Kapitel 7
Aspen
Die Mondgöttin wollte mich wohl verarschen, schon die ganze Zeit hatte ich gespürt, dass meine Luna anwesend war, aber das was ich jetzt sah das war doch nicht wahr. Unsicher starrten mich diese sturmgrauen Augen an und schienen so verletzlich zu sein. Der kleine Straßenköter? Der Omega?
Das war jetzt nicht wahr oder? Wütend trat auf ihn zu, sofort wandte er sich ab und flüchtete nach draußen, aber er würde mir nicht entkommen. Die anderen bekamen zum Glück davon nichts mit. Draußen hatte ich ihn schnell eingeholt und packte ihn am Kragen.
„Was glaubst du was du bist um davon zu laufen?" knurrte ich düster und er sah mich völlig verängstigt an, er hatte wirklich Angst vor mir und die sollte er auch haben. Ich wollte ihn nicht. Sowas wie er würde niemals meine Luna, das konnte er mal gleich vergessen. Wo käme ich denn da hin, einen solchen Schwächling an meine Seite zu stellen?
Wenn er ein Mädchen wäre könnte er so schön sein, mit dem aschblonden Haar und den grauen Augen die mich gerade so verunsicherten ansehen und in denen nur eine Frage zu brennen schien, aber er war ein Kerl. Und das war was mich störte. Ich wollte eine Gefährtin, es hatte schon seit Ewigkeiten keine Männlichen Gefährten bei Alphas gegeben, sowas bekam normalerweise einer der unteren Ränge ab, aber ich musste das jetzt abbekommen.
Diese Mondgöttin hatte sich damit doch hoffentlich nur einen Spaß erlaubt oder? Dieses komische Gefühl würde doch wieder verschwinden und ich könnte mich in eines der Mädchen verlieben oder?
Zitternd hatte sich dieses Häufchen Elend in meinen Händen zusammen gekrampft. Leise wimmerte er und sah mich traurig an „Du wirst mich nicht akzeptieren oder?" Ich starrte ihn an, er hatte mich das gerade nicht wirklich gefragt oder? Für einen Moment herrschte Stille, dann ließ ich ihn zu Boden fallen. „Dich würde niemand akzeptieren nicht mal wenn sein Leben davon abhängen würde." rief ich wütend und spuckte auf ihn herab. Er rollte sich wimmernd zu einer Kugel und blieb im Schnee liegen.
Ein Stich fuhr mir durch die Brust und ich hielt kurz inne, warum tat das so verdammt weh? Warum? War ich krank geworden, warum hatte ich diesen Schmerz in der Brust, doch nicht etwa gegen diesem etwas? Ich zeigte nichts und sah auf ihn herab.
Er schwächte mich, mich, einen Alpha. Was erlaubte er sich dabei? Wut tobte in mir ich packte ihn am Kragen „Ich werde dich nie akzeptieren, sie zu das du Land gewinnst. Wenn ich dich morgen noch auf unserem Territorium finde bringe ich dich um."
Er antworte nicht und sah verängstigt zu Boden. Mit Wucht warf ich ihn gegen die Hauswand an der er einfach abprallte und zu Boden sank. „Ob du mich verstanden hast." knurrte ich tiefkehlig und starrte auf ihn herunter.
Schniefend nickte er, hustend schien er erst zu Amten kommen zu müssen und verwandelte sich in seine Wolfsform, ein schmächtiges Vieh mit verfilztem Fell und voller Krusten am Körper. Sein Hinterlauf hingte schwer und er lief kaum normal. Er war der letzte Abschaum, eilig hetzte er in den Wald und ich spürte wie der Schmerz in meine Brust wuchs mit jedem Meter den er sich von mir entfernte.
Ich schnupperte in die kalte Nacht und nahm die warme und angenehme Duftspur wahr die er hinterließ als er im Wald verschwand. Meine Wut wich langsam der Verwirrung und ich stand einfach da und starrte in den Wald. An den Fleck wo er verschwunden war.
Hatte ich das richtige getan? Würde er das überhaupt überleben, wenn er jetzt allein durch den Wald zog? Halt, stopp. Das war nicht mein Problem. Er bedeutete mir nichts, ich würde schon eine Luna finden. Die Mondgöttin hatte sich sicher geirrt und morgen wenn er nicht mehr in meinem Revier war würde alles besser werden. Ich würde den Kopf frei bekommen und unser starkes Rudel war diesen Schwächling los, ich war ihn los.
Aber warum fühlte sich das gerade nicht so gut an wie ich gehofft hatte? Warum zog sich mein Herz zusammen bei dem Gedanken ihn nie wieder zu sehen?
Eine halbe Ewigkeit stand ich einfach da, der Schnee fiel und verwischte die Spuren des Omega, auch sein Duft verschwand. Auf meiner Jacke hatte sich eine dünne Schneeschicht gebildet und auch meine schwarzen Haare trugen eine kleine Schneekrone.
Ein Lachen riss mich aus meinen Gedanken, ich wandte den Kopf und sah Forest. Ich sah ihn an als hätte ich einen Geist gesehen. Er starrte mich an „Eh Bro, was ist denn mit dir los?" fragte er fast besorgt und musterte mich dann. „Wie lang stehst du schon hier und vor allem warum? Ich hab dich ne Ewigkeit gesucht." meinte er und legte den Kopf schief. Ich fand erstmal keine Worte und musste mich erstmal sammeln.
