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ZWEIUNDDREISSIG

Mein Leben könnte aktuell nicht besser laufen. Ich fuhr regelmäßig zur Uni und nahm an meinen Vorlesungen teil. Jeden Freitag hatte ich frei und half an dem Tag in dem kleinen Krankenhaus zwei Dörfer weiter. Die Arbeit dort gefiel mir, alles wirkte familiärer und weniger stressig. Erst jetzt wurde mir so richtig klar, wie toxisch meine vorherige Stelle für mich gewesen ist. Ich hatte den Spaß an meinem Beruf verloren und das ist vermutlich das Schlimmste, was einer leidenschaftlichen Krankenschwester passieren konnte.

Das Geld, das ich da verdiente, reichte gerade so für die Semestergebühren, Essen und die Nebenkosten für Max Wohnung. Es hatte schon Vorteile, Immobilien zu besitzen. Man sparte sich die Miete. Trotzdem wollte ich Max unterstützen und bestand darauf, meinen Teil dazu beitragen zu dürfen. Daher übernahm ich viele Aufgagen im Haushalt - ich war eh viel zuhause, da die Uni nie lang ging und ich viel nacharbeiten musste -, kümmerte mich natürlich um die neuen Mitglieder in unserem Haus und half auch gern den Nachbarn im Garten. Momentan stand auf der Liste, das Laub zusammen zu harken. Die Bäume hatten sich schon längst braun gefärbt und ihr Kleid verloren. Da Max Vermieter schon etwas betagter waren, half ich ihnen gern.

So kam es, dass ich an einem Donnerstag draußen das Laub zusammenfegte und mich Frau Ottermann zu sich rief.

Ich strich mir eine entflohene Strähne aus dem verschwitzten Gesicht und bereute es, mir die dicke Jacke angezogen zu haben. Heute war einer dieser seltenen Herbsttage, an denen man sich warm anzog, um dann draußen festzustellen, dass es zu viel war.

»Wie kann ich Ihnen helfen, Frau Ottermann?«, fragte ich die kleine Frau.

Sie lächelte mich an und ihr freundliches Gesicht erstrahlte. »Kommen Sie doch erst einmal rein, sie müssen doch frieren.«

Ich lächelte sie belustigt an und musterte ihre zarte Figur. Sie trug bloß ein bestickte Bluse und eine dünne Strickjacke. Dass sie fror, wunderte mich nicht.

»Gern«, erwiderte ich und trat zu ihr in den Hausflur.

Frau Ottermann verschwand direkt in ihrer eigenen Wohnung und ich folgte ihr. Noch nie war ich hier unten gewesen. Zwar pflegte Max ein sehr nettes Verhältnis zu seinen Nachbarn und Vermietern, wurde auch regelmäßig zum Tee eingeladen und seit ich bei ihm eingezogen war, reichte uns Frau Ottermann regelmäßig Kuchen noch oben. Trotzdem hatte ich noch nie einen Fuß in ihre eigenen vier Wände gesetzt.

Dementsprechend neugierig sah ich mich um. Alles war in schlichten, hellen Brauntönen gehalten. Der Flur, von dem alle Zimmer abgingen, war etwas dunkel und wurde nur durch die Fenster in den anderen Zimmern beleuchtet. Ich trat an die erste Tür zu meiner Rechten und bestaunte das gemütliche Wohnzimmer.

Aus irgendeinem Grund hatte ich hier einen alten Röhrenfernseher, einen verblichenen Kronleuchter und muffige Sessel erwartet. Aber das Gegenteil war der Fall. Auch hier war alles in ruhigen Brauntönen gehalten, die Sofalandschaft hatte eher einen Stich ins Gräuliche, der Fernseher auf der modernen TV-Regal war größer als mein eigener und alles schrie förmlich nach einer Einladung, sich zu setzen.

Ich ging ein Zimmer weiter und fand mich in einem Esszimmer wieder, dass ebenfalls modern und luxuriös eingerichtet war, wie die Wohnstube. Dort saßen bereits Frau und Herr Ottermann und schienen auf mich zu warten.

Schnell schlüpfte ich aus meiner Jacke und nahm auf dem Stuhl vor ihnen Platz. Auch hier sah ich mir kurz um. Das Zimmer war etwas kleiner als das davor. Trotzdem fand hier ein großer Esszimmertisch mit sechs Stühlen, zwei Vitrinen voll mit Kristallgläsern und Geschirr. Ich war schier beeindruckt, wie schön es sich die Ottermanns gemacht hatten, dass ich regelrecht sprachlos war.

»Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie einfach so angesprochen habe, aber meine Mann und ich«, kurz sah sie zu ihrem Gatten hinüber, der sie liebevoll anblickte und ihre Hand drückte, »haben ein Anliegen vorzutragen, dass wir bereits Herrn Lutter unterbreitet haben.«

Bei der Erwähnung von Max Nachnamen wurde mir etwas mulmig zu Mute und ich rutschte unruhig auf meinem Stuhl hin und her.

