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Epilog

LANSINGER TAGBLATT

Zwei Monate nach dem Amoklauf in Rossitz und Lansing

Was seit dem Schulmassaker anders ist

27. April 2024

20 Menschen tötete der Schütze an der Rossitzer Albertus-Magnus Realschule, bevor er mithilfe eines Fluchtautos nach Lansing floh und dort zwei weitere Personen tötete. Weitere Unbeteiligte zum Teil schwer verletzte, ehe er sich selbst richtete. Nur etwa eine Stunde dauerte der Amoklauf, doch die Bluttat vor fast genau zwei Monaten wirkt bis heute nach.

Was hat sich seitdem verändert: an den Schulen, im Waffenrecht und in der Diskussion um sogenannte Killerspiele? Wie leben die Hinterbliebenen weiter und wie leben die Eltern des Täters mit der Schuld? Ein Überblick.

Dass ein junger Mensch schwerbewaffnet in eine Schule marschiert und um sich schießt - bis zum 13.02.2024 im beschaulichen Rossitz undenkbar. Derartige Amokläufe kannte man nur aus den Medien.
Doch an jenem Dienstagvormittag, kurz vor der großen Pause, betritt Kai K. die Rossitzer Albertus-Magnus Realschule.
Der 24-Jährige Ex-Schüler hat einen Rucksack und eine Sporttasche bei sich, darin: eine schusssichere Weste, Handschuhe und ein kleines Waffenarsenal. Auf der Jungentoilette wechselt er seine Kleidung, wird dabei von einem 13-Jährigen Schüler gestört und begeht seinen ersten Mord. Anschließend geht er los - bewaffnet mit einer Pistole, dem gestohlenen Revolver seines Vaters und einem Maschinengewehr.
19 Menschen - 14 Schüler, 4 Lehrer und ein Passant - sterben in den darauffolgenden 20 Minuten durch die Hand des jungen Erwachsenen.
Kurz darauf flieht er in einem gestohlenen Auto, die Insassen lässt er gehen.
In Lansing kommt es anschließend zu einem Schusswechsel mit der Polizei, bei dem er angeschossen wird. Zwei weitere Unschuldige werden von Kai K. getötet, am Ende richtet sich der Schütze selbst.

Die Bluttat schockiert ganz Deutschland. Der Treppenaufgang zur Albertus-Magnus Realschule verschwindet in den Tagen danach unter einem Blumenteppich. Bundesweit wird in allen Schulen eine Gedenkminute abgehalten.

Doch in die Trauer drängen sich Fragen: Was treibt einen jungen Menschen zu einer solchen Wahnsinnstat? Ist Mobbing möglicherweise ein Motiv? Wurde der 24-Jährige nach seinem Abschluss an der Schule mit seinen Problemen alleingelassen? Wie kann es sein, dass ein junger Mensch so leicht und legal an Waffen kommt?
Sind Ego-Shooter-Computerspiele, die Kai K. exzessiv nutzte, möglicherweise mitverantwortlich für seinen Gewaltausbruch?
Und nicht zuletzt: Müssen Schulen vor dem Hintergrund einer solchen Bluttat besser geschützt werden?
Auch 8 Wochen danach sind nicht alle diese Fragen ausreichend beantwortet: Was sich nach dem Amoklauf Rossitz und Lansing getan hat und wie es den Hinterbliebenen geht - ein Überblick.

