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FÜNF

»Gut, dass du da bist.« Mit diesen Worten begrüßte mich Jana und lief mir freudestrahlend entgegen.

»Wieso sollte ich auch nicht da sein, schließlich habe ich Frühdienst?«, fragte ich meine Freundin und Arbeitskollegin, während ich den Pausenraum betrat. Drinnen erwartete mich die Antwort.

»Wer ist krank?«, platzte es aus mir heraus und ich warf fassungslos meine Tasche auf die Erde. Es klirrte beängstigend, aber mir war es egal. Ich drehte mich mit verschränkten Armen zu Jana um und blickte in ein wehleidiges Gesicht.

Sie setzte einen Hundeblick auf und erwiderte kleinlaut: »Caros Kind ist krank und kann nicht in den Kindergarten. Sie kommt nicht.«

Sie kommt nicht, hallten ihre Worte in meinem Kopf wider. Sie kommt nicht. Diese drei Worte waren einem Todesstoß gleich.

»Ihr Kind ist ständig krank. Das gibt's doch noch!«, stieß ich wütend aus. Ein stechendes Pochen machte sich in meiner Schläfe breit, und ich massierte meine Stirn mit Daumen und Zeigefinger. »Wann hat sie angerufen?«, fragte ich sie resigniert und gab mich der Situation geschlagen.

Jana sah auf den Boden und druckste herum. Ihr schien die Antwort unangenehm zu sein. Ich hatte an diesem Morgen wirklich keine Lust auf Spielchen und hatte bereits vor Beginn des Dienstes keine Lust mehr auf den Tag. »Sag es einfach, schlimmer kann es eh nicht mehr werden«, redete ich auf sie ein.

Meine Freundin sah zögerlich zu mir auf. Ihr Gesicht war ganz bleich und ihre Augen rot umrandet. Sie machte noch einen schlechteren Eindruck als ich. Wir beiden saßen heute zusammen im selben Boot und waren darüber nicht sonderlich glücklich. Jetzt hieß es zusammenhalten.

Janas Blick huschte hin und her, bevor sie endlich den Mund aufmachte und mir die gewünschte Antwort gab. »Sie hat heute Morgen gegen vier Uhr angerufen.«

»Schei...«, setzte ich zu einem Fluch an und fuhr mir mit der Hand durch die Haare. Nachdem ich erneut tief durchgeatmete hatte, sprach ich ruhig weiter: »Hat der Nachtdienst versucht, Ersatz zu finden?«

Ein zögerliches Kopfschütteln. Meine Atmung beschleunigte sich und ich fing an wie eine Dampflokomative zu schnaufen.

»Hat der Nachtdienst jemanden von der Zeitarbeit angefordert?«

Wieder ein zögerliches Kopfschütteln. Jana sah zu Boden. Ihr wurde wohl mein stechender Blick unerträglich.

Ich ballte meine Hände zu Fäusten und grub meine Nägel tief in meine Handfläche. Das waren wirklich schlechte Neuigkeiten und in mir begann die Wut zu kochen. Es war ein Brodeln wie in einem Vulkan, der drohte, jede Sekunde zu explodieren und alles in unmittelbarer Umgebung unter einer Schicht Lava und Asche zu begraben.

Die Arbeit auf Station war schon mit einer halbwegs guten Besetzung kaum zu schaffen gewesen. Nun wären wir heute absolut unterbesetzt, und das bedeutete für uns beide Stress!

Tief durchatmen, Nicky.

Nachdem ich mehrmals konzentriert ein und ausgeatmet hatte, drehte ich mich zum Aufenthaltsraum um und sah in zwei junge und zugleich etwas schüchterne Gesichter. Ich hoffte, sie hatten von meiner inneren Unruhe nicht so viel mitbekommen.

Tief durchatmen, Nicky, befahl ich mir erneut, bis mein Puls sich etwas beruhigt hatte. Dann setzte ich ein gequältes Lächeln auf und begrüßte die beiden Auszubildenden.

»Guten Morgen.« Meine Worte waren kaum zu verstehen, da ich sie zwischen zusammengepressten Zähnen hervorpresste.

»Guten Morgen«, grüßten die zwei Mädchen zurück.

