Chapter 6 - Schlimmer geht immer
Kathlin
Ich saß bei Tobias am Küchentisch auf dem Stuhl. >>Was wolltest du?<< fragte ich genervt. Tobias setzte sich mir gegenüber in seinen kurzen Hosen und T-Shirt. >>Ich habe davon gehört, dass Niklas dich aufgesucht hat.<< fing er ruhig an. Ich schnaubte ungläubig. Er hatte nicht davon gehört, er wusste es, weil er mich berührt hatte. Durch eine Berührung wusste er über meine Vergangenheit und manchmal auch Zukunft bescheid. Das ist ebenfalls ein Können der Dreamer. >>Es war nichts.<< wich ich aus. Er versuchte nach meiner Hand zu greifen, aber ich zog meine Hand eilig fort und sah ihn ernst an. >>Hör auf damit, Tobias.<< sagte ich und stand auf. Tobias stand eilig auf und zog mich zurück. >>Bleib hier Kate. Tu nichts was du später bereuen würdest.<< riet er. Ich schlug seine Hand fort und trat von ihm weg. >>Lass mich einfach in Ruhe. Kümmere dich lieber um deine Schwester, weil ich kann für nichts garantieren wenn sie mir in die Quere kommt!<< rief ich wütend und verließ seine Wohnung. Ich musste meine Kräfte wiederbekommen und zwar alles davon, wenn ich weiterkommen wollte.
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Ich kam an einem kleinen Antiquitätenladen an. Ein kleines Klingeln ertönte als ich den Laden betrat. Die Regale waren zugestellt mit Gläsern, Kräutern und sonstigen Kram den die Northmas für Hokus Pokus hielten. Ich ging zur Ladentheke. Ich hörte wie jemand die Wendeltreppe hinunterkam. Eine braunhaarige junge Frau trat hinter die Theke. Die Dunkelhäutige musterte mich skeptisch durch ihre Brille. >>Kathlin.<< begrüßte sie mich. >>Muss eine Ewigkeit her sein, dass du dich bei mir blicken lässt.<< fügte sie hinzu. Ich zuckte mit den Schultern. >>Fast zwei Jahre, sind seitdem vergangen.<< sagte ich kühl und schluckte die Erinnerungen hinunter. Sabine nickte. >>Wieso bist du hier? Muss ja wirklich etwas dringendes sein, wenn du her kommst um mich aufzusuchen.<< meinte sie. Ich legte meinen rechten Arm auf die Theke und zog meinen Ärmel hoch. Dort prangerte die verschlungene Rune, die meine Kräfte vor mir in Verschluss hielt. Sie sah mich wissend an. >>Dreamer-Magie. Ich weiß was du in deiner Rachsucht getan hast, Kate. Der Dreamer hat sich vermutlich etwas dabei gedacht.<< mahnte sie mich. Ich hörte weg. >>Kannst du mir nun helfen das Ding loszuwerden, oder nicht?<< fragte ich ungeduldig. Sie schüttelte den Kopf. >>Nein, nur der Dreamer der die Rune dir auferlegt hat, kann sie dir wieder nehmen.<< erklärte sie. Das wurde immer besser. >>Aber es gibt noch einen anderen Weg.<< fing sie an. Ich zog abwartend meine Augenbrauen nach oben. Sabine zog tief Luft ein. >>Zeig mir nochmal die Rune.<< verlangte sie. Ich zog meinen Ärmel wieder hoch und legte den Blick frei. Sabine lehnte sich über die Theke und betrachtete nun die Rune genauer. >>Hab ich mir gedacht.<< murmelte sie und lehnte sich zurück. >>Das ist nur eine einfache Rune.<< meinte sie. Wie das wars, mehr hatte sie nicht zu sagen? >>Und weiter? Ich bin auch nicht allwissend.<< zischte ich genervt. Sabine kniff ihre braunen Augen zusammen. >>Nun ja, eine einfache Rune, muss nicht von dem Dreamer persönlich gebrochen werden, sondern nur mit seiner Magie.<< erklärte sie. Das machte alles viel einfacher. Ich zog meinen Ärmel wieder hinunter. >>Dann gib mir Zitronengras.<< sagte ich mürrisch. Sabine wühlte in ihrem Regal voller Gläser herum. Dann drehte sie sich um und wollte mir das Zitronengras geben. >>Denk daran eine zu hohe Dosis kann...<< fing sie mahnend an. Ich sah sie ungläubig an und nahm das Zitronengras in die Hand. Ich würde ihn schon nicht umbringen. >>Damit werde ich ihn nur schwächen.<< erklärte ich und legte einen Zehn Dollar Schein hin. Dann drehte ich mich um und wollte den Laden verlassen. >>Ich hoffe du kannst irgendwann deinen Zorn über die Natürlichen überwinden. Sie sind nicht alle böse.<< sagte sie ruhig. Ich öffnete die Tür. >>Aber sie sind auch nicht wirklich Gut.<< bedauerte ich und verließ den Laden.
