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Kapitel 8 [Eve]

Am nächsten Morgen stand ich noch früher auf, als ich es ohnehin schon immer tat.

Nachdem ich mir eine schwarze Bluse übergestreift hatte und in eine Alltagsjeans geschlüpft war, verließ ich mein Zimmer und versuchte, möglichst leise, die Stufen hinunterzulaufen. Entschlossen bog ich in den Korridor des nicht vorhandenen Personals und schlüpfte durch die aufgebrochene Tür des Büros. Ich griff kurzerhand nach einem dicken Filzstift und kramte in der Schublade des Containers, um einen Stapel leere Blätter herauszufischen. Jetzt fehlte nur noch ein Klebeband und ich konnte beginnen.

„Das ist aber nicht sonderlich höflich von dir, in fremden Aktenpapieren herumzuschnüffeln", erklang eine mir nur allzu bekannte Stimme und zuckte zusammen, ehe ich genervt seufzte.

„Normale Menschen schlafen um diese Uhrzeit doch noch", murmelte ich und wandte mich an Cuinn, der in Jeans und T-Shirt im Türrahmen stand und mir zusah. Auch wenn seine Augen neugierig funkelten, konnte ich ihm ansehen, dass er müde war, denn unter seinen braunen Augen zeichneten sich dunkle Schatten ab und sein dunkelblondes Haar war ungekämmt.

Seine Mundwinkel verzogen sich, als er meinen forschenden Blick bemerkte. „Hab nicht sonderlich gut geschlafen", sagte er schlicht. „Aber du anscheinend auch nicht."

„Was?" Ich runzelte die Stirn.

„Ich habe dich heute Nacht schreien gehört", erklärte Cuinn. Ich zuckte leicht zusammen und biss mir fest auf die Lippe, um ihm keine bissige Bemerkung entgegen zuschmeißen. „Kann sein", presste ich schließlich nach etlichen Sekunden der Stille heraus und vermied es, ihm in die Augen zu blicken. „Liegt vermutlich am Schock. Das alles hier nimmt mich ziemlich mit." Lüge.

Ich warf Cuinn einen kurzen Blick zu und konnte in seinen Augen sehen, dass er mir nicht glaubte. Doch das war egal. Sollte er mir halt nicht glauben – was machte es schon für einen Unterschied? Ich hoffte, er würde nicht weiter darauf eingehen, weshalb ich ihm die Büroutensilien entgegenhielt. „Hilf mir mal", sagte ich und drückte ihm das Klebeband in die Hand, damit er mir davon Stücke abreißen konnte, während ich die Papierblätter auf dem Boden auslegte. Schweigend klebten wir sie zusammen, um ein riesiges Plakat zu erhalten. Ich erhob mich, um abzuschätzen, ob es groß genug war und nickte zufrieden.

„Schreib so etwas wie ‚Hilfe' drauf", schlug Cuinn vor, woraufhin ich mit ordentlichen und großen Buchstaben das Papier beschrieb. „Perfekt", sagte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Jetzt müssen wir es nur noch befestigen."

Nachdem Cuinn und ich das Plakat am Zaun befestigt hatten, wo früher die Hängebrücke gewesen war, gingen wir in die Küche, um ein wenig zu essen. Obwohl ich nicht wirklich Hunger hatte, schmierte ich mir ein Marmeladenbrot und setzte mich auf einen der Stühle, die in der Küche standen, und vermutlich hier waren, damit das Küchenpersonal eine Pause machen konnte. Vorausgesetzt es gab Personal.

Cuinn fischte sich ebenfalls eine Semmel aus dem Brotkorb und setzte sich kurz darauf auf einen weiteren Stuhl. Genüsslich kaute er auf seinem Frühstück und lehnte sich zurück. Schweigend verdrückten wir unsere Brote und ich war erleichtert, dass Cuinn kein Gespräch begann.

„Und was machst du so im normalen Leben?", fragte Cuinn jedoch nach einer Weile, während er bedächtig auf seinem letzten Stück herumkaute. „Ich meine, abgesehen von Physiklernen und dich über kalte Luft Beschweren?"

„Das Übliche. Arbeiten. Hoffen, dass das Geld reicht. Essen. Schlafen. Musik hören", erwiderte ich, ohne auf seine Stichelei einzugehen.

„Klingt wahnsinnig interessant", meinte Cuinn mit einem ironischen Lächeln auf den Lippen, woraufhin ich ihn entnervt ansah.

„Dann erzähl du mir mal von deinem spannendem Leben." Ein Schatten huschte über Cuinns Gesicht, war jedoch so schnell wieder fortgewischt, dass ich es für Einbildung hielt. „Ich arbeite in dem Unternehmen meines Onkels. Meistens erledige ich Geschäftsangelegenheiten im Ausland", sagte Cuinn.

„Klingt gut", erwiderte ich und versuchte gar nicht erst, mein Desinteresse zu verbergen. Cuinns Lippen verzogen sich zu einem Lächeln und er erhob sich, um sich ein Glas Wasser einzuschenken. „Warst du schon einmal in New York, Eve?" „Nein. Ich habe nicht sonderlich viel Zeit. Und abgesehen davon investiere ich das wenige Geld, das ich als Studentin verdiene, nicht unbedingt in New York Reisen."

„Höre ich da Neid in deiner Stimme?", fragte Cuinn mit einem breiten Lächeln. „Wo bist du denn schon alles gewesen?"