Die Killerspiel-Debatte
Ego-Shooter sind bereits nach der Bluttat von Erfurt hierzulande in die Kritik geraten: Bei Computerspielen wie Counter-Strike ist der Spieler agierender Protagonist und muss sich durch eine dreidimensionale Welt schießen.
Gegner sind computergesteuerte Akteure oder - bei Online-Games - andere Spieler. Bereits nach dem Massaker an der Columbine High School 1999 in den USA waren Ego-Shooter in Verruf geraten. Die beiden Schüler, die dort das Attentat verübten, sollen wie Kai K. das Töten zunächst virtuell geübt haben.
Auch wenn es nur theoretische Überlegungen zum Zusammenhang von gewalthaltigen Computerspielen und Amokläufen gibt: Einhellige Expertenmeinung ist laut Iris Mühlbauer von der Universität Behrensburg, dass kein Teenager allein aufgrund der Nutzung von Ego-Shootern zum Mörder wird. Bei dieser Entwicklung spielten vor allem andere Faktoren eine Rolle. Die Computerspiele würden von Gewalttätern vielmehr gezielt zur Vorbereitung genutzt werden, sagt die Sozialwissenschaftlerin, das zeige auch der Fall des norwegischen Attentäters Anders Behring Breivik.
In Studien konnte demnach festgestellt werden, dass die Mehrheit der Jugendlichen gewalthaltige Computerspiele aus ganz anderen Gründen nutzt. Die zumeist männlichen Teenager suchen Spannung und Aufregung. Daneben spielen soziale Motive eine Rolle: Man will in der Clique mitreden und mithalten können. Auch zur Emotionsregulierung werden die Ego-Shooter eingesetzt. Die Jugendlichen versprechen sich Mühlbauer zufolge eine „Katharsis-Wirkung" - sie spielen, um sich abzuregen und zu entspannen. Experimentalstudien hätten jedoch gezeigt, dass sich aber das Erregungsniveau der Spieler tatsächlich erst einmal erhöhe. Während dieses Forschungsergebnis unstrittig scheint, wird die Frage, ob der intensive Konsum von gewalthaltigen Computerspielen langfristig zu vermehrt gewalttätigen Verhaltensweisen führt, weiterhin kontrovers diskutiert.

Wie leben seine Opfer mit dem Erlebten?
Vergessen werden die Zeugen das Geschehene wohl nie.
Doch zwei Monate nach der Bluttat an der Rossitzer Realschule fangen die meisten Überlebenden an zu lernen, mit den schrecklichen Erinnerungen umzugehen. Sechs Augenzeugen der Tat befinden sich momentan in Therapie.
Das Ereignis kam einer gesellschaftlichen Katastrophe gleich und traumatisierte nicht nur die Schüler, Lehrer, Einsatzkräfte und Reporter, die unmittelbar Zeuge des Amoklaufs geworden waren. Es wirkte sich Dominoeffekt-ähnlich auch auf die indirekt betroffenen Angehörigen, Freunde und Kollegen sowie die gesamte Gemeinschaft in Rossitz und Lansing belastend aus.
In den Tagen nach der Tat suchten viele Menschen Zuflucht in den Kirchen der Gegend oder den Austausch mit ebenfalls Betroffenen, während andere es bevorzugten, sich zurückzuziehen oder die Geschehnisse zu verdrängen. Die Trauer- und Traumabewältigung wurde durch aufdringliche Sensationsjournalisten, Katastrophentouristen und Drohungen von Trittbrettfahrern erschwert.

Welche Schuld trifft die Eltern des Amokläufers?
In der Folgezeit waren sie massiver Kritik sowie zahlreichen Schuldzuweisungen und Anfeindungen der Öffentlichkeit ausgesetzt. Ihnen wurden unter anderem mangelnde elterliche Fürsorge und das Übersehen von Warnsignalen vorgeworfen.
Laut einem Umfrageergebnis glaubten 83 Prozent der befragten Bürger, dass die Eltern eine Mitschuld treffe.
Wider der Erwartung vieler, stammte der Täter nicht aus zerrütteten Familienverhältnissen. Freunde und Bekannte der Familie beschrieben Richard und Erika K. als aufmerksame, besorgte und engagierte Eltern, die auf Fehlverhalten ihres Sohnes mit üblichen Erziehungsmaßnahmen wie Hausarrest oder der Einschränkung von Privilegien reagiert hätten.
Und trotzdem bleibt ein fader Beigeschmack. Denn der Revolver, mithilfe dessen sich Kai K. das Leben nahm, stammte aus der Sammlung des Vaters.
Ob dieser rechtlich belangt werden würde, stand zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch nicht abschließend fest.

