch Raymonds Augen schienen keinerlei Farbe zu besitzen. Sie wirkten, als würden sie gänzlich aus der Pupille bestehen. Vielleicht war das auch der Grund, warum man sich in der Gegenwart des Psychiaters stetig beobachtet fühlte. Doch jetzt in diesem Moment erschienen Milo die dunklen Augen heller und schöner als alles andere auf der Welt. Sie wirkten so stark wie Vulkanstein, das jede Sekunde unter einer hervorbrechenden Explosion zu Magma geschmolzen wurde, so sinnlich wie das dunkle Aroma von Kaffee und gleichzeitig so verführerisch wie Vanille.
„Meine Kunstwerke werden kopfüber auf gehangen. Ich lasse sie ganz langsam ausbluten, über mehrere Tage. Nur so lässt sich ihr perfekt konservierter Zustand erreichen. Das Gesicht jedes Menschen ist das individuellste und aussagekräftigste was die Evolution in uns hervorgebracht hat. In weniger als einer Sekunde kann darauf Emotionen zum Ausdruck gebracht werden, die sich schlagartig ändern, so wankelmütig wie Quecksilber. Was sonst kann so anmutig sein? Genau deswegen ist der Prozess des perfekten Erhaltens einer Visage so langwierig und schwierig. Zuerst wird die Haut vollständig gereinigt, zur Herstellung äußerlicher Asepsis.", Raymond beugte sich erneut über den toten Körper und zeichnete mit dem Zeigefinger einen weiteren dünnen, rosa Schnitt auf dem Oberkörper des CEOs nach.
„Anschließend wird ein Schnitt oberhalb des Schlüsselbeins vorgenommen und man injiziert eine Formaldehyd-Lösung in die Halsschlagader, während gleichzeitig Blut abgelassen wird über die Drosselvene. Die Schnitte werden zugenäht, dann wendet man sich den Augen zu. Diese werden ebenfalls mit Formaldehyd konserviert und anschließend mit einer dünnen Wachsschicht überzogen. Der Trick hierbei besteht darin, den natürlichen Glanz der Augen zu erhalten, ohne es zu künstlich wirken zu lassen."
Raymond lehnte sich zurück und betrachtete seine Arbeit stolz. Es erfüllte ihn mit Wehmut, dass er endlich sein bedeutendstes Werk mit jemand teilen konnte. Mit jemand, der seine ganze Kunst überhaupt auch erst zu schätzen wusste. Der Psychiater musterte Milo. Auf seinem Gesicht lag wieder dieser Ausdruck, den Raymond ebenso seltsam wie äußerst faszinierend fand – ein Ausdruck der Belustigung, der jedoch nicht tiefer zu gehen und nur auf seinen Zügen zu ruhen schien. Er wirkte immer, als hielte er alles in der Welt für unendlich amüsant und unendlich tragisch zu gleich, und Raymond fragte sich, was ihn so geformt haben mochte, wieso ihn das Dunkle erheiterte.

„Als nächstes trennst du den Kopf ab, nimmst das Gehirn heraus und trägst die Schädeldecke ab, hab ich Recht?", Milo hatte nur Augen für die Leiche vor ihnen. „Was geschieht mit dem Rest des konservierten Körpers? Du machst dir solch' eine Arbeit, um nur die Gesichter für deine Kunst zu verwenden?"
Rasch schüttelte Raymond den Kopf. „Oh nein, Milo. Was denkst du denn von mir, sehe ich aus wie ein solcher Banause? Ich vergrabe ihre Körper. Sie werden nie gänzlich verwesen und die Würmer und Käfer, die sich an den Leichen vergehen, werden durch die Chemie in ihren Körpern dahin gerafft. Die Erde und die Pflanzen über ihren Körpern werden absterben. Sie hinterlassen einen einzigen grauen Fleck auf dieser Erde, wie zu ihren Lebzeiten."
Milo gefiel die Metapher. „Und wo genau vergräbst du sie?"
„Im Hydepark. In Einzelteilen. Mal einen Arm, mal ein Bein.", er zuckte die Schultern.
„Das ist nicht sehr sicher, jemand könnte dich dabei beobachten.", gab Milo zu Bedenken.
Raymond nickte eifrig und schritt um die Liege herum, um euphorisch den Jüngeren an den Schultern zu ergreifen.
„Aber genau das ist es doch, was ich will! Wenn ich mein Projekt beendet habe, will ich geschnappt werden. Ich will, dass die Leute sehen, wer ich bin und was meine Vision ist!"
Er wies mit der ausgestreckten Hand hinter sich, auf Stark. „Also was ist nun, möchtest du mir helfen?"
Symbolisch hielt er Milo das Skalpell in seiner Hand hin und entschieden ergriff der Privatdetektiv das chirurgische Gerät.
„Als aller erstes soll sein schmutziges Lächeln verschwinden!"

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