Kapitel 11
Nachdem ich mir eine ordentliche Standpauke von meinem Vater anhören und dem Kreuzverhör erst entkommen konnte nachdem meine liebevolle Mutter dafür gesorgt hat, laufe ich nun aufgebracht in meinem Zimmer auf und ab.
Meine lauten Gedanken wollen einfach nicht verstummen, immer wieder muss ich daran denken wie Arian in diesem Moment allen von unserer Affäre erzählt. Ich kann mir kaum vorstellen das er nach meinem harten Kinnhaken ruhig geblieben ist und die Party einfach verlassen hat, dafür ist er ein viel zu aufbrausender Charakter. Wahrscheinlich weiß bereits die ganze Schule von unserer kurzen aber sehr intensiven Liebschaft Bescheid.
Viel schlimmer ist allerdings die Tatsache das ich Jake nun endgültig verloren habe. Ich habe von der ersten Sekunde - in der wir uns näher kamen- gewusst das eine wundervolle Zukunft vor uns liegt.
Ich habe mir ausgemalt wie es wohl sein wird ihn zu heiraten und davon geträumt mit ihm ein erfolgreiches Leben als angesehenes Ärzte- Ehepaar zu führen.
Sogar über gemeinsame Kinder, die unser Glück vervollständigen sollten, habe ich bereits nachgedacht. Als ich ihm damals erzählt habe das ich gerne einen Jungen und ein Mädchen hätte, hat er mich nicht wie erwartet, ausgelacht sondern mich geküsst und mir versprochen das mein Wunsch irgendwann in Erfüllung geht.
Scheiße...Erst jetzt wird mir bewusst was ich getan habe und was ich durch mein dummes Handeln alles verloren habe.
Manchmal sieht man wohl erst zu spät ein was für Fehler man macht, das muss ich in jenem Moment auf grausame Art und Weise spüren.
Als Abby mich mit ihren treudoofen Augen ansieht und ihren Kopf auf meine Knie legt, kann ich nicht verhindern das wieder heiße Tränen über meine Wangen laufen und im nächsten Moment auf ihr pechschwarzes Fell tropfen.
Wenigstens sie habe ich jetzt noch, meine einzige, loyale Freundin. Die immer an meiner Seite stehen wird, ganz gleich was für scheiße ich baue.
,,Liebling?" Hallt plötzlich die vertraute Stimme von meiner Mutter, auf der anderen Seite der Tür wieder.
Obwohl ich wenig Lust habe das sie mich in diesem Moment so sieht, vermischt sich die Wut und der Schmerz den ich verspüre auch mit vollkommener Gleichgültigkeit, weshalb ich nur ein kurzes ,,Komm rein" entgegne.
Als sie ihren dunkelbraunen Haarschopf durch den Türspalt steckt, versuche ich mich an einem ernsthaften Lächeln, doch ich schaffe es lediglich meine Mundwinkel zum zucken zu bringen. ,,Oh Devin, du siehst schrecklich aus" stellt sie kopfschüttelnd fest, als sie auch schon vor meinem Bett steht und besorgt auf mich hinab sieht. Ich zucke bloß mit den Schultern und lenke meinen Blick lieber auf die nun schnarchende Hündin, die sich von Mom nicht aus der Ruhe bringen lässt. ,,Ist es wegen deinem Dad? Du weißt das er nur so streng ist weil er dich überalles liebt"
,,Es ist nicht wegen ihm..." erwidere ich ein wenig zu scharf, was dafür sorgt das meine Mutter überrascht ihren Kopf schief legt und mich jetzt noch besorgter mustert als ohnehin schon. Bevor sie anfangen kann darüber zu philosophieren was mit mir nicht in Ordnung ist überlege ich krampfhaft nach einer guten Ausrede.
Sie wird sowieso früher oder später von dem ganzen Drama Wind bekommen, aber in diesem Moment bin ich noch nicht bereit ihr wirklich zu erzählen was los ist. Es wird mir schon schwer genug fallen Jake morgen in der Schule gegenüber zu treten. ,,Oder hast du Streit mit Jake? Das sieht euch beiden gar nicht ähnlich. Weißt du dein Vater und ich haben auch manchmal Meinungsverschiedenheiten, aber das bedeutet nicht das wir nicht..." bevor sie zuende reden kann, unterbreche ich sie schwer seufzend ,,Ich werde dir alles erzählen wenn ich so weit bin okay Mom? Aber jetzt gerade wäre ich lieber gerne alleine..."
Obwohl sie sich deutlich schwer damit tut tatsächlich nachzugeben, entscheidet sie schließlich doch dazu sich wieder aufzurichten und zurück zur Tür zu gehen. ,,Na schön, aber ich möchte das du weißt das ich immer für dich da bin. Du kannst mir alles erzählen, ich bin doch eine coole Mutter" besonders den letzten Satz unterstreicht sie mit einem auffälligen Zwinkern in meine Richtung, was mir ein kurzes Lachen entlockt. Das ist sie tatsächlich, im Gegensatz zu Judies Mutter die sehr streng sein kann oder Pattys Mutter die immer wieder versucht etwas aus ihrer Tochter zu machen das sie einfach nicht ist.
,,Es gibt keine bessere Mutter" entgegne ich ehrlich, was sie zufrieden nicken lässt. Dann zieht sie sich schließlich aus dem Zimmer zurück, so das ich mich wieder einsam meinen Gedanken hingeben kann. Als mein Blick zufällig auf den Nachttisch neben mein Bett fällt, bemerke ich das dass Familienfoto umgekippt ist.
Sofort hebe ich dieses wieder hoch und betrachte es für einen kurzen Moment. Obgleich wir uns äußerlich überhaupt nicht ähnlich sehen, meine gesamte Familie hat afrikanische Wurzeln, sind meine Eltern und ich charakterlich gar nicht so verschieden. Von Dad habe ich meine selbstsichere und zielstrebige Ader und von Mom die Einfühlsamkeit und herzliche Art.
Nachdenklich und leicht lächelnd fahre ich mit meinem Finger über das Bild, das irgendwann vor ein paar Jahren entstanden ist. Mama trägt darauf lange dunkle Haare die in Wellen ihren Rücken herunter hängen, schöne braune Augen die eine angenehme Wärme ausstrahlen und ein elfengleiches Gesicht. Bei meinem Baba stechen besonders die grünen Augen zu dem dunklen Teint hervor und auch wenn er versucht zu lächeln, liegt doch immer eine gewisse Strenge in seinem Gesicht.
Caleb, mein jüngerer Bruder, strahlt immer wie ein Honigkuchenpferd um die Wette und lässt sich keine Sekunde entgehen um seine strahlend weißen Zähne zum Vorschein zu bringen. Mittlerweile ist er in der Pubertät und kann manchmal echt anstrengend sein, aber in guten Momenten lässt es sich echt gut mit ihm aushalten. Er ist ein fröhlicher Junge der immer gerne Witze reißt und das Leben einfach genießt. Ich liebe ihn sehr.
Als ich kurz darauf mein früheres Ich betrachte seufze ich, viel verändert haben wir uns alle nicht aber meine Haare haben einen dunkleren Ton angenommen und meine Augen wirken schuldbewusst und trüb wann immer ich in einen Spiegel blicke.
Außerdem trage ich heute eine winzige Narbe auf der Nase, die ich mir mal beim Sportunterricht zugezogen habe. Ich kann echt ziemlich tollpatschig sein, denke ich schmunzelnd.
Während ich so in familiären Erinnerungen schwelge klingelt plötzlich mein Handy, was mich erschrocken zusammen zucken lässt. Sogar Abby schreckt kurz hoch nach meiner übertriebenen Reaktion und sieht mich verschlafen an. Als ich auf den Bildschirm schaue und Arians Name darauf stehen sehe, schlucke ich schwer. Soll ich ihn lieber ignorieren? Vielleicht verliert er dann endgültig das Interesse an mir. Auf der anderen Seite könnte ihn das noch wütender machen und auch wenn ich ohnehin alles verlieren werde traue ich ihm irgendwie zu das er noch mehr versuchen wird meinen Ruf zu ruinieren. Verdammt...denke ich betrübt, wieso zum Teufel ist es so schnell eskaliert? Vor ein paar Tagen war doch alles noch in Ordnung, ich hätte ihm auf schonende Art und Weise beibringen können das dass mit uns nichts wird.
Und dann hätte ich vielleicht endlich den Mut gefasst und Jake alles erzählt.
Aus Neugierde, Verzweiflung und vielleicht auch aus Hoffnung beschließe ich dann doch abzuheben. ,,Ja-a?" Meine Stimme klingt nicht mehr wie ein heisernes Flüstern, aber ich bin mir ziemlich sicher das er mich trotzdem verstanden hat.
, Es tut so gut deine Stimme zu hören!" Mit allem habe ich gerechnet, aber nicht damit das Arian sich so erleichtert anhört. ,,Wir müssen reden Dev! Ich habe scheiße gebaut, ich brauche dich jetzt" beinahe scheint es so als hätte er vergessen was vor einer guten Stunde im Badezimmer im Zekè Anwesen passiert ist. ,,Hä?" Erwiedere ich deutlich verwirrt. ,,Es tut mir Leid wie ich reagiert habe okay? Das war verdammt uncool, das weiß ich jetzt" etwas enttäuscht stelle ich fest das er immernoch ziemlich betrunken und erschöpft klingt. Das bedeutet das er wahrscheinlich gar nicht weiß was er getan hat, geschweige denn das er das wahrscheinlich Morgen alles vergessen hat. Aber das könnte auch zum Vorteil für mich sein, immerhin hat er dann vielleicht doch nicht alles erzählt. ,,Was ist denn los? Es ist schon so spät" entgegne ich vorsichtig. ,,Du musst zu mir nach Hause kommen, ich kann am Telefon nicht darüber reden" gibt er hastig zurück. Sofort entsteht in mir ein innerer Konflikt und ich weiß das ich eigentlich sofort auflegen sollte. Aber so aufgelöst habe ich den Jungen noch nie gehört und vielleicht können wir dann nochmal in Ruhe über alles reden? Wobei...Er scheint nicht in der Fassung zu sein überhaupt etwas gescheites von sich zu geben.
,,Ich weiß nicht Arian, ich kann nicht...Ich habe Hausarrest bekommen und..." mit lauter Stimme unterbricht er mich ,,Ich meine es verdammt ernst Devin! Ich brauche dich! Jetzt!"
Oh mann...was soll ich jetzt nur tun?
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro