Teil 3 - Schattengeister
Fynnick
Auch wenn sie nicht unbedingt tolles Verhalten an den Tag leg sollten wir ihr Folgen.",
meinte Adya.
Immerhin müssen wir hier alle raus."
Ich nickte zustimmend und lief Lihn zusammen mit Joel hinter her, Markus zögerte weshalb Adya ihn erneut rief. Ich konnte an seinem Gang sehen, dass er unsicher war aber da musste er wohl oder übel durch. Lihn war inzwischen bei der Tür angelangt und es war immer noch nichts passiert. Also rannte ich das letzte Stück. Bevor ich mich fragen konnte warum sie nicht durch den Ausgang verschwand erkannte ich warum. Die rote Pforte war mit drei großen, alt aussehenden Schlössern gesichert.
Du hast nicht zufälliger Weise irgendwo die Schlüssel gesehen?", fragte ich sie.
Ich war zwar immer noch entschieden der Meinung, dass sie sich nicht hätte behinderte benehmen können, aber ich wusste das Adya Recht hatte, wenn sie sagte ich sollte netter mit ihr umgehen. Auch wenn das für mich bedeutete mir bissige Kommentare an den Kopf werfen lassen zu müssen. Erstaunlicher weise blieb das aber aus und Lihn schüttelte nur den Kopf. Vermutlich schämte sie sich doch für ihren Ausraster.
Die Anderen hatten uns mittlerweile auch erreicht und uns allen war nun klar was hier nicht stimmte.
Dann heißt es zur Abwechslung mal Schlüssel suchen und nicht Türen was?", fragte Joel schon wieder am grinsen.
Sieht ganz so aus... Am besten wäre es wohl wenn wir uns in drei Gruppen teilen, dann sind wir schneller." Schlug Adya vor.
Ich nickte zustimmend: In Ordnung, aber dann muss einer alleine los."
Kein Problem, ich gehe alleine.", meldetet sich Lihn.
Gut dann gehe ich mit Adya und Joel und Markus zusammen.",
als ich das sagte meinte ich sehen zu können wie Markus erleichtert ausatmete. Er schien, abgesehen von Joel nicht wirklich viel mit uns anfangen zu können. Vermutlich weil er zu schüchtern war um auf sich aufmerksam zu machen. Auch wenn er anfangs nicht den Eindruck gemacht hatte. Alle Anderen schienen nichts gegen Meinen Vorschlag zu haben und so beschlossen wir das Lihn die Straße hinter der Tür absuchen würde, Markus und Joel den linken Teil und Adya und ich den rechten Teil der Stadt. Wenn die Uhr sechs schlug, wollten wir uns wieder hier treffen. Adya machte sich Gedanken, dass wir uns alle verlaufen würden aber Joel versicherte ihr, dass er einen ausgesprochen guten Orientierungssinn hatte und schon nichts schief gehen würde.
So machten wir uns also auf den Weg, ich begrüßte es sehr endlich nicht mehr in einer großen Gruppe unterwegs zu sein. Da ich das Gefühl einfach nicht los wurde, dass das was wir bisher wussten noch nicht alles war, immer hin waren die anderen Levels auch nicht so einfache gewesen.
Während wir in eine der Seitengassen abbogen bemerkte ich wie es immer dunkler wurde, nicht weil die Sonne unterging sondern weil die Häuser immer höher über uns aufragten und verhinderten, dass Licht bis zum Boden vordringen konnte.
Was genau suchen wir eigentlich?", wollte Adya nach einer ganzen Weile des Umherirrens wissen.
Na die Schlüssel..."
Ja natürlich, aber ich meine wo erhoffen wir uns die zu finden? Sie werden bestimmte nicht einfach auf dem Boden liegen."
Da wirst du Recht haben, vielleicht in den Häusern? Obwohl das Ewigkeiten dauern würde die zu durchsuchen.", überlegte ich laut.
Auf gut Glück wollte Adya einer der Türen öffnen, erfolglos. Sie rüttelte an der Klinke, trat gegen das eigentlich instabil anmutende Holz, doch die Tür hielt stand. Ich ging auf die andere Straßenseite und versuchte ebenfalls mir Zugang zu einem der Gebäude zu verschaffen, und scheiterte genauso wie Adya.