Draußen begann es dunkel zu werden. Es hatte einen Grund weshalb ich die Rune hatte. Tobias hatte einen Grund. Ich wollte, dass die Natürlichen litten so wie die Unnatürlichen leiden mussten. Es gab nicht sonderlich viele Dreamer und noch weniger Minder. Es waren Unnatürliche Begabte. Seit den Hexenverfolgungen waren die Natürlichen auf der Jagd nach den Unnatürlichen. Seitdem war Hexe auch ein ziemliches Schimpfwort für einen Begabten.
Ich ging über die Straße. Plötzlich hielt ein Wagen vor mir. Um ein Haar hätte er mich umgefahren. Es war ein silberner Van mit getönten Scheiben. Erst als die Scheibe runter ging und Niklas zum Vorschein kam, wich ich ein paar Schritte zurück. Niklas stieg aus dem Auto aus. >>Was willst du?<< wollte ich hastig wissen und ging weiter zurück. >>Wo ist dein kleiner Freund, der mich ausgeknockt hat?<< wollte er wissen. Ich zuckte mit dem Schultern. >>Er war das nicht. Das war ich.<< log ich. Er verharrte in seiner Position. In seinem Gesicht zeigte sich ein kurzer Anflug von Furcht. Und wie sie sich fürchten sollten vor diesem Moment, wenn ich meine Kräfte wirklich hätte. Er versuchte den Wahrheitsgehalt meiner Aussage herauszufinden. >>Das kann nicht sein.<< blaffte er. Ich griff zu meiner Kette und holte das letzte bisschen Magie daraus. Ich sah ihn tief in die Augen und hielt meine Handfläche auf ihn gerichtet. >>Du bist ein normaler Mensch. Du bist ein Nichts in dieser großen Welt und wirst keinen klaren Gedanken mehr fassen.<< beeinflusste ich ihn und trat näher zu ihm. >>Außerdem will ich das du weißt, das ich es war die deinen Bruder umgebracht hat und du nichts dagegen tun konntest.<< fügte ich leise hinzu und ließ Niklas ohnmächtig werden. Er sank zu Boden und blieb liegen. Ich spürte wie meine Nase lief. Ich tastete auf meiner Oberlippe. Nasenbluten. Mir wurde schwindelig und ich taumelte die Straßen weiter entlang, bevor mir schwarz vor Augen wurde. Es war zu viel gewesen.
