Was denk ich da bloß?!
Lange dauerte das gemeinsame Schweigen allerdings nicht an. „Ich hab Hunger“, nörgelte Lena. „Dann lasst uns etwas essen gehen!“ Wieder war es Isabell, die die Initiative ergriff. Ihre Geschwister nickten erleichtert. Auch wenn sie immer wieder betonten, gleichgestellt zu sein - und Isabell auch lediglich zwei Minuten Vorsprung vor Vincent hatte - war dennoch er es, auf den die Brüder hörten. Irgendeinen Anführer brauchten sie wohl doch. Wie eine Schar Enten marschierten sie zum Ende des Ganges, um das Abteil zu entern, das als Speisewagen deklariert war. Und hier trafen sie endlich auf ihre Geschlechtsgenossen, die ebenso wie die Fünflinge innerhalb der nächsten sechs Monate ihre Geschlechtsreife erreichen würden. Als Isabell die Tür zum Abteil aufschob, drehten sich vier Köpfe um. Nacheinander schoben sich die Fünflinge in den Speisewagen und sahen sich durchaus freundlichen, aber neugierigen Blicken gegenüber. „Mann“, begrüßte sie eine lachende Stimme, „die Zwillinge sind ja schon krass. Aber ihr Fünf schießt den Vogel ab!“ Ein junger Mann mit haselnusbraunen Haaren und dem Gesicht eines Engels erhob sich von seinem Sitz. Er war in etwa gleichgroß wie Isabell selbst und ihre Brüder. -, allerdings war er eher stark… und ja … schlau. Wie ein Alpha!, dachte Isabell und wurde tatsächlich rot. Scheiße, Mann … wo kamen denn plötzlich diese Gedanken her? Der Brünette trug knallenge, blaue Jeans und ein gleichfarbiges Shirt, das ihm auf die Haut geschneidert schien. Das kurzärmlige T-shirt zeigte gut seine leichten Oberarmmuskeln und da es enganliegend war, konnte man seinen leichten Sixpack erahnen. „Hallo, darf ich mich vorstellen?“, riss sie die klangvolle Stimme wieder aus den Wolken. „Ich bin Agust D.Williams, stamme aus Brasov und freue mich sehr, die berühmten Fünflinge endlich kennenzulernen.“ Kam es Isabell nur so vor oder freute sich Agust hauptsächlich, sie kennenzulernen? Immerhin hatte der süße Braunhaarige ihre Geschwister nur kurz angesehen. Agust reichte Isabell seine schlanke Hand und lachte ihn offen an. Die Anführerin der Fünfer-Bande starrte äußerst unhöflich – aber sie konnte nicht anders - in wunderschöne Augen, die nahezu die Farbe von Karamell aufwiesen: goldbraun!
Himmel, Agust war atemberaubend schön! Isabell schluckte und räusperte sich. „Hi“, krähte sie und räusperte sich erneut, „Ich bin Isabell. Und das hier ...“ Isabell trat zur Seite und deutete nacheinander auf ihre jüngeren Geschwister, „sind Vincent, Lena, Dimitri und Amelie.“ Bei der Nennung ihrer Namen hob die jeweilige Person ihre Hand zu einem kleinen Winken. Inzwischen waren auch die Anderen von ihren Plätzen aufgestanden. „Okay, dann wollen wir mal weitermachen mit der Vorstellung“, grinste einer der Zwillinge, die einander ebenso sehr glichen, wie die Fünflinge. „Mein Name ist Fridolin und das ist meine kleine Schwester Fiona.“ Die zuletzt Genannte warf ihrem Bruder einen giftigen Blick zu. „Nur weil du dich vorgedrängelt hast, musst du hier nicht den großen Macker raushängen lassen!“ „Komm schon, Kleine“, lachte Fridolin gutmütig, „einer musste den Weg ja schließlich frei machen, oder?“ Jetzt lachten alle. „Das Los des Ältesten“, seufzte Isabell theatralisch und sorgte für noch mehr Gelächter. Die Zwillinge waren kleiner als die Fünflinge, allerdings nur unwesentlich. Ihre Haare waren von einem hellen Sonnenblond. „Und du bist?“ Fünf Augenpaare richteten sich fragend auf den letzten noch verbliebenen Jungen, der sich etwas im Hintergrund hielt. Seine rabenschwarzen Haare … nun … also … die linke Seite war akkurat und kurz anrasiert, während sie am Hinterkopf etwas länger wurden und schließlich nach vorne hin so lang waren, dass sie beinahe die rechte Gesichtshälfte bedeckten. Ein Rebell!, schoss es Isabell durch den Kopf. „Victor Petrow, freut mich, euch kennen zu lernen.“ Wie gebannt blieben die Blicke der Fünflinge auf Dakario hängen. Die Augenfarbe von Gestaltwandlern war oftmals etwas gewöhnungsbedürftig. Die Fünflinge – und auch die Zwillinge - hatten da noch die normalsten Farben aus dem gesamten Spektrum. Fiona hatte eisblaue Augen und Fridolin wasserblaue Augen. Selbst Agusts goldgelbe Iriden waren beinahe alltagstauglich. Was ihnen jedoch – umrahmt von dichten pechschwarzen Wimpern – aus dem blassen Gesicht von Victor beinahe trotzig entgegen blickte, hatte keiner von ihnen jemals gesehen.
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