Vielleicht ist es doch der falsche Ansatz in den Häusern zu suchen Fynnick", meinte sie.
Das kann doch nicht sein! Wo sollen die blöden Dinger denn sonst sein?! Hier gibt es doch nichts anderes!", schrie ich plötzlich.
Mir war klar wie verzweifelt ich klingen musste. Verdammt warum ausgerechnet jetzt? Es kam immer wieder vor, dass ich es nicht mehr schaffte dem Druck stand zu halten, dass mir das alles zu viel wurde und ich einfach aufgeben wollte. Aber das konnte ich mir nicht leisten, nicht jetzt und nicht vor Adya.
Immer wenn wir vom Gamemaster in den Raum mit dem verglasten Boden gerufen wurden setzte ich eine Art Maske auf, eine Maske die nicht zeigte was ich fühlte, aber vor einzelnen Personen gab ich mir nicht so viel Mühe die se Fassade aufrecht zu erhalten. Es kostete mich einfach zu viel Energie, trotzdem fiel es schwer sich einzugestehen, dass ich nicht weiter kam, sich die Schwäche ein zu gestehen.
Adya hatte mich stumm beobachtete wie ich wütend von Tür zu Tür lief, auf sie einschlug und irgendeinen Weg suchte sie zu öffnen.
Jetzt lehnte ich an einer der rissigen Mauern und ließ mich hinab auf den ramponierten Bürgersteig gleiten. Immer noch wortlos setzte sie sich neben mich. Ich war ihr so unglaublich dankbar, dass sie nicht weiter auf meinen Ausbruch einging. Ganz besonders als mir bewusste wurde, dass ich kein Stück besser war als Lihn und, dass ich mich genau so wenig unter Kontrolle hatte.
Wenn wir in die normalen Häuser nicht reinkommen",
Adya ließ ihren Blick über die Fassaden schweifen. Es gab keinen Möglichkeit an eines der Fenster zu kommen, sie waren alle zu hoch gelegen oder zu klein.
dann sollten wir einen anderen, logischeren Lösungsansatz suchen."
Vermutlich hast du Recht.", stimmte ich zu. Wie wäre es denn mit etwas auffälligen zum Beispiel..."
Der Kirchturm! Das ist genial Fynnick!", freute sie sich.
Sie sprang auf und zog mich ebenfalls hoch.
Adya lass, das bringt doch auch nichts.", wollte ich einwenden, aber sie war von einem Moment auf den anderen kaum noch zu bremsen:
Nein, ich glaube das ist wirklich mal ein Ansatz, außer dem wo willst du denn sonst suchen?"
Also gut, wenigstens taten wir dann etwas Produktives. Also beeilte ich mich Adya einzuholen, während sie uns zielsicher durch die Gassen in Richtung der großen Turmuhr führte. Nach einiger Zeit wurde sie wieder etwas langsamer, ihr war scheinbar bewusst geworden, dass der Weg weiter war als sie angenommen hatte.
Du Fynnick?"
Mmh", machte ich als Zeichen das ich sie gehört hatte
Was denkst du ob das Spiel ein Ende hat?", fragte sie weiter,
Ich ließ mir einen Moment Zeit mit der Antwort:
Naja... Es muss ja auch etwas vor dem Spiel gegeben haben oder? Ich kann mir nicht vorstellen, dass unser Leben aus Türen finden und Überleben besteht. Wir kennen schließlich einen andere Realität, wo man mit seiner Familie zusammen lebt, in der es verschiedene Länder und so weiter. Wir können uns nur nicht an unseren Platz in dieser Welt erinnern... wenn wir denn jemals einen hatten."
So habe ich das noch nie betrachtet, aber wenn du recht hast dann will ich unbedingt in diese Realität zurück, immerhin ist es nicht unwahrscheinlich das wir wirklich ein zu Hause hatten."
Ich glaube der einzige Ort an dem wir eine Chance haben mehr zu erfahren ist der Raum mit dem Glasboden.", erklärte ich ihr meine Überlegungen der letzten Tage.
