„So!“ Agust klatschte in die Hände und Isabell war froh für die Ablenkung.
„Jetzt erzählt mal, wo kommt ihr denn alle her? Die Fünflinge sind aus dem Wolfskin Rudel, das ist hinlänglich bekannt“, grinste er, „Ich bin vom BlueMoon Rudel.“ „Oh Mann, das ist ja 'ne Weltreise bis hier her“, entfuhr es Isabell. Sie hatten verdammtes Glück gehabt, dass der Zug, der sie zur Festung brachte, von ihrem Heimatort aus nur dreißig Minutes entfernt liegt.
„Jepp, ich war schon über vier Stunden unterwegs.“
„Auweia“, stöhnte Fiona, „und ich dachte, Fridolin und ich kämen von weit her, weil wir vom... “
„Vom SunWhite Pack.“ sagte Lena aufgeregt, „Ihr habt die für das SunWhite Pack typischen hellblonden Haare und blaue Augen.“ plapperte sie munter weiter.
„Ja genau,“ lächelte Fridolin, das brachte wiederum Lena zum Strahlen, als hätte sie eine vierstöckige Schokotorte gesehen. Isabell lächelte über das und fragte sich, ob ihre Schwester überhaupt merkt, wie sie strahlt.
„Wir sind bereits seit zweieinhalb Stunden unterwegs.“ erzählte Fridolin.
„Ich hab noch länger gebraucht“, verriet Victor, „Drobeta ist zwar auch nur zweieinhalb Stunden von Petrosani entfernt, aber ich musste per Anhalter reisen.“ „Wieso das denn?“ Alle Acht riefen zeitgleich die Frage. „Meine Mutter musste arbeiten.“
„Ähm ...“ Amelie war die Einzige, die anscheinend sofort begriff, was Victor damit sagen wollte.
„Ich kenne meinen Vater nicht“, erklärte Victor dennoch. Seine Miene drückte unmissverständlich aus, dass dies alles war, was er zu diesem Thema zu sagen gedachte. Jeder der hier Anwesenden akzeptierte das. Schließlich war das Victors Privatsache und sie kannten einander gerade mal dreißig Minuten. Da ging man mit solchen Dingen nicht gerade hausieren.

Während der Rest der angehenden Gestaltwandler munter durcheinander plapperte, blieb Isabell verdächtig ruhig. Auch Agust hielt sich weitgehend aus der Unterhaltung heraus.
Immer wieder berührten sie sich wie unbeabsichtigt, doch beiden war klar, dass von unbeabsichtigt  nicht die Rede sein konnte. Wie magisch zogen ihre Blicke sich an und weder Agust noch Isabell hatten dieser Magie etwas entgegenzusetzen. Vincent, Lena, Dimitri und Amelie sagten kein Wort bezüglich des ungewöhnlichen Verhaltens ihrer großen Schwester. Seit ihrer Geburt verbrachten sie jeden Tag miteinander, kannten jeden einzelnen ihrer Geschwister so gut wie sich selbst. Ihnen genügten die Blicke, die Izzy und Agust sich zuwarfen, um zu ahnen, was hier geschah. Als die beiden  plötzlich synchron die Stelle über ihrem Herzen berührten, an der sich das halbmondförmige Geburtsmal befand, das alle Gestaltwandler hatten, keuchten sie entsetzt auf. Glücklicherweise waren die anderen gerade intensiv in ein Gespräch vertieft und bekamen nichts davon mit. „Was?“, formten Agusts Lippen. Hilfe suchend schielte er zu Isabell. „Keine Ahnung“, gestand diese leise, „sag du es mir!“
Hilflos schüttelte der blonde Engel den Kopf. „Es wurde plötzlich heiß“, erklärte Agust dann doch noch. „Meins auch“, gab Isabell zu. „Was hat das zu bedeuten?“
„Ich hoffe, dass wir darauf bald eine Antwort bekommen!“

Wie aufs Stichwort fuhr der Zug soeben in den Ziel-Bahnhof ein.