Kapitel 4
Nervös trete ich von einem auf das andere Bein und warte darauf das mir Arian oder sein Vater die Türe aufmachen. Aufgeregt fummel ich dabei an dem Saum von meinem Oberteil herum. Obwohl ich angestrengt versucht habe eine Ausrede zu finden, um nicht mit ihm lernen zu müssen, fiel mir letztendlich nichts gescheites ein. Zudem würde Jake sich wundern wenn ich plötzlich Abstand zu seinem Besten Freund halte, mit dem ich eigentlich immer gut zurecht kam.
Vielleicht zu gut...
Als ich mich ungeduldig in der Gegend umsehe schleicht sich eine unangenehme Gänsehaut auf meinen Rücken. Diesen Ortsteil von Stroke meide ich bewusst, denn in diesem Viertel leben Leute mit denen ich kein Kontakt haben möchte. Entweder dealen sie mit Drogen, laufen ständig mit geladener Waffe umher oder führen irgendwelche anderen Geschäfte von denen ich lieber nichts wissen möchte. Die Polizei hat schon lange aufgegeben hier nach dem Rechten zu sehen, sie halten sich möglichst aus allem raus. Weshalb dieser Teil von Stroke nicht umsonst, der vergessene Pfad genannt wird.
Deshalb habe ich auch entschieden heute nicht mein teures Cabrio zu nehmen, sondern den alten Jeep Cherokee den mein Vater mir damals zum Sechzehnten Geburtstag geschenkt hat. Er hat einige Beulen, der rote Lack ist zerkratzt und er sieht definitiv nach Gebrauchtwagen aus... Aber wenigstens fährt er noch und war mir immer ein treuer Gefährte.
Nachdem auch nach ein paar Minuten niemand die Türe öffnet, macht sich die Hoffnung in mir breit das Arian vielleicht nicht Zuhause ist und ich dem heutigen Abend doch entgehen kann.
Leider werden meine euphorischen Gedanken schnell zunichte gemacht, als doch jemand die Türe öffnet.
Ein dunkles Augenpaar funkelt mir sogleich entgegen, als ich meinen Blick hebe. Als ich ihn für einen kurzen Moment mustere, muss ich zu meinem Bedauern feststellen das er kein Tshirt trägt. Seine Brustmuskeln sind gut definiert, obwohl er eine eher dünne Figur hat, er hat muskulöse Arme und überall auf seinem Körper stechen irgendwelche düsteren Tattoos hervor. Ich kann nicht leugnen das er verdammt gut aussieht, leider weiß er das aber zu gut...
,,Siehst hübsch aus." begrüßt er mich, als er meinen Blick erwidert. Sogleich zeichnet sich ein lüsterner Ausdruck auf seinem Gesicht wieder und lässt mich wie automatisch die Augen verdrehen.
Wiedermal wird mir bewusst das ich in diesem Moment wahrscheinlich einen großen Fehler begehe... Aber entkommen kann ich den Klauen von meinem Gegenüber, schon lange nicht mehr.
,,Ich bin nur hier um mit dir bei den Mathe Hausaufgaben zu helfen. Also lass es uns schnell hinter uns bringen..." erwidere ich mit deutlich genervten Unterton, was ihn natürlich nicht beeindruckt.
Dennoch versuche ich standhaft zu bleiben, denn ich muss an meinem Plan, ihm die kalte Schulter zu zeigen, festhalten. ,,Ich hatte noch nie was gegen einen Quickie, also von mir aus." er schmunzelt, zwinkert mir zu und macht schließlich Platz damit ich an ihm vorbei gehen kann.