Ich nenne ihn den Raum der Erklärungen, immerhin werden allen die neu dazu kommen dort so zu sagen eingewiesen.", warf sie ein, ich nickte:
Okay, also wenn wir mehr wissen wollen müssen wir..."
Abrupt verstummte ich, Adya sah aus als ob sie etwas fragen wollte, aber legte ich einen Finger an die Lippen als Zeichen das sie leise sein sollte. Sie verstand mich offenbar denn sie Schloss ihren Mund wieder und schaute sich um. Da war es wieder dieses leise rascheln und ein Schatten der für eine Sekunde über die Häuserfassaden zu huschen schien.
Adya hatte es scheinbar auch bemerkt und griff nach meiner Hand.
Was ist das?", formte sie stumm mit den Lippen.
Ich hob die Schultern, vermutlich hatte es nichts Gutes zu bedeuten.
Schon wieder! Das Rascheln schien lauter zu werden, beinahe wie ein Kichern. Der Schatten den ich schon zuvor bemerkt hatte huschte erneut über die Hauswand. Nun konnten wir erkennen das es sich ganz sicher nicht um den Schatten eines Lebewesens handelte, es wirkte eher so als sei der Schatten das Lebewesen. Er türmte sich an der Wand vor uns auf und ich erkannte seinen langen krallenartigen Finger, sowie zwei rot Funkelnde Augen die uns fokussierten.
Fynnick ich habe das Gefühl wir sollten ganz schnell hier weg.", flüsterte Adya mir so leise wie möglich zu.
Ich nickte, wollte mich umdrehen und rennen, doch bevor ich diesen Plan in die Tat umsetzten konnte geschah etwas das mich innehalten ließ. Das Wesen löste sich von der Hauswand, in seiner immer noch zweidimensionalen Gestalt kam es auf mich zu. Seine Art sich fort zu bewegen war kaum zu beschreiben, einerseits glitt es wie gewöhnlich für einen Schatten über den Boden, andererseits schien es auf mich zu zukommen wie ein Mensch es auch tun würde. Sekundenlang beobachtete ich ihn, wie es näher und näher kam. Bis mich Adyas Stimme endlich aus meiner Trance riss:
Fynnick verdammt! Jetzt Lauf!"
Auf einmal schien die Zeit in ihren gewöhnlichen Rhythmus zurück gefunden zu haben und ich rannte los. Das Wesen machte einen Satz dorthin wo ich gerade noch gestanden hatte. Ich meinte sehen zu können wie es seine langen Finger nach uns ausstreckte, dann erfasste mich ein eisiges Gefühl am linken Arm.
Adya zog mich immer noch rennend mit sich und das Gefühl verschwand wieder, zurück blieb ein brennender Schmerz. Ohne nachzudenken folgte ich Adya die genau so planlos wie ich immer wieder in eine der Gassen einbog. Verstohlen drehte ich mich um, die Bedrohlichkeit die von dem Monster ausgegangen war schien verschwunden zu sein.
Adya...ich...ich glaub wir sind sicher!", rief ich ihr außer Atem zu.
Sie blieb stehen und wandte sich zu mir um.
Bist du sicher?", sie schien ebenso erschöpft von unserer Flucht wie ich.
Mit einem Nicken bestätigte ich ihre Frage. Vorsichtig ging sie ein paar Schritte aus der engen Straße heraus in die wir ebengerade abgebogen waren,
Ähhm Fynnick... das solltest du dir unbedingt ansehen!"
Ich kam sofort zu ihr, einen Kommentar brauchte ich, zu dem was ich sah nicht abgeben.
Unzählige der Schatten zogen durch die gesamte Stadt, auf einen Punkt zu. Die große Kirschturmuhr! Die ersten von ihnen kamen an, schienen sich über das Ziffernblatt zu legen und den Himmel um den Turm zu verdunkeln. Das bei weitem schlimmste waren jedoch die Zeiger, diese bewegten sich nicht mehr in ihrer gewohnten Gemütlichkeit über die Uhr. Im Gegenteil, sie schienen nur so dahin zu rasen!
Uns blieb nicht mehr viel Zeit!
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