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Ich wurde wach und befand mich in einem fremden Zimmer. Ich schreckte hoch. Im Raum stand ein rothaariges Mädchen. >>Annabelle.<< gab mürrisch von mir. Sie sah mich arrogant an. >>Du bist schwerer umzubringen als eine widerliche Kakerlake.<< sagte sie mit falscher Freundlichkeit. Ich lächelte sie provokant an. >>Wollen wir mal testen wie schwer es ist dich umzubringen?<< drohte ich. Die Zimmertür öffnete sich und Tobias kam herein. >>Meine Schwester kann nichts für ihr Verhalten. Wenn man auf die Sacra Luna Highschool geht, wird man eben so.<< lächelte er. Annabelle verließ mürrisch murmelnd das Zimmer. Ich nickte vorsichtig, ich kenne eine Menge Leute die auf diese Begabten Schule gingen und nicht ansatzweise so Arrogant waren wie sie. Unauffällig tastete ich nach dem Zitronengras. >>Suchst du das hier?<< fragte Tobias und hielt das Glas nach oben mit dem getrockneten Zitronengras. Ich schluckte. >>Du bist undankbar.<< stellte er fest. Ich stand auf. >>Ich wollte nur die Rune loswerden.<< gab ich zurück. Ich lief zur Tür und öffnete diese. Tobias drückte die Tür wieder zu. Finster sah ich ihn an. >>Was soll das?<< fuhr ich ihn an. Er sah mich abwartend an. Was auch immer das zu bedeuten hatte. Ich sah in fragend an. >>Du bleibst jetzt mal hier. Als ich dich vorhin berührt hatte, sah ich wie du und Alex auf Niklas getroffen seid. Er hat seine Magie benutzt.<< erzählte er fordernd. Ich spitzte die Lippen, da war ja etwas. >>Es könnte sein dass er mir in das Einkaufszentrum gefolgt ist und wir wurden von eventuell von Niklas angegriffen.<< gab ich zu. Er nickte staunend und drehte sich um. >>Er hätte es nie erfahren dürfen.<< murmelte Tobias leise. >>Wieso nicht? Er ist ebenso einer von uns.<< wollte ich wissen. Tobias wurde wütend. >>Hast du vergessen wie gefährlich das ist? Dass er gejagt wird? Dass er sterben könnte und seine gesamte Familie mit ihm? Er hat keine Ahnung was mit ihm passiert!<< schrie er mich an. >>Deswegen bringe ich es ihm bei.<< sagte ich entschlossen. Tobias sah mich an als wäre ich übergeschnappt. Ich habe ihn noch nie so wütend erlebt. Ich fing an zu lächeln. >>Dir liegt etwas an ihm.<< stellte ich amüsiert fest. Er packte mich am Arm. >>Ihr beide seid mir wichtig, aber ich lasse nicht zu, dass du durch deine blinde Rachsucht euch in Gefahr bringst.<< zischte er mit zusammengebissenen Zähnen. Ich schluckte und mied es ihn anzusehen. Ich wollte Alexander nicht umbringen, nur stärker machen. >>Ich bringe es ihm nur bei damit er sich Verteidigen kann. Dafür brauche ich aber meine Kräfte.<< beteuerte ich. Tobias zog die Augenbrauen zusammen und lockerte seinen Griff. Ich sah wie er nachdachte und mit sich rang. >>Nein vergiss es und wehe ich sehe eine Sache.<< mahnte er. Ich befreite mich aus seinem Griff. Dann muss ich ihn dazu zwingen. Ich werde meine Kräfte zurückbekommen. >>In Ordnung.<< stimmte ich zu. Da hat er die Fähigkeit in die Zukunft zu sehen und ist dennoch blind. Alexander wird von selbst bemerken wie Abscheulich die Natürlichen sind und dann wird er meine Meinung teilen. Ich öffnete die Tür. Tobias schlug sie wieder zu. >>Was willst du noch? Ich muss nach Hause, meine Tante macht sich sicher schon sorgen.<< sagte ich genervt. Er sah mich eindringlich an. Seine Augen musterten mein Gesicht. >>Ich habe deiner Tante über dein Handy geschrieben, dass du bei einer Freundin übernachtest.<< erklärte er ruhig. Ich sah ihn entgeistert. >>Das hast du nicht getan.<< sagte ich fassungslos und kramte in meiner Hosentasche. Mein Handy war weg. >>Wo ist mein Handy?<< fragte ich. Tobias grinste mich an. Ich sah ihn schräg an. Er möchte mich hierbehalten. >>Du kannst mich hier nicht festhalten.<< meckerte ich. Er nickte leicht. >>Wir werden sehen. Ich gehe kurz runter etwas zu trinken holen.<< meinte er und verließ das Zimmer. Ich hörte wie von außen die Tür abgeschlossen wurde. Wütend schlug ich gegen die Tür. >>Arschloch!<< schrie ich. Es kam nur ein ‚Danke' zurück. Ich sah mich im Raum um. Er hatte das Fläschchen mit dem Zitronengras tatsächlich stehen gelassen. Ist der Typ wirklich so dumm oder tut er nur so? Ich ging zum Schreibtisch und nahm das Fläschchen. Ich schüttete ein wenig von dem Kraut in meine Hand. Schnell stellte ich das Fläschchen zurück an seinen Ort und setzte mich auf die Bettkante.