Ich ignoriere ihn gekonnt und steuere direkt auf das Wohnzimmer zu. Doch bevor ich die Türschwelle zu dem spärlich eingerichteten Zimmer übertreten kann, hält er mich mit einem Räuspern auf ,,Wir gehen in mein Zimmer, Arthur will seine Ruhe haben" sagt er, lässt mich dabei innerlich aufschreien. Als ich daraufhin seinen Vater, betrunken, in dem abgeranzten Sessel schlafen sehe, seufze ich. Überall um ihn herum stehen irgendwelche Bierflaschen. ,,Er sollte sich echt Hilfe holen..." murmel ich, eher zu mir selber doch Arian fängt hinter mir plötzlich lauthals an zu lachen als hätte ich einen urkomischen Witz erzählt. ,,Ja klar dem alten Sack kann keiner mehr helfen, der schaufelt sich sein Grab selber." das er kein gutes Verhältnis zu seinen Eltern pflegt ist nicht neu, doch ich muss gestehen das es mir irgendwie Leid tut.
Vielleicht ist er deshalb so abgestumpft und kalt geworden. Jedes Kind braucht die Liebe seiner Eltern, ganz gleich wie alt es ist... ,,Also bist du jetzt hier um den Alki zu begaffen oder gehen wir hoch?" seine direkte Art macht mich wahnsinnig, am liebsten würde ich ihm einige Takte erzählen, aber ich muss mich zusammen reißen und darf nicht auf seine provokanten Worte eingehen, denn ich weiß das dieser Kerl das als Aufforderung ansieht um eine Diskussion zu starten. Und das würde definitiv nicht gut enden... höchstens in seinem Bett.
Zumindest war das vor einigen Wochen noch so. Oh Gott, ich darf gar nicht erst dran denken.
In seinem Zimmer angekommen wirft er sich lässig auf sein Bett, greift nach dem Joint der in einem Aschenbecher auf dem Nachttisch liegt und zündet diesen an. An seiner Einrichtung hat sich nicht viel geändert, lediglich ein neues Poster von Led Zeppelin hängt an der Wand die grau gestrichen ist und das tristlose in diesem Raum somit unterstreicht. Generell ist das gesamte Haus in einem erbärmlichen Zustand und passt perfekt in diese gefährliche Gegend. Wenn meine Eltern wüssten das ich mich hier herum treibe, und nicht wie abgesprochen bei Patty bin, würden sie mich eigenhändig abholen und wochenlang Zuhause einsperren.
Aber wer kann es ihnen verübeln? Sie sorgen sich bloß um mein Wohlbefinden.
,,Also..." ich lasse meine Handtasche auf den Boden sinken und verschränke entschlossen die Arme vor der Brust ,,Wo sind deine Schulsachen? Wir fangen am besten direkt an, damit wir schnell fertig werden."
Er macht sich nicht die Mühe aufzustehen und fängt an zu grinsen. Dieses dämliche, typische Grinsen das sooft auf seinen Lippen liegt ...Es macht mich wahnsinnig. Alles an ihm macht mich verrückt. Er ist unausstehlich...
,,Wie wäre es wenn wir uns erstmal was entspannen?" kurz deutet er auf den Joint in seiner Hand, reicht ihn mir daraufhin und wackelt erwartungsvoll mit seinen Augenbrauen. ,,Ich habe dafür jetzt keinen Kopf Arian! Ich habe Jake versprochen das ich..." bevor ich zuende sprechen kann, fährt er mir dazwischen in dem er aufgebracht mit der Zunge schnalzt. ,,Macht es dir Spaß mich zu ärgern? In dem du ihn ständig ansprichst?" sein Gesichtsausdruck wechselt von amüsiert zu genervt.
Mittlerweile kenne ich ihn ziemlich gut, aber seine stetig wechselnden Emotionen schaffen mich. ,,Wir hatten das Thema gestern schon, lassen wir es einfach dabei sein in Ordnung?" stelle ich die rhetorische Frage, auf die er natürlich nicht eingehen will. ,,Du kennst meine Antwort darauf bereits, denkst du ich habe gelogen als ich dir meine Gefühle gebeichtet habe?" verärgert ziehen sich seine Augenbrauen zusammen, vermutlich weil er davon ausgeht das ich ihn nicht ernst nehme. ,,Arian..." beginne ich erneut, diesesmal mit ruhiger Tonlage ,,Bitte hol jetzt einfach deine Hausaufgaben raus, ich möchte pünktlich wieder Zuhause sein."