So ruhig, wie es für mich in diesem Moment möglich war, durchschritt ich den Raum und setzte mich auf einen Stuhl, den beiden Mädchen gegenüber.

Ich lockerte meine Hände und sah auf meine Handflächen. Dunkle, halbmondförmige Abdrücke zeichneten sich auf meiner weißen Haut ab.

Um mich von meiner Wut abzulenken, sagte ich im höflichen Tonfall: »Ich glaube wir kennen uns noch nicht. Ich bin Nicky.« Ich hoffte, so das Eis und die schlechte Stimmung zu brechen.

Die beiden stellten sich nacheinander vor.

»Ich bin Luise, sagte die Rothaarige.

»Und ich bin Sina«, fügte die Blondine hinzu.

»Geht ihr in denselben Kurs?«, wollte ich wissen. Einfach um ein bisschen Smalltalk zu halten und zu vergessen, dass ich heute mit Jana und diesen zwei Auszubildenden die gesamte Station führen müsste.

Auf dem Weg zum Aufenthaltsraum waren mir bereits zwei Flurbetten aufgefallen, was wohl so viel bedeutete wie: wir waren voll - übervoll. So voll, dass wir bildlich gesprochen aus den Nähten platzten.

»Nein, ich bin im vierten Kurs und Sina im ersten.«

»Oh, dein erster Einsatz, Sina?« Sie nickte zögerlich.

Ich hatte eine schlimme Ahnung. »Erster Tag?« Sie nickte erneut.

Ein tiefer Seufzer verließ meine Kehle. Das arme Ding hatte heute ihren ersten Tag und einen wirklich miesen dafür ausgesucht. Nicht nur, dass heute ausgerechnet ein Montag war, und ich hasste Montag inbrünstig, waren wir heute auch noch maßlos unterbesetzt. Ich wusste schon jetzt, dass der Tag eine Katastrophe werden würde.

Klammheimlich hatte sich Jana auf den Stuhl neben mich geschummelt. Sie war schon immer eine sehr schüchterne Person gewesen, die mit meiner ungeduldigen Art, was sicher noch harmlos ausgedrückt war, nicht immer gut klarkam.

»Tut mir leid«, entschuldigte ich mich leise bei ihr. Mein schlechtes Gewissen wog schwer. Ich hatte sie nicht sonderlich freundlich behandelt, dabei konnte sie nichts dafür. Sie war einfach nur der Bote der Nachricht. Auch Caro konnte mit Sicherheit nichts dafür, dass ihr Kind krank geworden war. Aber es kam einfach zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt.

»Wir halten zusammen, oder?«, fragte ich meine Freundin und hoffte, sie mit meinen aufkochenden Emotionen verletzt zu haben.

»Ja, alles gut«, antwortete sie mit einem ehrlichen Lächeln, das ich liebend gerne erwiderte.

Auch mit Caro wären wir heute nur zu dritt gewesen, und selbst mit den beiden Schülerinnen wäre die Arbeit kaum zu schaffen. Doch jetzt waren wir nur noch zwei Examinierte, das bedeutete doppelte Arbeit für jeden von uns.

»Tja, Jana. Ich würde dann mal sagen, Dienst nach Vorschrift?« Ich zog eine Augenbraue hoch und sah zu meiner schüchternen Freundin hinüber.

»So sieht es wohl aus«, antwortete sie mir und nickte einmal.

Die Tür zum Aufenthaltsraum ging auf und es kamen Marija und Michelle vom Nachtdienst rein. Beide sahen furchtbar übermüdet aus. Ihre Augenringe reichten bis zu ihren Nasenspitzen und ihre Haare standen in alle Himmelsrichtungen ab. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass sie zu spät waren, denn es war bereits viertel nach sechs.

Erneut seufzte ich laut. Wenn ich spät anfangen würde, würde ich auch spät hier rauskommen.

»Flieht, ihr Narren«, wisperte ich den Schülerinnen zu und erntete nur verwirrte Blicke. »Kennt ihr etwa ‚Herr der Ringe' nicht?«, fragte ich erstaunt fast empört. Beide schüttelten sie ihre Köpfe. »Kulturbanausen«, brummte ich, während mir Michelle den Übergabezettel reichte. Und erneut stöhnte ich. Wir waren wirklich zum Bersten voll. Unsere vierzig Betten waren wie erwartet besetzt und zu den zwei Flurbetten, die ich bereits heute Morgen entdeckt hatte, gesellten sich noch zwei weitere auf der anderen Flurseite.