Wenig später kam Tobias wieder ins Zimmer. Er sah sofort zum Schreibtisch um zu prüfen ob das Fläschchen noch an seinen Platz stand. >>Hier einen Tee, hat Annabelle übrig gelassen.<< sagte er und drückte mir eine Tasse in die Hand. Ich deutete auf das Fläschchen. >>Du scheinst mir dennoch zu vertrauen.<< meinte ich ruhig. Er folgte meinen Blick und drehte sich zum Schreibtisch. Ich ließ schnell das Zitronengras in den Tee rieseln und rührte es mit dem Löffel um. Er sah wieder zu mir und lächelte. >>Da kannst du mal sehen.<< meinte er. Ich trank einen Schluck und verzog das Gesicht. Eigentlich wollte ich nur so tun als ob der Tee schlecht schmeckte, aber dieser schmeckte wirklich übel. >>Stimmt was nicht?<< fragt er unsicher. Ich drückte ihm die Tasse in die Hand. >>Irgendwas schmeckt komisch, probiere mal.<< forderte ich ihn auf. Er zögerte, aber nahm einen großen Schluck und verzog ebenfalls sein Gesicht. >>Der Tee schmeckt halt scheußlich.<< meinte er und gab mir die Tasse zurück. Tobias schien es plötzlich nicht gut zu gehen. Er fiel benommen auf die Bettdecke. Endlich schläft er. Ich griff nach seiner Hand und legte sie auf die Rune. Plötzlich umgriff er mein Handgelenk und erhob sich. Ich verlor das Gleichgewicht und kippte auf das Bett. Ehe ich mich versah saß er auf mir. >>Dachtest du wirklich es wäre so einfach?<< hakte er nach. Ich versuchte ihn von mir herunter zu schubsen. Schnell packte er meine Handgelenke und drückte sie neben meinem Kopf in die Matratze. Ich schrie wütend auf. Ich war die Dumme. Die Dumme die dachte sie könnte ihn überlisten. Ich lachte verschmitzt und hörte auf mich zu wehren. >>Du hast das Zitronengras ausgetauscht.<< merkte ich an. Tobias nickte. >>Mache ich einen so dämlichen Eindruck auf dich?<< wollte er wissen. Ich zog schweigend meine Augenbrauen nach oben. >>Willst du darauf jetzt eine ehrliche Antwort?<< fragte ich zögernd und funkelte ihn provokant an. Tobias schnaubte. >>Verdammt Kate. Wann verstehst du endlich, dass ich dir helfen will.<< fluchte er leise. Sicherlich will er das. >>Ich brauche deine Hilfe nicht, wann verstehst du das? Ich brauche nur meine Kräfte, ohne meine Kräfte bin ich nichts.<< zischte ich wütend. Tobias ließ mich los und stieg von mir herunter. >>Du bist besser ohne deine Kräfte.<< gab er zurück und verließ das Zimmer. Ich blieb liegen und atmete tief aus. Er irrte sich und irgendwann würde er es auch einsehen.
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