13. Kapitel
Unruhig betrat Haselfell den Bau des Anführers, darauf bedacht so unauffällig wie möglich zu wirken. Sie wollte nicht als Zeugin der Geschehnisse der letzten Nacht auftreten, schon gar nicht nachdem Frostwind sich als Mörderin herausgestellt hatte.
Haselfell mochte diese Kätzin, was auch der Grund war, warum sie nicht die Wahrheit sagen wollte aber andererseits wusste sie, dass Frostwind in wachem und von Haselfells Stelle aus gesehen, in gesundem Zustand gewesen war. Es gab also keine Ausrede für sie, nichts was Frostwind helfen könnte Sandstern zu überzeugen, dass sie Mondsaphir unterbewusst getötet hatte.
Sie schüttelte die Gedanken von sich, als Glutsturm mit Frostwind, Lichtsprung und Splittersprung den Bau betraten. Sandstern und Aschensand waren bereits da und unterhielten sich leise flüsternd in einem dunkleren Bereich.
Frostwind, die neben Haselfell stand schaute mit starrem Blick zu Glutsturm und beobachtete den zweiten Anführer mit zusammengekniffenen Augen. Sie schien keinen Funken Reue für ihr vergehen in sich zu tragen, nicht das kleinste Bisschen.
Haselfell seufzte. Das hieß Frostwind konnte nicht geholfen werden und wenn alle anwesenden Katzen hier die Wahrheit sagten, dann würde die hellgraue Kätzin verbannt werden. Splittersprung, welcher sich auf der anderen Seite von Haselfell befand, hatte sich zusammengekauert und betrachtete alle anwesenden mit zusammengekniffenen Augen.
Sandstern erhob sich nach einiger Zeit aus seiner Ecke und stellte sich vor die Zeugen. "Ich möchte dass ihr alle die Wahrheit sagt", miaute er mitfühlend, "für den einen oder anderen von euch mag es schwer sein, aber ich bin davon überzeugt, dass ihr für euch selbst und das was ihr gesehen und gehört habt reden könnt" er nickte Lichtsprung zu, die neben Frostwind saß.
Die Kätzin sah sich verdattert um. "Ich bin abgerutscht, am kleinen See. Mondsaphir wollte mir helfen, aber sie...sie rutschte durch den feuchten und bröckeligen Boden ebenfalls ab und...und Frostwind konnte nur einem von uns helfen" erklärte sie tonlos. Ihr Gesicht war matt, müde ausdruckslos, ihre Stimme verzweifelt.
Sandstern warf Lichtsprung einen dankenden Blick zu, ehe er sich an die Täterin wandte. Ohne Zögern öffnete Frostwind den Mund. "Ich kann Lichtsprungs Aussage nur bekräftigen", erklärte sie. Irritiert warf Glutsturm ihr einen Blick zu, doch dieser legte sich abrupt wieder, als Aschensand ihm etwas ins Ohr flüsterte.
Haselfell schluckte. Sie war an der Reihe zu sprechen. "Ich, ich...", begann sie stotternd den Bericht. "Ich kam erst, als Lichtsprung bereits fiel. Und ich konnte weder ihr noch Mondsaphir helfen...ich war wie in einer Starre gefangen und konnte mich einfach nicht mehr bewegen"
Sandstern nickte und begutachtete nun Splittersprung. Der Kater sah den Anführer seelenruhig in die Augen. "Ich kam erst an, als alle wichtigen Ereignisse bereits passierten. Jedoch möchte ich darauf hinweisen, dass Haselfell durch ihr Nichtstun die Gesetzte der Geister verletzt hat"
Der Anführer sah alle Katzen an. "Wir sind uns sicher alle einig, dass Mondsaphir es verdient hätte ein langes und glückliches Leben zu führen. Es sind nicht die besten Zeiten um Katzen zu verlieren, weil ich befürchte, dass wir genug verletzte nach diesem Sturm haben werden.
Eure Aussagen haben zusammen Sinn ergeben und ich bedanke mich für euern Bericht. Ich würde dich bitten, Splittersprung, den Bau zu verlassen um mit allen anderen nochmals zu reden"
Wortlos erhob sich der angesprochene und trottete davon. Nun war es Glutsturm, der vortrat. "Haselfell", seine grünen Augen wanderten auf sie, "Splittersprung hat leider recht, du hättest irgendwie handeln müssen. Es ist zu spät, Mondsaphir ist tot. Eine Bestrafung wird jedoch nötig sein, für die nächsten zwei Monde wirst du keine Versammlung mehr besuchen"
Die Braune wollte schon argumentieren, hielt sich jedoch zurück. Er hat ja recht, ging es ihr bitter durch den Kopf.
Der zweite Anführer sah zu Frostwind. "Du hast keines der Gesetzte verletz", begann er zögerlich, "aber wir wissen, dass du anders handeln gekonnt hättest. Und vielleicht wäre Mondsaphir dann noch hier. Zwei Monde wirst du das Lager nicht verlassen, nicht Nachts und auch zu sonst keiner anderen Zeit, bis die Ereignisse etwas zurückliegen.