»Das kann ja heiter werden«, flüsterte ich und goss mir erst einmal einen großen Becher Kaffee ein. Ich sog den Duft der dunklen Flüssigkeit tief in meine Nase ein, wie ein Junkie Koks schniefen würde.

»Kann ich anfangen?«, fragte mich Michelle mit einer hochgezogenen Augenbraue.

»Ich denke schon«, antwortete ich.

Vorsichtshalber schrieb ich mir zu all den vierundvierzig Patienten etwas auf, da Jana und ich heute eng zusammenarbeiten würden. Auch wenn jeder von uns eine Auszubildende als Hilfe hatte, würde es heute hart werden. Ich rechnete schon gar nicht damit, dass ich es heute schaffen würde, Pause zu machen. Hauptsache, wir kamen hier lebend wieder raus.

Am Ende von Marijas Übergabe erklärte sie uns: »Wir haben übrigens heute zehn Leute gewaschen. Ich glaube, das ist ein neuer Rekord. Deshalb waren wir auch so spät.«

»Danke«, stieß ich erleichtert aus und machte hinter die Namen der Patienten, die sie mir nannte, ein Häckchen.

»Nachdem Caro heute so früh angerufen hatte, haben wir uns schon gedacht, dass es für euch heute eng werden würde. Wir haben auch eine Anforderung an die Zeitarbeit rausgeschickt, aber bisher keine Antwort erhalten. Und die Kollegen, die wir angerufen haben, sind nicht rangegangen.«

»War doch klar, oder? Ich würde auch nicht rangehen, wenn mich die Arbeit mitten in der Nacht anrief. Mal abgesehen davon, dass mein Telefon eh im Flugmodus gewesen wäre.« Ich zuckte beiläufig mit den Schultern und trank einen weiteren Schluck aus meiner zweiten Tasse.

»Naja«, fuhr Michelle fort, »wir haben jedenfalls alles versucht, euch Arbeit abzunehmen, oder jemanden zu erreichen.«

»Es tut uns leid«, fügte Marija hinzu und Jana winkte ab.

»Dafür könnt ihr doch nichts. Danke für alles.« Ich stimmte Jana brummend zu und trank erneut einen Schluck.

»Jetzt geht nach Hause. Es ist schon zwanzig vor sieben. Jana und ich schreiben noch schnell eine Überlastungsanzeige und dann starten wir.«

Dankbar traten Michelle und Marija den Rücktritt an und waren schneller verschwunden, als ich gucken konnte. Jana holte derweil die Zettel für die Überlastungsanzeige und füllte sie für uns beide aus.

»Du musst nur noch hier einmal unterzeichnen«. Sie schob mir mit diesen Worten den Zettel rüber und ich setzte meine Unterschrift unter das Papier. Den letzten Rest Kaffee stürzte ich meinen Rachen hinunter und stand schlecht gelaunt auf. Eine von den Schülerinnen machte es mir gleich und folgte mir zum Pflegewagen. Es war Sina, die Blonde, die heute ihren ersten Tag hatte. Oh man, sie tat mir schon jetzt unglaublich leid.

Am Pflegewagen angekommen, drehte ich mich zu ihr um und sah in ihre strahlend blauen Augen. Ihr rundliches Gesicht ähnelte dem eines Kindes, sie schien nicht älter als siebzehn zu sein.

»Ich sag dir gleich ganz ehrlich, ich habe heute super üble Laune. Das hat nichts mit dir zu tun, sondern einfach mit der Situation hier. Wir machen nur das Nötigste. Das heißt drei-Punkt-Wäsche. Also Gesicht, Achseln, Intimbereich, mehr nicht. Heute wird keiner geduscht, gebadet, gestriegelt, what ever.« Folgsam nickte sie und lauschte meinen Worten konzentriert. »Du siehst zu, dass du eine Pause machst. Sag mir nur bitte vorher Bescheid, damit ich weiß, wo du bist. Dann versuchen wir mal den Tag heil zu überstehen.« Mit diesen Worten schob ich meinen Wagen zum anderen Ende der Station und stürzte mich Hals über Kopf in das Chaos.