Zitternd meinte ich dann „Ich glaube ich habe gerade einen Fehler gemacht Forest." Ich wusste nicht wie ich das sagen sollte, ich empfand doch nichts. Warum machte ich mir dann Sorgen? Weil er zu meinem Rudel gehört hatte? Nein, das fühlte sich anders an. Ich war einfach extrem verwirrt.
Plötzlich kam eine ziemlich aufgelöste Maila um die Ecke gehetzt und direkt auf mich zu. „Was hast du getan Aspen?" heulte sie und sah mich bitter an. Forest sah sie verwirrt an und Maila meinte dann „Mein Link zu Taro ist zerbrochen. Aspen was hast du getan? Was hast du meinem Jungen angetan?" schrie sie mich an. Auch wenn sie nur knapp 4 Jahre älter war als ich, hatte sie sich wohl wirklich wie eine Mutter von Taro gefühlt. Und ich hatte ihn ihr genommen. Aber noch etwas verwirrte mich, warum spürte ich einen Funken Eifersucht als sie von ihrem Taro sprach. Warum Eifersucht, ich wollte nichts von ihm. Ein Stich durchbohrte mein Herz. Dieser Gedanke tat weh, wieso? Ich schaffte es einfach nicht irgendwas zu sagen sondern setzte mich in den Schnee.
„Was zur Hölle mach ich hier eigentlich?" fragte ich in die sternenklare und eiskalte Nacht hinaus.
Sie war viel zu kalt für einen alleinumherziehenden Omega, ich hatte sein Todesurteil unterschrieben und wenn er starb was es allein meine Schuld. Ich sah zu Maila, „Ich habe ihn verbannt, ich habe meinen Gefährten verbannt."
Forest klappte die Kieferlade runter und er starrte mich leicht fassungslos an „Du hast WAS?!" fragte er mich geistesgegenwärtig und sah dann zu Maila, die schluchzend zu Boden sank. Sie war völlig fertig. Aber nur für ein paar Minuten, dann schien sie sich gesammelt zu haben und stand auf. Sie wischte sich die letzte Träne weg und stapfte Richtung Wald.
„Was hast du vor?" fragte ich unsicher und sah ihr nach. Sie wandte mir den Kopf zu und meinte wütend „Ich gehe ihn suchen, dich scheint es ja nicht zu kümmern wenn dein Gefährte da draußen erfriert." Wow, die war wütend. Forest hob nur leicht die Schultern und schien ziemlich ratlos.
„Maila, das hat jetzt gar keinen Sinn." rief ich ihn nach und sie warf mir einen bitteren Blick zu. „Wenn er da draußen irgendwo liegt und erfriert ist das deine Schuld. Wenn ich ihn nicht finde hat er keine Chance." Knurrte sie und verwandelte sich in einem lockeren Sprung. Die schneeweiße Wölfin verschwand sofort im weißen Hintergrund, es fiel immer noch Schnee und es würde wohl auch nicht aufhören. Vorhin war es noch Sternenklar und jetzt fiel Schnee, dieses Wetter ist unberechenbar.
Ich sah zu Forest, der jetzt mit überkreuzten Armen da stand. Er schien sich auch endlich gesammelt zu haben und zu wissen was er sagen wollte „Einen Fehler hast du es genannt?" harkte er nach und wartete gar nicht auf eine Antwort „Mann, Aspen hast du sie eigentlich noch alle? Du kannst deinen Gefährten doch nicht zum Teufel jagen?" Er zog mich auf die Füße. „Das war vielleicht der größte Fehler in deinem verdammten Leben, klar ist es vielleicht nicht gerade das was du wolltest, aber verdammt Aspen. Wenn die Götter sagen ihr gehört zusammen, dann ist das so. Was hattest du denn vor? Dachtest du morgen würdest du aufwachen und das war nur ein schlechter Traum? Gott Aspen." Forest tigerte vor mir rum und ich blaffte ihn an „Was soll ich denn machen?"
Forest sah mich an und knurrte bitter „Jetzt geh zur Hölle und hilf Maila, deinen Gefährten zu finden. Ich rufe die anderen zusammen. Hoffentlich ist er noch nicht so weit gekommen. Aspen du kannst manchmal echt der größte Vollidiot sein, denn ich kenne."
Ich nickte bitter und verwandelte mich, hastig eilte ich der Spur von Maila nach, die hatte ein ordentliches Tempo vorgelegt und zu Grenze vor gehetzt. Ich holte sie nur schwer ein. Und wir suchten bis in die Morgenstunden an der Grenze entlang und die Gebiete dahinter. Auch die anderen halfen uns unser Gebiet zu durchkämmen. Vielleicht hatte er es gar nicht so weit geschafft, aber er blieb verschwunden und die Schuldgefühle bissen mich die gesamte Zeit.
Wie konnte ich nur so egoistisch sein, nur weil ich stark sein wollte hatte ich ihn weggeschickt. Und gerade er hatte ein Rudel nötig. Seufzend blieb ich stehen, ich musste ihn finden bevor es zu spät war. Aber jetzt mussten wir erst mal Pause machen. Die Kälte setzte auch langsam mir zu, wie musste es da erst ihm gehen?
Wo war er? Wo war mein Taro?
Wenn ich ihn überhaupt so nennen dürfte, er gehörte mir nicht. Ich hatte ihn verstoßen, davon gejagt. Mit etwas Glück würde er mir vielleicht verzeihen, vielleicht zurückkommen.
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