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NEUNUNDZWANZIG

Nach gut zwei Wochen, in denen ich nur im Bett gelegen und Eis in mich geschaufelt hatte, nahm ich nun endlich wieder meinen gewohnten Alltag auf und ging zur Arbeit. Ich hatte vorab per Mail Lisa um ein persönliches Gespräch gebeten, um ihr von der Fehlgeburt zu erzählen. Ich hatte vor zwei Tagen noch einen Termin bei meinem Gynäkologen, der mir erklärte, dass ich kerngesund sei und wegen der Fehlgeburt nichts zu befürchten hätte. Jedoch trichterte er mir ein, dass ich mich zu schonen hätte und die nächsten zwei Wochen vorerst keine Betten hin und her schieben sollte. Laut seiner Aussage waren der Stress und die Trennung von Jona einer der Gründe, wieso ich mein Baby verloren hatte. Dazu kam der Stress und die körperliche Belastung auf der Arbeit, die das weiter bedingt haben. Das musste ich ihr nun alles beibringen und hoffte sehr auf ihr Verständnis.

Wie hatten ja leider nicht die beste Beziehung zueinander, aber bei einem solch dramatischen Thema sollte selbst sie etwas Empathie für mich aufbringen können.

Daher stand ich pünktlich um kurz vor sechs vor ihrem Büro und klopfte an. Mein Herz hämmerte mir in der Brust und mein Magen war flau. Hatte ich doch bisher weder etwas gegessen noch getrunken. Selbst meinen Kaffeekonsum hatte ich bisher nicht wiederaufgenommen und mich größtenteils mit Tee versorgt.

»Herein«, hörte ich die gedämpfte Stimme von Lisa durch die Tür und öffnete diese.

Meine Chefin saß mit weißer Arbeitskleidung und konzentrierter Miene hinter ihrem Schreibtisch und starrte auf den Bildschirm. Sicher ging sie gerade den Dienstplan der nächsten Wochen durch, machte Abrechnungen oder sonstiges Zeug.

»Setz dich doch.« Ohne mir auch nur eines Blickes zu würdigen, deutet sie auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch und ich kam ihrer Aufforderung dankend nach. Waren meine Knie doch gerade so weich wie Wackelpudding.

Lange Zeit durchbrach nur das Klackern von Lisas Fingernägel auf der Tastatur die Stille im Raum. Von irgendwoher drang auch ein Ticken an mein Ohr, wie von einer Uhr, doch ich konnte nirgends eine entdecken. Als mir irgendwann die Geduld ausging, räusperte ich mich und sah Lisa erwartungsvoll an. Endlich reagierte auch sie und hörte auf, ihren Bildschirm anzustarren.

»Was kann ich denn für dich tun?« sie rollte mit ihrem Stuhl näher an den Tisch, platzierte ihre Ellenbogen auf dem Tisch und bettete ihr Kinn auf den Händen.

»Also, ich ...«, setzte ich an und stockte gleich wieder. Nur daran zu denken, dass ich mein Kind verloren hatte, schnürte mir die Kehle zu. Es auch auszusprechen war für mich die größte Hürde.

»Ist alles okay mit dir? Du bist ganz blass?« Lisas Stimme klang mit einem Mal ganz besorgt und ich blickte etwas überrascht auf. Sonst wirkte meine Chefin immer taff und distanziert, aber momentan erschien es mir, als würde eine ganz andere Person vor mir sitzen.

In ihren grünen Augen spiegelte sich Sorge wider, auf ihrer Stirn zeichneten sich Sorgenfalten ab und ihr Mund wirkte verkrampft. Es war ein seltsamer und zugleich seltener Anblick.

»Ja, alles okay«, platzte es aus mir heraus, doch ich biss mir zugleich auf die Zunge. »Nein, eigentlich nicht. Vielleicht hast du es bereits mitbekommen.« Ich senkte den Blick und sprach gedämpft weiter. »Vor ein paar Wochen bin ich auf der Arbeit zusammengebrochen und lag dann ein paar Tage hier auf der Gynäkologie.«

»Das habe ich mitbekommen, ja«, bestätigte mir Lisa. Ihr Ton klang mitfühlend, fast schon mitleidig.