Wie ich es erwartete hatte, verließ ich erst kurz vor drei die Station. Die Schülerin hatte zum Glück Pause machen können, was mir leider nicht vergönnt gewesen war, und ich hatte sie pünktlich um zwei Uhr von Station geschickt. Hoffentlich kam sie morgen wieder. Mich würde es nicht wundern, wenn sie dieser Tag zu Tode verstört hatte und sie es sich nun Zuhause noch einmal überlegte, ob sie wirklich Krankenschwester werden wollte. Ich würde es ihr nicht verübeln. Denn genau an solchen Tagen hasste ich meinen Beruf.

Ich konnte den Patienten nicht gerecht werden. Viele hatte ich heute kaum, bis gar nicht waschen können, hatte ihnen nur einen Waschlappen in die Hand gedrückt und gehofft, sie würden schon wissen, was man damit zu tun war.

Eine Patientin war so süß gewesen, und hatte mir geantwortet: Ach Schwester Nicole, so senil, dass ich nicht mehr weiß, wie man mit einem Waschlappen umzugehe hat, bin ich noch nicht. Ist schon gut, ich verstehe, dass sie viel zu tun haben.

Das hatte mir Tränen in die Augen getrieben und ich hatte ihr eins meiner herzlichsten Lächeln geschenkt. Für solche Patienten, nein, für solche liebevollen Menschen hatte ich diese Ausbildung gemacht. Um ihnen zu helfen, sie gesund zu pflegen und etwas von meine Liebe abzugeben. Ich wollte mir ihnen lachen, mit ihnen weinen. Ihre Hand halten, wenn sie im Sterben lagen. Mit ihnen eine Tasse Kaffee trinken, wenn der Krebs überwunden war. Ich wollte sie kaputt begrüßen und heile wieder nach Hause schicken.

Doch mir war schon lange klar geworden, dass das nur eine Illusion war. Die Krankenschwester, die ich mir in Kindertagen vorgestellt hatte, war utopisch. Es gab schlichtweg nicht genügend Zeit, jedem Patienten gerecht zu werden. Seit ich mein Examen in der Tasche hatte, war ein Tag schlimmer als der letzte gewesen. Mein Herz blutet fast jeden Tag, wenn ich nur daran zurückdachte, was ich an dem jeweiligen Tag alles nicht geschafft hatte.

Heute war es auch nicht viel anders. Ich rauschte in die Zimmer so schnell rein und wieder raus, dass mich sicher der ein oder andere Patient für ein Gespenst gehalten hatte. Zum Glück hatte ich allen ihre Tabletten und Infusionen bereits geben können, bevor ich dann völlig ausgelaugt die zweite Runde startete.

Verbände wechseln, Antibiosen anhängen, Visite mit dem Arzt, zum Röntgen rausgeben, Verbände wechseln und das ganze Spiel von vorne.

Dann kamen ab und an die Angehörigen und erkundigten sich über den Gesundheitszustand ihrer Liebsten. Jeden von ihnen hatte ich mit: »Ich kann nicht. Tut mir leid, abwimmeln müssen. Sonst hätte ich meine Arbeit heute gar nicht geschafft.

Zusätzlich zu dem ganzen Schlamassel spielte auch noch das Wetter wunderbar mit, und das meine ich nicht ironisch. Mit jeder Stunde, die verstrich, wurde es immer heißer. Irgendwann lief mir der Schweiß in Strömen von der Stirn und brannte mir in den Augen.

Wie sagte man auf englisch so schön? In a nutshell war es ziemlich beschissen.

Ich war einfach nur heilfroh, als ich endlich völlig erschöpft nach Hause kam und unter die Dusche springen konnte. Das kalte Wasser spülte den furchtbaren Tag von mir ab und hinterließ das Gefühl von Frust.

Frust, meiner Arbeit nicht gerecht geworden zu sein. Frust, meine Patienten vernachlässigt zu haben. Frust, mir gegenüber, keine gute Schwester zu sein.