,,Damit du den Abend mit Jake verbringen kannst nicht wahr?" seine dunklen Augen wirken für einen Moment wieder verletzlich und doch auch kalt. ,,Das geht dich eigentlich nichts an, aber Nein... Ich bin mit Patty zum telefonieren verabredet." erwidere ich kühl. Er seufzt ,,Ah diese kleine Schlampe, sie wickelt dich genauso gut um ihre Finger wie sie es bei Johnny tut." empört sehe ich ihn an, das er Jake mittlerweile verachtet ist irgendwie verständlich und auch auf meinen Mist gewachsen. Aber Patty ist meine Beste Freundin seit dem ich laufen gelernt habe, niemand sollte wagen sie zu beleidigen oder schlecht über sie zu reden. Hierbei hört der Spaß auf. Bevor ich etwas erwidern kann, beginnt er zu schmunzeln und richtet sich auf seinem Bett ein wenig auf. ,,Weißt du eigentlich das sie in ihrer Freizeit Mr.Brown vögelt?" fragt er gespielt unschuldig und legt den Kopf leicht schief.
Entsetzt sehe ich ihn an. Nein das wusste ich in der Tat nicht...Das kann er unmöglich ernst meinen, Patty würde niemals ein Verhältnis mit einem deutlich älteren Mann anfangen, vorallem nicht mit Mr.Brown der nie lächelt und dem seine Wissenschaft wichtiger ist als die Realität. ,,Unmöglich..." hauche ich, kann die Unsicherheit, in meiner Stimme, dabei aber nicht zurück halten. Selbst wenn sie mit dem Physik Lehrer ins Bett gehen würde, hätte sie mir schon längst davon erzählt. Oder? ,,Devin du unschuldige, zarte Rose... Wach endlich auf, denkst du nicht das jeder um dich herum ein Geheimnis mit sich herum trägt?"
Seufzend setze ich mich auf den Schreibtischstuhl vor ihm und sehe ihn gebannt an. Arian mag vieles sein, aber ein Lügner ist er nicht, das weiß ich einfach. Trotzdem bleibe ich gefasst, während ich zu einer Antwort ansetze ,,Ach ja? Und seid wann bist du der selbsternannte Geheimdetekiv von Stroke geworden? Und selbst wenn, was ist dann dein Geheimnis?"
Er grinst, nichts deutet mehr daraufhin das er eben noch genervt war. Wenngleich er nun meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, beschließe ich später all dem selbst auf den Grund zu gehen. ,,Man muss nur Eins und Eins zusammen zählen. Warum sonst zeigt sie plötzlich soviel Interesse an Johnny der eigentlich überhaupt nicht ihr Typ ist?" stellt er mir die Frage. Kurz denke ich darüber nach, will ihm etwas logisches entgegen setzen und ihm erklären das sie seine poetische Seite gut findet. Doch aufeinmal scheint das kein Sinn mehr zu ergeben und ich würde mich gerne selber dafür Ohrfeigen das ich wirklich so gut gläubig bin.
,,Um Ihre Affäre zu vertuschen..." beantwortet Arian für mich, die unausgeprochene Wahrheit. ,,Abgesehen davon habe ich die beiden zusammen gesehen. Eng umschlungen standen sie vor einer Bar außerhalb der Stadt und haben wilde Küsse ausgetauscht." fährt er unbeirrt fort, gestikuliert daraufhin wild mit seinen Händen und bei dem Kopfkino das sich daraufhin in mir abspielt muss ich kichern. Ich würde Patty nicht dafür verurteilen das sie was mit Mr.Brown angefangen hat, wie könnte ich auch, ich bin kein Stück besser. Aber es verletzt mich das sie mir nichts davon erzählt hat.