»Naja, du wusstest davon noch nichts. Ich wollte es dir genau an dem Tag sagen, aber dann ist alles anders gekommen und irgendwie hatte sich das Thema damit geklärt.« Die Worte sprudelten nur so aus mir heraus und brabbelte vor mich hin. Umschiffte das F-Wort. »Aber jetzt muss ich es dir doch irgendwie sagen, weil mein Arzt mir das gesagt hatte und das auch Auswirkungen auf die Arbeit haben wird, daher ...«

»Nicky, komm auf den Punkt. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.« Da war sie wieder, die kalte und berechnende Lisa, die ich so wenig leiden konnte.

Ich straffte meine Schultern, schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter und holte tief Luft. »Ich hatte eine Fehlgeburt und mein Gynäkologe sagte mir, dass ich mich nicht so schwer belasten dürfte. Also weder Bettenschieben noch Lagerungen oder sonstige Tätigkeiten, die körperlich anstrengend sind.« Ich hatte mein Kinn in die Höhe gereckt, um etwas selbstbewusster zu wirken. Doch in meinem Inneren drehte sich alles und ich konnte die Tränen in meinen Augenwinkeln brennen spüren. Ein weiteres hartes Wort von Lisa und ich würde Rotz und Wasser heulen.

Doch stattdessen wurde ich Miene weicher und sie legte ihre Hände auf den Tisch. »Kein Problem, Nicky. Ich werde die anderen Kollegen darüber informieren und falls es Beschwerden geben sollte, schick sie zu mir.«

Erleichtert atmete ich aus, hatte ich doch nicht gemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte.

»Danke«, flüsterte ich und sackte in mich zusammen. Eine Träne hatte es geschafft und lief mir die Wange hinunter. Schnell wischte ich sie mir weg und stand auf.

»Wenn was ist«, Lisas Stimme ließ mich innehalten und ich sah zu ihr hinunter, »dann komm zu mir. Wir finden sicher eine Lösung.« Ich nickte ihr zu und wollte mich von ihr abwenden, als sie erneut das Wort an mich richtete. »Mein herzliches Beileid. Das war sicher hart für dich.«

Ich schaute zu ihr, erkannte ehrliches Bedauern in ihrem Gesicht und lächelte zaghaft. »Danke dir. Das war es.« Dann drehte ich mich um und verließ das Stationszimmer.

Meine Schritte waren leichter, befreiter. Es fühlte sich an, als wäre eine tonnenschwere Last von meinen Schultern gefallen. Ich war erleichtert, dass das Gespräch mit Lisa so gut gelaufen war. Jetzt musste ich nur gucken, wie ich den Rest des Tages über die Bühne brachte.

Im Pausenraum angekommen, platzte ich mitten in die Übergabe und alle Augen richteten sich auf mich. Entschuldigend sah ich meine Kolleginnen an und ließ mich schnell auf einen Stuhl nahe der Tür nieder. Lisa kam hinter mir reingeplatzt und verkündete mit einem Befehlston, der einem Drillcoach alle Ehre gemacht hätte: »Ab sofort bekommt Nicky immer jemanden an die Hand. Sei es eine Auszubildende oder eine Helferkraft. Sie schiebt keine Betten mehr oder hilft beim Lagern. Wer damit ein Problem hat, meldet sich bei mir.« Damit rauschte sie wieder von dannen und ließ sieben verdutzte Augenpaare zurück.

»Was war das denn?«, fragte meine Kollegin Frieda und sah mich dabei natürlich an.

Ich zuckte bloß mit den Schultern und erwiderte: »Das ist halt Lisa.«

»Ist alles okay mit dir? Wir haben dich ja lange nicht mehr gesehen?« Das war Lena, die mich besorgt musterte.

»Mir geht es gut. Macht bitte weiter, Michelle will sicher heute noch nach Hause.« Dabei sah ich meine Kollegin aus der Nachtschicht an und lächelte sie flehend an.

Sie nickte bloß und setzte die Übergabe fort.

Der schwierigere Teil war damit getan, doch die Fragen meiner Kolleginnen würden sicher noch kommen. Ich hoffte bloß, dass ich bis dahin die richtigen Worte gefunden hatte, um nicht in Tränen auszubrechen.