„An nicht vielen Orten", sagte ich und schluckte. „Meine Familie ist nie in den Urlaub außerhalb von England gefahren. Ich war aber einmal in Norwegen, für eine Woche."

„Hast du die Polarlichter gesehen?", wollte Cuinn wissen, und in seinen Worten schwang ehrliches Interesse. Ich schüttelte bedauernd den Kopf. „Aber ich könnte dir erklären, wie Polarlichter entstehen", meinte ich und begann in meiner eintönigsten Professorenstimme, den Ursprung von Polarlichtern zu erklären, doch Cuinn schüttelte grinsend den Kopf. „Da bin ich ja schon fast froh, nicht auf die Universität gegangen zu sein."

Ich zuckte mit den Schultern und wollte gerade etwas erwidern, als Cuinn leise den Finger auf seine Lippen legte, um mir zu symbolisieren, zu schweigen. Ich verstummte und lauschte. Schritte erklangen durch den Korridor, doch ich konnte nicht sehen, um wen es sich handelte, da die Tür der Küche fast geschlossen war. Die Schritte verharrten einen Moment vor der Küchentür, doch dann setzten sie sich wieder in Bewegung und entfernten sich in Richtung Gemeinschaftsraum.

„Willst du mir noch verraten, wieso du nicht willst, dass jemand weiß, dass wir in der Küche sind?", wollte ich flüsternd von Cuinn wissen und erhob mich nun ebenfalls, um mir ein Glas Wasser zu holen. Cuinn stand reglos da und wirkte so angespannt, als würde gerade ein Mörder durch das Haus streifen. Seine braunen Augen waren glasig, doch er blinzelte kurz und zuckte fast schon gleichgültig mit den Schultern, ehe er mich mit einem undefinierbaren Blick ansah.

„Du weißt ganz genau, dass es unwahrscheinlich ist, dass hier noch ein Mitarbeiter auf dem Grundstück ist, denn sonst hätte er sich uns gezeigt. Das heißt die Liste wurde von einem von uns genommen", erklärte er und strich sich durch die Haare.

„Und du willst damit sagen, dass du den Menschen hier nicht vertraust", beendete ich seinen Gedanken und auch wenn es mir nicht gefiel, klang es plausibel. „Und du hoffst, jemanden auf frischer Tat zu ertappen, wie er erneut etwas tut, um uns zu sabotieren?" Ich lachte kurz auf und kippte das Wasser in mich hinein. „Dir ist hoffentlich klar, dass es sich wahrscheinlich einfach nur um einen dummen Streich von jemanden handelt, oder?" Cuinn lächelte ein wenig. „Es wundert mich nicht, dass du versuchst, eine logische Erklärung dafür zu finden", sagte er.

„Und was, wenn ich die Liste geklaut habe, Cuinn?", fragte ich und strich mir selber über den Nasenrücken, so wie ich es immer tat, wenn ich nachdachte. „Das glaube ich kaum", erwiderte Cuinn. „Dafür war deine Reaktion bei der verschwundenen Liste zu echt. Außerdem bist du nicht jemand, der so etwas tun würde. Denke ich."

Ich lachte. „Du scheinst ja richtig gut darin zu sein, Menschen zu lesen, was?"

„Natürlich. Du bist ein offenes Buch für mich." Das selbstgefällige Lächeln, das über Cuinns Lippen huschte, war ein schlechter Witz.

„Ich glaube kaum, dass du die Menschen auch nur halb so gut kennst, wie du denkst", meinte ich und war selber über die Kälte in meiner Stimme überrascht. „Du magst vielleicht selber ein offener Mensch sein, aber das trifft nicht auf jeden zu. Nicht jeder hat ein sorgloses Leben und nicht jeder hat eine sorglose Vergangenheit." Cuinns Lächeln war nun ebenfalls kühler. „Und du magst vielleicht klug sein, Eve", erwiderte er und lehnte sich leicht vor, um mir seine Worte fast schon verschwörerisch zuzuflüstern, „aber auch dich trügt manchmal deine Einschätzung. Zum Beispiel jetzt." Er stellte sein leeres Glas in die Spüle und trat zur Tür.

Bevor er das Zimmer verließ, drehte er sich noch einmal zu mir und seine lebhaften Augen erschienen auf einmal matter. Dann lächelte er breit und selbstbewusst. „Du bist nicht die einzige, die weiß, wie man eine Maske trägt, Eve", sagte er.

„Ich trage keine Maske", erwiderte ich kühl, ohne den Blick abzuwenden. „Ich bin so."

„Das bezweifle ich."

„Du kennst mich nicht."

„Das habe ich nie behauptet. Aber ich erkenne verdrängten Schmerz, wenn ich ihn vor mir sehe", sagte Cuinn. Seine Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht, doch ich verzog keine Miene.

Ich schwieg und Cuinn schmunzelte, doch auch er sagte nichts mehr und trat wortlos in den Korridor. Ein Luftzug durchkämmte die Küche und erfüllte den Raum mit einer eisigen Kälte, doch ich nahm sie kaum wahr, denn mein Blick lag starr auf dem Fleck, wo Cuinn gestanden hatte.

Erst jetzt fiel mir zum ersten Mal auf, dass Cuinn immer hinter mich blickte. Als würde er durch die Fensterscheibe etwas sehen, was jedem anderen verborgen blieb.

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