»Bitte entschuldigen Sie, aber ich bin etwas verwirrt. Worum geht es denn eigentlich?« Ich runzelte die Stirn und sah von einem zum anderen.

Herr Ottermann hielt noch immer die Hand seiner Frau fest umklammert und lächelte mich freundlich an. Seine treuen, hellgrünen Augen strahlten mich an, als würden sie mir etwas mitteilen wollen.

»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Wir überfallen Sie ja damit«, erklärte er und rückte den Kragen seines blauen Hemdes etwas zurecht.

Erst jetzt fiel mir auf, wie schick sie sich gemacht hatten. Ich war ihnen ja bereits mehrmals begegnet und zumeist trugen sie leichte Pullis und einfache Hosen - meistens dir mit Gummizug, denn nichts ging über Comfort im Alter. Aber heute trug Herr Otterman Hemd und Weste und seine Frau ihre beste Bluse, die sonst immer sonntags zur Kirche trug.

Was war hier los?

»Wie bereits angesprochen geht es um ein Anliegen, das Herr Lutter zu unserem Bedauern leider abgelehnt hat«, erklärte mir die alte Dame. Sie lächelte mich dabei an, was ihr niedliche Fältchen ins Gesicht zauberte.

»Okay«, erwiderte ich und zog dabei das Wort in die Länge.

»Und zwar haben wir«, wieder ein Blick zu ihrem Mann, »uns dazu entschieden, in ein Haus mit betreutem Wohnen zu ziehen.«

Meine Augenbrauen schossen in die Höhe. »Sie möchten ausziehen? Aber wieso?«, platzte es mir heraus und erst im Nachhinein bemerkte ich, wie unsensibel das doch von mir gewesen ist.

Aber die Ottermanns lächelten nur liebevoll.

»Wissen Sie, wir werden alt. Wir schaffen nicht mehr so viel allein. Ohne Sie und ihren Lebensgefährten würden wir hier vieles nicht mehr schaffen.«

Bei dem Wort Lebensgefährte zuckte ich kurz zusammen und musste direkt dümmlich grinsen. Es war irgendwie immer noch ungewohnt, dass Max und ich nun zusammen waren. Schon vorher waren wir ein perfektes Team gewesen, ohne uns Freund und Freundin zu nenne. Doch jetzt war da so viel mehr zwischen uns als himmlischer Sex, woran ich mich noch gewöhnen müsste.

»Können Sie vielleicht mit ihm sprechen und ihm unsere Beweggründe schildern?« Die Stimme von Herrn Ottermann holte mich aus meinen Gedanken und ich sah ihn mit großen Augen an.

»Bitte entschuldigen Sie, ich bin leider nicht ganz mitgekommen. Was soll ich ihn fragen?«

»Wir möchten auch die zweite Haushälfte an Herrn Lutter verkaufen und ihm somit das ganze Haus plus Garten überlassen«, erklärte mir Frau Ottermann.

Ich war im ersten Moment völlig baff und riss die Augen weit auf. Sie wollten das Haus verkaufen? An Max? Und er hatte abgelehnt?

»Wissen Sie, wir wollen das Haus in guten Händen wissen. Da wir leider keine Kinder haben, an die wir es vererben könnten, bleiben nur sie uns über. Und Herr Lutter hat uns so viel im Haus geholfen, so viel repariert und im Garten mit angepackt, dass wir uns damit bei ihm bedanken möchten. Wir möchten es ihm gern überlassen und von dem Geld dann die Wohnung bezahlen, in der wir unsere letzten Tage verbringen werden.«

Die Worte schockierten mich. Einerseits weil es mir offenbarte, wie alt Herr und Frau Ottermann eigentlich waren. Mit ihren zurechtgemachten, grauen Haaren, den freundlichen aber runzeligen Gesichtern konnten sie für mich nicht älter als siebzig sein. Aber das war auch schon ein hohes Alter und wer wusste, wie viele schöne Jahre sie noch hatten? Aus dem Krankenhaus war mir nur zu gut bewusst, dass es manchmal schneller vorbei sein konnte, als man gucken konnte.

»Und Sie möchten, dass ich ihn fragen, ob er das Haus kaufen möchte?«, fragte ich etwas begriffsstutzig, da mir nicht ganz klar war, was sie von mir wollten.

Frau Ottermann schüttelte den Kopf. »Das haben wir bereits und er hat abgelehnt.«

»Warum?«, unterbrach ich sie.

»Das wissen wir leider auch nicht. Er meinte nur etwas wie, er wolle uns nicht das Haus stehlen und es gäbe auch andere Möglichkeiten, wie wir versorgt wären und trotzdem hier leben könnten.«

Ich nickte ihr zu. Dafür gab es schließlich den mobilen Pflegedienst. Der konnte zwar keine vierundzwanzig Stunden Betreuung ersetzen, aber für die zwei rüstigen Rentner wäre das vollkommen ausreichend.