Es kam anders als gedacht. Keiner sprach mich auf die Ansage von Lisa oder meiner langen Krankheitsphase zu sprechen. Ich war ihnen dankbar dafür, fürchtete aber auch gleichzeitig, dass sich meine Fehlgeburt bereits herumgesprochen hatte und alle einfach nur fürchteten, mich darauf anzusprechen. Abwegig wäre das nicht einmal. Hatte doch jeder von ihnen einen Zugang zum Intranet und somit auch die Möglichkeit, meine Patientenakte aus der Gynäkologie einzusehen. Ich hoffte zwar, dass sie etwas Ehrgefühl besaßen und mir meine Privatsphäre ließen, jedoch konnte ich mir bei einigen Kolleginnen auch vorstellen, dass sie einfach in meine Akte gesehen hatten.

Im Endeffekt war es auch egal, ob sie hineingesehen hatten oder nicht. Eigentlich wäre es nur zum Vorteil. Alle wüssten Bescheid und keiner würde unangenehme Fragen stellen, warum ich denn nun eine Extrabehandlung erhielt und von allen mit Samthandschuhen angepackt werden sollte. Das erleichterte mir die ganze Sache etwas und ich versuchte, nicht mehr so viel darüber nachzudenken.

Der erste Tag Arbeit war unglaublich anstrengend, trotz dessen man mir all die belastende Arbeit abgenommen hatte. Ich hatte heute nur Medikamente verteilt, etwas mobilere Patienten beim Waschen unterstützt und unseren Apothekenschrank auf Vordermann gebracht. Alles etwas nicht besonders anstrengende Tätigkeiten, trotzdem kam ich völlig erledigt bei Max zuhause an.

Es dauerte etwas, bis ich den richtigen Schlüssel fand. Hatte ich mich doch immer noch nicht daran gewöhnt, bei meinem besten Freund zu wohnen. Prinzipiell wäre es auch schlauer bei Bea oder sonst jemanden, der in Lübeck wohnte, zu übernachten. Lag doch Max Wohnung noch weiter weg als meine alte.

Doch noch kurzem Suchen fand ich den passenden und steckte ihn ins Schloss. Der Geruch von altem Holz begrüßte mich und ich schloss die Tür wieder. Auf den Stufen zu Max Wohnung lagen einzelne Briefe. Seine Vermieterin hatte sie sicher angenommen und uns hingelegt. Ich griff einfach danach und stapfte nach oben.

In seiner Wohnung angekommen, ließ ich mich erschöpft auf das Sofa fallen und legte die Füße hoch. Sie schmerzten fürchterlich und aus irgendeinem Grund hatte ich immer noch mit Wassereinlagerungen zu kämpfen.

Kurz warf ich einen Blick zur Seite und unter den Esszimmertisch. Lucy saß darunter und ich erkannte bloß ein kleines Knäuel aus acht Pfoten und zwei Schwänzen. Ihre Kittens schienen gerade zu trinken, also alles in Ordnung. Ich lehnte mich entspannt zurück, wobei mein Blick auf die Briefe fiel, die ich immer noch hielt.

Aus reiner Neugierde ging ich alle durch und runzelte beim Letzten die Stirn. Er war an mach adressiert, hatte so einen typischen gelben Nachsendeauftrag darauf kleben. Zum Glück hatte mich Max daran erinnert, dass meine Post immer noch zu Jona geschickt wurde, und mir dabei geholfen, die Formulare bei der Post auszufüllen.

Der Brief wog schwer und fühlte sich dick an. Ohne viel darüber nachzudenken, öffnete ich den Umschlag und entfaltete das Schreiben.

Ganz oben rechts prangte das Wappen der Uni Hamburg und ich hielt den Atem an.

Schnell überflogen meine Augen den Brief und mit jedem Wort, das ich las, schlug mein Herz schneller. Als ich ganz unten angekommen war, befürchtete ich bereits, in Ohnmacht zu fallen. Ich konnte einfach nicht glauben, was ich da las.

