23. Kapitel
"Giftflosse war eine tapfere und mutige Kriegerin. Egal ob als Älteste oder nicht, ihr Herz gehörte ihrem Clan. Möge sie in Frieden ruhen", miaute Sandstern an den SandClan gewandt. Es hatte nicht lange gedauert und Giftflosse war gestorben. Haselfell schluckte ihren Frust hinunter. Sie musste weitermachen.
"Ruht euch alle aus, dann werden wir weiterziehen", fügte Kieselstern hinzu.
"Warum müssen wir weiterziehen?", wollte plötzlich jemand wissen. Verdutzt sahen sich die Anführer an. "Wir müssen vor dem Sturm flüchten", erklärte Meerstern langsam. "Ich glaube, sie meint, dass wir nur noch einmal weiterziehen und unser altes Zuhause zurücklassen", meinte Salbeisturm. Die WellenClan-Kätzin schien denselben Gedanken zu haben, wie die Katze, die diese Worte ausgesprochen hatte.
"Die Clans leben schon seit langer Zeit in ihren Territorien. Warum sollten wir wegen eines Sturmes wegziehen?", fragte Sternenmeer perplex. "Nun...wir werden lange brauchen alles wieder aufzubauen. Wir könnten das Beste aus der Sache machen und uns neu ansiedeln", stimmte Möwenflug, aus dem MeerClan zu.
"Wir können nicht einfach wegen euch unsere Territorien verlassen", fauchte Glanzauge empört. "Vielleicht haben sie recht", wand Schnittkralle ein, "wir gehen große Risiken ein, damit wir wieder zurückkehren können. Am Ende gibt es dort nicht einmal mehr Beute und die Lager sind vielleicht so zerstört, dass sie nicht mehr vorhanden sind"
Nun erhob sich Minzblatt: "Wie könnt ihr nur so denken? Was ist mit eurer Loyalität?" Krokusschleier schnaubte verächtlich: "Wieso beim GeisterClan denkst du, wir wären illoyal weil wir uns um all jene Sorgen, die noch nicht gefallen sind?"
"War ja mal wieder klar, dass du nur an dich denkst, Krokusschleier", höhnte Nebelmoor. "Das ist nicht wahr", erwiderte die Kätzin gekränkt. "Und ob das wahr ist", fügte Birnentraum hinzu, "du machst alles für dich und deinen Ruhm. Dein Clan ist dir egal"
Erschrocken über die harten Worte der zweiten Anführerin zuckten einige Katzen zusammen. "Genug!", knurrte Wellenstern. Die weiße Kätzin sah ihre Clankameraden wütend an. "Krieger des WellenClans sind nicht dafür bekannt arrogant und verstritten zu sein. Mein Clan steht für Stolz und Loyalität"
"Wellenstern hat recht", beruhigte Kieselstern die Katzen, "wir sind hier um zusammen diese Sache durchzustehen"
"Dann sollten wir alle zusammen die Chance haben zu wählen, ob wir weiter unser Leben riskieren oder nicht", blaffte Löwensprung. "Dem kann ich mich nur anschließen", knurrte Schnittkralle genervt.
"Wir könnten abstimmen", schlug Minzblatt vorsichtig vor. "Die Loyalität einer Katze sollte immer dem Clan und dem Anführer gehören" Haselfell wusste nicht mehr recht, was sie sagen sollte. Sie wollte zurück in ihr Territorium, aber sie verstand auch die Katzen, die es von dort wegzog.
"Wir werden niemals illoyal sein", versprach Möwenflug. Sandstern zuckte mit dem Schweif: "Das wollte ich auch nicht ausdrücken. Wir haben aber keine Zeit für Diskussionen. Entweder wir fokussieren uns auf eine sichere Heimreise oder wir werden niemals irgendwo ankommen. Weder zuhause noch in einem neuen sicheren Lager"
"Sandstern hat recht", stimmte Kieselstern zu, "Zuerst gehen wir zu diesem Zweibeiner Ort und dann können wir uns weiter über dieses Wortgemetzel kümmern"
Lautstarker Protest machte sich unter einigen der Katzen breit. "Das war ein Befehl", fügte der KieselClan-Anführer noch schneidend hinzu und sofort legte sich das Gemurmel.