Solange wirst du Aschensand helfen die Kräutervorräte aufzustocken oder dich um die Ältesten kümmern"
Nun war es Aschensand der vortrat. "Lichtsprung, es ist schwer seine Freunde zu verlieren, noch schwerer seinen besten Freund. Am schwersten ist es, ihnen beim sterben in die Augen zu blicken und nichts tun zu können. Heiler müssen so etwas auch in ihrem Leben erleben. Ich verstehe wie du dich gerade fühlst, doch das darf kein Grund sein an deinen Fähigkeiten zu Zweifeln.
Du bist eine mutige und geschickte Kriegerin. Für Mondsaphir geht der Pfad der Krieger auf einem anderen Weg weiter. Wenn du an sie glaubst, dann wird sie glücklich sein. Sie wird bei dir sein. Und wenn du weiterhin an dich glaubst, dann wirst du zu ihr finden.
Aber denke immer daran: ihr beide hattet eine weitere Verbundenheit, als nur eure Freundschaft. Ihr hattet die Liebe zum Clan und die Treue. Vergiss das nicht. Der SandClan braucht dich, Lichtsprung. Zögere nicht, ihm zu helfen"
Nachdem er seine Rede beendet hatte nickte er den drei Kriegerinnen zu und entließ sie somit. Wortlos trottete Haselfell zum Frischbeutehaufen, nahm sich ein Eichhörnchen und setzte sich neben den Kriegerbau. Sie nahm einige Bissen und brachte den Rest den Ältesten. "Habt ihr schon etwas bekommen?", fragte sie Krebsfuß. Der alte Kater warf ihr einen prüfenden Blick zu.
"Kokosblume freut sich sicher über die Mahlzeit, die du uns bringst. Mir wäre ein Lachs oder eine Krähe aber lieber", grummelte er. Haselfell zuckte die Schultern und überreichte Kokosblume das Eichhörnchen, ehe sie im Frischbeutehaufen nach einem Lachs wühlte und diesen Krebsfuß brachte.
***
Haselfell betrachtete unruhig die Lichtung, auf der sie stand. Es war ein Gefühl der Angst, was in ihr loderte als sie in die Höhle starrte, die vor ihr und so vielen anderen lag.
Glutsturm richtete seinen Blick ebenfalls auf das dunkle, schwarze Loch. "Auf mein Zeichen", murmelte er langsam, während er unruhig hin und her ging. Fast alle Krieger des SandClans hatten sich hier versammelt, hier im kleinen Wald des Territoriums, hier auf einer Lichtung mit einer Höhle, in der Füchse und eventuell auch noch Dachse lebten.
Es war zwar klar gewesen, dass der Clan diese unerwünschten Tiere vertreiben musste, aber Sandstern hatte erst heute den Entschluss gefasst, mit einigen Kriegern, denen, denen das Kämpfen nicht sonderlich lag, oder sie im Jagen besser waren, im Lager zu bleiben bis Glutsturm seine Patrouille erfolgreich nach Hause führte.
Warum Haselfell jetzt ausgerechnet hier stehen musste, obwohl sie nie wirklich gut im Jagen oder kämpfen war, wusste sie nicht. Ihre Stärken lagen im zuhören, mitfühlen, Probleme anderer lösen, springen und merken von Dingen.
Jedenfalls würde sich vielleicht die eine, oder andere Sache als nützlich gegen die Füchse erweisen.
Glutsturm hob den Schweif und gab somit das Zeichen zum Angriff. Widderpfote rannte begierig auf den Bau zu und kroch hinein, er sollte die Tiere gemeinsam mit Felsklang herauslocken. Gebannt wartete die Patrouille, Zeit verstrich, die Haselfell wie endlose Tage vorkamen.
Und dann war es soweit; Widderpfote, die Augen weit aufgerissen, kroch wieder aus dem Loch heraus, dicht gefolgt von Felsklang, der schon am Bein blutete. Hinter ihm ein Fuchs.
Haselfells Herz machte einen Satz - noch nie war ihr ein derartiges Tier begegnet. Einige Krieger hatten bereits begonnen, den orange-roten Fuchs zu attackieren. Doch kurz nachdem ebenfalls Haselfell eine Pfote über seine Ohren gezogen hatte machte das Tier kehrt, nicht in seinen Bau zurück oder irgendwo anders in die Nähe der Lichtung, es lief durch die Katzenmenge, die nochmals nach dem Fuchs schlug, und verschwand gelassen zwischen den Bäumen, als wäre nichts gewesen.
Haselfell schaute irritiert zu ihren Clangefährten. Die meisten erwiderten ihren Blick ratlos, andere, wie Widderpfote sprang jubelnd auf und ab. "Wir haben den Fuchs vertrieben!", schrie er freudig.
"Wir haben es geschafft" Wacholdersturm gab ihm einen leichten Stoß. "Krähenhirn", sagte der Krieger dem Schüler leicht belustigt. "Der Fuchs hat kehrt gemacht, weil...es so war. Nicht, weil wir ihn besiegt hatten"
"Oh", war Widderpfotes einzige Antwort. "Werd' ich jetzt trotzdem Krieger?", fragte er geknickt. "Möglich", antwortete Glutsturm und damit verfielen alle weiteren Gespräche in nachdenkliches Schweigen.
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(Überarbeitet)
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