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Kapitel 15 [Daisy]

Das erste und letzte Mal, als ich zugesehen hatte, wie jemand starb, lag drei Jahre zurück.

Ich erinnerte mich an diesen Tag wie an keinen sonst, denn ich hatte monatelang darauf hin gefiebert, auf der Tanzfläche zu stehen. Ich würde strahlen, ich würde das tun, was ich so viele Jahre lang bis zum Umfallen geübt hatte, wofür ich lebte.

Doch alles war anders gekommen. Nach diesem Abend waren drei Menschen tot und meine Liebe zum Tanzen nur noch ein zerbrochener Traum. Damals war mir alles so seltsam, so surreal vorgekommen, anders als jetzt.

Denn als ich Serayas leblosen Körper erblickte, spürte ich augenblicklich einen Stich im Herzen, wusste augenblicklich, dass etwas grauenhaftes geschehen war. Etwas, das alles ändern würde.

„Seraya", flüsterte ich und näherte mich der Brünette. Cuinn hatte sie aus der Wanne gezogen und auf den Boden gelegt, wo Juna auf ihrer Brust eine Herzdruckmassage ausübte. Immer wieder flößte sie ihr Luft ein, während die Anderen hilflos in dem engen Badezimmer standen, ohne zu wissen, was wir tun konnten. Nichts. Rein gar nichts.

„Ist sie tot?", fragte ich mit weinerlicher Stimme, suchte in den Gesichtern der Anderen nach einer Antwort, doch Noah wich meinem Blick aus und Eve starrte unaufhörlich an die Decke. Ich sah nur noch verschwommen und schwankte, doch ich wollte auf keinen Fall den Raum verlassen. Wie lange ist sie in der Badewanne gelegen?

„Da ist ein Zettel", flüsterte Paul kraftlos und deutete auf den Rand der Badewanne, auf dem ein ordentlich gefaltetes Stück Papier lag, doch niemand wollte dieses verfluchte Stück Papier auch nur ansehen. Natürlich nicht. Denn dort würde vermutlich der nächste Todgeweihte stehen, in Form von einem beschissenen Märchen.

„Sie atmet leicht, aber nur sehr unregelmäßig", sagte Juna, die immer noch über Seraya gebeugt war und ihre grünen Augen huschten zwischen uns hin und her, voller Angst und Tränen. Ihr rotes Haar war zerzaust, da sie vorhin erst von Cuinn aufgeweckt worden war, der verzweifelt nach jemandem gesucht hatte, der sich mit Erste-Hilfe auskannte. Wie es aussah, war Juna die Einzige, die einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert hatte.

Auch wenn Hoffnung gefährlich war, konnte ich nicht anders, als sie zu sehen. Einen winzigen Lichtstrahl an einem so dunklen Ort wie diesem.

Ich hätte auch sterben können, wenn man mich nicht gefunden hätte. Ich wäre im Schnee erfroren.

Mein ganzer Körper begann zu zittern, doch ich zwang mich dazu, still zu bleiben und nicht zu weinen. Juna nahm ihre Reanimierung wieder auf und ich starrte an die Wand, betrachtete jeden Fleck, inspizierte den Kachelboden, zählte die blauen Punkte am Duschvorhang und tat alles, um mich von dem Fakt abzulenken, dass wir alle hier sterben würden. Einsam, in irgendeinem Haus im Gebirge, von dem vermutlich nur wenige wussten.

Erst als ein röchelndes Husten die Stille durchbrach, schoss mein Blick zu Seraya, so wie auch jedes andere Augenpaar in diesem Raum. Eve kniete sich neben Seraya und griff nach ihrer Hand, ihre grau-blauen Augen ruhten auf Seraya, dessen Lider flatterten. „Seraya, bitte. Wach auf." Ein erneutes Husten, wobei ein Schwall Wasser aus ihrem Mund spritzte und sich über Juna ergoss, die es jedoch kaum zu Kenntnis nahm, denn sie lehnte kraftlos an der kalten Badewanne.

