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Kapitel 4 [Eve]

Als ich die Augen aufschlug, hörte ich sie bereits. Die Stille.

Wann werde ich mit der Problemlösung beginnen? Oder werde ich selbst davor weglaufen?

Noch nicht. Ich schleppte mich in mein kleines Badezimmer und duschte mich mit fast kaltem Wasser, was anscheinend das wärmste war, was man hier oben in einem verlassenen Haus in den Bergen erwarten konnte.

Nachdem ich meine Haare geföhnt hatte und in blaue Jeans und ein schwarzes T-Shirt geschlüpft war, verließ ich mein Zimmer.

Es war still im Haus. Die meisten schienen noch zu schlafen, was mich noch zufriedener machte, denn nachdem ich gestern gezwungen gewesen war, beim Abendessen mit Juna, Daisy oder wie auch immer sie alle hießen, zu reden, hatte ich erst einmal genug von Gesprächen jeder Art. Ich wollte alleine sein. Nachdenken. Oder vielleicht auch einfach mal nur existieren.

Ich hatte mir eins meiner Bücher geschnappt und schlüpfte in meinen schwarzen Mantel, um das Haus zu verlassen.

Heute schien es wärmer zu sein und ich betrachtete mit einem leichten Lächeln die Sonnenstrahlen, die verspielt auf dem Schnee glitzerten und mich fast schon blendeten.

Ich sah mich auf dem Gelände um, doch es gab nicht wirklich viel zu sehen, außer einer großen Wiese voller Schnee und den umliegenden Berggipfeln.

Rasch stapfte ich über das Feld, was sich durch den hohen Schnee schwieriger herausstellte, als ich gedacht hatte, doch bald kam ich am Ende der Wiese an und blickte hinab in den tiefen Abgrund.

Einen so tiefen Sturz überlebt man nicht.

Ich zuckte bei dem Gedanken zusammen. Der zugefrorene See im Abgrund sah wunderschön und seltsam surreal aus, sodass ich mir wünschte, ich könnte ihn von nahem betrachten, aber ich konnte nirgendwo einen Weg ausfindig machen, bei dem man sicher zum See hinabsteigen konnte.

Wie ich nach einiger Zeit feststellte, ging es von allen Seiten des Gasthauses steil nach unten, was die Hängebrücke zu der einzigen Verbindung zur Außenwelt machte. Lediglich an einer Stelle konnte ich mir vorstellen, dass man halbwegs unbeschadet in den Abgrund hinunterklettern konnte, doch von da aus würde man nicht weit kommen, da die Steine zu glatt waren, um sich daran festzuhalten.

Doch ich hatte ohnehin nicht vor irgendwohin zu klettern, meine Überlegungen waren also nur reine Theorie.

Genaugenommen ist mein gesamtes Leben nur Theorie, denn ich verbringe immer mehr Zeit mit der Planung als mit der Ausführung selber...

„Hey, Eve!", erklang eine Stimme einige Meter hinter mir und ich fuhr erschrocken herum. Die Haustür des Gasthauses war geöffnet und Daisy stand in warmen, roten Winterklamotten im Türrahmen.

„Warte, ich komme auch raus!", rief sie. Ihr schwarzes Haar hob sich stark von der Umgebung ab, was im Grunde dem Gegenteil zu mir entsprach, denn meine hellblonden Haare verschwammen fast komplett mit der Schneelandschaft.

„Was tust du hier?", wollte Daisy lächelnd wissen, als sie neben mich trat und neugierig an mir vorbei in den Abgrund blickte. Ich zuckte mit den Schultern. „Nachdenken."

„Es ist wie in einem Märchen, findest du nicht?", flüsterte Daisy, nachdem wir einige Zeit schweigend dagestanden waren. Ich nickte zustimmend, doch meine Gedanken waren weit weg.

„Du studierst Physik?", fragte Daisy schließlich und deutete auf das Buch, das ich fest an mich drückte. Ich blinzelte benommen und nickte erneut.

„Ich mochte Physik in der Schulzeit. War mir aber ein bisschen zu schwer", meinte Daisy und lächelte.

„Und du? Was machst du so?", fragte ich und war erstaunt über mich selber, denn ich war sonst nicht oft diejenige, die Fragen stellte.

Daisys Gesicht spannte sich ein wenig an, doch sie lächelte breit. Wahrscheinlich ein wenig zu breit. „Ich tanze", sagte sie schlichtweg und wir schwiegen.

Nach einer Weile verschwand Daisy wieder im Haus, weil ihr kalt wurde. Ich ließ mich auf einer der Bänke nieder, die nicht weit von der Hängebrücke standen, und starrte einige Sekunden ins Leere, ehe ich mein Buch aufschlug und das Kapitel über Radioaktivität durchlas. Meine Gedanken schwirrten, doch ich wischte sie wie so oft beiseite, ohne ihnen zuzuhören, um mich voll und ganz auf den Text vor mir zu konzentrieren. Meine Ohren rauschten.

Eve, trink deinen Tee aus. Eve komm her und hilf deinem kleinen Bruder bei den Hausaufgaben. Eve, warum bist du so launisch? Eve, verdammte Scheiße, wenn du nicht sofort das tust, was ich sage, dann bekommst du Probleme. Eve, seit wann sind deine Noten so schlecht? Eve, du - ."

Zornig schlug ich das Buch zu. In mir bebte alles, ich wollte etwas kaputtschlagen, wollte mein Buch in den Abgrund schmeißen, wollte... .

Meine Augen blieben emotionslos, schienen wie benommen zu sein. Ich spürte etwas Warmes an meiner Wange und wischte es so schnell es ging weg. Mir war kalt, doch ich mochte die Kälte, denn dann fiel mir nicht mehr so sehr auf, dass mein Herz erfroren war. Die Luft strömte durch meine Lunge und mein Atem vermischte sich mit dem Wind.

„Gestern beschwerst du dich noch darüber, dass dir kalt ist und jetzt sitzt du in der Kälte draußen und sie scheint dir nichts auszumachen", sagte jemand hinter mir und meine Lippen pressten sich aufeinander.

Ich erwiderte nichts, sondern zuckte nur mit den Schultern und hoffte, dass Cuinn wieder gehen würde. Doch er trat an mir vorbei und lehnte sich leicht vor, um wie Daisy in den Abgrund zu blicken.

Die Menschen werden von Abgründen angezogen. Sie haben Angst und doch können sie nicht anders, als sich vor zu lehnen und ehrfürchtig in die Tiefe zu blicken.

„Ganz schön tief hier", bemerkte er und wandte sich wieder zu mir. Sein Blick wanderte zu meinem Buch und er kniff die Augen zusammen, um den Titel zu lesen.

„Interessant", sagte er, ohne wirkliche Überzeugung. Ich erwiderte seinen Blick und wartete darauf, dass er endlich ging oder weitersprach, doch er blieb wie verharrt stehen und schwieg.

„Jaa?", fragte ich gedehnt.

„Du scheinst nicht sehr gesprächig zu sein", stellte er fest und man konnte aus seiner Stimme heraushören, dass er genervt war.

„Naja, ich bin nicht hierhergekommen, um in einer Jugendherberge Gruppenaktivitäten für den Teamgeist zu machen", erwiderte ich und legte das Buch neben mich auf die Bank. „Sondern um irgendwo in den Bergen, weit weg von Menschen, ... eine Pause zu machen."

Mir gefiel das neugierige Funkeln in seinen Augen gar nicht, weshalb ich rasch von mir ablenkte. „Wieso bist du denn hier? Du hast dein Zimmer doch wohl nicht gebucht, um hier Freunde zu finden, oder?"

Was ist heute nur los mit mir? Seit wann stelle ich so viele Fragen? Zuerst Daisy und jetzt auch noch Cuinn.

Cuinn antwortete einen Moment lang nicht, sondern musterte mich abschätzend.

„Hauptsache, ich bin nicht gesprächig", murmelte ich genervt. In Cuinns Gesicht kam wieder Leben und er lächelte schief. „Ich bin tatsächlich auch gekommen, weil ich eine Pause brauche", sagte er, doch es klang seltsam aus seinem Mund. Ich zuckte mit den Schultern, denn es war mir gleichgültig, doch Cuinn fuhr fort: „Aber vor allem bin ich hier, um über mein Leben nachzudenken."