Haselfell folgte ihrer Mutter, die bereits zu ihren restlichen Clangefährten getrottet war. Nachdem der SandClan wieder vollzählig versammelt war liefen die Katzen los - der WellenClan war ebenfalls schon einige Baumlängen weit gekommen und der KieselClan war ebenfalls aufbruchbereit. Nur im MeerClan herrschte weiterhin Tumult.
Kopfschüttelnd verdrehte Frostwind, die neben ihr lief die Augen. Nachtklang hatte sich ebenfalls zu Haselfell gesellt und gemeinsam liefen die drei Katzen einen schmalen Kaninchenpfad entlang. Vor und hinter ihnen liefen ihre Clangefährten, dennoch hatte die Braune ein ganz mulmiges Gefühl bei der Sache.
***
Die Clans waren kaum aus einem Teil Wald heraus, schon hatte der Regen erneut eingesetzt. Klitschnass trottete Haselfell taktlos hinter ihren Clankameraden her. Neben ihr liefen nicht mehr Frostwind und Nachtklang, die beiden hatten zu Glutsturm und Muschelharz aufgeschlossen und plauderten, ebenfalls nass, mit den beiden Katern.
Haselfell war nicht in plauderlaune und so lief sie mit hängendem Kopf alleine und schweigsam durch die Gegend. Sie achtete nicht auf ihre Umgebung, was sich später sicherlich als Fehler herausstellen würde aber es war ihr egal.
Hinter sich hörte sie Katzen diskutieren ob sie nun in die Heimat zurückkehren oder hier bleiben sollte. "Wir können dem Sturm ausweichen und uns weit entfernt an einem anderen Gewässer ansiedeln", fauchte eine Katze genervt durch den prasselnden Regen.
"Ein See ist nicht das gleiche wie ein Meer", schnaubte jemand anderes empört. "Hab ich auch nicht behauptet", antwortete die Katze genervt. "Jetzt haltet doch mal alle euer Maul", schnauzte Glutsturm von vorne. Das Gezanke legte sich zwar nicht aber es wurde ein leises Murmeln, welches Haselfell nun auch nicht mehr groß störte.
***
Es waren mehrere Tage vergangen seit die Clans sich von dem provisorischen Lager getrennt hatten. Genau genommen waren es vier Tage gewesen, die die Katzen nahezu planlos umhergestreift waren bis sie am vorherigen Abend an der Scheune eingetroffen waren. Hier gab es tatsächlich noch ein paar Mäuse, die knapp dafür reichten, dass jeder eine Mahlzeit pro Tag bekam. Es war eine riesige Scheune - mindestens drei Mal so groß wie das Lager des SandClans.
Aber allen war klar, dass bald eine Entscheidung gefällt werden musste - blieben sie und bauten sich ein neues Leben auf? Oder lag ihre Bestimmung nirgendwo anders als in ihrem Territorium?
Haselfell bereitete diese Grübelei Bauchschmerzen. Sie vermisste das Heideland und eine kleine Brise des Windes, die für Erfrischung sorgte. Sie vermisste das Meer, einen Trost Ort zu ihrer damaligen Schülerzeit. Sie vermisste den Sonnenfluss bei der Abenddämmerung; sein glitzern und funkeln, wenn der Mond über den Wolken stand. Aber sie wusste auch, dass es da noch etwas gab - Hoffnung auf ein neues Leben.
Weit weg von Stürmen, friedlich. Vielleicht sogar ohne die Gabe des Tieres. Haselfell schüttelte den Kopf. Diese Macht würde erst ruhen, wenn die Clans vernichtet und besiegt waren und so leicht, ließen sich die Clans nicht unterkriegen. Vor den Mächten waren die Katzen niemals sicher.
Und ihr neues Zuhause würde nicht das Meer haben. Nicht die Geisterinsel, weder den Mond- noch den Sonnenfluss. Es würde nicht dasselbe Heidekraut sein, durch das Haselfell streifen würde. Und diese Tatsache bereitete ihr Angst. Mehr Angst, als sie sich eigentlich eingestand.
"Katzen aller Clans", riss die Stimme von Wellenstern Haselfell aus den Gedanken. Die Anführer hatten sich auf einem großen Heuhaufen Versammelt, "Es wird Katzen unter euch geben, die dafür sind, uns entfernt vom Meer niederzulassen und ein neues Leben zu beginnen. Wer dies tun möchte geht bitte zu dieser Ecke der Scheune", Meerstern schnippte mit dem Schweif in eine Richtung während Sandstern fortfuhr.
