WARTEN
Hoffentlich hatte sie sich schlafen gelegt.
Hoffentlich war sie noch wach.
Es kam ihm vor, es säßen ein kleiner Engel und ein kleiner Teufel auf seiner Schulter.
Das Engelchen wünschte sich, seine Freundin möge schon schlafen, immerhin war es mitten in der Woche.
Das Teufelchen hätte nichts dagegen, wenn sie noch wach wäre und auf ihn warten würde.
War es Donnerstagabend.
Nun ja, eigentlich war es Nacht.
Er war beruflich unterwegs gewesen.
Wie jedes Mal hatte er sie vermisst.
Schmerzlich vermisst.
Sie hatten zwar telefoniert und sich Nachrichten geschrieben, doch was war das gegen eine warme Umarmung und einen innigen Kuss?
Jeden Abend vor dem Einschlafen hatte er ein Bild von seinem Mädchen auf seinem Smartphone angesehen.
Er besaß auch ein Foto von ihr in seinem Portemonnaie, natürlich, aber der Vorteil von der Smartphone-Aufnahme war der, dass er das Bild vergrößern konnte.
So hatte er auf ihr Lächeln gezoomt, auf ihre Augen und ihre Nase.
Es war etwa halb eins, als er die Wohnungstür leise aufschloss.
Er legte seine Tasche mitsamt der Jacke ab.
Noch an der Tür zog er sich im Dunkeln bis auf die Boxershorts und das T-Shirt aus.
Auf Zehenspitzen schlich er ins Schlafzimmer.
Da lag sie.
Die Decke bedeckte nur ihre Beine.
So sah er, dass sie einen schwarzen Slip trug und ein Tanktop mit Spitze.
Im Arm hielt sie eins seiner T-Shirts.
Ihre Nase war in der weichen Baumwolle vergraben.
Die Nachttischlampe brannte noch und neben seiner Freundin lagen ein aufgeschlagenes Buch und ihr Smartphone.
Ihm ging das Herz auf und er lächelte glücklich.
Sie hatte also vorgehabt zu warten.
Er legte das Buch und ihr Telefon auf den Nachttisch und schaltete die Lampe aus.
Dann stieg er ins Bett und griff nach seiner Decke.
Er rutschte nah an sein Mädchen heran und legte ihr vorsichtig den Arm um die Taille.
Sein Gesicht vergrub er in ihren Haaren und atmete tief ein.
Das Haar musste sie erst vor einigen Stunden gewaschen haben.
Es roch süß, blumig und fruchtig.
Sie liebte solche Düfte.
Plötzlich drehte sie sich im Schlaf um und schmiegte ihr Gesicht an seine Brust.
Noch enger zog er sein Mädchen an sich und drückte ihr einen Kuss auf den Kopf.
Sie seufzte kaum hörbar und schlug die Augen auf.
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