»Wir haben uns diesbezüglich auch schon informiert, trotzdem wird es das Problem mit dem Haus geben. Wenn wir sterben«, wieder ein kurzer Blick zur Seite, »würde das Haus an den Staat gehen. Wir haben auch keine lebenden Geschwister oder sonstige Verwandten. Und wenn wir es Herrn Lutter vererben, muss er darauf Steuern zahlen, und das wollen wir nicht. Verstehen Sie jetzt?«

Stoisch nickte ich mit dem Kopf. Das ergab alles Sinn und ich fand es unglaublich rührend und lieb, dass sie da direkt an Max denken mussten. So etwas ist absolut nicht verständlich! Neigt doch unsere Gesellschaft dazu, immer zuerst an sich selbst zu denken und dann erst an andere.

»Das ist unglaublich großzügig von Ihnen und ich kann mir vorstellen, dass das ein sehr schwerer Schritt für Sie gewesen sein musste.«

»Das war es«, bestätigte mir der alte Herr.

»Ich fühle mich außerdem geehrt, dass Sie mir ihr Vertrauen schenken, und verspreche Ihnen, dass ich mit Max reden werde. Ich kenne ja jetzt Ihre Beweggründe und werde sie ihm unterbreiten.«

»Vielen Dank.« Frau Ottermann streckte mir über den Tisch ihre Hand entgegen und drückte meine. Sie fühlte sich rau und warm auf meiner Haut an und plötzlich fühlte ich mich an meine Mutter erinnert. Ein Kloß schnürte mir die Kehle zu und ich musste schlucken. Bevor mir auch noch die Tränen kommen konnte, stand ich auf, bedankte mich höflich und verließ mit meiner Jacke im Arm das Erdgeschoss.

Im Treppenhaus musste ich kurz durchatmen und die Tränen wegblinzeln. Ich konnte nicht sagen, woran es lag, dass ich so gerührt war. Vielleicht daran, dass Frau Ottermann so viel von meiner Mutter hatte, die sich für mich immer aufgeopfert und so viel zurückgesteckt hat. Oder ob es die Liebe in ihren Augen war, die mein Herz zum Beben gebracht hat.

Nun verstand ich, warum Max das Angebot abgelehnt hatte. Denn das würde bedeuten, dass die Ottermanns, die lieben, netten Nachbarn, wegziehen würden. Dann würde es, wenn er von der Arbeit kam, nicht mehr nach Essen im Haus riechen. Wir könnten sie nicht mehr beobachten, wie sie den Garten hübsch machten, oder Tee tranken. Am Wochenende würden wir nicht mehr von dem Geruch von Kaffee geweckt werden und sonntags wäre keiner da, der uns Kuchen backte. Mir fiel gerade auf, ohne dass ich es je zuvor bemerkt hatte, dass die Ottermanns mit ihrer bloßen Anwesenheit Licht und Wärme in dieses Haus gebracht hatten. Könnte ich Max also davon überzeugen, dass es ihr sehnlichster Wunsch war, dass er das Haus bekam, wenn ich selbst mit mir haderte?

Das Laub draußen war völlig vergessen und ich taperte völlig überfordert die Treppe hoch. Oben zog ich Schuhe und Jacke aus und setzte mich wie jeden Tag unter den Tisch. Die zwei Kittens waren schon so groß, dass sie die Mauern hinaufkletterten und aus ihrem sicheren Gefängnis ausbrechen wollten. Doch Mama Lucy war immer schnell genug, packte die kleinen Mäuse am Nacken und zog sie wieder zurück. Casimir saß wie immer daneben und beobachtete alles mit seinen Argusaugen.

Ich kroch zu ihm und strich ihm übers Fell. Er fing sofort an zu schnurren und reckte mir sein kleines Köpfchen entgegen. Mir sprang ein graues Schnurrhaar ins Auge, das mich daran erinnerte, wie alt Casimir eigentlich war. Sein genaues Geburtsdatum wussten wir nicht, da wir ihn ja aus dem Tierheim hatten, aber wir vermuteten, dass er etwas über fünfzehn Jahre alt sein musste. Es grenzte schon an ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte - besonders nach dem traumatischen Vorfall von Anfang des Jahres -, aber, dass er es noch geschafft hatte, Kinder mit Lucy zu zeugen, übertraf diesen Umstand.

Das war auch der Grund gewesen, wieso ich mich von Max nicht habe überreden lassen, die Kittens an nette Eltern zu vermitteln. Ich würde Casimir sicher nicht mehr lange haben, da konnte ich doch seine Kinder nicht einfach weggeben. Außerdem würden mich ihre kleinen Streifen und orangenen Flecken immer an ihn erinnern. Da konnte ich sie doch nicht einfach weggeben!

Irgendwann knurrte mein Magen protestierend auf und erinnerte mich daran, dass ich mir mal etwas zu essen machen sollte. Max würde sicher auch bald nach Hause kommen und bis dahin sollte ich mir die richtigen Worte zurechtgelegt haben, um ihn davon zu überzeugen.

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