"Wer in unseren alten Territorien bleiben möchte geht zu dieser Ecke", wieder deutet Meerstern die Richtung. Niemand sagte etwas, still und ruhig traten die Katzen in die jeweilige Richtung. Frostwind und Nachtklang waren beide in der Ecke der Scheune, die bedeutete: Wir bleiben.
Dafür aber standen Rochenherz und Splittersprung bei der 'wir gehen' Ecke. Zögerlich aber dennoch entschlossen tappte Haselfell langsam zu Frostwind und Nachtklang. Sie ging nicht dorthin, weil ihre Freunde dort waren, sie ging weil sie wusste, dass es die Richtige Entscheidung war.
Minzblatt, Kiefernfell, Glutsturm, Muschelharz, Widderpfote, Graspfote und noch viele weitere Katzen gesellten sich ebenfalls zu ihnen. Aber gegenüberliegend von Haselfell waren ebenfalls sehr viele Katzen, die sich zum Gehen entschlossen haben.
Ehrfürchtige Stille übernahm die Scheune und man hörte deutlich und laut das Prasseln des Regens auf dem Dach der Unterkunft.
Die Anführer und Heiler hatten den Clankatzen die Entscheidung gegeben, nicht einer von ihnen stand auf irgendeiner Seite. Ganz neutral betrachteten sie alles bis Kieselstern zu dem Entschluss kam: "Wir bleiben"
Erleichtertes Seufzten war auf der einen Seite zu hören, empörtes oder abfälliges Grunzen auf der anderen.
"Ich werde bleiben", entschloss Salbeisturm plötzlich, "ich werde hier bleiben" die Älteste blickte bissig zu Wellenstern, ihrer Anführerin empor. "Ich werde auch nicht mit den Clans zurückkehren", pflichtete Inseltanz zögernd bei. "Ich ebenso", Lorbeerblatt war aus den Reihen getreten. "Ich werde auch gehen", Goldpfote hatten die Stimme gehoben.
"Wenn sie geht, gehe ich auch", murrte Arapfote. Bestürzt ließen die Mütter der beiden Katzen einen leisen Schrei lauten. Schnittkralle trat ebenfalls zu den Katzen, die in der Scheune bleiben wollten, was durch missachtete Blicke und flehende Bitten vom SandClan kommentiert wurde.
Frostwind entschied sich für den 'Wenn ich dir noch einmal über den Weg laufe, dann mache ich Mäusefutter aus dir du Verräter' -Blick wobei ihr nicht nur Glutsturm zustimmte. Der zweite Anführer würdigte seinen ehemaligen Clankameraden keines Weges mit nur einem Blick.
Salbeisturm sprach nun für alle Katzen, die ihrem Handeln gefolgt waren: "Ich bin zu alt für eine weitere Reise", erklärte sie, was von Eberzweig leise mit einem: "Aber um ein ganz neues Territorium zu finden bist du noch fit genug" kommentiert wurde.
"Nennt mich illoyal, mein Entschluss steht fest. Ich war dem WellenClan über viele Blattwechsel treu aber den Entscheidungen, die die Clans treffen kann ich nicht mehr nachvollziehen und will nicht, dass jemand mich dafür erklärt, dass ich hinter diesem Schwachsinn stehe. Inseltanz wird schon lange nicht mehr akzeptiert und Lorbeerblatt wird uns mit ihrem Heilerwissen helfen. Goldpfote und Arapfote verstehen, wie ich und Schnittkralle, nichts mehr von euren Gesetzten und der Lebensweise der Clans.
Wir werden den Clans keinen Ärger machen und wir sind euch dankbar dafür, dass ihr uns aufgezogen und gelehrt habt", damit beendete sie jeglichen Diskussionen und sprang mit einem eleganten Sprung davon.
Die anderen folgten ihr und ließen sich abseits von den restlichen Katzen am Rande der Scheune nieder.
"Verräter", murmelte Espenschweif abfällig und genervt zugleich.
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Ich war zwischendrin recht unmotiviert und ich durfte, dank der lieben Schule, auf schon wieder Klausuren schreiben. Daher entschuldigt bitte dieses verspätete Kapitel. Ich hoffe sehr, es gefällt euch^^
(Überarbeitet)
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