Wie steht es um die Sicherheit an unseren Schulen?
In deutschen Bildungseinrichtungen liegen spätestens seit der Bluttat von Erfurt im Jahre 2001 in jeder Schule „dicke Notfallordner", so ein Mitarbeiter des Bildungsministeriums, der minutiöse Handlungsanweisungen gibt: Welche Stellen müssen kontaktiert werden? Wie werden Lehrer und gegebenenfalls Schüler über die Gefahrensituation informiert? Welche Türen müssen geschlossen werden?
Für die Umsetzung sind festgelegte Notfallteams, bestehend aus dem Schulleiter und ausgewählten Lehrern, zuständig. Noch gibt es jedoch nicht in jeder deutschen Schule ein technisches Alarmsystem - und auch in einzelnen Bundesländern besteht noch Handlungsbedarf.

So sind nach einer Umfrage viele Schulen in Deutschland noch immer nicht ausreichend auf Taten wie in Erfurt, Winnenden oder Rossitz vorbereitet.
Lücken gebe es vor allem bei der Einrichtung von Krisenteams, der technischen Ausstattung der Schulen - wie etwa Lautsprechersystemen für Notfalldurchsagen - und Notfallplänen, berichtet ein großer Privatsender.
Dabei besteht durchaus dringender Bedarf: Allein 170-mal habe es nach Angaben der Innenministerien im vergangenen Jahr Amokalarm an Schulen in Norddeutschland gegeben - also fast an jedem Schultag.

Was trieb den Täter an?
Polizeisprecher Hauser sprach in einem Interview über mögliche Motive und die Psychologie des Amokläufers von Rossitz: „Er verwaltete durch seine Aufzeichnungen im Bewusstsein dessen, was passieren würde, schon vor seinem Tod sein Erbe - das eigene Bild, wie er es später medial rekonstruiert sehen wollte. Dass seine Tagebücher von der Polizei gefunden wurden und er kurz vor der Tat ein Video online stellte, tat ein Übriges, um ihn weltweit bekannt zu machen."
Laut dem Journalisten J. Gänser hätte sich Kai K. seine Tat in dessen Aufzeichnungen in einer Art literarischen Fantasie ausgemalt.
Es werde deutlich, wie er sich immer mehr an seinen eigenen Fantasien berauschte, wie er Hass und Aggression geradezu aufsaugte und wie er seine eigenen Texte als Verheißung des ultimativen und dann realen Kicks nahm. Das Monströse seiner Tat und seiner Vorstellungen stehe im auffallenden Gegensatz zu seinen alltäglichen, gewöhnlichen Lebenszeugnissen und man erahne, dass dieser junge Mann kein Monster, sondern überraschend normal gewesen sei. „Kai K. war nicht zum Töten bestimmt. Aber sein Selbsthass hat sich nicht in einem Vakuum entwickelt."

Kai K. schrieb in seinen Tagebüchern darüber, sich ausgegrenzt und nicht akzeptiert zu fühlen sowie über sein mangelndes Selbstwertgefühl. Umso näher das Datum des geplanten Amoklaufs rückte, umso häufiger überwogen demnach Wut, Verachtung, Hass und Mordgedanken, die er darin zum Ausdruck brachte.
Er habe Gott spielen wollen, zielte darauf ab, andere zu dominieren sowie über Leben und Tod zu entscheiden.
Sein Zerstörungswille sei durch seine eigene Ideologie motiviert gewesen. Er habe die Werte der Zivilisation verachtet und davon geträumt, die in seinen Augen untaugliche Menschheit auszulöschen.
Es sei daher kein Zufall gewesen, dass er am Tattag eine Art Manifest als Videobotschaft zurückließ, sondern seine Botschaft an die Welt.
Seine Motivation sei zwar nicht ganz eindeutig, vermutlich sei die Tat für ihn jedoch ein Ventil für seine Wut und ein Ausweg aus seinem Leid gewesen.

ENDE

21.292 Wörter

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