Seraya hustete immer wieder, doch sie schaffte es, sich leicht aufzurichten und die Augen zu öffnen. Ich presste meine Handfläche auf meine Brust, denn mein Herz drohte, mir herauszuspringen, so erleichtert war ich. Auch die Anderen schienen auf einmal durchzuatmen und die angespannte, fürchterliche Stille wurde von erleichterten Seufzern und beruhigendem Murmeln erfüllt. Auch ich beugte mich zu Seraya, die verwirrt und desorientiert zu uns aufblickte und nicht zu begreifen schien, was soeben geschehen war.

„Juna", Eves Blick schweifte zu der rothaarigen Frau, die noch immer erschöpft auf dem Boden saß und von Pauls Worten beruhigt wurde. „Juna. Ich glaube, ohne dich würden wir alle sterben."

In Eves Stimme klang eine solche Ernsthaftigkeit, dass auf Junas Lippen ein schwaches Lächeln erschien. „Kein Problem. Ich rette hobbymäßig gerne Menschen."

Eve ging zu ihr und griff nach ihrer Hand, um sie zu drücken. „Nein, wirklich. Ich meine es ernst. Ohne dich wäre Seraya jetzt tot. Und..."

Sie schüttelte den Kopf und schwieg, doch mir entging das Glänzen in ihren Augen nicht, ehe sie sich umwandte. Cuinn kniff die Augen zusammen, doch auch er sagte nichts, sondern trat neben Eve, um den Zettel neben der Badewanne zu öffnen. Niemand wollte ihn lesen. Doch uns allen war klar, dass wir es tun mussten, um wenigstens irgendwelche Anhaltspunkte auf die nächsten Geschehnisse zu erhalten. „Seraya, kannst du alleine stehen oder sollen wir dir helfen?", fragte Juna nun und reichte der kraftlosen Brünette die Hand. Sie starrte ihr ausdruckslos entgegen, griff jedoch letztendlich nach Junas Hand und ließ sich auf die Beine helfen.

„Wieso ich?", flüsterte sie, doch niemand wusste darauf eine Antwort. Seraya war nun also nicht nur fast von der Brücke gestürzt, sondern auch beinahe ertränkt worden.

Da ohnehin niemand mehr schlafen konnte, entschieden wir uns, uns alle im Gemeinschaftsraum einzufinden und uns gegenseitig Gesellschaft zu leisten. Ich kochte Kakao für alle auf und ließ mich neben Eve nieder, die sich bereits über den neuen Zettel gebeugt hatte, um ihn mit fest aufeinander gepressten Lippen zu lesen.

Sie war noch leiser und verschlossener geworden als sie es ohnehin schon war, doch ich sprach sie nicht darauf an. „Die Kleine Meerjungfrau ist eine durchaus tragische Geschichte, nicht wahr", las ich vor, woraufhin alle Gespräche verstummten. „Das Dornröschen ist nun in einen tiefen Schlaf gefallen, wer weiß, ob man sie aufwecken kann."

„Derjenige, der für all das verantwortlich ist, geht vermutlich davon aus, dass wir Seraya nicht retten konnten", meinte Kai, der an seinem Kakao nippte und in die Runde blickte.

„Ja, hätte Eve das Wasserrauschen nicht zufällig gehört, hätten wir Seraya erst am nächsten Morgen gefunden", erwiderte ich und warf Seraya einen nervösen Blick zu, doch diese lag völlig erschöpft, aber wohlbehütet von Juna auf einem der Sofas und schlief.

Eve lachte auf, woraufhin meine Augen verwirrt zu ihr huschten. „Wäre ich nicht so unglaublich dumm und ängstlich gewesen, wären wir viel schneller zu Seraya gekommen", entfuhr es ihr, wobei mir nun auffiel, dass in ihrer Stimme Reue und Scham schwangen. Sie beugte sich leicht nach vorne. „Ich habe es gehört. Aber anstatt direkt um Hilfe zu rufen, stand ich viele Minuten einfach nur da und habe gar nichts getan. Nichts. Weil ich dachte, die Wände würden sich auf mich zu bewegen." Sie lachte erneut freudlos auf. „Wenn Seraya jetzt gestorben wäre, wäre ich Schuld gewesen. Ich. Und niemand anders."

