Stärke und Vertrauen
Ich ließ meinen Eltern keine einzige Sekunde Zeit um mir eine Antwort auf meine Drohung zu geben. Ich marschierte zornig aus dem Zimmer und Finley trottet mir hinterher wie ein Schoßhündchen.
Wutentbrannt lief ich in den kühlen Abend und spazierte ohne Anhaltspunkt durch Arista und dabei versuchte Finley vergebens mich zu beruhigen.
Ich setzte mich trotzig auf eine kleine Steinmauer und blickte zum Himmel hinauf fast so, als würde ich hoffen das er mir sagen würde was nun zutun war.
Finley setzte sich neben mich und zog sein rechtes Bein an seinen Körper und blickte ebenfalls in den Himmel.
Wir saßen eine Weile so da und keiner wagte es ein Wort zusprechen.
Es schien für einen Moment so, als würde die Zeit für uns stehen bleiben und wir beide würden uns in unserer eigenen kleinen Welt befinden.
,,Vergib ihnen." sprach Finley plötzlich. Ich sah ihn total entsetzt an da ich einfach nicht glauben konnte was er da gerade sagte.
,,Jetzt fang nicht schon wieder damit an!"
,,Aber es waren doch ihre letzen Worte an dich- oder liege ich da falsch? Scheinbar hatte Luba vermutet das du so reagieren wirst wie du es momentan tust. Und deshalb sagte sie damals du sollst ihnen vergeben - ihnen allen. Deinen Eltern, Liam und dem Volk von Arista."
Ich war völlig überfordert mit seiner Erklärung.
Musste ich mir doch tatsächlich von der ehemaligen rechten Hand meines Bruders die wahre Bedeutung Luba's Worte erklären lassen...
Betrübt sah ich auf den Boden um mir seine Worte Review passieren zulassen.
Erneut hatte Finley recht mit dem was er sagte.
Er rückte ein Stück näher und nahm meine Hand in seine: ,,Kavindra- manchmal muss man seinen Stolz ablegen und über seinen eigenen Schatten springen. Willst du etwa dein ganzes Leben über deine Familie hassen?"
,,Das kann dir doch eigentlich vollkommen egal sein, meinst du nicht auch?"
Finley lachte leise und wandte seinen Blick wieder dem Himmel zu. Nun war er es welcher scheinbar antworten von ihm erwartete.
,,Weisst du Kavindra.. es ist vollkommen egal ob du deine Eltern liebst oder nicht- du solltest froh sein das du überhaupt noch welche hast. Wir waren wirklich lange unterwegs und ich muss gestehen das ich meine Eltern wirklich vermisse - selbst meine Mutter."
Seine Worte betrübten mich nur noch mehr. Statt bei seinen Eltern zusein verbrachte er Zeit mit einem Sturrkopf wie mir.
,,Wenn ich könnte, würde ich die Zeit am liebsten zurückdrehen. Damals als ich beschloss deinem Bruder zu dienen, tat mein Vater alles erdenkliche um mich davon abzuhalten. Es eskalierte ein wenig und ich wurde Handgreiflich ihm gegenüber.
Tag für Tag wurde ich an diese Auseinandersetzung erinnert da ich es war, der sein linkes Bein beschädigte. Höchstwahrscheinlich ist das auch der Grund weshalb ich damals ohne zu zögern dir gefolgt bin: ich wollte der Bitte meines Vaters nachkommen und lag dabei in der Hoffnung, meinen Fehler von damals wieder gutzumachen."
Ich erinnerte mich an Marek zurück. Und an den Tag als ich ihn kennengelernt hatte.. das meinte er also mit ,kleine Auseinandersetzung' als ich damals sein Bein angesehen hatte.
,,Weisst du ich denke dein Vater hat dir schon längst verziehen. Damals meinte er es sei nur eine kleine Auseinandersetzung gewesen. Er sagte nicht genau was passierte oder mit wem- aber er lächelte dabei. Ich denke das du wieder zurückgenommen bist war schon eine Entschuldigung genug... Meinst du nicht auch?"
,,Wer weiss..."
Bis heute weiss ich nicht wieso, aber aus irgendeinem Grund machte es mich glücklich das mir Finley aus seiner Vergangenheit erzählte. Vielleicht lag es daran, dass er mir somit zeigte das er mir vertraute.
,,Du bist dran." meinte er.
Ein wenig verwirrt schaute ich ihn an denn ich wusste nicht was er mir damit sagen wollte.
,,Ich habe mich dir gegenüber geöffnete und dir von meinem Leben erzählt. Jetzt bist du an der Reihe. Mich würde es wirklich interessieren weshalb du deine Eltern und Arista so verachtest. Was war alles in deiner Vergangenheit passiert? Was war der ausschlaggebende Grund weshalb du so bist, wie du nun bist?"
Innerlich rankte ich mit mir selbst.
Wollte ich wirklich Finley über mich und meine Vergangenheit aufklären?
Nein. Eigentlich nicht.
Doch als ich ihm damals die Last erzählt hatte, was damals mit Luba passierte fühlte ich mich nach diesem Gespräch um einiges leichter.
Vielleicht würde es auch diesmal helfen darüber zureden.
Zudem brachte mir Finley Vertrauen entgegen und ich sollte es ihm gleich tun.
Ich spürte wie sich ein Klos in meinem Hals entwickelte. Umso mehr ich darüber nachdachte mich ihm gegenüber zu öffnen, umso nervöser machte mich das ganze.
Schlussendlich lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter an.
Verdutzt sah er zu mir hinab, aber das war mir egal. Als ich im Kaminzimmer meiner Eltern seine Hand in meiner hielt, fühlte ich mich um einiges sicherer und stärker.
Ich brauchte seine Nähe um aus mir herauszukommen.
Ich holte tief Luft und fing an Finley alles zu erzählen...
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