Diese Worte klangen so ehrlich, dass ich kurz stockte, ehe ich zustimmend nickte. „Da bist du nicht der Einzige."

„Wie auch immer, ich gehe jetzt mal auf Zimmer 18", meinte Cuinn, dessen Stimme auf einmal wieder den gewohnt selbstbewussten Unterton hatte. Nun, genau genommen kannte ich ihn nicht wirklich.

„Vergiss nicht zu lüften", sagte ich und lächelte so breit wie es ging, was er mit einem übertriebenen Lächeln seinerseits quittierte. „Natürlich nicht. Schon vergessen? Ich mag frische Bergluft."

Er machte sich bereits auf den Weg, wieder an mir vorbeizugehen, als ich die Augen zusammenkniff und auf die lange Hängebrücke spähte. „Haben wir einen neuen Gast? Ich dachte, wir wären komplett", meinte ich und deutete auf die sich nähernde Person, die soeben die Hängebrücke betreten hatte.

Cuinn wandte sich um und runzelte die Stirn. „Keine Ahnung, scheint so." Ich erhob mich von der Bank und näherte mich der Brücke, um besser sehen zu können.

Daisy hat gestern doch von ihrer Freundin, die nicht aufgelistet worden ist, geredet. Das muss sie sein.

Cuinn trat neben mich und in seinen Augen erschien zuerst Erkenntnis, dann Verwirrung. „Aber... das ist ja Seraya."

„Seraya? Das ist das braunhaarige Mädchen, das gestern abgereist ist und mich dabei fast auf den Boden geschmettert hat, richtig?" Cuinn warf mir einen kurzen, amüsierten Seitenblick zu. „Ja, kann sein. Da wärst du nicht die Einzige. Sie ist in den letzten Tagen auch so manches Mal in mich reingelaufen." Er runzelte wieder die Stirn. „Aber was macht sie hier?"

Langsam erkannte auch ich sie, was vor allem an ihrem riesigen Rucksack lag, den sie wieder auf den Schultern trug. Sie wankte etwas, doch schien gut gelaunt zu sein, denn sie winkte uns.

„Hallo!" Ihre Stimme hallte laut wider und der Wind trug sie bis in die höchsten Berggipfel, wo sie langsam verebbte.

Ich winkte sehr zaghaft zurück, während Cuinn reglos stehen blieb. Er runzelte die Stirn und ich bemerkte, wie sich seine Gesichtsmuskeln anspannten. Seraya näherte sich uns und ich lächelte ihr aufmunternd zu, während ich mich der Hängebrücke näherte.

Sie sah völlig erschöpft aus, ihr braunes Haar war zerzaust und ihre Augen müde, doch sie lächelte trotz allem breit, als sie mich erkannte. „Ah, Eve, richtig?", fragte sie, als sie schon nah genug war, um nicht schreien zu müssen. „Jap", erwiderte ich und war erstaunt und vielleicht sogar ein wenig neidisch, dass Seraya immer noch so hübsch war, obwohl sie fix und fertig zu sein schien.

„Ihr wundert euch bestimmt, dass ich wieder komme", meinte sie lachend und ich nickte, während Cuinn immer noch unbeweglich neben mir stand. Ich warf ihm einen kurzen Blick zu, doch seine dunklen Augen verrieten mir nicht, woher seine plötzliche Anspannung kam.

„Entspann dich mal", murmelte ich. „Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen."

Sein Blick flackerte kurz und huschte benommen zu mir, als hätte ich ihn aus einer Trance erweckt. Kurz darauf hatte er wieder seine Fassung gefunden und zuckte scheinbar gleichgültig mit den Schultern.

„Ich habe bloß etwas vergessen", rief Seraya uns zu. „Ich hole es schnell und dann gehe ich wieder. Tut mir Leid, ich würde wirklich sehr gerne noch bleiben, aber ich habe mich jetzt schon um einen Tag verspätet. Und -"

Weiter kam sie nicht.

Ein verräterisches Knacken hallte durch die Luft. Und Stille.

Seraya blieb wie versteinert stehen und ich riss die Augen auf. Die Zeit schien stehengeblieben zu sein und mein Kopf war wie leergefegt.