Schweigen erfüllte die Luft und ich schüttelte den Kopf. „Du hast gar nichts falsch gemacht, Eve", meinte ich entschieden. „Ohne dich wäre Seraya zu einhundert Prozent tot."

Eve musterte mich einige Sekunden lang, ehe sie schnaubend den Blick abwandte. „Du verstehst das nicht. In dem Moment, als ich das Wasser aus Serayas Zimmer gehört habe und verstanden habe, dass etwas nicht stimmt, ist ihr Leben zu meiner Verantwortung geworden. Ob ich es will oder nicht, aber es war meine Pflicht zu handeln. Und ich habe es nicht getan."

„Das ist jetzt egal, Eve", sagte Juna, die neben der schlafenden Seraya saß und ihr behutsam über das Haar strich.

Auch Cuinn nickte zustimmend und lehnte sich zurück, ohne den Blick von Eve zu nehmen. „Seraya lebt noch. Punkt. Und wir reden jetzt bitte nicht darüber, wer Schuld gewesen wäre, falls Seraya ertrunken wäre.", meinte er und hob amüsiert die Hände, als er Eves kühlen Blick sah. „Kein Grund jetzt wütend zu werden. Dann hör ich eben wieder auf, nett zu sein." Kai stöhnte genervt und blickte zu mir.

„Daisy, lies bitte weiter."

Ich blinzelte einen Moment verwirrt, dann erinnerte ich mich an den Zettel, der vor mir lag und räusperte mich. „Aber wisst ihr, welche Märchen ich auch noch mag? Das Märchen vom Froschkönig. Und das von dem Standhaften Zinnsoldaten."

„Ist von diesen beiden Märchen wieder eins von diesem Andersen Märchenschreiber?", wollte Eve wissen, während sie abwesend aus dem Fenster blickte, als würde sie kaum zuhören.

Ich griff kurzerhand nach dem dicken Märchenbuch, das noch von gestern auf der Fensterbank lag und schlug den Standhaften Zinnsoldat nach, da ich ihn als ein Märchen von Andersen in Erinnerung hatte.

Meine Hände zitterten leicht, als mein Blick über die Zeilen huschte. „Ja, eines davon ist von Andersen", erwiderte ich und schluckte schwer, nachdem ich beim Ende der Geschichte angekommen war. „Und es endet nicht gut. Der Zinnsoldat wird in den Kamin geworfen, wo er verbrennt." Ich hob meinen Blick und spürte die Angst, die schwer in der Luft lag. Schweigend saßen wir da, ehe Noah das Wort erhob. „Das heißt, wir wissen mit ziemlicher Sicherheit, dass der Nächste von uns, dem etwas zustoßen soll, verbrennt, oder?"

Niemand antwortete, doch man konnte in unseren Gesichtern sehen, dass wir ihm zustimmten. Ängstlich richtete Juna sich auf und strich sich durch ihr wild abstehendes, feuerrotes Haar. „Aber können wir irgendwie herausfinden, wen es trifft, damit wir gut auf diese Person aufpassen können?" Fast schon panisch huschten ihre Augen hin und her. „Es wurde doch immer ein zweites Märchen zu jedem Vorfall genannt. Eins von den Gebrüder Grimm. Das muss doch auch etwas bedeuten!"

Cuinn kniff die Augen zusammen und strich sich gedankenverloren über die Schläfe, ehe er irgendetwas vor sich hin murmelte, das niemand verstand. „Ja", sagte Eve und wandte ihren Blick nun endlich vom Fenster ab, um in die Runde zu sehen. „Das Märchen von Andersen hat sich immer auf die Art des Ansvhlags bezogen. Aber bei Daisys Vorfall wurde auch noch Schneewittchen erwähnt. Bei Serayas Anschlag war es Dornröschen. Und jetzt ist es der Froschkönig."

„Vielleicht ist es eine Beschreibung. Ich meine, Daisy hat doch viele Ähnlichkeiten zu Schneewittchen, oder?", sagte Noah und ich spürte, wie alle Blicke sich auf mich richteten, mich musterten und zu der Erkenntnis kamen, dass ich tatsächlich aussah wie Schneewittchen. Haut so weiß wie Schnee. Lippen so rot wie Blut. Und Haar so schwarz wie Ebenholz. Alles in mir zog sich zusammen.

„Das ist ja schön und gut", meinte Cuinn mit funkelnden Augen. „Von mir aus hat Seraya auch Ähnlichkeiten zu Dornröschen, jetzt mal davon abgesehen, dass Dornröschen blond ist und damit Eve mehr darauf zu treffen würde." Er lachte kurz auf. „Aber seht ihr hier irgendwen, der aussieht wie ein verdammter Frosch?"

„Naja, auf den zweiten Blick, würde ich sagen, dass du schon ein bisschen wie ein Frosch aussiehst, Cuinn", erwiderte Juna und legte den Kopf schief, um Cuinn mit einem gespielt forschendem Gesicht zu mustern.

„Sehr witzig", sagte Cuinn und auch wenn er sich erschöpft über die Augen rieb, bahnte sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen. Die Stimmung lockerte sich ein wenig und ich entdeckte selbst auf Eves ernstem Gesicht den Ansatz eines Schmunzelns.

„Wir können doch aber wahrscheinlich davon ausgehen, dass es eine männliche Person ist, oder?", fragte Paul vorsichtig und mir entging das Zittern in seiner Hand nicht. Die gerade noch entspannten Mienen, verfinsterten sich und vor allem die Gesichter der Männer im Raum wurden blasser.

„Ja, sieht so aus", sagte Noah, dessen braune Augen nervös hin und her huschten.

„Ich will nicht zurück auf mein Zimmer", sagte Eve und alle Augen schweiften überrascht zu ihr. Ihr Gesicht war blass, doch sie lehnte sich entschieden vor. „Habt ihr vergessen, dass hier jemand im Haus ist, der unsere Zimmerschlüssel hat? Jemand, der uns einfach so im Schlaf töten könnte?!"

„Aber wo sollen wir dann schlafen?", fragte ich mit einer etwas schrillen Stimme, für die ich mich noch im selben Moment schämte.

Eve zuckte hilflos mit den Schultern, doch Junas Augen leuchteten auf. „Wir könnten doch auf unsere Zimmer gehen, aber unter jede Tür etwas schieben, das es unmöglich macht, sie aufzusperren, oder?", schlug sie vor und ich nickte zustimmend. Das schien die beste Möglichkeit zu sein.

„Aber ich kann heute nicht mehr schlafen", sagte Kai mit glühenden Augen. „Ihr könnt heute alle hier unten schlafen, wenn ihr wollt. Ich bleibe sowieso wach und wecke euch einfach, wenn ich irgendetwas bemerke." „Ich bleibe mit dir wach", bot Noah an und machte es sich auf seinem Kissen bequem. Dankbares Murmeln erfüllte die Luft und ich richtete mir auf dem Boden einen halbwegs gemütlichen Schlafplatz aus Kissen, damit Juna sich auf dem letzten freien Sofa niederlassen konnte. Sie verdiente von uns allen am meisten das warme Bett.

Wir ließen das Licht an, und das angenehme Knistern des Kamins lullte mich ein. Ich vernahm noch leise Gespräche im Hintergrund und sah, wie Cuinn Eve eines seiner vielen Kissen anbot, das sie dankend ablehnte, um sich kurz darauf auf ihrem Sofa zusammen zu rollen.

Und auch, wenn ich diese Menschen erst seit ungefähr einer Woche kannte, fühlte ich mich in ihrer Gesellschaft sicherer als je zuvor. 

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