Chapter 11
„Die schnappen wir uns!“, knurrt Nico und sprintet los, doch zu seinem Ärger ist Mate schneller.
Blitzschnell rennt er um die Ecke, wobei er sich an der Wand festhält, Nico hingegen prallt auf der anderen Seite gegen eine Kommode und wird fluchend wieder schneller. Vor ihnen rennt eine Frau in einem schwarzen Kleid den Gang entlang, als wäre der Teufel persönlich hinter ihr her.
„Stehen bleiben!“, brüllt Nico und richtet seine Pistole auf sie, doch sie rennt einfach weiter.
„Nicht!“, ruft Mate, doch da hat Nico schon direkt vor sie geschossen. Die Frau fängt an zu schreien, reißt die Arme hoch und lässt sich einfach auf den Boden fallen.
„Luisa, alles in Ordnung?“ Eine andere Frau in einem gleich aussehenden Kleid fällt neben der Frau auf die Kniee und tätschelt ihr den Rücken, die jedoch mit zitterndem Arm auf Mate und Nico zeigt.
In dem Moment bremst Mate direkt vor ihnen ab und keine Sekunde später ist auch Nico da.
Die beiden Frauen weichen erschrocken zurück und nehmen die Arme hoch. Irgendwas missfällt Mate an der Situation, aber im Moment geht es darum herauszufinden, wo Liz ist.
„Wer … seid ihr?“, bringt Nico keuchend hervor und richtet seine Waffe auf die Beiden.
„Wir sind einfache Bedienstete. Putzfrauen, wir halten das Haus sauber, solange der Herr nicht da ist“, stottert die eine, worauf die andere ihr wieder beruhigend den Rücken tätschelt.
„Was heißt er ist nicht da?“, knurrt Mate und beugt sich ein Stück nach vorne.
„Wer sind Sie eigentlich?“, fragt die Ältere der Beiden und nimmt die Arme runter, obwohl Nico immer noch auf sie zielt.
„Wir, ähm, sind Geschäftspartner von Herr … ähm…“, überlegt Mate und sieht überrascht, wie die Gesichtszüge der Frauen entgleißen.
„Fernando!“, sagt Nico. Einen Moment sehen sich die beiden Frauen verständnislos an, dann scheint ihr ein Licht aufzugehen.
„Sie meinen Herr Fernado Campillo Moralez!“, sagt sie und nickt. „Bitte tun Sie uns nicht, wir haben auch wirklich nichts mit ihm zu tun, wir wissen nichts, haben nichts gesehen, es besteht keinen Grund uns zu beseitigen.“
Mate sieht Nico fragend an, doch der zuckt nur mit den Schultern.
„Wo ist er jetzt? Sagt schon!“
„Töten Sie uns danach nicht? Ich meine, wenn wir es ihnen sagen?“
„Nein“, sagt Mate, bevor Nico auch nur den Mund aufmachen kann.
„Er ist in Brasilien“, sprudelt es aus der einen heraus. „Mit seinen beiden Töchtern.“
„In Brasilien?“
„Na ja, sie sind vor circa einer halben Stunde zum Flughafen gefahren“, erklärt die eine Frau und nickt eifrig.
„Ich dachte er hat keine Kinder“, sagt Nico mit gerunzelter Stirn.
„Oh doch.“
„Ja genau.“
„Zwei liebreizende Dinger.“
„Nur etwas verzogen.“
„Mhmm.“ Die beiden Frauen sehen sich an und nicken.
„Wer sind denn die zwei?“
„Finja Fernando Campillo Moralez und Elizabeth Fern…“
„Sparen Sie sich die Nachnamen“, unterbricht sie Nico und sieht Mate an.
„Das sind sie nicht.“ Mate schüttelt enttäuscht den Kopf.
„Hören Sie, wir suchen ein Mädchen, ungefähr so groß“, er zeigt mit einer Hand knapp unter seine Schulter, „blonde Haare, meistens zu einem Zopf zusammengemacht.“
„Sagte ich ja, Elizabeth Fern…“
„Bitte sprechen Sie diesen Namen nicht aus, davon bekomme ich Kopfschmerzen“, brummt Nico.
Die Frau zuckt mit den Schultern.
„Elizabeth. Wie ist sie vom Charakter?“
„Oh, an sich ein wirklich liebenswürdiges Mädchen. Ich denke sie war recht traurig und verwirrt, was meinst du?“
„Ja, ja.“ Die andere Frau nickt betreten. „Sie hat was von ihrer Familie gerufen, und das die sie hier rausholen würde. Armes Ding.“
„Sie hat mich tief im Herzen berührt! Und sie konnte durch den Raum schreiten wie eine richtige Junge Dame, nur ihre Tischmanieren waren sehr …“
„Unreif“, endete wieder die andere.
„Das ist Liz!“, sagt Nico und sieht Mate an. „Alles in Ordnung?“
Mate steht wie erstarrt da. Er erinnert sich genau. An die Filme, daher kann sie wahrscheinlich so laufen. Ein Lächeln schleicht sich auf sein Gesicht.
„Und wo ist Liz jetzt?“
„Wer? Ach so, Sie meinen Elizabeth.“
„Elizabeth?“, fragt Mate und sieht Nico mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Den Namen hat sie nie erwähnt“, knurrt der. „Das gibt Ärger!“
Mate lacht und dreht sich wieder zu den Frauen um. „Also, wo ist sie jetzt?“
„Na in Brasilien, mit Herr …“ Sie zieht leicht den Kopf ein.
„Was? Verdammt. Wann geht der Flieger?“, flucht Mate und sieht die beiden scharf an.
„In … einer viertel … viertel Stunde“, stottert die eine und weicht vor seinem durchdringenden Blick zurück.