Ich blinzelte mehrere Male und kontrollierte, ob mich meine Augen auch wirklich nicht trügten. Doch egal, wie oft ich das Schreiben las, der Wortlaut veränderte sich nicht. Da stand jedes Mal:

Sehr geehrte Frau Schreiber,

wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass sie für den Studiengang Soziale Arbeit an der Uni Hamburg angenommen worden sind. Bitte schicken sie bis zum 19. September 2019 den Semesterbeitrag in Höhe von 335,24€ an die unten stehende Bankverbindung. Nennen Sie im Verwendundszweck bitte ihre Matrikulationsnummer. Die Semsterunterlagen werden ab dem 1. September 2019 nach Eingang der Zahlung verschickt.

Ich hatte es geschafft! Ich war an der UHH angenommen worden. Und das alles dank Mia, die das alles in die Hand genommen und mir ermöglicht hatte.

Tränen schossen mir in die Augen und ich weinte sich das hundertste Mal in diesem Monat, aber das erste Mal aus purer Freude. Hatte mir das Schicksal die letzten Wochen doch nur Unglück gebracht und mich von einer Scheiße in die nächste geritten. Es war mir etwas schuldig gewesen, was es soeben beglichen hatte. Ich bekam die Chance, zu studieren und mein Leben grundlegend zu ändern. Nun nagten keine Zweifel mehr an mir, es erschien mir wie ein Wink des Schicksals, ein Trostpflaster für den Mist, den ich erlebt hatte. Ich würde danach greifen und das Beste daraus machen.

Als Max gut zwei Stunden später nach Hause kam, hatte ich bereits Abendessen gekocht und eine Sektflasche geköpft. Ich erzählte es ihm mit glühenden Wangen und einem Grinsen auf den Lippen. Auch Max schien von innen zu glühen und sein Gesicht leuchtete regelrecht. Es schien fast, als wäre er in letzter Zeit auf Energiesparmodus gewesen und meine positive Neuigkeit ließ ihn erstrahlen wie eine Hundert-Watt-Glühbirne.

»Ich habe bereits den Betrag überwiesen und meine Kündigung aufgesetzte«, beendete ich meinen Bericht und Max Grinsen wurde noch breiter.

Plötzlich sprang er auf und nahm mich fest in den Arm.

»Ich freue mich so sehr für dich!«, murmelte er in mein Haar.

Ich quiekte vergnügt auf, als ich den Boden unter den Füßen verlor, aber erwiderte die Umarmung sogleich.

»Danke dir! Jetzt geht es wieder aufwärts«, flüsterte ich ihm zu.

Langsam setzte er mich ab, ließ mich jedoch nicht los. Ich löste mich von ihm, sah ihm in die Augen und erkannte Tränen in ihnen glitzern. Er schluckte. »Ich liebe dich, Nicole Schreiber. Weißt du das eigentlich?«

Sein plötzliches Liebesgeständnis trieb mir die Röte ins Gesicht und für einen Moment fühlte ich mich unwohl. War ich solche Geständnisse von Max doch nicht gewohnt. Er war immer der coole und etwas distanzierte Mann in meinem Leben, mit dem ich jeden Blödsinn machen konnte. Hätte ich vorgehabt, Pferde zu stehlen, wäre er sicher der erste, den ich fragen würde. Ich hatte ihn bisher einfach als guten Freund gesehen und nie darüber nachgedacht, dass mehr zwischen uns passieren könnte. Schließlich hatten wir die Freund-Freundin-Kiste direkt übersprungen und waren zum Sex übergegangen.

»Ich ...«, setzte ich an, kam jedoch nicht weiter, denn er drückte sich fest an mich und presste seine Lippen auf meine.

Er wirkte nicht wie die anderen Küsse, die wir schon hunderte Male ausgetauscht hatten, wenn wir mal wieder eine Nacht miteinander verbrachten. Er wirkte ehrlich und wahrhaftig. So sanft und bestimmend doch zugleich. Als wollte er mit diesem einen Kuss all seine Gefühle und Gedanken zum Ausdruck bringen.

In der ersten Sekunde stand ich wie gelähmt da, doch dann löste ich mich aus meiner Starre und gab mich ihm voll und ganz hin. Eine schlimme Zeit lag hinter mir, in der er mir geholfen und mich auf die Beine gestellt hatte. Die Sache mit Jona hatte uns zuerst voneinander getrennt, um uns danach nur noch fester aneinanderzuschweißen wie bisher. Wir waren wie Pech und Schwefel, heiß schwelend und unter der Oberfläche brodelnd.

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