„Was...war das?", fragte Seraya leise und in ihren Augen spiegelten sich Verwirrung und ein Hauch von Angst wider.

Ein erneutes Knacken. Dieses Mal lauter.

Meine Gedanken wurden plötzlich wieder lebendig und rasten unaufhörlich in meinem Kopf umher, als suchten sie nach einer Lösung, nach einer Erklärung. Was ist überhaupt los? Woher kommt dieses verfluchte Knacken?

Mein Blick huschte zu Cuinn, der ihn entgeistert erwiderte. „Was zur... - ", begann er, doch ein weiteres Knacken zerriss seine Worte und hallte als Echo über die ganze Wiese. Seraya sah abwechselnd mich und Cuinn an, als erwarte sie eine Erklärung von uns, doch wir standen nur wie angewurzelt vor der Hängebrücke, unfähig etwas zu sagen.

Plötzlich lief es mir eiskalt am Rücken hinunter und mein Herzschlag setzte aus.

„Komm von der Brücke runter, Seraya", sagte ich und verschluckte mich beinahe an meinen Worten, die schwer in meinem Mund wogen.

„Was?"

Cuinns Augen weiteten sich, als er realisierte, was ich meinte. „Komm da runter, verdammt!", wiederholte er meine Worte und wollte die Brücke betreten, um die immer noch still stehende Seraya zu packen und von der Brücke zu zerren.

„Spinnst du?", warf ich fast schon fauchend ein und griff nach Cuinns Arm, ehe er zu Seraya laufen konnte. „Meinst du, du verbesserst die Situation, indem dein Gewicht auch noch auf der Brücke steht?"

Er blinzelte und durchbohrte mich mit seinen braunen Augen, ehe er sich aus meiner Umklammerung riss, jedoch nicht mehr versuchte, die Brücke zu betreten.

„Komm jetzt, Seraya!", rief ich eindringlich, fast schon flehend.

Endlich begriff sie es und ich sah die blanke Panik in ihren großen dunkelbraunen Augen. „Scheiße", flüsterte sie und machte einen Schritt nach vorne. Ein Krachen. Etwas löste sich irgendwo von der Hängebrücke und landete im Abgrund. Ich hörte den Aufprall kaum, denn das Rauschen in meinen Ohren übertönte alles.

„Los, nur noch ein paar Meter", rief ich und ballte meine Fäuste, um mich vor einer Panikattacke zu bewahren. Atmen, atmen.

Eve, pass bitte auf deinen Bruder auf. Eve, wir fahren weg. Eve, Eve, Eve, Eve.

Ich spürte, wie mein Bauch rumorte, ich wollte mich übergeben.

Nicht jetzt. Nicht wieder diese verfluchten Erinnerungen. Nicht. Jetzt.

„Ich habe Angst", flüsterte Seraya. Sie war kreidebleich, tastete sich Schritt für Schritt vor, doch mit jedem Meter, den sie sich uns näherte, krachte es öfter und Teile der Brücke fielen einfach so in den Abgrund.

Wie kann das sein? Wie kann eine so stabile Brücke einfach so auseinanderfallen, wenn eine junge, zierliche Frau sie betritt?!

Ich schwankte ein wenig, während ich hilflos dabei zu sah, wie Seraya sich uns näherte.

„Gleich hast du es geschafft!" Cuinns Stimme klang heiser, doch immerhin schaffte er es überhaupt, ein Wort hervorzubringen. Er lehnte sich leicht nach vorne, ohne die Brücke zu berühren und streckte die Arme aus.

Seraya weinte leise.

Quälend kleine Schritte. Ein ohrenbetäubendes Krachen erklang und ein Ruck ging durch die gesamte Brücke.

„Spring!", schrie ich, obwohl ich, ganz genau wusste, dass es nahezu unmöglich war, von einem fallenden Gegenstand zu springen. Scheiß Physik.

Seraya warf sich nach vorne und griff nach Cuinns Armen. Ein Schrei drang aus meiner Kehle, als Seraya danebengriff und alles begann, sich zu drehen.