„Dann komm!“ Mate packt Nico und zerrt ihn hinter sich her.
„Und kein Wort an euren Arbeitgeber, dass wir hier waren!“, knurrt Nico und schwenkt noch mal seine Pistole.
„Klar!“, ruft die eine mit etwas schriller Stimme zurück.
„Eid, wir erzählen Herrn Moralez nicht, dass wir ein paar Arbeitskollegen verraten haben, wo er hin ist, versprochen?“, hören Mate und Nico die beiden noch wispern.
„Versprochen, wir schweigen wie ein Grab, sonst liegen wir nämlich bald in einem!“
Doch da stürmen Mate und Nico schon um die Ecke und springen die Treppe hinunter. „Wir haben eine viertel Stunde, bis dieser verdammte Flieger geht!“
„Sofort zum Flughafen, hast du deine Karten dabei?“
„Ja!“
Die beiden sprinten durch den großen Raum mit dem Flügel und klettern aus dem Fenster.
„Ich fahre!“, ruft Nico und Mate wirft ihm den Schlüssel zu. Beide erreichen den Van und springen hinein. Der Motor heult auf und das Auto schießt in einem halsbrecherischen Tempo rückwärts die Einfahr hinab.
„Rechts“, keucht Mate und schafft es endlich, sich anzuschnallen. Nico gibt Gas und sie jagen die Straße entlang. Doch je näher sie dem Flughafen kommen, desto dichter wird der Verkehr.
„Noch zehn Minuten, warum kann diese Tröte nicht schneller fahren!“, flucht Nico und hupt wie verrückt, doch das kleine Auto vor ihnen zockelt weiter seelenruhig mit vierzig über die Straße, die beim Flughafen endet.
„Überhol ihn“, sagt Mate und presst sich sein Handy gegens Ohr.
„Mate, es kommt Gegenverkehr!“
„Die Straße ist breit, fahr in der Mitte … ja, hallo? Ich will zwei Tickets für den Flieger nach Brasilien!“
Nico kurbelt am Lenkrad und gibt Gas. Der Van schert aus und tobt an dem kleinen Auto vorbei. Rechts und links von ihnen sind Autos, überall wird empört gehupt, doch Nico fährt unerbittlich weiter, Hupen und Stinkefinger ignorierend.
„Nein, nicht für Morgen! Für den jetzt, es ist dringend, verstehen sie?“
Mit quietschenden Reifen bremst Nico vor dem Flughafengebäude ab, beide springen aus dem Van, schlagen die Türen zu und rennen los. Nico schließt noch kurz ab, dann sprintet er hinter Mate her.
„Was genau ist ihr Problem?“, brüllt Mate um über den Lärm, der prompt um sie herum herrscht, noch gehört zu werden. „Wir brauchen diesen Flieger!“
Die beiden rennen auf den Schalter zu und Mate legt auf, als sie davor stehen.
„Zwei Karten, erzählen sie mir nicht, dass der Flieger schon voll ist!“
„Es gibt noch Plätze“, meint die Angestellte und schiebt ihnen zwei Karten hin. „Aber Sie kriegen ihn eh nicht mehr, meine Herren!“
„Her damit!“ Nico reißt der schon leicht genervten Frau die Karten aus der Hand und Mate gibt ihr seine Bankkarte. Mit gerunzelter Stirn dreht sie sich zu ihrem Computer um und steckt die Karte hinein.
„Können Sie sich mal bitte beeilen?“, fragt Mate ruhig, doch Nico sieht wie viel Kraft es ihn kostet gelassen zu bleiben.
„Bitte sehr.“ Die Frau gibt ihm die Karte zurück. „Und einen angenehmen …“, doch da rennen die beiden schon davon, stürmen durch die Sicherheitskontrolle durch und bremsen vor dem Gang, der zum Flug nach Brasilien führt ab.
„Hier sind unsere Tickets, lassen Sie uns durch!“, keucht Mate und drückt der Frau die dort steht die Karten in die Hand. Sie wirft einen kurzen Blick drauf und schüttelt den Kopf.
„Tut mir leid, ich kann Sie nicht durchlassen, der Flieger ist schon auf der Startbahn und wird jeden Moment abheben.“
Mate hat das Gefühl, dass Tonnen über ihm zusammenbrechen.
„Das kann nicht sein, bitte“, seine Stimme wird immer leiser.
„Es tut mir wirklich leid, aber sie müssen den Morgen um elf Uhr nehmen“, erklärt sie und gibt Nico und Mate die Tickets wieder zurück.
Wie im Traum gehen die beiden langsam ein Stück zurück.
„Was machen wir jetzt?“, fragt Mate und lässt sich auf seinen Sitz sinken.
Nico starrt bestürzt vor sich hin. „Wir haben sie verpasst.“
Dann schüttelt er wütend den Kopf. „Na und?“
Verständnislos sieht Mate ihn an.
„Es ist so“, erklärt Nico und geht vor ihm auf die Knie um auf Augenhöhe zu sein. „Wir fahren jetzt nach Hause, packen unsere Koffer und nehmen die nächste Maschine. Dann fragen wir uns zu seinem Haus durch. So ein reicher Kerl muss Spuren hinterlassen.“
Mates Augen bekommen wieder Glanz. „Stimmt, man, meine Stimmungsschwankungen machen mich schon ganz fertig! Ich glaube ich brauche noch einen Kaffee.“
„Vergiss es, du hattest heute schon drei“, brummt Nico und beide gehen zügig zurück zum Ausgang.
„Aber diesmal fahre ich!“, bestimmt Mate und nimmt Nico die Autoschlüssel ab. „Sonst muss ich mich noch übergeben.“
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