,,Na schön, dann hat sie halt was mit einem Lehrer. Sie ist Achtzehn und so schlecht sieht er gar nicht aus. Was solls." beschließe ich dennoch meine Freundin zu verteidigen. ,,Und mein Geheimnis müsste dir doch eigentlich bekannt sein Prinzessin" stellt er klar, hält mir dabei erneut den Joint vor die Nase. Diesesmal knicke ich ein, lasse mich, entgegen jeglicher Vorsicht neben ihn auf das Bett fallen und nehme einen großzügigen Zug. ,,Halt bloß die Klappe..." antworte ich nach dem ich den Rauch ausgepustet habe und lehne meinen Kopf gegen die Wand. Plötzlich kommt mir jedoch ein Gedanke und ich drehe hastig meinen Kopf in Arians Richtung ,,Lass mich raten, du brauchst gar keine Hilfe für die Hausaufgaben."
Er lächelt leicht, zuckt unschuldig mit den Schultern. ,,Ich bin nicht dumm Devin." das er dass in der Tat nicht ist, ist mir bewusst. Dennoch schüttel ich ungläubig mit dem Kopf ,,Ich bin aber definitiv zu naiv..." gebe ich nachdenklich wieder, woraufhin er seinen Kopf ebenfalls in meine Richtung dreht ,,Ja vielleicht, aber dafür hast du andere gute Eigenschaften." als er mit seinem Daumen aufeinmal über meine Unterlippe fährt, schließe ich für einen kurzen Moment die Augen. Auch wenn ich mich wehren sollte, bewegt sich in diesem Augenblick kein einziger Muskel in meinem Körper. Seine Berührungen, mögen sie noch so klein sein, lassen mich alles um mich herum vergessen. Die Kraft ihn von mir zu drücken, die ich gestern am See noch aufbringen konnte, lässt ausgerechnet in diesem Moment nach.
Meine Pläne ihn zu ignorieren werfe ich einfach über Board und ärgere mich gleichzeitig darüber das ich so verdammt anfällig für diesen Jungen bin. Was auch immer er mit mir anstellt, es ist unglaublich schwer ihm aus dem Weg zu gehen, geschweige denn ihm zu entkommen.
Es fühlt sich an als würden wir auf getrennten Wegen laufen, aber immer wenn die Zeit gekommen ist, verlaufen eben diese wieder zusammen und wir begegnen uns erneut.
,,Ich will dich küssen" raunt er aufeinmal in mein Ohr, beugt sich dabei ein wenig über mich ,,Ich will dich schmecken, deinen Körper auf meinem spüren. Ich will dir zeigen wieviel du mir bedeutest." Langsam fahren seine Lippen über meinen Hals und sorgen dabei für ein angenehmes Kribbeln auf meinem gesamten Körper. Alle Vorsicht ist vergessen, die Kontrolle die ich so sehr versucht habe, in seinem Beisein, bei zu behalten verblasst mit seinen Berührungen und jegliche Vernunft ihn in diesem Moment von mir zu stoßen schwindet.
Alles was ich nun noch verspüre ist die unglaubliche Begierde ihn in mir spüren zu wollen. Ich keuche, wende mich ihm komplett zu und platziere meinen Lippen auf seinen.
Den Joint lasse ich wieder in den Aschenbecher fallen.
In diesem Moment gibt es nur noch mich und ihn, die Stimme in meinem Kopf die mich versucht vor einem erneuten Fehltritt zu bewahren wird immer leiser bis sie letztendlich ganz verstummt.
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Uhh es wird heiß zwischen Dev & Arian. Seine Anziehungskraft auf die gute Devin ist wohl doch zu stark 😏 das dies aber definitiv Konsequenzen haben wird ist ja wohl klar!
!!Achtung!! Im nächsten Kapitel werde ich die sexuelle Handlung zwischen den beiden ausführlich beschreiben.
Eigentlich wollte ich hier schon weiterschreiben, aber dann wird das Kapitel definitiv zu lang 😅
Was haltet ihr von dem Kapitel? Konstruktive Kritik ist gerne erwünscht!
Ich muss jetzt arbeiten, wollte aber unbedingt heute noch etwas veröffentlichen.
Viel Spaß beim lesen:)
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