Cuinn lehnte sich noch weiter nach vorne, und einen Moment sah es aus, als würde er fallen, doch er packte Seraya am Arm. Ohne nachzudenken umschlang ich Cuinn, um ihm Halt zu geben, denn Seraya zog in mit dem Gewicht ihres schweren Rucksacks nach unten.

Ich biss die Zähne zusammen und zog an Cuinn. Blut schoss mir in den Kopf und mein Puls war so rasend schnell, dass ich mich davor fürchtete zu explodieren.

Ächzend zog Cuinn Seraya auf den festen Boden, wobei ich ihn mit der ganzen mir möglichen Kraft unterstützte. Das ohrenbetäubende Krachen, das darauf folgte, glich einem Donnergrollen, doch ich nahm es kaum wahr, denn ich lag schwer atmend im Schnee und starrte in den Himmel. Er war blau, mit weißen Wolken, die wie eine friedliche Schafherde umherzogen.

Mir war heiß und ich schnappte nach Luft. Das Krachen der zerschellenden Hängebrücke hallte wahrscheinlich durch das gesamte Gebirge, dröhnte gefühlte Minuten als Echo zwischen den Gipfeln, sodass ich das Gefühl hatte, es würde für immer in der Stille liegen.

Ich rappelte mich benommen auf und suchte nach Cuinn und Seraya, die beide glücklicherweise unversehrt im Schnee lagen und sich nun ebenfalls mit zitternden Knien erhoben.

„Scheiße", brach es aus Cuinn heraus, das blanke Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben und ihm lief trotz der Kälte der Schweiß über das Gesicht. Wir tauschten sprachlose Blicke aus und ich machte ein paar wackelige Schritte auf den Abgrund zu.

Seraya hätte jetzt tot sein können. Mausetot.

Die zeitlose Ruhe des eingefrorenen Sees war gestört worden, denn nun war das Eis durchbrochen und überall lag Metall und Holz. Die Brücke war in ihre Einzelteile zerfallen, wie als wäre sie kein stabiles Gerüst, sondern ein schlechter Witz eines Architekten gewesen.

Vor mir erstreckte sich keine Brücke mehr.

Ich hörte Schritte hinter mir, entsetzte und schockierte Stimmen schwangen in der Luft. Ich meinte, Junas panischen Aufschrei zu hören und jemanden, der ruhig auf sie einredete. „Alles in Ordnung, Seraya?", fragte jemand, wahrscheinlich Daisy, doch ich hörte nicht wirklich zu, denn ich blickte wie gefesselt auf den Abgrund vor mir, die unendliche Tiefe, die zerschollene Brücke, die Metallstäbe, unter denen Seraya hätte liegen können, wenn Cuinn sie nicht gehalten hätte.

Seraya weinte, Daisy beruhigte sie, ich hörte einen der Männer, vermutlich Kai etwas Wütendes schreien. Doch ich war wie gebannt, wie verzaubert von diesem tiefen, toten, surrealen Abgrund. Ich zitterte.

Cuinn trat neben mich und seine ruhige Stimme erwachte in mir eine solche Furcht, wie ich sie lange nicht mehr verspürt hatte.

„Du hast es auch gerade begriffen, stimmt's, Eve?" Ich riss mich vom Anblick der Tiefe weg, spürte wie meine Zähne klapperten, als ich zu Cuinn aufblickte und seinen fassungslosen, braunen Augen entgegensah. Ich schaffte es nicht, zu nicken. Ich brachte kein Wort heraus.

Denn, ja verdammt, ich hatte es begriffen.

„Diese Brücke", sagte Cuinn leise, während die Stimmen im Hintergrund alle verschwammen, „war der einzige Weg diesen Berggipfel zu verlassen."

Eine Windbrise sauste durch Cuinns blondes, zerzaustes Haar. Ich öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Die Stimmen in meinem Kopf waren unerträglich, Bilder flackerten auf und Cuinns ruhige, schockierte Stimme drang in den Hintergrund.

Alles, was ich hören konnte, waren die Worte, die ich mein ganzes Leben lang zu hören bekommen hatte.

Eve, kümmer dich um deinen Bruder. Eve, du musst etwas dagegen tun.
Eve, dein Bruder benimmt sich wie ein Mädchen.

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