Heiße Tränen traten mir in die Augen und ich begann zu schluchzen. Trotz des Wassers, das mir immer noch auf den Kopf prasselte, konnte ich Salz schmecken. Meine Augen begannen zu brennen und ich umklammerte meinen Körper.

Es fühlte sich für mich an, als würde jemand meinen Brustkorb zusammenpressen. Ich hatte das Gefühl, nicht mehr atmen zu können und japste nach Luft. Haltsuchend lehnte ich mich an die Wand und starrte an die Decke.

Langsam sackte ich in mich zusammen und ließ mich auf dem Boden nieder. Ich keuchte und schnaufte, sog die Luft tief in meine Lungen. Meine Knie zog ich eng an den Körper und vergrub mein Gesicht in ihnen. Der Frust der letzten Jahre suchte sich ein Ventil und fand es. Ich fing haltlos an zu brüllen, schrie die angestaute Wut aus mir heraus.

»Aaaaaaaaah!«

Die Arbeit war scheiße! Die Kollegen waren scheiße! Alles war scheiße!

»Aaaaaaaaaaaaaah!!«

So konnte es nicht weitergehen. Die Arbeit machte mich kaputt. Sie fraß mich von innen her auf und hinterließ nur noch eine leere Hülle. Eine Hülle, die nur noch schuften konnte und nichts mehr fühlte.

Ich hatte bisher nur einen Tag in meinen sechs Jahren Krankenhaus erlebt, in dem wir wirklich gut besetzt waren, so wie es eigentlich sein müsste.

Viele wollten es nicht hören, wenn man ihnen sagte, dass wir zu wenige waren, dass es so nicht weitergehen konnte. Gerade die Pflegedienstleitung unseres Krankenhauses sollte unsere Sorgen und Ängste ernstnehmen, doch immer wenn ein Kollege etwas zu unserer Situation sagte, war ihre Antwort: »Aber es läuft doch.«

Ja, es lief, aber es lief bergab und auf unsere Kosten. Wer sprang denn ein, wenn ein Kollege krank wurde, wer kümmerte sich denn um die Patienten, wenn der Arzt mal wieder auf sich warten ließ, wer arbeitete sich den Buckel krumm, wenn er die Patienten aus dem Bett holte, wer hielt denn das ganze Krankenhaus zusammen und ohne wen würde nichts mehr laufen?

Genau!

Wir waren es und werden es immer sein!

Wir waren der Kleber, der das ganze fragile Konstrukt ‚Krankenhaus' zusammenhielt. Doch die Substanz wurde poröse und bröckelte. Nicht ohne Grund hatten sich schon einige Krankenschwestern dazu entschieden, den Beruf, den sie über alles liebten, aufzugeben, um ihre eigene körperliche und seelische Gesundheit zu schützen.

Lange kauerte ich auf dem kalten Fliesenboden, bis die Tränen versiegten, bis es kein Wasser mehr gab, das ich hätte weinen könnte. Doch noch immer konnte ich mich nicht beruhigen. Noch immer lag der Ärger schwer in meinem Magen und fraß sich durch meine Organe.

Fieberhaft überlegte ich hin und her, was ich tun könnte, um die Situation für alle zu verbessern. Denn mir graute es jetzt schon, morgen wieder zur Arbeit zu gehen. Doch ich konnte Jana nicht im Stich lassen, so war ich nicht.

Das war der Moment, in dem ich entschied, dass sich was ändern musste, dass ich mich ändern musste. Ich wollte etwas bewegen, ich wollte etwas verändern und das würde ich in der Krankenpflege niemals können.

Langsam hob ich den Kopf und starrte mein verzerrtes Spiegelbild auf der beschlagenen Kabinentür an. Ich konnte meine roten Augen und meine wirren Haare erkennen. Ich schluckte einen schweren Kloß, der auf meine Kehle drückte, hinunter und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

»Du gehst studieren, Nicole Schreiber. Egal was es dich kosten wird, du versauerst nicht in der Krankenpflege und arbeitest dich kaputt. Kapiert?!«, brüllte ich mich an und konnte erneut Tränen in meinen Augenwinkel spüren. Doch es waren Tränen der Wut. Ich wischte sie mir mit dem Handrücken weg und stand auf.

Ich würde etwas verändern, ich würde etwas bewegen! Das stand für mich fest! Ich würde es besser machen!

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