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Kapitel 5


Kai K.

14.12.23

Alles lief wie am Schnürchen. Noch 61 Tage. Ein wenig mehr als zwei Monate.
Allein durch den Gedanken daran, formte sich auf seinem sonst so ernsten Gesicht so etwas wie ein Lächeln.

Unfassbar, wie leicht es gewesen war in die Schule einzudringen.
Gestern hatte er sich unbehelligt ein genaues Bild seiner alten Realschule machen können.
Niemand hinderte ihn daran.
Er kam zeitgleich mit den Schulbussen kurz vor acht Uhr an, mischte sich ungesehen unter die Schüler. Die tief ins Gesicht gezogene Kapuze seiner Winterjacke und ein unscheinbarer Rucksack auf seinem Rücken verhalf ihm in der Masse der anderen Jugendlichen unterzugehen.
Er duckte sich unter sie, wie ein Wolf in einer Schafherde. Niemand bemerkte ihn, schöpfte Verdacht.
In einer der Toiletten im zweiten Stockwerk wartete er anschließend ab. Sah sich um und lauschte. Erst als endlich Ruhe im Schulgebäude eingekehrt war, kam er heraus und begann mit seinem Rundgang.

Methodisch ging er jeden der Flure ab, machte sich Notizen, skizzierte den Verlauf der Gänge und wo sich welche Klassenräume befanden.
Mit einem zufriedenen Grinsen stellte er fest, dass nirgendwo Überwachungskameras angebracht waren.
Wie naiv sie doch waren.
Kein Sicherheitspersonal, keinerlei Überwachung, nichts würde ihn aufhalten können. Ein paar Mal musste er seinen Rundgang unterbrechen, weil einer der Lehrer oder ein Schüler drohte seinen Weg zu kreuzen, doch geschützt durch die vielen Nischen und Seitengänge war ihm niemand auf die Schliche gekommen.
Bevor er hergekommen war, hatte er Bedenken gehabt. War in den vergangenen Jahren vielleicht umgebaut worden, hatte sich etwas an der Verteilung der Räume geändert? Aber nichts dergleichen war passiert. Alles sah noch exakt so aus, wie zuvor.
Es würde ein Kinderspiel werden. Er würde dieses verhasste Gebäude in eine verdammte Schießbude verwandeln! Der blank geputzte Linoleumboden würde übersäht sein mit Leichen, Blut und um Hilfe schreienden Körpern.

In seinem Kopf spielte Kai den bald bevorstehenden, großen Tag wie einen Film ab. Jede Einzelheit sah er vor seinem inneren Auge. Ließ sie immer mehr an Fahrt gewinnen und labte sich an der Vorstellung, sie rennen zu sehen. Die vor Angst verzerrten Gesichter, wie sie in blinder Panik versuchten, dem unentrinnbaren zu entkommen.
Er konnte nicht anders als breit zu grinsen, sich der Vorstellung hinzugeben all diesen Räumen ihrem Leben zu entreißen.
Ein warmes Pulsieren in seiner Lendengegend holte ihn ins Hier und Jetzt zurück. Sein Grinsen wurde breiter - einer irren, entrückten Fratze gleich.

Was war das? Dieses kleine, grüne Kästchen rechts neben ihm an der Wand. Unscheinbar von der Ferne, aber jetzt war es ihm aufgefallen. Es sah einem Feuermelder zum Verwechseln ähnlich und doch war es keiner. Er besah sich den quadratischen Kasten näher.
Ein großes, grünes A auf gelbem Untergrund prangte in der Mitte. Man konnte es wie einen Knopf eindrücken.
Kai dämmerte, um was es sich hier handeln musste. Eine verplombte Plexiglasscheibe schütze vor versehentlichem Auslösen des Alarms.
'Keine Kameras, keinerlei Schutzmaßnahmen, aber einen verdammten Amokalarm haben sie. Ihr seid so dumm.
Bis den irgendwer auslöst, seid ihr schon alle tot'.


Jetzt saß er hier in seinem Zimmer und besah sich stolz seinen eben fertig gewordenen Lageplan der Albertus Magnus – Realschule. Jeden Raum, jeden Abzweig, sogar Lagerräume hatte er mehr oder weniger maßstabsgetreu aufgezeichnet. Mehrmals war er alles in Gedanken durchgegangen, hatte sich eine zeitliche Abfolge zurechtgelegt.
Die Polizei würde im schlechtesten Falle, etwa vier Minuten benötigen, bis sie an der Schule eintraf. Doch bis die Beamten sie betreten würden, bliebe ihm noch mehr als genug Zeit, um sein Werk zu vollenden.
Zufrieden mit seiner Leistung faltete er das Blatt Papier und legte es zu all den anderen, für sein Vorhaben essentiellen Dokumenten.

Sein Blick fiel auf die Liste, die er ebenfalls angefertigt hatte.
Eine Auflistung all der Dinge, die er am wichtigsten Tag seines Lebens mit sich führen wollte. Auf Rohrbomben würde er verzichten müssen, es hätte viel zu viel Aufsehen erregt, die dafür benötigten Komponenten zu besorgen. Früher oder später wäre mit Bestimmtheit die Bullerei an seiner Türschwelle gestanden und hätte nach Antworten verlangt. Dieses Risiko wollte er nicht eingehen. Auch im Darknet kam er nicht so leicht an die notwendigen Bestandteile wie erhofft. Außerdem fehlte ihm das nötige Kleingeld, um eine ausgiebige Shoppingtour wie seine Vorbilder starten zu können. Von daher legte er seinen Fokus auf Schusswaffen und deren Munition.
Vor zwei Monaten war sein lang gehegter Traum endlich wahr geworden. Das erträumte AR-15, eine Symphonie aus Aluminium und Polymer, war an die angegebene Paketstation in Lansing geliefert worden.
Mit leuchtenden Augen, wie ein kleines Kind an Weihnachten, hatte er es mit zitternden Händen und mit größtmöglichen Sicherheitsvorkehrungen aus dem anonymen Fach geholt.
Endlich konnte er umsetzen, was er sich schon seit Jahren, Nacht für Nacht in den schönsten, blutroten Farben ausmalte.
Es würde ein Fest werden.
Eine glamouröse Aufführung, in der er die Puppen mithilfe dieser schlanken, schwarzen Schönheit zappeln ließ. Ihre Schreie würden die musikalische Untermalung liefern. Ihr tiefroter Lebenssaft den Hintergrund zeichnen und ihre leblosen Körper das Bühnenbild stellen. Er war der Dirigent, der Kapellmeister.
Diese letzte Aufführung würde sich einreihen in die Annalen der Geschichte. In die Ruhmeshalle der Märtyrer. Sein Name in einem Atemzug mit den ganz Großen. Robert, Eric, Dylan, Niklas und ihm – seiner Inspiration – er, der ihm die Kraft verlieh, all das zu tun: Anders Behring Breivik.

„Kai, kommst du zum Essen runter? Es gibt dein Lieblingsessen, Schnitzel."
Ohne jede Vorwarnung stand seine Mutter plötzlich im Türrahmen des Zimmers.
Die Klinke in der einen und sich mit der anderen Hand am Rahmen festhaltend, sah sie sich neugierig in seinem Zimmer um.
„Man, kannst du nicht anklopfen?! Das hier, ist MEIN Zimmer. Ich renn auch nicht einfach in euer Schlafzimmer!"

Seine Stimme klang schärfer als beabsichtigt, er musste sich zusammenreißen und durfte keinen Streit provozieren.
Von zuhause rauszufliegen konnte er sich schon rein aus finanzieller Sicht nicht leisten.
Außerdem musste er unbedingt darauf achten, seine Eltern nicht misstrauisch werden zu lassen. So kurz vor seinem Ziel, einen solch dummen Fehler zu begehen, konnte ihn nicht nur um den verdienten Ruhm, sondern auch seine Freiheit bringen.
Nicht auszudenken, was die Folgen wären, wenn er aufflog. Während sich Kai darum bemühte, möglichst gelassen zu bleiben, sah sich seine Erzeugerin weiterhin ungefragt in seinem Zimmer um.
Ihre flinken Augen erfassten mit schnellem Blick alles Wesentliche im Raum, nichts entging ihrem geschulten Mutterblick. Auch ihrer Nase nicht, die sie angewidert rümpfte.
„Ich habe mehrmals nach dir gerufen, da keine Reaktion kam, bin ich hochgekommen. Was machst du da?" Ihr forschender Blick lag auf dem Blatt Papier, welches vor ihm auf seinem Schreibtisch lag.
Die Auflistung des Equipments, das ihm helfen würde, Geschichte zu schreiben.
Würde er den Zettel jetzt umdrehen oder nervös verschwinden lassen, mit Sicherheit käme es einem Schuldeingeständnis gleich.
Jetzt hieß es, selbstsicher und überzeugend aufzutreten.
Bloß keinen Verdacht erregen.
Er brauchte umgehend eine plausible Erklärung, damit sie schnellstmöglich und ohne sich weiter Gedanken zu machen, verschwand.
„Ich spiele doch online dieses Spiel, zusammen mit anderen. Wir müssen uns einer anderen Gruppe stellen und ich habe so etwas wie eine Inventurliste erstellt, damit wir wissen, auf was wir zurückgreifen können. Ich komme gleich runter, ok? Aber lass mich das hier noch eben fertig machen." Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals, hoffentlich nahm sie ihm diese fadenscheinige Ausrede ab und schaffte ihren alten, faltigen Arsch wieder runter in die Küche, wo er hingehörte. Und tatsächlich, beschwichtigt durch seine Zusage sich nach Wochen endlich wieder mit an den Esstisch zu setzen, zeichnete sich ein ehrliches Lächeln in ihrem rundlichen Gesicht ab.
Kai atmete innerlich auf, doch noch war sie nicht verschwunden. „Ist noch was?"
Hoffentlich bemerkte sie das leichte Zittern in seiner Stimme nicht. Seine Mutter schien nachzudenken, die Sekunden zogen sich schier endlos. Unwillkürlich hielt Kai den Atem an. „Lüfte mal durch. Hier drin stinkt es, als ob jemand gestorben wäre."   

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, schloss sie die Tür hinter sich und ließ ihren Sohn im Halbdunkel seines Zimmers zurück.
Dieser ließ seine angestaute Anspannung mit einem tonlosen Seufzen entweichen, griff nach der verräterischen Liste und verstaute diese bei all den anderen Dingen, die niemand zu Gesicht bekommen durfte.
Mit wenigen Handgriffen schloss er die Schublade seines Schreibtisches ab und hing sich den Schlüssel, der an einer filigranen, silbernen Kette baumelte, wieder um den Hals.
Er trat widerstrebend zum Fenster um es, wie von seiner Mutter gewollt, zu öffnen.
Ließ die kalte Dezemberluft ungehindert in den stickigen Raum eindringen. Er durfte keinerlei Risiko eingehen, würde den braven Sohn mimen müssen. Dieses Opfer war er bereit zu liefern.
Es gab kein Zurück mehr.
Nur noch nach vorne.
Die Zukunft gehörte ihm.
Ihm allein.


6516 Wörter

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