Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 9

Kai K.

13.02.24

Die Sonne war bisher kaum zu erahnen, würde sich erst in absehbarer Zeit vollständig über dem Horizont erheben.
Ihr fahles Licht langsam durch die wenigen Schleierwolken gleißen lassen, würde glitzernd der Schein dieses milliardenalten Himmelskörpers auf den Raureif fallen. Um anschließend die hartgefrorene Welt vor dem Haus in eine bilderbuchreife Szenerie verwandeln.

Doch nichts von der friedlichen Winterlandschaft vor dem Küchenfenster drang zu Kai hindurch, als er den Raum betrat. Ganz in Schwarz gekleidet,  spiegelte seine Farbwahl unbewusst den Zustand seiner Seele wider.

Seine Eltern hatten das kleine Einfamilienhaus schon vor Stunden verlassen, dementsprechend still war es in den verlassenen Räumlichkeiten. Nur das Geklapper von Geschirr drang durch die Ruhe des Morgens.
Kai schmierte sich ein Brot ganz so, wie es seine Mutter früher für ihn getan hatte.
So viele Jahre war es her, aber er sah es noch vor seinem geistigen Auge: Wie er als kleiner Junge erwartungsvoll am Esstisch saß, vor ihm eine Tasse mit heißem, unfassbar süßem Instanttee, den er so liebte. Pfirsichgeschmack oder war es Zitrone gewesen?
So genau konnte er sich nicht mehr erinnern. Diese wenigen vergessen geglaubten Tage des Glücks lagen in einer unerreichbaren Vergangenheit.
In diesen alten Erinnerungen an unschuldige Kindertage versunken, verstrich er die Haselnusscreme auf dem Brot und setzte sich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder zum Frühstücken auf seinen angestammten Platz am Esszimmertisch.
Es würde das letzte Mal sein.
Es war ein stilles Lebewohl.
Er nahm Abschied auf seine Weise.

Nachdem er pflichtbewusst seinen Teller in die Geschirrspülmaschine eingeräumt hatte, stieg er die Treppen zu seinem Zimmer hoch. Ließ die Jalousien hochschnellen und kippte, wie von seiner Mutter gewollt, das Fenster.
Die zarte Morgensonne, die sich inzwischen ihren Weg bahnte, vertrieb die verbliebenen Schatten der Nacht, doch Kai nahm es nicht wahr. Schon bevor er nach unten gegangen war, hatte er seine Tasche gepackt, auch der Rucksack lag für seine letzte Reise parat. Bewusst sah er sich prüfend in seinem Zimmer um. Nahm den abgegriffenen Zettel zur Hand, auf dem er seit Wochen akribisch notiert hatte, was an seinem großen Tag nicht fehlen durfte. Hinter jedem Stichpunkt prangte ein Haken, er war bereit.

Mit ruhiger Entschlossenheit zog sich Kai die Kapuze seines schwarzen Hoodies über den Kopf, schulterte den prall gefüllten Rucksack und nahm die schwere Sporttasche vom Boden auf.
Als er die Tür hinter sich schloss, mit einem festen Ausdruck der Entschiedenheit im Gesicht, ließ er sein altes Leben zurück – ein Leben, das ihm seit Jahren fremd und nutzlos erschien.
Die Transformation hatte begonnen; es war an der Zeit, Geschichte zu schreiben. Endlich würde er handeln, anstatt nur in Tagträumen zu verweilen.

Ein kurzer Blick auf die Uhr seines Smartphones verriet, dass ihm noch etwa zwanzig Minuten blieben, bevor sich die Türen der Schule schließen und nur auf ein Klingeln hin wieder öffnen würden.
Hier in dem angrenzenden Park hatte er schon vor Monaten ein ruhiges Plätzchen ausgemacht, an dieses zog er sich jetzt zurück. Streifte den Rucksack ab und setzte sich auf diesen. Ein kurzer Rundblick bestätigte, dass niemand in der Nähe war. Er konnte ungestört fortfahren, einen weiteren Punkt auf seiner Liste abarbeiten.

Er wollte in Erinnerung bleiben, aber nicht mit einem alten Schulfoto, auf dem er dümmlich in die Kamera starrte. In der heutigen Zeit musste man jedes Medium nutzen. Die sozialen Netzwerke boten sich perfekt an. Zuerst würde niemand diesem lächerlich wirkenden Video Beachtung schenken, da war er sich sicher. Aber wenn sie begriffen, wen sie da vor sich sahen, seinen Namen kannten, dann würde es sich wie ein Waldbrand in der Medienlandschaft ausbreiten.
In fetten Lettern würde sein Name geschrieben werden, sein Gesicht in weltweiten Eilmeldungen erscheinen, sich sein heroisches Werk würde sich in aller Welt verbreiten. Mit einem zufriedenen Grinsen startete er die Aufnahme, blickte entschlossen in die Kamera und begann seinen sorgfältig einstudierten Monolog.

Heute ist der Tag meiner Rache, niemand wird mich aufhalten können. Seht mich an. Ihr alle, die mich immer nur herumgeschubst und belächelt haben. Ihr habt auf mich herabgesehen, euch für etwas Besseres gehalten – als wärt ihr der Gipfel der Schöpfung. Wie die Lemminge rennt ihr einer Illusion hinterher, die euch von anderen vorgegaukelt wird. Ohne Rücksicht auf Verluste lasst ihr euch von eurem Egoismus leiten. Die Menschen um euch herum sind euch scheißegal. Ihr tretet auf ihnen herum, als wären sie nur Dreck, Abfall in der Gosse. Euch fällt alles in den Schoß, nicht einen Finger müsst ihr krumm machen. Euer Universum dreht sich nur um euch selbst. Ich bin für euch ein Niemand, ein Versager. Und weil ich mich mit euch hirnlosen Idioten nicht abgebe, haltet ihr mich für ein Opfer. Aber ich muss euch enttäuschen. Ihr werdet heute die Opfer sein. Die Lämmer auf meiner Schlachtbank. Ihr werdet rennen, heulen wie Babys, euch verstecken und vor mir kriechen wie räudige Hunde. Seit so vielen Jahren lebe ich in Ausgrenzung und Einsamkeit, niemand hat mir je die Hand gereicht. Ihr werdet heute die Quittung dafür bekommen, spüren was es bedeutet, gehasst zu werden. Ihr habt keine Ahnung, wen ihr da vor euch seht? Das macht nichts, durch die Kraft meiner AR-15 werdet ihr bald alle wissen, wer ich bin.“

Gehässig lachend beendete Kai die Aufnahme und speicherte das Video in seiner Cloud. Teilte es anschließend in den speziell für diesen Tag angelegten Profilen. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
Ein letzter Blick auf die Uhr, noch zehn Minuten.
Er schaltete sein Smartphone aus, stopfte es zurück in seine Jackentasche und schulterte erneut seinen schweren Rucksack. Er brauchte nur die Straße überqueren, da vorne war sie schon – seine alte Schule. Die Wurzel allen Übels. Diese würde er ausreißen, endgültig – restlos. Kai setzte sich in Bewegung, mischte sich mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze unter die arglosen Schüler.
Ging ungesehen unter in der Menge und löste sich darin auf.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro