Mutterherz
Ehe sie es verhindern konnte, rann eine Träne über ihre Wangen und tropfte auf das T-Shirts von Amelie. „Ach, Mama!" Amelie nahm ihre Mutter in den Arm und küsste sie auf den Scheitel. „Schon gut", schniefte sie. Aber nichts war gut! Auch wenn Kathrine vom Verstand her wusste, dass diese Trennung sein musste, sprach ihr Mutterherz eine ganz andere Sprache. Und die erzählte nun einmal davon, dass die letzten gemeinsamen Stunden mit ihren Söhnen und Töchtern angebrochen waren. Erfahrungsgemäß war es so, dass die erste Wandlung zeitgleich mit der Geschlechtsreife einher ging. Sie werden mit dem Partner, den sie finden werden, danach ihre eigene Lebensgemeinschaft gründen. Deshalb sah Kathrine die letzten gemeinsamen Minuten mit ihren Kindern gekommen. Natürlich waren sie nicht aus der Welt, aber es war doch etwas anderes, seine Kinder tagtäglich zu umsorgen, als sie nur noch alle Schaltjahre einmal wieder zu sehen. Es waren doch immer noch kleine Babys ... nun, jedenfalls sah Katherine das so. Sie würde sich selbst belügen, gäbe sie nicht zu, dass aus ihren winzigen Babys stattliche junge Männer und Frauen geworden waren.
Kathrine seufzte einmal schweren Herzens und sagte dann, mit tapferer Stimme, als wie sie sich fühlte.„Papa wartet bereits unten. Er wird euch zum Bahnhof bringen."
„Was ist mit dir, Mama?" Isabell schob ihren jüngsten Bruder Dimitri von seinem Koffer, auf welchen er sich zuvor schwungvoll geschmissen hatte, um ihm beim Schließen desselben behilflich zu sein. Daraufhin warf Dimitri Izzy einem wütenden Blick zu, den sie ignorierte. „Wirst du nicht mit zum Bahnhof kommen?"
„Ich muss nachher gleich zu Lia. Käme ich mit zum Bahnhof, wäre ich in Zeitdruck. Daher werde ich euch hier schon Auf Wiedersehen sagen."
Jeder einzelne der Fünflinge ahnte, dass dies nicht der wahre Grund war. Sie wussten, dass ihre geliebte Mama am Bahnhof in Tränen ausbrechen würde.
„Ah, okay", sagte Isabell lockerer als ihr zumute war, „dann sag Paps Bescheid, dass wir gleich unten sind." Katherine nickte und verließ ihre Kinder, um ihrem Ehemann Bescheid zu sagen, dass die Jungs und Mädchen soweit waren.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro