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Kapitel 4


Lucy

13.02.24

Akkurat, als ob sie an einer imaginären Schnur aneinandergereiht worden wären, ruhten die geschälten Kartoffeln nebeneinander. Fünf.
Was war das gewesen? Ein Geräusch? Ein Hauch von Zweifel in der Stille.

Lucy griff nach der nächsten Knolle. Nochmal dieser Ton, welcher nicht zu der Leere in ihrem Kopf passen wollte.
Diesmal länger, drängender. Mitten in der Bewegung hielt sie inne. Hob den Kopf.
Langsam, als wäre die junge Frau mit den kupferblonden Haaren aus einem tiefen Schlaf erwacht. Fragend sah sie zu ihrer linken, rüber zum Flur. Die Tür, ja, es musste jemand an der Tür sein. Sorgsam, fast als ob sie ein rohes Ei in der Hand hätte, legte sie die Kartoffel ab. Das Messer daneben. Erneut dieses schrille Geräusch. Dieser Paketbote war wirklich hartnäckig. Was hatte Thomas denn dieses Mal wieder bestellt? Sie mussten sich endlich um eine Abstellgenehmigung kümmern. Was, wenn mal niemand zuhause war? Ständig dieses Hinterhergefahre, eine unsinnige Verschwendung von Zeit.

An der Wohnungstür angekommen, konnte Lucy durch den Spion erkennen, wer vor ihrem Türblatt stand. Sonja. Sie wirkte gehetzt, die weißblonden Haare standen ihr wirr vom Kopf ab. Gerade als sich ihre Freundin ihr Handy ans Ohr halten wollte, öffnete Lucy ihre Tür.

„Sonja, was ist denn nur? Ist was passiert? Warum bist du hier?" Die gefärbte Blondine ließ langsam ihr Telefon sinken. Sah ihr Gegenüber mit fragendem, ungläubigem Blick an und schien nicht recht zu wissen, was sie antworten sollte. „Lucy? Geht es dir gut?"
Ihre Augen tasteten forschend die Frau vor sich ab. „Lass uns reingehen, uns an den Tisch setzen."

 
Sonja hatte zuhause alles stehen und liegen lassen, sofort im Autohaus Bescheid gegeben, dass sie heute nicht zur Arbeit erscheinen würde. Man kannte sich, natürlich gab ihr Vorgesetzter ihr in Anbetracht dessen, was passiert war, frei. Solange es nötig war.
Schon vorhin am Telefon hatte ihre Freundin so merkwürdig geklungen. Jetzt verstand Sonja. Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitz. Der Schock in Lucys Augen, die Unfähigkeit, das Geschehene zu erfassen. Als ob ihr nicht ganz klar war, was die schockierenden Nachrichten bedeuteten.

Während Lucy ihr den Rücken zudrehte und die Wasserflasche aufschraubte, angelte ihre Freundin nach deren Handy. Tippte den erforderlichen PIN ein und stellte es auf lautlos. Noch in der gleichen Handbewegung ließ sie das Gerät in ihrer Jackentasche verschwinden.
Lucy war noch immer mit den Getränken beschäftigt. Sonjas Blick landete auf den fein säuberlich von ihren Schalen befreiten Kartoffeln, dem Topf auf der Herdplatte und den anderen Zutaten, die bereitlagen, um verarbeitet zu werden. Thomas. Hoffentlich würde er heute Abend hier mit seiner Verlobten am Tisch sitzen.
Oh bitte lieber Gott, lass ihn hier sein! Wenn schon nicht heute Abend, dann wenigstens bald. Oh, bitte, mach dass ihm nichts passiert ist, bitte!

„Lucy? Hast du heute schon die Nachrichten gehört?" Vorsichtig versuchte, sich Sonja an die unvermeidliche Frage heranzutasten.
„Natürlich, vorhin erst. Wenn du diesen Schusswechsel meinst, ich glaube die haben sich da verschrieben. Sowas passiert hier nicht."
Die Hellblonde ließ sich nicht beirren. Sie würde nicht hier sitzen und warten, bis die Polizei vor der Tür stand.
Nein, auch Lucy musste Gewissheit haben.
„Lucy, tu' mir einen Gefallen. Zieh dich an, wir fahren zu Thomas' Schule. Komm schon, diskutieren kannst du auf der Fahrt." Noch mitten im Satz stand Sonja auf. Als sich ihre Freundin nicht in Bewegung setzen wollte, verlieh sie ihrem Vorhaben mit einer Kopfbewegung zur Tür Nachdruck.
„Mach einmal, was ich dir sage, bitte. Komm schon!"
„Aber das Paket, die Post macht bald zu. Ich muss noch das Essen fertig machen, ich ..."
Sonja, ließ keine weiteren Ausreden zu, schaltete mit einer schnellen Handbewegung den Herd aus und zog den Topf von der heißen Platte. „Dann nimm das Paket mit, verdammt. Aber komm jetzt!"

Sonja wusste, das Paket würde heute kein Versandzentrum mehr zu Gesicht bekommen. Kein Aufkleber würde ihm einen Zielort zuweisen.
Ein dumpfes Gefühl sagte ihr, das etwas nicht in Ordnung war. Etwas Schlimmes war passiert, nur wenige Kilometer von ihnen entfernt.
Wie ein Heer von Millionen Ameisen kribbelte ihr diese Erkenntnis mehr und mehr ins Bewusstsein. Sie mussten zur Schule. Jetzt.

Blaulicht überall. Leiterwagen der Feuerwehr, Polizeiautos in sämtlichen Varianten und mit den verschiedensten Kennzeichen. Unzählige Krankenwagen versperrten die Sicht auf das sich dahinter verbergenden Schulgebäude. Was war hier passiert?

Lucy sah mit großen Augen durch die Seitenscheibe des Nissans, der von ihrer Freundin in eine der Nebenstraßen gelenkt wurde.
Alle Fahrzeuge standen kreuz und quer, uniformierte Personen liefen wild durcheinander. Mittendrin Frauen und Männer in Hosenanzügen, Mikrofone in der einen und Handys in der anderen Hand. Ernste Gesichter, egal wo man hinsah.

Sonja fand keinen Platz, wo sie ihr Auto hätte abstellen können. Jeder Zentimeter der Seitenstraßen war zugeparkt worden.
Erneut liefen ohne jede Rücksichtnahme Personen über die Fahrbahn. Lucy fing den Blick einer Frau auf. Vom Weinen rotgeränderte Augen sahen ihr leer entgegen. Durch sie hindurch. Sie wurde mehr geschoben, als dass sie von selbst ging. Stolpernd hielt sie sich die etwa vierzigjährige an dem Mann neben ihr fest. Wie an einem Felsen, kurz bevor sie von der nächsten Welle überspült werden würde. Eine Welle, die sie wegtrug. Weit raus, in ein dunkles, tiefes Meer. Kalt und stürmisch, unerbittlich und leer.

Lucys Haare fingen die Sonnenstrahlen ein, warfen sie mit einem glitzern zurück.
Ein letztes leuchten.
Sonja bog ums nächste Hauseck. Die wärmenden Strahlen wurden jäh von Stein und Schindeln unterbrochen. Ihre kupferroten Haare funkelten nicht mehr, Schatten lag über dem kleinen, leuchtend roten Kleinwagen, nahmen ihnen den Glanz.

Lucy fröstelte, wollte das behütende Auto nicht verlassen. Wie eine schützende Hülle sperrte es die Außenwelt aus. Ließen sie unwirklich und fern wirken, hielten den Glauben an einen Irrtum am Leben. Lucy sah zu der Person, die neben ihrem Fenster stand und augenscheinlich wartete.
Ihre Freundin. Sie wollte, dass sie ausstieg. Aber Lucy war noch nicht bereit.

'Nur einen Moment Sonja, nur noch einen kurzen Moment. Lass mich noch einen winzigen Augenblick lang glauben, dass das alles hier ein böser Traum ist. Nur zwei oder drei Minuten. Ich will da nicht raus. Bitte lass mich hier sitzen.'

Doch ihre Freundin drängte zum Aufbruch, sah sie unmissverständlich durch die Fensterscheibe hindurch an.
Lucy schloss die Augen, genoss die Dunkelheit. Das trügerische Gefühl, sich damit der Realität entziehen zu können.
Atmete tief ein und tastete mit zitternden Fingern nach dem Türgriff.

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